Die Bewegungstherapie zählt zu den klassischen Naturheilverfahren und besitzt ein breites Anwendungsgebiet. Das Verfahren gilt als wichtige Säule der Physiotherapie und vereint letztlich alle therapeutischen Maßnahmen unter seinem Dach, bei denen Bewegung zur Behandlung angewendet wird. Wichtigste Pfeiler der Bewegungstherapie bilden die manuelle Therapie und die Krankengymnastik.

Die Bewegungstherapie umfasst auch die Sporttherapie und wird als wissenschaftlich anerkanntes Naturheilverfahren sowohl bei medizinischer Notwendigkeit wie auch im Rahmen der Gesundheitsvorsorge von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannt und kostenmäßig nach Maßgabe übernommen oder bezuschusst.

LESETIPP

Manuelle Medizin & Chirotherapie: Einsatzbereiche, Wirkung, Kosten

Manuelle Medizin & Chirotherapie: Einsatzbereiche, Wirkung, Kosten

Sowohl die Bewegungstherapie wie auch Sporttherapie basieren auf einem biopsychosozialen Ansatz, der durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geschaffen wurde.

Danach berücksichtigen beide Therapieformen nicht nur die Behandlung von körperlichen Schädigungen oder individuellen und funktionellen Einschränkungen, sondern auch die Behandlung von Fähigkeitsstörungen und sozialen Beeinträchtigungen, soweit solche bestehen.

Anwendung der Bewegungstherapie nach ärztlicher Verordnung

Eine Bewegungstherapie wird bei medizinischer Notwendigkeit nach ärztlicher Untersuchung verordnet und kommt hauptsächlich bei internistischen, neurologischen und psychischen Erkrankungen sowie nach Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparats zur Anwendung.

Hauptsächliche Einsatzbereiche

Zu den häufigen Anwendungsfällen zählen neben Herzinfarkt und Schlaganfall auch Bluthochdruck und Depressionen. Aber auch bei Beeinträchtigungen des Bewegungsapparats etwa durch Rückenschmerzen und Verletzungen oder bei der Rehabilitation kommt die Bewegungstherapie regelmäßig zur Anwendung.

Häufig angewendet wird die Bewegungstherapie bei Erkrankungen und Störungen des Herz-Kreislaufsystems sowie bei Diabetes mellitus Typ 2 und Krebs.

Akute und chronische Schmerzen und Störungen des Bewegungsapparates zählen ebenso zu den Anwendungsgebieten, wie psychische Erkrankungen und Lähmungen. Auch wenn es zu bewegungsmäßigen Koordinationsproblemen kommt oder zu Beeinträchtigungen nach Verletzungen, kann die Bewegungstherapie zur Verordnung kommen.

Die Planung und Durchführung übernimmt der Therapeut in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt. Der Therapeut begleitet den Patienten im Therapieverlauf und kontrolliert die Entwicklung. Arzt und Therapeut arbeiten bei der Therapie als „therapeutisches Team“ zusammen.

Eine Bewegungstherapie kann der Patient einzeln oder in der Gruppe durchführen, um diagnostizierte körperliche, psychische und/oder psychosoziale Schädigungen behandeln zu lassen.

Therapieziel

Die Bewegungstherapie leistet Hilfe zur Selbsthilfe. Ziel der Bewegungstherapie ist es, mit geeigneten Mitteln aus Sport, Bewegung und Verhaltensorientierung die vorhandenen Beeinträchtigungen zu beheben.

Gleichzeitig soll die Therapie Schädigungen vorbeugen und auch Risiken für Erkrankungen mindern. Arbeitsfähigkeit und persönliche Eigenständigkeit sollen durch diese Therapieform so lange wie möglich erhalten bleiben.

Ziel der Krankengymnastik ist in erster Linie die Verbesserung der körperlichen Bewegungsfähigkeit und Funktionsfähigkeit. Mit Hilfe der manuellen Therapie werden hingegen Funktionsstörungen des Bewegungsapparates behandelt, um die Beweglichkeit und Rehabilitation zu fördern, aber auch um Schmerzen der Muskeln und Gelenke zu lindern.

Patienten werden durch die Therapie dabei unterstützt, den Alltag selbstständig und aktiv zu meistern.

Die Bewegungstherapie basiert auf zahlreichen wissenschaftlichen Erkenntnissen, darunter, dass eine regelmäßige, geringfügig gesteigerte körperliche Aktivität sich positiv auf das Herz auswirkt und das Herzinfarktrisiko um bis zu 30 Prozent reduzieren kann. Bei psychischen Erkrankungen, insbesondere bei Depressionen, wirkt die Bewegungstherapie stimmungsaufhellend.

Einflüsse und Wirkungsweisen der Bewegungstherapie

Durch geeignete Aktivitäten nimmt die Bewegungstherapie Einfluss auf das biologische System, das sich im Therapieverlauf in seiner Funktion und Struktur anpasst. Die Einflüsse auf den menschlichen Körper sind orthopädischer, neurologischer, internistischer und auch psychiatrischer Natur.

Wirkungen und Langzeiteffekte der Bewegungstherapie auf den Körper

Die Bewegungstherapie aktiviert nicht nur den Stoffwechsel und verbessert die Durchblutung, sondern dazu beitragen, den Blutdruck zu normalisieren. Weitere Effekte sind neben der Stärkung des Herz-Kreislaufsystems auch die Stärkung des Immunsystems und die Stärkung der Muskulatur.

