Binge Eating ist eine ernstzunehmende Essstörung. Nach Schätzungen beläuft sich die Zahl der Binge Eater in Deutschland auf ungefähr auf 2 Millionen. Damit leiden mehr Menschen unter der Essstörung Binge Eating als unter einer Ess-Brechsucht (Bulimie). Binge Eater sind in jeder Altersgruppe zu finden. Frauen bilden mit rund zwei Dritteln den Hauptanteil unter den Betroffenen. Nur ein Drittel der Binge-Eater ist männlich.
Eine Binge-Eating-Störung hat psychische Ursachen
Im Zentrum stehen Heißhungeranfälle mit Kontrollverlust. Binge Eating wird auch als Binge-Eating-Störung (BES) oder Binge-Eating-Disorder bezeichnet und stammt vom englischen binge, das mit Gelage übersetzt wird. Bei dieser Krankheit handelt es sich um eine psychisch bedingte Essstörung, die von periodischen Heißhungeranfällen geprägt ist und langfristig bei den meisten Betroffenen zu Übergewicht und Adipositas führt.
Die Krankheit BES wird statistisch von der WHO als „Nicht näher bezeichnete Essstörung“ klassifiziert (ICD-10). Die nicht näher bezeichneten Essstörungen (EDNOS) zählen zur größten Gruppe. Diese Formen der Essstörungen sind nicht typisch und erfüllen die Kriterien einer klassischen Essstörung nicht vollständig, weshalb Forscher bei diesen Essstörungen erschwerte Bedingungen vorfinden, so dass der Wissensstand begrenzt ist.
Symptome und Diagnose der Binge-Eating-Störung
Die Diagnosekriterien für BES sind nicht einheitlich. Manchmal sehen Experten, dass beim Binge Eating bestimmte Formen von Essstörungen ineinander übergehen oder die Symptome verändert sind, so dass ein Krankheitsbild individuell abweichen kann. Vergleichbar mit anderen Essstörungen wie der Magersucht oder Bulimie hält der Binge Eater sein Leiden weitgehend vor seinem sozialen Umfeld geheim, so dass oft erst spät der Hausarzt oder ein Facharzt aufgesucht wird.
Hausärzte und Fachärzte übernehmen eine wichtige Rolle bei der Diagnose, der körperlichen Betreuung sowie der Vermittlung von Patienten mit BES zur Weiterbehandlung an eine spezialisierte Klinik, beziehungsweise einen Experten für Essstörungen.
Diagnosekriterien für die Essstörung BES
Kriterien für Binge Eating liegen vor, wenn mindestens 2 Essanfälle pro Woche über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten auftreten. Verbunden damit wird ein Kontrollverlust während der Lebensmittelaufnahme mit Verlust des Sättigungsgefühls. Bei einem Essanfall muss es außerdem zu einer sehr hohen Energiezufuhr durch Lebensmittel kommen.
Zu den Diagnosekriterien zählt auch ein extrem hastiges Schlingen und das Essen bis zu einem starken Völlegefühl. Binge Eater essen alleine aus Verlegenheit wegen der gegessenen Menge. Bei ihnen wird der Essanfall typischerweise nicht durch starken Hunger ausgelöst.
Nach dem Essanfall treten bei Binge Eatern Schuld- und Schamgefühle auf, teilweise bis zur Depremiertheit. Die Betroffenen leiden unter den Essanfällen.
Ein Essanfall hebt sich von einer normalen Essensaufnahme dadurch ab, dass innerhalb eines begrenzten Zeitraumes, der bis zu 2 Stunden umfasst, wesentlich mehr Nahrung aufgenommen wird, als die meisten Menschen unter den Umständen innerhalb dieser Zeit aufnehmen würden.
Abgrenzungen zu anderen Essstörungen
Im Gegensatz zu Menschen mit Bulimie oder Magersucht trifft der Binge-Eater nach seinen Essanfällen keine Gegenmaßnahmen, wie beispielsweise anschließendes Erbrechen oder exzessiven Sport.
Ursachen und Auslöser für Binge Eating
Die Auslöser der Essstörung sind oft negative Gefühle. Experten gehen davon aus, dass BES von negativen Gefühlen wie Stress oder Langeweile ausgelöst wird und unangenehme Empfindungen während der Heißhungerattacke unterdrückt werden. Daher wird die Essstörung als eine Form des Vermeidungsverhaltens klassifiziert. Ernährungspsychologen vermuten, dass ähnlich wie bei Bulimikern, das gezügelte Essverhalten ein Risikofaktor für die Entstehung ist.
Vorausgehen häufig tiefverwurzelte Probleme mit dem Selbstwertgefühl. Es bestehen oft außerdem Defizite beim Erleben des eigenen Körpers und beim Kontakt mit Gleichaltrigen.
Therapie der Binge-Eating-Störung
Die therapeutischen Maßnahmen bei einer Binge-Eating-Störung entsprechen meist denen der Bulimie. Bei gleichzeitiger Behandlung der körperlichen und psychischen Probleme wird eine Normalisierung des Essverhaltens angestrebt. Unterstützend können auch Antidepressiva eingesetzt werden, die nach Studienlage die Zahl der Essattacken beim Binge Eater senken können.
Experten raten auch bei BES dazu, frühestmöglich eine Therapie anzustreben, um einem chronischen Verlauf der Essstörung vorzubeugen. Behandelt werden sollten Patienten mit Essstörungen möglichst durch kompetente Psychotherapeuten in spezialisierten Zentren. Als wichtig stufen Experten in diesem Zusammenhang auch die Therapie mit regelmäßigen Sitzungen ein, um das Risiko für Rückfälle und Abbrüche zu senken. Besondere Aufmerksamkeit benötigt die Phase, in der Patienten aus der stationären Therapie in die ambulante Weiterbehandlung entlassen werden.
Text: Katja Schulte Redaktion
Datum: 12/2016 | aktualisiert 02.01.2023
Bildquelle: © Bild von Nico H. auf Pixabay.com
Quellen und weiterführende Informationen:
- ANAD e.V. Essattacken mit Kontrollverlust
- Sandra Becker, Stephan Zipfel. Binge Eating und Binge-Eating-Störung. In Günter Reich, Manfred Cierpka. Psychotherapie der Essstörungen. 3. Auflage. Thieme Verlag. 2010
- Günter Reich u. a. Essstörungen. Magersucht, Bulimie, Binge Eating. Trias Verlag, 2004
- H.K. Biesalski. Ernährungsmedizin: nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer. Thieme Verlag, 2010
Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen