Studienlage zur Giftigkeit von Bor beim Menschen ist widersprüchlich

Wenn es um den Grad der Giftigkeit von Bor für den menschlichen Körper geht, wurde dafür bislang kein Sicherheitsbereich definiert. In der Literatur finden sich widersprüchliche Angaben zur Verträglichkeit von Bor. So kam es nach hohen Borgaben beim Menschen nicht immerl zu körperlichen Reaktionen oder Vergiftungen.

Einerseits berichten Experten von einem Todesfall, bei dem ein Kind nach der Aufnahme von 1 g Bor starb. Nach anderen Beschreibungen überlebten Erwachsene eine Borvergiftung nach einer Überdosierung von 300 g Bor ohne Auftreten von Spätschäden.

Auch bei Tieren zeigten sich uneinheitliche Ergebnisse nach Überdosierungen

Zur Überdosierung von Borax und Borsäure gibt es bislang mehrere Untersuchungen an Tieren, die zum Teil ebenfalls uneinheitliche Ergebnisse zeigten. Sehr hohe Gaben waren danach bei verschiedenen Tierarten mit deutlichen Nebenwirkungen verbunden.

In den Tierstudien zeigte sich insgesamt, dass zu hohe Borgehalte im Körper viele wichtige Enzymaktivitäten hemmten.

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Tierstudien stellten negativen Einfluss auf Fruchtbarkeit und Entwicklung des Fötus fest

Studien an Kaninchen, Mäusen und Ratten hatten gezeigt, dass hohe Borgaben negative Wirkungen auf die Fortpflanzung und Entwicklung eines Fötus ausüben können.

Hochkonzentriert führte Bor nicht nur zu einer verminderten Beweglichkeit der Spermien, sondern auch zur Rückbildung von Gewebe und zu Zellschäden an den Hoden.

Je nach Höhe der verabreichten Bordosis kam es bei einigen Tieren zu Skelettveränderungen und bei Feten kam es zur Gewichtsabnahme.

Einflüsse von Bor auf die Fruchtbarkeit beim Menschen sind anders als bei Tieren

Untersuchungen an Menschen bei zu niedriger und erhöhter Boraufnahme ergaben in Bezug auf die Fruchtbarkeit bislang jedoch keine negativen Einflüsse.

Kühe reagierten dagegen auf eine langfristige Borgabe von 150-400 mg/l im Trinkwasser mit reduzierter Futteraufnahme, Wachstumsdefiziten und verringerten Hämoglobinwerten.

Forscher bezweifeln die Übertragbarkeit der Ergebnisse aus Tierstudien auf den Menschen

Somit halten Forscher es aktuell nicht für gesichert, dass die Ergebnisse aus Tierstudien auch so auf den Menschen übertragbar sind. Nach Angaben der Forscher besteht noch weiterer Forschungsbedarf, um den Sicherheitsbereich von Bor beim Menschen überhaupt bestimmen zu können.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht aktuell davon aus, dass bei einer täglichen Boraufnahme zwischen 1 und 13 mg keine chronische Borvergiftung auftritt. Eine chronische Borvergiftung ist mit Anzeichen wie Haarausfall, Anämie, zerebralen Krampfanfällen und entzündlichen Hautrötungen verbunden.

Vergiftungen durch Borwasser beim Menschen

Nach der Verwendung von Borwasser in den Augen wurden immer wieder Bor-Vergiftungen gemeldet. Die Borsäure im Borwasser wirkt antiseptisch und adstringierend und wurde deshalb früher als Wirkstoff in der Augenheilkunde eingesetzt.

Heute ist Borsäure immer noch in Augensalben und Augentropfen enthalten, sie dient allerdings nur noch als Isotonisierung und zur Pufferung, nicht mehr als Wirkstoff. Borsäure ist außerdem Bestandteil verschiedener homöopathischer Mittel.

Borsäure und Borax als Konservierungsstoff in Lebensmitteln

Bis zum Jahr 1981 mass man dem Element Bor keine Bedeutung in der Ernährung bei. Heute wird synthetisch hergestellte Borsäure in der Lebensmittelindustrie unter der Bezeichnung E 284 als Konservierungsstoff eingesetzt, der ausschließlich in echtem Kaviar eingesetzt werden darf. Borax, das unter der Nummer E 285 ebenfalls nur für Kaviar zugelassen ist, wird aus natürlichem Material hergestellt.

