Im Zentrum der Balneotherapie steht die Anwendung natürlicher Heilmittel in Form von therapeutischen Bädern. Die Balneotherapie zählt wie die Wassertherapie (Hydrotherapie) zu den wissenschaftlich anerkannten Naturheilverfahren. Zum Einsatz können bei einer Balneotherapie neben medizinischen Bädern auch Inhalationen und Trinkkuren kommen.
Zu den natürlichen Heilmitteln, die je nach Verordnung eingesetzt werden, zählen beispielsweise Moor, Heilschlamm, Sole, Schwefel oder auch Heilgase. Nicht immer stammen die Heilmittel vom Kurort selbst, häufig werden sie den Bädern auch zugesetzt.
Anwendung findet die Balneotherapie zur Prävention, zur Therapie und auch zur Rehabilitation. Therapeutische Bäder kommen bei verschiedenen akuten und chronischen Erkrankungen auf ärztliche Verordnung hin zum Einsatz. Verordnet wird eine Balneotherapie häufig im Rahmen einer Kur, aber auch als Behandlungsform in der Physiotherapie.
Eine Balneotherapie, in der Form, wie sie am Kurort durchgeführt wird, ist eine komplexe Therapie mit einem oder mehreren Elementen. Nach individueller Situation des Patienten kombinieren Kurärzte unterschiedliche therapeutische Elemente.
Elemente in der Balneotherapie
Zu den therapeutisch einsetzbaren Elementen zählt neben der Balneotherapie mit ortsgebundenen Heilmitteln auch die physikalische Therapie mit Krankengymnastik und Ergotherapie. Weitere Elemente bilden die medikamentöse Therapie, die diätische Therapie und auch die psychotherapeutische Betreuung.
Hinzu kommt die Entlastung von schädlichen Umwelteinflüssen, die Gesundheitsbildung und die Einleitung sozialmedizinsicher Maßnahmen.
In der Balneotherapie nutzt man nicht nur Thermalwasser oder Mineralwasser als natürliche Heilquelle, sondern ebenso speziell gelöste Stoffe aus natürlichen Heilquellen. Neben medizinischen Bädern werden in der Balneotherapie auch innere Anwendungen wie Trinkkuren und Inhalationen eingesetzt, darunter auch Anwendungen mit ätherischen Ölen.
Die Anwendung medizinischer Bäder
Es kommen verschiedene Formen von medizinischen Bädern in der Balneotherapie zur Anwendung. Verordnet werden sie je nach Bedarf als Vollbäder, Sitzbäder, Teilbäder oder Inhalationsbäder.
Medizinische Bäder kommen bedarfsweise in verschiedenen Temperaturstufen zur Anwendung. Neben kalten Bädern werden halbkalte und auch lauwarme Bäder therapeutisch genutzt.
Zur Anwendung kommen außerdem warme Bäder mit einer Temperatur zwischen 35 °C und 37 °C sowie heiße Bäder bis maximal 40 °C. Alternativ zu Bädern werden auch Schlammpackungen wie Fango oder Parafango eingesetzt.
Anwendungsgebiete in der Balneotherapie
Zur Anwendung können viele spezielle medizinische Bäder kommen. Das anzuwendende Heilmittel hängt von der bestehenden Erkrankung, bzw. den Beschwerden des Patienten ab.
Zu den häufigsten medizinischen Bädern zählen je nach Anwendungsgebiet:
Bezeichnung | Heilmittel | Funktion | Anwendungsgebiet |
---|---|---|---|
Bewegungsbad | Thermalwasser oder Mineralwasser | Gelenkschonendes Muskeltraining durch Nutzung des Wasserauftriebs. Anregen des Kreislaufs. | z.B Osteoporose, Arthritis, Haltungsanomalien |
Solebad | Natürliches Salzwasser oder mit Salz angereichertes Thermalmineralwasser mit bis zu 6% Salz. Schwebebad ab 20% Salzgehalt. | Durchblutungsfördernd, entzündungshemmend, fördern Entwässerung. Anregend | z.B. Rheumatherapie, Hauterkrankungen, Stoffwechselstörungen, Nieren- und Harnblasenleiden. Linderung von Konzentrationsschwächen, Schlafstörungen und Nervosität. |
Moorbad | Vollbäder oder Teilbäder bei 30-40 °C, Überwärmungsbäder mit Badetorf bis zu 50 °C | Anregung von Stoffwechsel und Durchblutung. Verbesserung der Magen-Darmfunktion. Porentiefe Reinigung der Haut. Förderung von Regenerationsprozessen. Entspannend. | u.a. bei Muskelverspannungen, Erkrankungen des Rückens und der Wirbelsäule, Rheumatische Beschwerden. Frauenleiden. |
Sauerstoffbad | Vollbad, warmes Luftsprudelbad mit Sauerstoffzufuhr | Sauerstoff fördert die Durchblutung durch Mikromassage der Haut. | z.B. Nervöse Erregungszustände, Schlafstörungen, Wechseljahrbeschwerden, Muskuläre Überlastungsbeschwerden, Wirbelsäulensyndrome. |
Kohlensäurebad | Kohlendioxidhaltiges Bad, lauwarm | Fördert die Durchblutung, regt den Kreislauf an. | z.B. Herz-Kreislaufstörungen, Ulcera der Haut, unterstützend bei Rheumatischen Erkrankungen |
Inhalationsbad | Vollbad mit ätherischen Ölen bei 37 °C | Einatmen von Aerosolen. Schleimlösend und desinfizierend. | Erkrankungen der Atemwege, z.B. Asthma bronchiale, Nasennebenhöhlenentzündung |
Jodbad | Jodid-haltiges Bad | Desinfizierend. | z.B. Arteriosklerose, Furunkulose, Schweißdrüsenabszess |
Schwefelbad | Bad mit Zusatz von Schwefelwasserstoff | Antibakteriell und durchblutungsfördernd | u.a. bei Schuppenflechte, Neurodermitis, chronischen Ekzemen |
Kleie-und Malzbad | Bad mit Zusatz von Kleie und Malz | Reizstillung | Juckende Hautkrankheiten |
Fichtennadelbad | Zusatz aromatischer Öle aus Fichtennadeln | Beruhigend | Nervöse Störungen. Unterstützt den Gesundungsprozess |
Stangerbad | Bad mit elektrischem Strom. Verursacht leichtes Kribbeln. | Schmerzlindernd und muskelentspannend | Rheuma, Neuralgien |
Wirkung der Balneotherapie
Die Bäderbehandlung übt verschiedene medizinische Wirkung aus. Die zur Therapie verwendeten Heilwässer müssen jedoch mindestens eine Konzentration von ein Gramm pro Kilogramm an gelösten Stoffen enthalten.
