Bier und seine Inhaltsstoffe stehen im Visier der Forschung. Obwohl es bislang nur wenige klinische Studien zur gesundheitlichen Wirkung von Bier gibt, erzielten einige isoliert untersuchte Inhaltsstoffe aus dem Bier in Laborversuchen erstaunliche Ergebnisse.

Die Wirkung von Bier auf das menschliche Mikrobiom

Eine der wenigen Studien zum Bier befasste sich mit seiner Wirkung auf das Mikrobiom des Darms. Das Darmmikrobiom besteht aus einer Vielzahl von gesundheitsfördernden und gesundheitsschädlichen Darmbakterien, die aktiv Einfluss auf die Gesundheit nehmen. Auch ein Großteil des Immunsystems befindet sich im Darm und wird ebenfalls durch die dort angesiedelten Keime beeinflusst.

Eine neuere Studie, die am 15. Juni 2022 im JOURNAL OF AGRICULTURAL AND FOOD CHEMISTRY von Forschern der portugiesischen Universität Porto veröffentlicht wurde, erforschte die Auswirkungen des Konsums von Bier mit und ohne Alkohol auf das Darmmikrobiom.

Dazu tranken 32 Männer im Durchschnittsalter von 38 Jahren 4 Wochen lang täglich eine Flasche Bier mit 0,33 Liter Inhalt.

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Eine Gruppe trank alkoholisches und eine weitere Gruppe nicht alkoholisches Bier. Die Studienergebnisse zeigten, dass sowohl das Trinken von alkoholfreiem wie auch das Trinken von alkoholischem Bier die Vielfalt der gesundheitsfördernden Darmbakterien erhöhte.

Dabei veränderten sich weder das Körpergewicht und die Körperfettmasse, noch die Marker in Verbindung mit kardiometabolischen Erkrankungen wie Adipositas, Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen signifikant.

Eine verringerte Bakterienvielfalt wird dagegen mit Diabetes, Herzkreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit und einem schwereren Verlauf von COVID19 in Verbindung gebracht.

Die Forscher vermuten, dass für die positiven Effekte auf die Darmflora eine Reihe von Polyphenolen, darunter Flavonoide Phenolsäuren und Isoxantohumol verantwortlich sind. Die Forscher gehen davon aus, das ungefilterte Biere noch höhere Mengen an Phenolen enthalten als die in der Studie verwendeten Lagerbiere.

Die Polyphenole stammen aus der Familie der sekundären Pflanzenstoffe.

Wertvolle Inhaltsstoffe befinden sich speziell im Hopfen

Vor allem im Hopfen, einer Grundzutat von Bier, lässt sich neben den sekundären Pflanzenstoffen Quercetin, Ferulasäure, Tyrosyl, Humulone und Lupulone auch der Inhaltsstoff Kaempferol nachweisen.

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Studienergebnisse zum Inhaltsstoff Kaempferol

Kaempferol lieferte in mehreren epidemiologischen Studien klare Hinweise darauf, dass es das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs verringerte. Im Tierversuch wirkte es sogar der Entstehung von Hautkrebs entgegen. Kaempferol linderte zudem die Entzündung geschädigter Hautareale nach leichtgradigen Verbrennungen.

Studienergebnisse zu Ferulasäure

Auch Ferulasäure zeigte in verschiedenen Untersuchungen positive Ergebnisse. Ganz besonders die antioxidativen Eigenschaften von Ferulasäure lassen Forscher therapeutische Effekte bei Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen und neurodegenerativen Erkrankungen vermuten. Daneben gibt es verschiedene Hinweise darauf, das die Säure auch die Wundheilung beschleunigt.

Nachdem oral verabreichte Ferulasäure bei Mäusen nachweislich die Entstehung von Hauttumoren verhinderte, steht der Beweis aber noch aus, dass das Biertrinken Einfluss auf die Entstehung oder Verhinderung von Hautkrebs hat. Von drei Studien mit Biertrinkern über einen Zeitraum von 10 Jahren konnte Ferulasäure aber nur ein reduziertes Risiko für Basalzellkarzinome zeigen.

Xantohumol gegen chronische allergische Kontaktdermatitis

Ein anderer sekundärer Pflanzenstoff, der allerdings nur im Hopfen vorkommt, ist Xanthohumol. Er konnte im Tierversuch die chronische allergische Kontaktdermatitis deutlich reduzieren.

