Bor ist ein Ultraspurenelement. Obwohl Bor für den Menschen aktuell nicht zur Familie der lebensnotwendigen Mineralstoffe zählt, könnte die Substanz nach Angaben einiger Forscher neben den bereits erforschten Funktionen im Knochenstoffwechsel und im Gehirn einige weitere Funktionen im menschlichen Körper haben und womöglich auch für den Menschen lebensnotwendig sein. Nicht nur über die Ernährung, sondern auch über die Haut kann Bor in den menschlichen Körper gelangen. Die größten Quellen für die Boraufnahme sind borhaltige Lebensmittel und Haushaltsprodukte.

Bor ist im Körper in Form von Borsäure aktiv

Bor wird im Magen- Darmtrakt aus seinem komplexen Verband, in dem es in Nahrungsmitteln eingebettet ist, herausgelöst und dabei in die im Körper aktive Borsäure umgewandelt. Nachweisen lässt sich Borsäure in Körperflüssigkeiten, im Körpergewebe sowie in den Knochen, Fingernägeln und Haaren.

Nur in äußerst winzigen Mengen ist das Element im menschlichen Körper vorhanden und wird dort nicht gespeichert. Die Ausscheidung erfolgt hauptsächlich über die Nieren.

Für Tiere ist Bor lebensnotwendig und das könnte es auch für den Menschen sein

Für Tiere ist Bor bereits als essenzieller Nährstoff eingestuft und einige Expertengremien stufen Bor bereits für den Menschen als „möglicherweise essenziell“ ein, seit die Wirkmechanismen und Folgen von Bormangel bei den Versuchstieren bekannt geworden sind.

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Borax und Borsäure

Borax und Borsäure: wie giftig und wie wichtig sind sie?

Auf Basis der Auswertungen deutscher, amerikanischer und kenianischer Verzehrstudien aus dem Jahr 1998 sowie auf Basis der Tierstudienergebnisse erarbeiteten die Experten bereits Referenzwerte für die Borzufuhr beim Menschen.

Nach den Ergebnissen werden die Werte für die tägliche empfohlene Borzufuhr in Deutschland bei Frauen auf täglich 1,62 mg und bei Männern auf 1,72 mg geschätzt.

Symptome bei Bormangel

Den Begriff Bormangel verwenden Experten aktuell lediglich in Verbindung mit Mangelerscheinungen bei Tieren. Beim Menschen wird dagegen erst von einem Bormangel gesprochen, wenn Bor auch für den Menschen als essenzielles Ultraspurenelement eingestuft ist.

Kommt es beim Menschen zu Anzeichen durch eine zu geringere Boraufnahme, handelt es sich bis dahin begrifflich nicht um einen Bormangel, sondern um eine Borunterversorgung.

Auf eine Unterversorgung mit Bor kann der menschliche Körper mit verschiedenen Anzeichen und gesundheitlichen Beschwerden reagieren.

Anzeichen für eine Unterversorgung mit Bor beim Menschen

Eine Unterversorgung mit Bor kann sich beim Menschen neben Hormonstörungen und dermatologischen Erkrankungen wie Allergien, Ekzemen oder Akne auch durch Darmentzündungen bemerkbar machen.

Bei manchen Betroffenen kommt es zur Leistungsminderung verschiedener Organe, einschließlich dem Immunsystem und dem Herzen. Weiter mögliche Anzeichen der Borunterversorgung ist die Störung der Blutbildung und Immunabwehr.

Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für Osteoporose.

Borarme Ernährung beeinflusst Vitamin-D-Spiegel

Forscher wiesen bislang auch nach, dass Bor in Verbindung mit dem lebensnotwendigen Vitamin D steht und eine borarme Ernährung beim Menschen den Vitamin-D-Spiegel im Blut senkt.

Eine zu niedrige Boraufnahme fördert Arthritis

Zudem wurde ein Zusammenhang zwischen niedriger Boraufnahme im Körper und der häufigen Entstehung von Arthritis hergestellt. Den Untersuchungen zufolge, nehmen Menschen in Ländern mit hohem Arthritis-Anteil nur etwa 1 bis 2 mg Bor über die tägliche Ernährung auf, während in Ländern mit niedrigen Arthritis-Aufkommen etwa 5 bis 10 mg täglich im Rahmen der Ernährung zugeführt werden.

