Die Akupunktur ist eine alternative Behandlungsmethode, bei der gezielt hauchdünne Akupunkturnadeln an bestimmen Körperstellen gesetzt werden. Die Wirkung der Akupunktur ist auf verschiedenen Anwendungsgebieten erwiesen und erfolgt durch einen stimulierenden Reiz. Über ihre Wirksamkeit wurde bislang auch innerhalb Europas bereits eine Vielzahl von wissenschaftlich anerkannten Studien veröffentlicht.
Ursprünglich stammt die heute in den westlichen Ländern praktizierte Akupunkturbehandlung aus der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM), hierzulande gilt sie als erweitertes Naturheilverfahren. In Fernost werden Akupunkturbehandlungen seit Jahrtausenden erfolgreich angewendet, um den gestörten Energiefluss im Körper durch das gezielte Setzen der Akupunkturnadeln zu harmonisieren.
Diese Behandlungsmethode bildet eine der Säulen der TCM. und basiert auf der Theorie, dass die Lebensenergie (Qi) auf festgelegten Leitbahnen (Meridianen) zirkuliert und alle Körperfunktionen steuernd beeinflusst.
Bei Erkrankungen und Beschwerden liegt nach der fernöstlichen Lehre ein gestörter Energiefluss vor, der den freien Fluss der Lebensenergie blockiert und so die entsprechenden Beschwerden hervorruft.
In der Traditionell Chinesischen Medizin kommt die Methode der Akupunktur neben den übrigen Säulen Ernährungstherapie, chinesische Arzneimitteltherapie (CAT), Bewegungstherapie QiGong und der Tuina Massage zum Einsatz.
Die Akupunkturbehandlung
Die Therapie erfolgt durch eine gezielte Platzierung der Akupunkturnadeln zur Aktivierung des Energieflusses. In der Regel nimmt ein Arzt mit Akupunkturausbildung die Akupunkturbehandlung vor.
An bestimmten Körperpunkten werden für die Dauer von 20 bis 30 Minuten dünne, fadenähnliche Akupunkturnadeln aus chirurgischem rostfreiem Stahl platziert, um spezielle Nervenpunkte zu reizen. Entsprechend der vorausgegangenen Diagnose platziert der Arzt die Akupunkturnadeln ganz gezielt an den zugeordneten Meridianen im Körper. Höchstens 16 Nadeln werden dabei pro Akupunktursitzung gesetzt. Meistens liegen die Patienten während der Behandlungsdauer.
Eine Akupunkturbehandlung setzt die Selbstheilungskräfte im Körper im Gang.
Akupunkturtechniken & Akupunkturmethoden
Die Wirkung einer Akupunktur lässt sich aber noch mit ergänzenden Akupunkturtechniken und Akupunkturmethoden verstärken. Zu den ergänzenden Bestandteilen der Akupunkturbehandlung zählen die spezielle Wärmebehandlung Moxibustion oder das Schröpfen mit Schröpfgläsern.
Bei der Moxibustion, die auch Moxa-Therapie oder Moxen genannt wird, erzeugt das speziell zubereitete Moxakraut (chinesischer Beifuß Artemsisa vulgaris) durch Abbrennen eine Tiefenwärme im Akupunkturpunkt.
In verschiedenen Fällen kann auch eine schmerzfreie Laserakupunktur die Akupunkturbehandlung mit der Nadel ersetzen. Eine Laserakupunktur findet beispielsweise Anwendung bei Kindern, in empfindlichen Körperbereichen, bei besonderen Schwächezuständen oder bei Nadelangst.
Es gibt einige unterschiedliche Akupunkturverfahren, die je nach Therapieziel Anwendung finden. Manche betreffen nicht den gesamten Körper, sondern nur verschiedene Körperbereiche oder beruhen auf speziellen Akupunkturtechniken. Die Ohrakupunktur, auch NADA Akupunktur genannt, hat sich beispielsweise insbesondere bei Suchtproblemen bewährt, aber auch gegen Stress.
Zu den häufigsten Akupunkturverfahren zählen neben der Körperakupunktur, Ohrakupunktur und Schädelakupunktur auch die Laserakupunktur sowie die Triggerakupunktur.
Weitere Verfahren sind die japanische Akupunktur mit schmerzlosen Stichtechniken und die Mundakupunktur.
Wirkung & Wirkweisen der Akupunktur
Die Akupunktur zeigt wissenschaftlich belegte Wirkung. Welche Vorgänge genau eine Akupunktur im Körper auslöst, ist bislang wissenschaftlich zwar noch nicht restlos geklärt, doch die Wirkung auf den Stoffwechsel konnte im Bereich des Gehirns durch bildgebende Geräte bereits eindeutig nachgewiesen werden. Es zeigte sich dabei durch die Akupunkturbehandlung im Gehirn eine stark erhöhte Aktivität genau in den Hirnbereichen, die mit den stimulierten Akupunkturpunkten verbunden waren.