Trinkwasserverordnung: in Trinkwasser gilt geringerer Borgehalt als in Mineralwasser

Während nach der Trinkwasserverordnung vom 21.05.2001 in Deutschland ein Grenzwert von 1 mg Bor pro Liter Trinkwasser einzuhalten ist, liegt der höchste bekannte Borgehalt im Trinkwasser bei 4,35 mg/l. Mineralwasser enthält durchschnittlich 0,75 mg/l, während im Trinkwasser selten mehr als 0,3 mg Borgehalt pro Liter gemessen werden.

Vorkommen und Abbau von Borverbindungen

Ultraspurenelemente aus der Borfamilie kommen natürlich vor. Borax kommt als anorganische Borverbindung in Konzentrationen von 10-8000 ppm in der Erdkruste vor. Aus dem Süßwasser treten jährlich schätzungsweise bis zu 4 Millionen Tonnen flüchtige Borsäure in die Atmosphäre aus.

Bor findet sich als Ultraspurenelement mit einer Konzentration von durchschnittlich 4.6 ppm unter den ozeanischen Salzen als zehnthäufigstes Element. Durchschnittlich enthalten Ackerböden zwischen 10-20 ppm, wobei jedoch im Mittelmeergebiet und im Westen der USA ein wesentlich geringerer Borgehalt gemessen wird.

Borax (Dinatriumtetraborat-Decahydrat) ist auch unter dem Namen Natriumborat oder Tinkal bekannt und tritt in konzentrierter Form als natürliche Ablagerung in ausgetrockneten Salzseen (Boraxseen) und vulkanischen Schloten auf.

Kommerzieller Abbau erfolgt etwa in indischen und kalifornischen Wüstengebieten. Verwendet wird Borax in Waschmittel und Seife sowie als Schmelzmittel in der Emailleverarbeitung, bei der Herstellung von hitzebeständigem Glas und als Glasur bei Porzellan und Steingut. Borax dient auch als Rohstoff zur Herstellung von Borsäure.

Wirken von Borsäuren in Körperflüssigkeiten und Geweben

Im lebenden Organismus geht besonders die Borsäure mit den Hydroxylgruppen (-OH) unterschiedlicher Substanzen, z.B. Zuckern, Coenzym B6, Vitamin B2 und Glycoproteinen beständige Verbindungen ein. Solche Borverbindungen dienen dem Körper nicht nur als Grundlage zur Produktion von Vitamin D, Testosteron und Östrogen, sondern sie wirken sich auch positiv auf Hirnstoffwechsel, Zellschutz und vermutlich auch auf die Knochengesundheit in Bezug auf Arthrose und Osteoporose aus.

Vermutet wird außerdem, dass Borverbindungen die Geschlechtshormone vor dem vorzeitigen Abbau im Stoffwechsel schützen. Beobachtungen ergaben, dass eine zu geringe Borzufuhr zu verminderter Aufmerksamkeit und verschlechterter Motorik führten. Bor unterstützt als Wächter in Zellen Reparaturprozesse und verhindert zusammen mit Vitamin C und Bioflavonoiden den Abbau der schützenden Hyaluronsäure.

Während Wissenschaftler sich einig sind, dass Bor für verschiedene Tiere ein lebensnotwendiges Element ist, gilt es für den Menschen bis dato wegen ausstehender Beweise nicht als essentiell.

Borverbindungen können auch durch äußeren Kontakt in den Körper gelangen und sie reichern sich in menschlichem und tierischem Geweben an. Zu hohe Bormengen können dem Körper schaden.

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Chemische Unterschiede

Borverbindungen mit Sauerstoff sichern wichtige Körperfunktionen. Bor besitzt als 3-wertiges Element die Eigenschaft, komplexe Bindungen einzugehen, die je nach Bindungspartner neutral, positiv oder negativ geladen sein können.

Je nach Art der Sauerstoffverbindung liegt Bor auch in Form von Borax oder Borsäure vor.

Borax mit der chemischen Formel Na2B4O5(OH)4-8H2O weist verschiedene Sauerstoffverbindungen auf.

Einfache Borsäure besitzt die chemische Formel H3BO3. Bor bildet trigonale planare Verbindungen. Die trigonal planare Borsäure hat die chemische Formel B(OH)3.

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 09/2018 | aktualisiert 18.12.2022
Bildquelle: ©Francesco Bovolin@pixabay.com (CCO Creative Commons Lizenz)

Quellen und weiterführende Informationen:

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