Ausleitungsverfahren in Verbindung mit schädlichen Körperflüssigkeiten haben eine lange Tradition und sollen die Reinigung und Entgiftung des Körpers fördern. Es können dabei verschiedene traditionelle Verfahren der Körperreinigung durch Ausleitung von Körpersäften zur Anwendung kommen. Auch heute noch werden bei speziellen Erkrankungen, Schmerzen oder zur Vorsorge eine Reihe von alternativmedizinischen Therapieverfahren eingesetzt, mit deren Hilfe sich angesammelte Giftstoffe, Schlacken und Stoffwechselendprodukte ausleiten oder ableiten lassen.

Erkrankungen gehen auf eine falsche Mischung der Körpersäfte zurück

Viele der Ausleitungsverfahren zählen zu den komplementärmedizinischen Naturheilverfahren und finden seit der Antike Anwendung. Der Theorie nach entstehen Erkrankungen erst durch eine falsche Mischung von Körpersäften. Zu diesen Körpersäften zählen Blut, Schleim, schwarze und gelbe Galle. Nach der zugrundeliegenden Säftelehre müssen diese Säfte bei Erkrankungen durch spezielle Ausleitungsverfahren aus dem Körper geleitet werden, damit der Körper wieder zum richtigen Mischungsverhältnis zurück findet.

Schulmedizinisch sind nicht unbedingt alle ausleitenden Verfahren anerkannt, jedoch ist die Wirksamkeit einiger ausleitender Therapien bei verschiedenen Erkrankungen und Beschwerden durch entsprechende Studien wissenschaftlich belegt.

Der Einsatzbereich von internen und externen Aschnerverfahren

Ausleitungsverfahren, die sich über die Zeit erhalten haben und die heute noch viele naturheilkundliche Ärzte und Heilpraktiker wegen ihrer therapeutischen Effekte praktizieren, werden auch als Aschnerverfahren bezeichnet. Die Bezeichnung geht auf den Gynäkologen Bernhard Aschner zurück, der zwischen 1889-1960 in Wien lebte.

Dabei unterscheiden Experten zwischen externen und internen Aschnerverfahren. Ausleitende Verfahren mit künstlich geschaffener Öffnung, durch die schädliche Stoffe aus dem Körper nach außen geleitet werden können, werden als externe Aschnerverfahren bezeichnet. Durch interne Aschnerverfahren lassen sich dagegen angestaute oder falsch verteilte Körpersäfte beeinflussen und wieder ins körperliche Gleichgewicht bringen.

Weitere Unterscheidungen treffen Experten in Bezug auf die Körperbereiche, über die ausgeleitet oder abgeleitet werden kann. Während über die Haut als größtes menschliches Organ sowohl Ableitungen wie auch Ausleitungen möglich sind, können Körpersäfte über mehrere Bereiche abgeleitet werden.

Neben dem Lymphsystem kann eine Ausleitung über den Darm, die Galle, die Leber oder auch die Nieren erfolgen.

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Aderlass

Aderlass: Anwendung und Wirkung

Wie wirken ausleitende Verfahren und ableitende Verfahren?

Ausleitende Verfahren und ableitende Verfahren können unterschiedliche Wirkungen zeigen. Je nach Verfahren lässt sich damit das Immunsystem stärken, der Stoffwechsel entlasten oder das Blut oder die Lymphen reinigen.

Aber auch Schmerzzustände und psychische Belastungen lassen sich positiv beeinflussen und auch Entgiftungsprozesse und Ausscheidungsprozesse lassen sich durch ausleitende und ableitende Verfahren fördern.

Welches Ausleitungsverfahren passt zu wem?

Welches Verfahren bei welchem Patienten zur Anwendung kommt und über welches Organsystem ausgeschieden werden soll, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Zur Entscheidung sind für den naturheilkundlichen Arzt oder Heilpraktiker verschiedene Faktoren von Bedeutung. Neben dem ausführlichen Befund und der ausführlichen Diagnostik wird die körperliche und seelische Verfassung sowie bestehende Veranlagungen berücksichtigt.

Bei der Entscheidung für das passende Ausleitungsverfahren kann auch die aktuelle Lebenssituation eine Rolle spielen.

Häufig angewendete Ausleitungsverfahren

Der Einsatz des Ausleitungsverfahrens ist abhängig davon, über welchen Körperbereich oder über welches Organ die Ausleitung der belastenden Substanzen erfolgen soll.

Ausleitung und Ableitung über die Haut

Neben dem Aderlass und dem Baunscheidt-Verfahren zählt auch das Schröpfen und die Hydrotherapie zu den Verfahren, bei denen über die Haut ausgeleitet wird. Weitere Verfahren sind die Blutegeltherapie, die Fontanellen-Therapie sowie Schwitzkuren und Nasenduschen.