Der stimulierende Reiz der Akupunkturnadeln setzt im Gehirn sogenannte „Glückshormone“ frei, die positive Wirkung auf den Körper ausüben.
Wirkweisen der Akupunktur
Die Akupunktur beeinflusst nicht nur das Immunsystem, sondern wirkt zudem schmerzlindernd und durchblutungsfördernd. Außerdem reguliert sie das vegetative Nervensystem, wirkt seelisch ausgleichend und abschwellend.
Eine Wechselwirkung besteht außerdem zwischen der Psyche, dem Nerven- und Hormonsystem. Die Akupunktur reguliert außerdem die Eigenspannung des Muskelapparates.
Die weltweit größten GERAC Studien (German Acupuncture Trials) ergaben, dass eine Akupunktur bei Kopfschmerzen und Rücken- und Gelenkschmerzen infolge von Erkrankungen wie Arthrose mindestens genauso gut wirkte, wie die herkömmliche Behandlungsmethoden, darunter Medikamente, Massage und Krankengymnastik. Bei 3 von 4 Patienten führte die Akupunkturbehandlung zur deutlichen und langanhaltenden Linderung der Schmerzen.
Weitere anerkannte große Studien belegen, dass die Akupunktur den herkömmlichen medikamentösen Therapien überlegen ist. Diese Studien beziehen sich auf häufige Erkrankungen wie Heuschnupfen, Regelschmerzen, Asthma, Tennisellbogen und chronische Wirbelsäulenleiden.
Anwendungsgebiete der Akupunktur
Die Akupunktur hat sich bislang bereits in verschiedenen Einsatzbereichen bewährt. Auf mehreren Anwendungsgebieten sind bislang positive Wirkungen der Akupunktur in anerkannten Studien nachgewiesen worden. Wirksam zeigte sich die Akupunktur zur Linderung von Übelkeit und Erbrechen, zur Verminderung der Schmerzempfindlichkeit und Förderung der Wehen.
Die Anwendung bewährte sich außerdem bei Heuschnupfen, Menstruationsbeschwerden sowie beim Tennisellenbogen. Weitere Wirkung zeigte die Therapie bei allergischem Asthma, chronischen Wirbelsäulenleiden sowie bei chronischen Kopfschmerzen und chronischen Rücken- und Gelenkschmerzen.
Im Jahr 2002 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Liste mit 28 Krankheitsbildern, bei denen sie die Anwendung der Akupunktur empfiehlt.
Die von der WHO empfohlenen Anwendungsgebiete sind breit. Empfohlen wird die Akupunktur nicht nur bei Schmerzen im unteren Rücken, bei Ischias und Nackenschmerzen, sondern auch beim Tennisarm, Verstauchungen und Knieschmerzen.
Die Anwendung ist ebenso bei Kopfschmerzen, Zahnschmerzen und Gesichtsschmerzen einschließlich Funktionsstörungen des Kausystems sowie bei Entzündungen von Weichteilen und Sehnen im Schulterbereich angezeigt. Weitere Anwendungsgebiete bilden die rheumatoide Arthritis, Schlaganfall sowie morgendliche Übelkeit und postoperative Schmerzen.
Auch bei essentiellem und primären Bluthochdruck sowie bei Depression, einschließlich der Depression nach Neurose und Schlaganfall empfiehlt die WHO die Akupunktur.
Als weitere Einsatzgebiete gelten Fehlstellungen des Fetus, Nierenkoliken und allergischer Schnupfen, einschließlich Heuschnupfen. Auch bei Gallenkoliken, Magengeschwüren und akuten und chronischen Magenschleimhautentzündungen wird die Akupunktur empfohlen.
Nicht zuletzt kommt die Akupunktur auch bei akuter bakterieller Ruhr, akuten Oberbauchschmerzen und Regelschmerzen zum Einsatz.
Nebenwirkungen der Akupunktur
Welche Risiken hat die Körperakupunktur? Insgesamt kommt es bei der Akupunktur nur selten zu Nebenwirkungen. Nach Ergebnissen der großen Krankenkassenstudien GERAC und ART meldeten etwa 8 Prozent der Patienten Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Akupunktur.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen danach Schmerzen an der Einstichstelle und Blutergüsse. Bei jeder 20. Behandlung tritt nach Angaben der Kassen ein Bluterguss auf. Schmerzen bei der Nadelung meldeten 2 bis 4 Prozent der Patienten und zu einer Symptomverschlechterung kam es bei 1,3 Prozent der mit Akupunktur behandelten Patienten.