Bor schützt vor Mineralstoffverlust nach der Menopause

Eine weitere Untersuchung ergab, dass die Gabe von 3 mg Bor bei Frauen nach der Menopause dazu führte, dass über den Urin weniger essenzielle Nährstoffe verloren gingen, die für die Knochengesundheit wichtig sind. Die untersuchten Frauen schieden etwa 40 Prozent weniger Kalzium, 33 Prozent weniger Magnesium und etwas weniger Phosphor aus.

Borgabe steigert den Hormonspiegel nach der Menopause

Außerdem ergab sich bei den Frauen nach Borgabe von 3 mg ein doppelt so hoher Blutspiegel mit dem aktivste Östrogen 17-Beta-Östradiol, vergleichbar mit dem Wert, wie er während einer Östrogentherapie gefunden wird. Auch das männliche Hormon Testosteron und Östradiolvorstufen ergaben im Blut doppelt so hohe Konzentrationen.

Zu geringe Boraufnahme: Unterversorgung feststellen

Eine ärztliche Untersuchung kann bei Verdacht auf Borunterversorgung Klarheit bringen. Ob eine Unterversorgung mit Bor besteht, wird in der Regel durch einen Bluttest ermittelt.

Auch per Selbsttest mit Laborauswertung lassen sich erste Hinweise auf eine bestehende Borunterversorgung gewinnen. Dazu ist eine Haarprobe erforderlich, die im Rahmen der Haaranalyse ausgewertet wird.

Symptome und Folgen zu hoher Boraufnahme

In sehr hohen Mengen kann Bor giftig wirken und neben anderen Störungen auch Enzymaktivitäten hemmen. Bei der erhöhten Boraufnahme wurden akute Symptome wie Kopfschmerzen, Durchfälle oder Nierenschäden beobachtet. Auch Lethargie, Hautausschlag, Übelkeit oder Erbrechen können auftreten.

Studien mit Arbeitern in Boraxwerken, die dauerhaft einer stark erhöhten Boraufnahme ausgesetzt waren, ergaben einen negativen Einfluss auf die Geburtenrate.

Vergleichsstudien zwischen türkischen Familien in Gebieten mit jeweils niedriger und hoher Boraufnahme ergaben allerdings keinen Unterschied in Bezug auf Fehlgeburten, Totgeburten, Fehlbildungen sowie die Entwicklung der Kinder in frühem Alter.

Eine chronische Toxizität kann mit verschiedenen Symptomen einhergehen

Typische Symptome bei zu hoher Boraufnahme sind Haarausfall (Alopezie), Hautrötung (Erytheme) und Blutarmut (Anämie). Es können auch zerebrale Krampfanfälle auftreten.

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Funktionen und Wirkungen im Körper

Bor hemmt den wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge den vorzeitigen Abbau von Testosteron und anderen Steroidhormonen im Körper. Es gibt zudem Hinweise, dass Bor, bzw. Borverbindungen an der Bildung von körpereigenen Steroidhormonen wie Östrogen, Testosteron und Vitamin D beteiligt sind.

Ein Mangel des Geschlechtshormons Testosteron wird nicht nur mit verringerter Muskelmasse, sondern außerdem mit erhöhter Fetteinlagerung und einem erhöhtem Risiko für Tumorerkrankungen und Herzerkrankungen verbunden.

Auch Frauen können von Testosteronmangel betroffen sein.

Zu weiteren Funktionen und Wirkungsweisen von Bor im menschlichen Körper äußern Forscher verschiedene Vermutungen. Bor könnte demnach nicht nur für die Hirnfunktion von Bedeutung sein, sondern auch Einfluss auf Motorik und Aufmerksamkeit nehmen.

Wissenschaftler vermuten außerdem, dass Bor daran beteiligt ist, den Abbau der schützenden Hyaluronsäure zu hemmen und auch eine Beteiligung des Halbmetalls an Transportprozessen in den Zellen schließen sie nicht aus. Weiter gibt es Hinweise darauf, dass Bor die Knochengesundheit beeinflussen und vor Kalziumverlust schützen könnte. Auch eine Beteiligung an der Funktion des Immunsystems wird angenommen.