In der Balneotherapie wird häufig die Kombination von verschiedenen physikalischen und chemischen Effekten genutzt.
Zu den physikalischen Effekten zählen neben der thermischen Wirkung durch kalte oder warme Heilerde (Peloide) auch die mechanische Wirkung durch den Auftrieb des Wassers. Ein weiterer Effekt ist die chemische Wirkung, zum Beispiel durch die Aufnahme von Stoffen aus dem Heilmittel.
Warmes Wasser wirkt positiv auf das vegetative Nervensystem. Neben schmerzlindernden Eigenschaften regt warmes Wasser gleichzeitig auch den Stoffwechsel und das Immunsystem an.
Verschiedene, gezielt eingesetzte therapeutische Reize, besonders Temperaturreize wie der Kältereiz, rufen bei dieser Therapieform die gewünschte medizinische Wirkung hervor. Neben einer gesteigerten Durchblutung lassen sich dadurch unterschiedliche Rezeptoren des vegetativen Nervensystems reizen, das ansonsten nur durch wenige andere vegetativ wirksame Verfahren wie etwa Hypnose, Yoga oder autogenes Training beeinflussbar ist. Diese Reize bewirken eine Umstimmung und Regulation im Körper, so dass sich die körpereigenen Selbstheilungskräfte in Gang setzen können.
Die Balneotherapie ist nicht für jeden Patienten geeignet
Es gibt Einschränkungen für einige Patienten, so dass die Balneotherapie nicht uneingeschränkt bei allen Erkrankungen und Beschwerden zur Anwendung kommen kann.
Bei einigen Erkrankungen empfehlen Experten eine Rücksprache mit dem Arzt. Dieses betrifft insbesondere schwere Krankheiten des Herz-Kreislaufsystems sowie schwere Allgemeinerkrankungen. Auch bei akuten Infektionskrankheiten und bei bestehenden Malignomen kann die Balneotherapie ungeeignet sein.
Wer trägt die Kosten für medizinische Bäder und Balneotherapie?
Die Kostenübernahme durch die Kasse erfolgt unter bestimmten Voraussetzungen. In der Regel werden die Kosten für medizinische Bäder von den Krankenkassen übernommen, wenn eine ärztliche Verordnung vorliegt und die Maßnahme notwendig, ausreichend und zweckmäßig ist. Der Patient trägt die übliche Zuzahlung. Es empfiehlt sich im Zweifelsfall vor Behandlungsbeginn die Rücksprache mit der Krankenkasse.
Die Kosten für eine Balneotherapie im Rahmen einer Kur werden nach ärztlicher Verordnung und bei Feststellung der medizinischen Notwendigkeit von den gesetzlichen Krankenkassen oder dem zuständigen Kostenträger übernommen.
Verbindliche Auskünfte gibt neben dem behandelnden Arzt, die zuständige Krankenversicherung oder der zuständige Rentenversicherungsträger. Wie hoch die Kostenübernahme und Eigenteil bei Reha und Naturheilverfahren ist, hängt von verschiedenen Voraussetzungen ab.
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 11/2016 | aktualisiert 21.12.2022
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Quellen und weiterführende Informationen:
Karin Kraft, Rainer Stange: Lehrbuch Naturheilverfahren. Hippokrates Verlag. 2010
Antje Hüter-Becker, Mechthild Dölken. Physikalische Therapie, Massage, Elektrotherapie und Lymphdrainage. Georg Thieme Verlag. 2 Auflage. 2011
Veronika Fialka-Moser. Kompendium Physikalische Medizin und Rehabilitation. 3 Auflage. Verlag Springer. 2012
Deutscher Heilbäderverband e.V.
GKV Spitzenverband. Informationen zur Rehabilitation
Prävention IX Sozialgesetzbuch
BGM: Vorsorge und Prävention
Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen