Etwa 4 Millionen Deutsche sind von Arteriosklerose betroffen
Arteriosklerose (Artherosklerose) ist die Hauptursache für Erkrankungen des Herz- Kreislaufsystems und tritt insbesondere bei älteren Menschen auf. In vielen westlichen Industrieländern, darunter auch in Deutschland, zählt die Arteriosklerose zu den am häufigsten auftretenden Volkskrankheiten.
Ihre Entstehung wird durch ungesunde Ernährung und einen ungesunden Lebensstil erheblich begünstigt. An den Folgen von Arteriosklerose sterben weltweit jährlich mehr Menschen als an Krebs oder Infektionskrankheiten.
Allein in Deutschland sind knapp 4 Millionen Bürger von der Erkrankung betroffen. Bislang litten statistisch mehr Männer als Frauen darunter, jedoch erhöht sich der Anteil der Frauen in den letzten Jahren stetig. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) prognostiziert für die nächsten Jahre weltweit einen weiteren Anstieg.
Arteriosklerose bezeichnet eine Verkalkung der Arterien
Die Arteriosklerose, die auch Arterienverkalkung oder Arterienverhärtung genannt wird, bezeichnet eine Systemerkrankung der Schlagadern. Sie beginnt oft unbemerkt und verläuft phasenweise. Zunächst kommt es zu kleinen Verletzungen der Gefäßwände, die immer unelastischer werden und wachsenden Ablagerungen (Plaque) von Blutfetten, Thromben, Bindegewebe und Kalk den Weg bereiten.
Im Verlauf steigt das Risiko für Betroffene, dass sich Gefäßverengungen, Gefäßverschlüsse oder Thrombosen bilden. Arteriosklerose kann generell jede Arterie im Körper betreffen und bis zum folgenschweren Arterienverschluss führen.
Ein Verschluss der Herzkranzarterien führt zum Herzinfarkt, ein Verschluss der Becken- und Beinarterien führt zur Amputation und ein Verschluss der Gehirnarterien führt zum Schlaganfall.
In Deutschland leidet jeder Dritte im Alter über 40 Jahre unter Durchblutungsstörungen. Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßmedizin und Angiologie e.V. (DGA) geht davon aus, dass jeder fünfte Patient Patient innerhalb von fünf Jahren daran verstirbt.
Symptome der Arteriosklerose
Erste Anzeichen können Kribbeln, Schmerzen oder eine Kältegefühl sein, doch diese werden häufig nicht ernst genommen, wie Mediziner immer wieder feststellen. Oft bleibt die Gefäßerkrankung deshalb jahrzehntelang unentdeckt und viele Menschen sind an Arteriosklerose erkrankt ohne etwas davon zu ahnen, weil sie keine Symptome wahrnehmen.
Die Krankheit schreitet während dessen chronisch fort und degeneriert die Wände der Arterien. Arteriosklerose entwickelt sich oft schleichend über Jahrzehnte, denn ernsthafte Symptome treten erst in späteren Stadien auf.
Nicht selten nehmen sie dann bereits lebensbedrohliche Ausmaße an. Die Auswirkungen können ohne Vorankündigung zu schweren Folgeerkrankungen führen oder sogar tödlich sein.
Häufigen Symptome und Folgekrankheiten
Zu den häufigen Symptomen und Folgeerkrankungen der Arteriosklerose zählen neben dem Schlaganfall (Apoplex) auch die Koronare Herzkrankheit sowie der Herzinfarkt und das Nierenversagen.
Es kann auch zum Verschluss der Beinarterie kommen oder zur Peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), die auch als Schaufensterkrankheit bekannt ist. Bei der sogenannten Schaufensterkrankheit, kommt es bei den Betroffenen immer wieder zu krampfartigen Schmerzen in den Beinen, so dass sie bei einem Gang gezwungen sind, häufig stehen zu bleiben, was auf Betrachter wirkt, als wenn sie sich die Schaufenster ansehen. Im fortgeschrittenen Stadium reduziert sich die Durchblutung zunehmend und es kommt auch im Ruhezustand zu den Schmerzen.
Kommt es nachts zu Schmerzen im Fuß oder in den Zehen, besteht die Gefahr, dass an den betreffenden Stellen Gewebe abstirbt. Unbehandelt kann es diesem Stadium zu einer schweren Infektion kommen, die sich bis hin zur Blutvergiftung entwickeln kann und so ein tödliches Risiko darstellt.
Ursachen der Arteriosklerose
Begünstigende Faktoren sind ungesunde Ernährung und Lebensgewohnheiten. Das Risiko jedes Einzelnen, im Alter an Arteriosklerose zu erkranken, hängt neben genetischen Faktoren stark von der Ernährung und den Lebensgewohnheiten ab.
Begünstigt wird die Erkrankung insbesondere durch unausgewogene Ernährung, das Alter und das Geschlecht sowie durch Rauchen. Aber auch bestehende Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes Mellitus Typ 1 und Typ 2 mit erhöhten Albuminwerten im Urin und ein Metabolisches Syndrom erhöhen das Risiko.
Weitere Ursachen der Arteriosklerose bilden hohe Cholesterinwerte, Bewegungsmangel sowie Übergewicht.
Arteriosklerose kann frühzeitig diagnostiziert werden
Eine frühzeitige Diagnose von Arteriosklerose kann die Auswirkungen positiv beeinflussen. Oft wird eine Arteriosklerose in einem früheren Stadium nur bei den Betroffenen festgestellt, die an Vorerkrankungen leiden, erhöhte Blutfettwerte oder einen erhöhten Blutdruck haben. Mediziner gehen deshalb davon aus, dass eine hohe Dunkelziffer von Personen in der Bevölkerung besteht, die von Arteriosklerose betroffen sind ohne es zu wissen.