Langfristig ergeben sich je nach Trainingsweise der verordneten Bewegungstherapie verschiedene weitere Wirkungen. Dazu zählen Experten insbesondere das Erlernen und Üben geeigneter sensomotorischer Fertigkeiten sowie das Trainieren motorischer Fähigkeiten wie Ausdauer, Kraft und auch Beweglichkeit.

Als weitere Effekte gelten das Erlernen der Fähigkeit, langfristig selbstständig, gesundheitsbezogen und sozial zu handeln sowie das Schaffen einer langfristigen Motivation, die Übungsprogramme fortzuführen und einen körperlich aktiven Lebensstil zu erreichen.

Anbieter der Sport- und Bewegungstherapie

Die Angebote für Sport- und Bewegungstherapie unterteilen sich in verschiedene Bereiche. Es gibt je nach Bedarf Akutmaßnahmen, vorbeugende Maßnahmen, Maßnahmen zur Rehabilitation und Maßnahmen für Behindertensport.

Ausüben lässt sich diese Therapieform bei vielen unterschiedlichen Anbietern. Angeboten wird die Sport- und Bewegungstherapie etwa in Reha-Sportgruppen, in Reha- und Kurkliniken sowie auch in ambulanten Reha- und Therapiezentren. Weiter Anbieter sind neben Krankenhäusern auch niedergelassene oder selbstständige Sporttherapeuten sowie Sporttherapiepraxen.

Auch verschiedene Berufsgenossenschaften, Betriebe sowie Vereine und Verbände bieten Optionen zur Ausübung der Sport- und Bewegungstherapie.

Daneben lässt sich diese Therapieform auch in vielen Fitnesszentren, Gesundheitszentren oder Hotels und Kurhotels ausüben.

Therapieformen

Im Rahmen der Sport- und Bewegungstherapie können verschiedene therapeutische Maßnahmen (Heilmittel) neben Massagetherapien und physikalischen Therapien nach der individuellen Situation des Patienten eingesetzt werden.

Dazu zählt neben der Physiotherapie, die in Form von Krankengymnastik, neurophysiologischen Behandlungskonzepten oder auch der Atemtherapie angewendet werden kann auch die medizinische Trainingstherapie (MTT). Eine medizinische Trainingstherapie kommt zur Wiederherstellung von Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination in Betracht.

Zur Anwendung können etwa neben der Klettertherapie und dem Nordic Walking auch eine Tanztherapie oder das Wandern kommen. Ein Anti-Schwerkraft-Training dient zum schmerzfreien Trainieren bei fortgeschrittenen orthopädischen und neurologischen Erkrankungen.

Zum Einsatz kommen bedarfsweise aber auch Bewegungsbäder zur körperlichen Rehabilitation.

Medizinische Wirksamkeit

Für die Wirksamkeit der Bewegungstherapie gibt es bislang verschiedene wissenschaftliche Nachweise. Bei einigen chronischen Erkrankungen konnte evidenzbasiert nachgewiesen werden, dass körperliche Aktivität und körperliches Training zu verschiedenen Verbesserungen führen.

Nachweisliche Wirksamkeit bei chronischen Erkrankungen

Nachweise zur Wirkung konnten bisher bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und Typ 2, koronarer Herzkrankheit und Brustkrebs erbracht werden. Wirksam zeigte sich die Sport- und Bewegungstherapie außerdem bei Herzinsuffizienz, COPD und Asthma.

Bei Adipositas erwies sich die Therapieform in Verbindung mit einer Ernährungsumstellung als wirksam.

Kostenübernahme durch die Krankenkasse

Eine Rücksprache mit der Krankenkasse vor Therapiebeginn kann sich empfehlen. Die Sport-und Bewegungstherapie ist derzeit eine von den Krankenkassen anerkannte Leistung, die einer Vielzahl von Bereichen gewährt wird.

Oft kommt sie bei der stationären Rehabilitation sowie bei der ambulanten medizinischen Rehabilitation zur Anwendung. Aber auch als berufsfördernde Leistung zur Belastungserprobung oder bei der Arbeitstherapie kann sie gewährt werden.

Zu den weiteren Bereichen, in denen eine Sport-und Bewegungstherapie angezeigt sein kann zählen die Patientenschulung, Behandlungsprogramme für chronisch kranke Menschen (DMP) sowie die Durchführung von Rehabilitationssport und Funktionstraining.

Aber auch im Rahmen der Gesundheitsvorsorge oder bei Bonusprogrammen der Krankenkassen sowie in Wahltarifen der Kostenträger kann die Therapieform zu Anwendung kommen.

Ärztlich verordnete Therapien werden nach Maßgabe von den Krankenkassen im vorgesehen Rahmen übernommen. Welche Maßnahmen, Kurse und Therapeuten die zuständige Krankenkasse im Rahmen der Gesundheitsvorsorge anerkennt und für bezuschussungsfähig hält, ist von der einzelnen Kasse abhängig. Informationen erteilt der Anbieter und die zuständige Krankenkasse. In Verbindung mit der Kostenübernahme ist oft ein Eigenteil bei Reha und Naturheilverfahren zu tragen.

Text: Katja Schulte Redaktion
Datum: 11/2016 | aktualisiert 20.12.2022
Bildquelle: © Bild von Kai Markus auf Ppixabay.com

Quellen und weiterführende Informationen:

DVGS

Klaus Schüle, Gerhard Huber: Grundlagen der Sport- und Bewegungstherapie. Deutscher Ärzte-Verlag 3. Auflage. 2012

Bundesgesundheitsministerium Präventionsgesetz

DVGS. Evidenz für körperliche Aktivität und körperliches Training bei DMP-Indikationen

SGB § 20 SGB V

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

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