Wirkung von Bor ist in Salbe bei Neurodermitis wissenschaftlich anerkannt

Wissenschaftlich anerkannt ist aktuell die Wirkung von Bor in einer Salbe gegen milde bis mittelschwere Neurodermitis, die in den USA bereits zugelassen ist. Die Salbe mit dem Wirkstoff Bor brachte die Neurodermitis in Studien besser und schneller zur Abheilung, als Salben ohne Wirkstoff. Das Element war bei vielen Studienteilnehmern fähig, den pathogenen Kreislauf durchbrechen, indem es an die metallenen Elemente Zink und Magnesium andocken konnte, die sich im Zentrum des Enzyms Phosphodiesterase befanden.

So hob Bor die Wirkung von Phosphodiesterase auf. Die borhaltige Salbe gilt gleichzeitig besonders bei Kindern mit Neurodermitis als Alternative, weil sie in den Untersuchungen bei längerer Anwendung mit wesentlich weniger Nebenwirkungen verbunden war, als die sonst eingesetzten Kortikoide oder Calcineurinhemmer.

Als häufigste Nebenwirkung nannten die Teilnehmer bei der Borsalbe stechende und brennende Schmerzen am Anwendungsort.

Gehalte von Bor in der Ernährung

Bor kommt lange nicht in allen Lebensmitteln vor. Überwiegend ist Bor in Obst und Gemüse enthalten. Daneben enthalten auch Milch und Milchprodukte, Mineralwasser und Trinkwasser, Kaffee und Wein geringe Bormengen.

Beispielsweise weist Bor in Lebensmitteln folgende Gehalte auf:

Pfirsich (7 mg/100 g), Gurke (3,6 mg/100 g), Trockenpflaume (2,7 mg/100 g), Nüsse (2 mg/100 g), Sellerie (1,1 mg/100 g), Avocado (1 mg/100 g), Rotwein (0,9 mg/100 g), Tomate 0,1 mg/100 g), Rettich (2,1 mg/100 g), Getreide (0,6 mg/100 g)

Boraufnahme aus anderen Quellen

Aufgenommen wird das Element Bor vom Körper aber nicht nur über die tägliche Ernährung, sondern es kann ebenso direkt über die Haut in den Körper gelangen. Häufig ist das Metall außerdem Bestandteil von Arzneimitteln, Kosmetika, Spielzeug, Waschmitteln, Klebstoffen oder Teppichen.

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Mineralstoffe und Mineralstoffmangel

Mineralstoff und Mineralstoffmangel

Natürlich kommt Bor häufig in Lebensmitteln in Form von komplexen Verbindungen mit Zuckern, Vitamin B2, B6 und Vitamin C vor.

Weitere Einsatzgebiete

Das Element Bor zeigt viele positive Eigenschaften und wird deshalb auch in der Industrie gerne eingesetzt. Es wirkt nicht nur antiseptisch und flammenhemmend, sondern dient gleichzeitig in vielen Produkten des täglichen Lebens als Konservierungsmittel und Weichmacher. Besonders häufig kommt das Metall in Produkten wie Verpackungen vor, die mit Lebensmitteln in direkter Verbindung stehen.

Tagesbedarf und Aufnahmemenge von Bor

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) hat keinen Referenzwert für die tägliche Borzufuhr festgelegt, da es sich bei dem Element bislang nicht um ein essentielles Spurenelement handelt.

Die tägliche Boraufnahme beträgt nach Schätzungen ungefähr 1 bis 3 mg. In Deutschland wird die Aufnahme von Bor über die normale Nahrung und das Wasser generell als ausreichend eingeschätzt. Veganer und Vegetarier versorgen sich wegen des hohen Gemüsekonsums nach geltender Experteneinschätzung ausreichend mit dem Spurenelement.

Einige Stoffe können wahrscheinlich Aufnahme und Wirkung ungünstig beeinträchtigen. Dazu zählen neben gechlortem Wasser und Alkohol auch chlorhaltige Antibiotika. Eine möglicherweise weitere hemmende Substanz bilden hallogenisierte Kohlenwasserstoffe.