Procyanidin regt das Haarwachstum an

Auch in der Gerste, die zum Bierbrauen verwendet wird, ist ein weiterer Wirkstoff namens Procyanidin enthalten. Sowohl im Tierversuch, als auch in einer japanischen, placebokontrollierten Doppelblindstudie konnte Procyanidin aus Apfelextrakt eine positive Wirkung ohne nennenswerte Nebenwirkungen auf das Haarwachstum zeigen. Glatzköpfigen Probanden, die mit Procyanidin behandelt wurden, wuchsen wieder Haare – je länger die Behandlung dauerte, desto größer war das Haarwachstum.

Die Forschungsergebnisse ermutigen Wissenschaftler

Zwar wird das Trinken von Bier bislang weder von Wissenschaftlern noch von Ärzten zu therapeutischen Zwecken empfohlen, dennoch hält man die bisherigen Forschungsergebnisse aus wissenschaftlicher Sicht für ermutigend.

Hopfen: Arzneipflanze des Jahres 2007

Die Kulturpflanze Hopfen (Humulus lupulus) wird nicht nur zum Bierbrauen verwendet, sie hat auch in der europäischen Medizin eine lange Tradition als Heilpflanze. Lange bevor der Hopfen im Jahr 2007 zur Arzneipflanze des Jahres wurde, setzte man ihn schon zur Milderung von Schlafstörungen ein.

Daneben nutzte man die bitter schmeckende Pflanze früher schon als Beruhigungsmittel und bei Magenproblemen. Auch heute noch setzt man Hopfen in Kombination mit der Baldrianwurzel als pflanzliches Medikament bei Schlafstörungen ein. Eine positive Wirkung soll sich aber erst nach einigen Wochen der Einnahme einstellen.

Die robuste Kletterpflanze kann bis zu 50 Jahre alt werden und trägt grünlich-gelbe, weibliche Blütenstände, die bis zu 4 cm lang werden.

Bitter ist gesund

Hopfen verleiht dem Bier seinen charakteristisch bitteren Geschmack. Verantwortlich dafür sind die gesundheitsfördernden Polyphenole aus der Familie der sekundären Pflanzenstoffe.

Deutsches Bier – traditionelle Braukunst

Deutsches Bier verspricht höchste Qualität. Das Deutsche Reinheitsgebot feierte im Jahr 2016 seinen 500. Geburtstag. Dem Reinheitsgebot nach darf das Bier ausschließlich aus den vier Zutaten Wasser, Hopfen, Getreidemalz und Hefe hergestellt werden.

Das deutsche Reinheitsgebot stammt aus dem Jahr 1516 und ist damit die älteste, noch immer gültige Lebensmittelgesetzgebung der Welt. Nach Angaben des Deutschen Brauer-Bundes ist das Reinheitsgebot ein Garant für wirksamen Verbraucherschutz, weil es weder Zusatzstoffe noch künstliche Aromen enthält.

Deutsches Bier hat viele Freunde. Nach Mitteilung des statistischen Bundesamtes setzten deutsche Brauereien und Bierlager 2022 insgesamt 232,6 Millionen Liter Bier um, wovon 85,2 Prozent für das Inland bestimmt waren. Der Umsatz stieg um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau, der Inlandsumsatz um 4 Prozent. Pro Kopf verbrauchten im Jahr 2022 die deutschen Einwohner 87,2 Liter, im Jahr 2013 waren es 99,1 Liter. Alkoholfreies Bier und Malzbier sind nicht inbegriffen.

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 11/2016 | aktualisiert 26.10.2023
Bildquelle: © Bild von RitaE auf Pixabay.com

Quellen und weiterführende Informationen:

Peter Leiner. Ärzte-Zeitung online. 15.08.2013

Uni Würzburg. Hopfen ist Arzneipflanze des Jahres 2007

Bierverbrauch je Einwohner  in Deutschland – Statistisches Bundesamt Destatis

Bierabsatz 2022 Destatis

C. Marques, L. Dinis, I. Barreitos Mota et al. Impact of Beer and Nonalcoholic Beer Consumption on the Gut Microbiota: A Randomized, Double-Blind, Controlled Trial. J. Agric. Lebensmittelchem. 2022 , 70 , 41 , 13062–13070 Erscheinungsdatum : 15. Juni 2022

Brauer-Bund.de

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

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