Ableitungen über das Lymphsystem

Ableitungen über das Lymphsystem erfolgen zumeist mittels Lymphdrainage, seltener über das Kantharidenpflaster.

Ableitungen über den Verdauungstrakt

Leberwickeln, therapeutisches Erbrechen und das Fasten zählen zu den häufigen Verfahren, bei denen die Ableitung über den Verdauungstrakt erfolgt. Weitere Verfahren sind beispielsweise die F.X. Mayr-Kur und die Colon-Hydro-Therapie.

Weitere ausleitende und ableitende Therapien und Heilverfahren

Ausleitende Verfahren und ableitende Verfahren können durch verschiedene Naturheilkundliche Arzneien oder Therapien unterstützt und gefördert werden, um die schädigenden Giftstoffe aus dem Körper zu führen. Dazu eignen sich beispielsweise Präparate der mikrobiologischen Therapie oder der Phytotherapie.

Aber auch Therapien wie etwa die Fußreflexzonenmassage können Ausscheidungen fördern.

Ausleitungsverfahren Aderlass

Beim Aderlass sollen Stauungszustände beseitigt werden. Traditionell zählt der Aderlass als Ausleitungsverfahren zu den grundlegenden Therapieformen. Beim Aderlass wird Blut aus der Armvene abgezogen. Mit dem Blut gelangen schädigende Stoffe aus dem Körper. Ziel beim Aderlass ist es, Stauungszustände zu beseitigen und so den Körper zu einer Umstimmung zu bewegen.

Wirksamkeit von Aderlass

Die Wirksamkeit von Aderlass ist bei Bluthochdruck und metabolischem Syndrom durch Studien gesichert.

Ausleitungsverfahren Blutegeltherapie

Die Blutegeltherapie ist ein langsamer Aderlass. Bei der Blutegeltherapie zeigt der Speichel der Tiere Wirkung gegen Schmerzen und Entzündungen. Die Blutegeltherapie ist ein weiteres Ausleitungsverfahren, das seit Jahrtausenden in vielen Kulturen angewendet wird. Die Therapie führt zu einem langsamen Aderlass. Blutegel werden auf die Haut aufgesetzt und saugen sich dort zwischen 45-90 Minuten fest. Die Behandlungsdauer hängt vom Sättigungsgrad des Blutegels ab, sobald der Blutegel nicht mehr hungrig sind, lässt er sich abfallen.

Im Anschluss kann die Wunde noch mehrere Stunden nachbluten. Verantwortlich dafür ist der gerinnungshemmende Wirkstoff Hirudin, den der Blutegel in die Wunde abgibt. Der genaue Wirkmechanismus der Blutegeltherapie ist unbekannt, aber man weiß, dass sich über 50 pharmakologisch wirkende Stoffe im Speichel des Blutegels befinden, die schmerzlindernd und entzündungslindernd wirken.

Das ausleitende Verfahren in Form der Blutegeltherapie zeigte bislang keine ernsthaften Nebenwirkungen.

Wirksamkeit der Blutegeltherapie

Die Wirksamkeit der Blutegeltherapie ist belegt bei schmerzhaften Arthrosen von Handgelenk, Sprunggelenk, Kniegelenk, Schultergelenk und der Facettengelenke. Ebenfalls wird die positive Wirkung der Blutegeltherapie erfolgreich bei chronischen Sehnen- und Bänderentzündungen genutzt.

Ausleitungsverfahren trockenes und blutiges Schröpfen

Die Ausleitung erfolgt durch Schröpfgläser. Auch Blutiges Schröpfen wird als Ausleitungsverfahren seit Jahrtausenden angewandt. Heute praktiziert man blutiges Schröpfen mit ballonartigen Schröpfgläsern, die unter Vakuum auf die Haut aufgebracht werden, die zuvor durch viele feine Einstiche geöffnet wurde.

Während der Schröpfbehandlung wird dann unter der Saugwirkung der aufgesetzten Gläser Blut und Gewebewasser aus dem Gewebe gezogen. Beim trockenen Schröpfen, das nicht als Ausleitungsverfahren gilt, werden Schröpfgläser entlang der Wirbelsäule aufgesetzt, wodurch ein tief wirkender Reiz entlang der Wirbelsäule entsteht.

Wirksamkeit von blutigem Schröpfen

Die Wirksamkeit von trockenem und blutigem Schröpfen ist bei Chronischen Rückenschmerzen belegt. Beim Karpaltunnelsyndrom konnte die positive Wirkung von blutigem Schröpfen am Schulterdreieck belegt werden.