Bor in Nahrungsergänzungsmitteln

Ein Zusatz von Borsäure oder Borax in Nahrungsergänzungsprodukten ist hierzulande wieder erlaubt. Nahrungsergänzungsmittel zählen zu den Lebensmitteln und bieten Nährstoffe in konzentrierter Form. Erhältlich sind sie häufig in verschiedenen Formen, etwa als Tropfen, Tablette oder Kapseln. Die Höchst- und Mindestmengen der Vitamine und/oder Mineralstoffe, die darin enthalten sein dürfen, legt für jeden einzelnen Bestandteil die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit fest (EFSA) fest.

Bis vor einigen Jahren war in Deutschland die Zugabe in Form von Borsäure oder Borax in Nahrungsergänzungsmitteln verboten. Seitdem die Europäischen Richtlinien gelten, ist das Element in Nahrungsergänzungsmitteln wieder erlaubt. Zugelassene Substanzen sind Borsäure und Natriumborat.

Borhaltige Nahrungsergänzungsmittel gelten nur in bestimmter Höhe als sicher

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schätzt aufgrund einer gesundheitlichen Bewertung, dass die Boraufnahme von 1 mg täglich über Nahrungsergänzungsmittel nicht gesundheitsschädlich sein dürfte.

Die WHO gibt an, dass eine tägliche aufgenommene Bormenge zwischen 1 bis 13 mg keine chronisch-toxischen Folgen nach sich zieht.

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Nährstofftest zum Immunsystem

Nährstofftest Immunsystem

Nahrungsergänzungsmittel mit Bor für einige Gruppen nicht empfohlen

Nicht sicher ist, ob hohe Überdosierungen ein Gesundheitsrisiko darstellen. Hier besteht nach Ansicht des BfR noch Forschungsbedarf.

Eine zu hohe Borzufuhr zeigte im Tierversuch reproduktionstoxische und hormonbeeinflussende Wirkung.

Daher empfiehlt das BfR derzeit verschiedenen Bevölkerungsgruppen eine zusätzliche Zufuhr über Nahrungsergänzungsmittel mit Bor zu vermeiden.

Diese Bevölkerungsgruppen sind insbesondere Kinder, Schwangere und stillende Frauen. Von borhaltigen Nahrungsergänzungen wird auch Frauen in den Wechseljahren, die keine Menstruation mehr haben und eine Hormontherapie durchführen, abgeraten. Männern mit verminderter Fruchtbarkeit sollten ebenfalls eine Anwendung verzichten.

Bor wird auch in homöopathischen Mitteln eingesetzt.

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 05/2016 | aktualisiert 19.04.2024

Quellen und weiterführende Informationen:

Narayan S. Hosmane. Boron Science. New Technologies and Applications. 2012 by Taylor & Francis Group, LLC. CRC Press. London, New York

H.K. Biesalski, J. Köhrle, K. Schümann. Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Verlag Thieme. 2002

Cem Ekmekcioglu, Wolfgang Marktl. Essenzielle Spurenelemente. Klinik und Ernährungsmedizin. Verlag Springer. Wien. New York. 2006

Stellungnahme Nr. 024/2006 des Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vom 7. Höchstmengen für Bor und Fluorid in natürlichen Mineralwässern sollten sich an Trinkwasserverordnung orientieren (PDF)

Melvyn R. Werbach. Nutriologische Medizin

Die Nährstoffe – Bausteine für Ihre Gesundheit. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.

Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung (Hrsg.): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Bonn, 2. Auflage, 7. aktualisierte Ausgabe (2021)

Dr. Lothar Burgerstein, Prof. Dr. med. Michael Zimmermann, Hugo Schurgast et al. Burgersteins Handbuch Nährstoffe. 11. überarbeitete und aktualisierte Auflage. Haug Verlag. 2007

BfR. Zusatz von Borsäure uns Borax in Nahrungsergänzungsmitteln. Gesundheitliche Bewertung. 005/2006 (PDF)

Crisaborol. Borverbindung lindert Neurodermitis. Ärzteblatt. 19. Dez. 2016

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen.

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