Als blutziehendes Verfahren zählt der Aderlass zu den ältesten Therapieformen. Wenn gleich der Aderlass in der Vergangenheit unnötige Opfer forderte, weil er teilweise zu übermäßig und bei ungeeigneten Erkrankungen eingesetzt wurde, kann er zahlreiche Situationen, in denen die Fließeigenschaften des Blutes eine Rolle spielen, tatsächlich positiv beeinflussen. Durchgeführt wird er in Deutschland auch heute noch von vielen Ärzten und Heilpraktikern.
Welche Wirkung zeigt der Aderlass?
In Bezug auf die Wirkung unterscheiden Heilkundler zwischen dem großen Aderlass, dem sogenannten lokalen Aderlass und dem Mikroaderlass.
Der große Aderlass, bei dem altersabhängig 1 bis 2 mal pro Woche jeweils zwischen 100 bis 150 ml Blut aus der Vene abgenommen werden, wirkt blutverdünnend und reinigt das Blut von “schlechten Körpersäften”.
Der lokale Aderlass, wie er zum Beispiel durch blutiges Schröpfen oder die Blutegeltherapie praktiziert wird, beseitigt dagegen Blutansammlungen und fördert die Zirkulation im Gewebe.
Ein Mikroaderlass, der auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin oft punktuell zur Anwendung kommt, wird meistens mit einer Akupunkturnadel oder Lanzette vorgenommen. Der Mikroaderlass übt entgiftende und entzündungshemmende Wirkung aus. Er wirkt auch gegen Juckreiz.
Wann wird ein Aderlass angewendet?
Typische Aderlasspatienten befinden sich im Alter zwischen 40 und 65 Jahren. Sie sind aufgrund eines hohen Körpergewichts vielen Risikofaktoren ausgesetzt. Neben der präventiven Anwendung kommt die Behandlung bei vielen Symptomen zum Einsatz. Dazu zählen neben Schwindel, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit auch Tinnitus und eine bestehende Herzinsuffizienz.
Weitere Anzeichen, bei denen eine Aderlass zur Anwendung kommen kann, sind Schweißausbrüche und Atembeschwerden.
Angezeigt ist der Aderlass untere anderem auch bei Stoffwechselerkrankungen wie Gicht, Adipositas, Störungen des Fettstoffwechsels, Diabetes mellitus und bei Erkrankungen der Atemwege.
Das Blutige Schröpfen ist dagegen unter Umständen bei Koronarer Herzkrankheit und einigen Formen von Herzrhythmusstörungen angezeigt.
Mikroaderlässe kommen häufig bei Besenreisern, Krampfadern oder Aussackungen von Blutgefäßen zum Einsatz, zum Beispiel in der Kniekehle. Eine Akupunktur kann die Behandlung unterstützen.
Wann ist die Behandlungsform nicht angezeigt?
Für nicht angezeigt halten Experten die Therapieform bei Jugendlichen und sehr alten Menschen. Von der Anwendung abgeraten wird außerdem bei allgemeiner Körperschwäche, Blutarmut, Bluthochdruck und Dehydration.
Gegenanzeigen sind zudem akute Durchfallerkrankungen sowie eine starke Auszehrung (Marasmus).
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 11.02.2022
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Quelle:
M. Augustin, V. Schmiedel. Praxisleitfaden Naturheilkunde. 3. vollständig überarbeitete Auflage. Verlag Gustav Fischer. 2000
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