Sehr selten wurde in Verbindung mit der Akupunktur über Nebenwirkungen wie Kreislaufschwäche, Schwindel, Nervenverletzungen, Pneumothorax und entzündete Einstichstellen berichtet.
Kosten der Akupunktur
Die Kosten für eine Akupunkturbehandlung betragen pro Sitzung etwa zwischen 30 bis 70 Euro und werden in einigen Fällen von der gesetzlichen Krankenkasse ganz oder teilweise übernommen.
Vor Beginn einer Akupunkturbehandlung wird die Rücksprache mit der Krankenkasse empfohlen, um die Kostenfrage zu klären.
Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkassen unterliegt verschiedenen Voraussetzungen
Eine Kostenübernahme der Akupunkturbehandlung durch die Krankenkasse hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ob die Kosten für die Akupunkturbehandlung übernommen werden, hängt unter anderem davon ab, welche Beschwerden vorliegen und bei welcher Krankenkasse man versichert ist.
Die meisten gesetzlichen Krankenkassen zahlen seit 2007 die Kosten für Körper-Akupunkturbehandlungen derzeit nur bei chronischen Schmerzen im Kniegelenk oder der Lendenwirbelsäule, die seit mindestens einem halben Jahr bestehen. Die Akupunkturkosten werden aber auch bei diesen Indikationen nur vollständig von den gesetzlichen Kassen übernommen, wenn zusätzlich weitere Voraussetzungen erfüllt sind.
Eine Voraussetzung ist die qualifizierte Behandlung
Eine weitere Voraussetzung für die Übernahme der Akupunkturkosten ist, dass die Behandlung durch einen Arzt mit einer anerkannten Zusatzausbildung im Bereich „Akupunktur“ vorgenommen wird, der erweiterte Kenntnisse in den Bereichen Schmerztherapie und Psychosomatik nachweisen kann. Außerdem muss der Arzt befugt sein, mit den Krankenkassen abzurechnen. Dazu benötigt er eine Genehmigung der Kassenärztlichen Vereinigung. Ärzte ohne diese Nachweise können keine privaten Behandlungskosten für die Akupunktur abrechnen und müssen Patienten an qualifizierte Kollegen überweisen. Behandlungskosten für eine Akupunkturbehandlung, die vom Heilpraktiker durchgeführt wurde, übernehmen gesetzliche Krankenkassen dagegen nicht.
Manche Krankenkassenkassen übernehmen die Kosten freiwillig oder über spezielle Programme
Einige gesetzliche Krankenkassen übernehmen Akupunkturkosten allerdings freiwillig oder über Bonusprogramme auch bei anderen Erkrankungen und zur Geburtsvorbereitung. Vor Behandlungsbeginn lohnt es sich deshalb in jedem Fall, bei der eigenen Kasse nachzufragen.
Patienten, die die erforderlichen Voraussetzungen erfüllen, können alle 10 Akupunktursitzungen beanspruchen. Es besteht jedoch eine zeitliche Begrenzung, denn sie müssen innerhalb von höchstens 6 Wochen durchgeführt werden, um kostenmäßig anerkannt werden zu können. In begründeten Ausnahmefällen lässt sich die Anzahl der Akupunktursitzungen und der Behandlungszeitraum auf Antrag erhöhen. Die Behandlungsdauer muss mindestens 30 Minuten betragen.
Private Kassen und Zusatzversicherer erstatten nach Tarif
Private Krankenkassen erstatten die Behandlung in der Regel je nach vereinbartem Tarif. Häufig ist in den Tarifen der privaten Krankenversicherer die Erstattung verschiedener anerkannter Naturheilverfahren, zu denen auch die Akupunktur zählt, enthalten. Entsprechende Auskünfte gibt der Arzt oder die zuständige Krankenkasse.
Gesetzlich Krankenversicherte und Privatversicherte haben die Möglichkeit, private Zusatzversicherungen abzuschließen, die sich an den Kosten für eine ärztliche Akupunktur beteiligen.
Text: Katja Schulte Redaktion
Datum: 11/2016 | aktualisiert 24.10.2023
Bildquelle: © Antoni Shkraba bei Pexels.com
Quellen und weiterführende Informationen:
WHO. ACUPUNCTURE: REVIEW AND ANALYSIS OF REPORTS ON CONTROLLED CLINICAL TRIALS
Karin Kraft, Rainer Stange. Lehrbuch Naturheilverfahren. Hippokrates Verlag. 2010
GERAC
ART
Gemeinsamer Bundesausschuss. Akupunktur 2007 (PDF)
Verbraucherzentrale. Wann zahlt die Kasse?
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