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Fasten, Heilfasten, Fastentherapie: Einsatzgebiete, Wirkung, Kosten

Fasten, Heilfasten, Fastentherapie

Heilfasten

Das Heilfasten findet ein breites Anwendungsgebiet. Auch das Heilfasten ist ein ausleitendes Verfahren, das therapeutisch wirksam ist und bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt wird.

Anwendungsgebiete sind unter anderen Polyarthritis, beginnender Diabetes, Bluthochdruck, metabolisches Syndrom sowie Fibromyalgie und Weichteilrheumatismus.

Kantharidenpflaster

Das Katharidenpflaster wirkt stark hautreizend. Schon im römischen Reich nutzten Ärzte das blasenziehende Kantharidenpflaster als Heilmittel und Paracelsus wandte das Ausleitungsverfahren an, um etwa Gicht zu heilen.

Kantharidenpflaster werden mit dem stark hautreizenden Extrakt aus der spanischen Fliege Lytta vesicatoria versetzt, der eine Brandblase erzeugt, über die Lymphflüssigkeiten und andere belastende Stoffe direkt aus dem Körper transportiert werden sollen.

Mit der für den Patienten schmerzhaften und strapaziösen Behandlung verbinden Therapeuten eine immunstärkende und durchblutungsfördernde Wirkung.

Risiken und Nebenwirkungen

Doch das Kantharidenpflaster ist nicht unumstritten, weil es verschiedene Nebenwirkungen haben kann und ein Risiko für lokale Entzündungen besteht. Nebenwirkungen, die mit dem Pflaster verbunden werden, sind neben jahrelangen Hyperpigmentierungen der behandelten Hautstelle auch Harnblasenreizungen, eine blutige Reizblase und Nierenprobleme.

Experten raten von der Anwendung nicht nur bei akuten Blasenentzündungen und Nierenbeckenentzündungen ab, sondern u.a. auch bei unklaren Veränderungen der Haut, arteriellen Durchblutungsstörungen, bei dunkler und stark pigmentierter Haut, Gangrän, Stauungsödemen und offenen Wunden.

Gegenanzeigen und Nebenwirkungen

Auch bei Ausleitenden Verfahren kann es zu Nebenwirkungen kommen und sie können sich bei Patienten mit Vorerkrankungen oder bei Medikamenteneinnahme als ungeeignet erweisen.

Welche Nebenwirkungen und Gegenanzeigen auftreten können, hängt vom jeweiligen Verfahren ab. Verfahren wie das Cantharidenpflaster bergen besondere Risiken durch mögliche Infektionen.

Mögliche Gegenanzeigen und Nebenwirkungen sollten persönlich mit dem behandelnden Arzt oder Heilpraktiker besprochen werden.

Die Krankenkasse tritt bei Ausleitungsverfahren nicht immer für Kosten ein

Vor Behandlungsbeginn sollte man im Zweifelsfall Kostenübernahme sicherheitshalber abklären. Bei stationärer Behandlung auf ärztliche Verordnung hin können Behandlungskosten für Ausleitungsverfahren unter Umständen durch eine Pauschalvergütung gedeckt werden. Auskünfte erteilt der behandelnde Arzt oder die zuständige Krankenkasse.

Bei der ambulanten Behandlung zahlt der Patient in der Regel die Behandlungskosten für Ausleitungsverfahren selbst. Auskünfte erteilt der behandelnde Arzt oder die zuständige Krankenkasse.

Leistungen von Heilpraktikern übernehmen gesetzlich Krankenkassen grundsätzlich nur im Rahmen ihrer Bestimmungen. Es empfiehlt sich vor Behandlungsbeginn die Rücksprache mit der Krankenkasse.

Allgemeine Informationen zur Kostenübernahme bei Reha und Alternativen Heilbehandlungen finden Sie in unserem Artikel: Kostenübernahme und Eigenteil bei Reha und Naturheilverfahren

Text: Katja Schulte Redaktion
Datum: 11/2016 | aktualisiert 17.12.2022
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Quellen und weiterführende Informationen:

Karin Kraft, Rainer Stange: Lehrbuch Naturheilverfahren. Hippokrates Verlag. 2010

Gemeinsamer Bundesausschuss GBA.

M. Augustin, V. Schmiedel. Praxisleitfaden Naturheilkunde. 2. neu bearbeitete Auflage. Jungjohann-Verlagsgesellschaft. Neckarsulm – Stuttgart. 1994

Immanuel Krankenhaus der Charite Universitätsmedizin. Ausleitende Verfahren. Naturheilkunde Leistungen Therapien

M. Augustin, V. Schmiedel. Praxisleitfaden Naturheilkunde. 2. neu bearbeitete Auflage. Jungjohann-Verlagsgesellschaft. Neckarsulm – Stuttgart. 1994

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

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