Um einen Befund zu bestätigen, können bei der Arteriosklerose verschiedene Untersuchungen erfolgen. Im Labor untersuchte Parameter sind neben asymetrischem Dimethylarginin auch Blutzucker, HbA1c-Wert, Cholesterinwerte, Homocystein, Harnsäure, Apolipoproteine und Lipoproteine sowie CRP und hs-CRP.
Neben den Laborwerten können Angiografie, Sonografie und MRT zum Einsatz kommen. Auch mit Hilfe der Computertomographie (CT) werden heute auf schonende Weise bereits in frühen Stadien vorhandene Ablagerungen an Gefäßen diagnostiziert. Anhand der CT-Bilder kann das individuelle Risiko recht zuverlässig abgeschätzt werden.
Die Vorhersage des persönlichen Herzinfarktrisikos ist möglich
Das Score System (Systematic Coronary Risk Evaluation) ist ein Programm, das ermöglicht, das persönliche Risikoprofil für jede Art von tödlichen arteriosklerotischen Endpunkten innerhalb der nächsten 10 Jahre zu berechnen, zum Beispiel für einen möglichen Herzinfarkt (kardiovaskuläres Risiko).
Eine Magnetresonanztomographie (MRT) kann außerdem über den Zustand der Blutversorgung des Herzens Aufschluss geben und Durchblutungsstörungen oder bedeutsame Einengungen feststellen.
Risikofaktoren der Arteriosklerose
Das Risiko erhöht sich mit der Anzahl der Risikofaktoren, die beim Betroffenen ermittelt werden. Berücksichtigt werden dabei sowohl nicht beeinflussbare Risikofaktoren, direkt beeinflussbare wie auch indirekt beeinflussbare Risikofaktoren.
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren
Zu den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren zählen Geschlecht, Alter und genetische Vorbelastungen in der Familie wie Fettstoffwechselstörungen und vorzeitiger Myokardinfarkt.
Direkt beeinflussbare Risikofaktoren
Zu den Risikofaktoren, die die Entstehung der Arteriosklerose direkt beeinflussen, zählen dagegen Rauchen, Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, Diabetes mellitus sowie Hyperinsulinismus. Sowohl Diabetes mellitus wie auch stark erhöhtes LDL-Cholesterin gelten außerdem als Hochrisikofaktoren.
Indirekt beeinflussbare Risikofaktoren
Indirekt beeinflussbare Risikofaktoren sind Übergewicht und Adipositas, kalorienreiche Ernährung mit hohen Anteilen an verarbeiteten Lebensmitteln, wenig Obst und Gemüse sowie wenig ungesättigte Fettsäuren und viele Transfette.
Aber auch Bewegungsmangel, Stress, chronischer Schlafmangel, hoher Alkoholkonsum bilden solche Risikofaktoren. Als weitere Risikofaktoren gelten ein erhöhter CRP Wert (Entzündungsparameter), erhöhtes Homocystein sowie erhöhtes Lipoprotein.
Therapie der Arteriosklerose
Verschiedene medizinische Maßnahmen sind möglich. Je nach Schwere der Arteriosklerose oder ihrer Folgeerkrankung kommt im späteren Verlauf ein chirurgischer Eingriff und/oder eine medikamentöse Therapie in Betracht.
Die medikamentöse Therapie bei Arteriosklerose kann ASS, Statine und Antihypertensiva (Betablocker und ACE-Inhibitoren) umfassen. Spezielle therapeutische Medikamente gegen Arteriosklerose gibt es bislang nicht und die Erkrankung lässt sich medikamentös auch nicht aufhalten. Daher zielen die eingesetzten Medikamente auf die Behandlung der Folgeerscheinungen und Begleiterscheinungen der Arteriosklerose ab.
Eine Änderung der Lebensweise wird in jedem Fall empfohlen
Nach einem chirurgischen Eingriff, begleitend zu einer medikamentösen Therapie oder wenn die Arteriosklerose sich noch in einem frühen Stadium befindet, wird neben einer Umstellung der Ernährung und Lebensweise auf Basis einer Ernährungsberatung oder einer Ernährungstherapie außerdem zu einer Steigerung der körperlichen Aktivität geraten. Viele Faktoren, die eine Arteriosklerose begünstigen, können Betroffene selbst günstig beeinflussen.
Dazu zählen neben einer ausgewogenen Ernährung, insbesondere der Mittelmeerdiät auch Verzicht auf Nikotin und eine regelmäßige körperliche Aktivität. Allein durch regelmäßige gesunde Bewegung wie zum Beispiel Nordic Walking lässt sich das Herzinfarktrisiko um bis zu 40 Prozent senken.
Geraten wird außerdem zur Behandlung von Vorerkrankungen wie der Zuckerkrankheit oder Bluthochdruck. Bei Bluthochdruck empfehlen Experten zudem, die Kochsalzzufuhr senken.
Eine Rückbildung von Ablagerungen ist möglich
Bei konsequenter Durchführung aller Maßnahmen kann sich das Fortschreiten der Arteriosklerose deutlich verlangsamen, sogar die teilweise Rückbildung von Ablagerungen in den Gefäßen ist möglich.
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Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 10/2016| aktualisiert 16.11.2023
Quellen und weiterführende Informationen:
GBE-BUND. Hypertonie
Deutsche Gesellschaft für Angiologie, Gesellschaft für Gefäßmedizin: Leitlinien zur Diagnostik und Therapie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 065/003 – April 2009
Innere Medizin, Gerd Herold (Verlag) 2014
Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen
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