Fast die Hälfte der Bürger in Deutschland leidet unter einer Fehlsichtigkeit und ist auf eine Korrektur ihrer Sehschwäche angewiesen, die wahlweise durch eine Brille oder Kontaktlinsen möglich ist. Welche Option sich besser eignet, hängt nicht nur von der persönlichen Vorliebe ab, sondern auch von vielen Argumenten, die bei der Entscheidung individuell zu berücksichtigen sind. Pro und contra sollten vor dem Kauf sorgfältig abgewogen werden, auch wenn beide Formen der Sehhilfe zum Ausgleich von Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit geeignet sind.

Brille und Kontaktlinsen haben einige Gemeinsamkeiten

Es gibt nicht nur Pro- und Contra Argumente bei der Entscheidung für eine der beiden Formen, denn sie zeigen auch so manche Gemeinsamkeit, was die Ausführung und den Einsatzbereich angeht.

Beispielsweise sind sowohl Brillen wie auch Kontaktlinsen in allen Sehstärken verfügbar und zahlreiche Optikergeschäfte und Internetshops bieten mittlerweile nicht nur Brillen, sondern auch Kontaktlinsen mit Gleitschutz, UV-Schutz oder in getönter und selbsttönender Version an.

Geht es um sportliche Aktivitäten, so punkten nicht allein Kontaktlinsen, denn für eine Vielzahl von Sportarten und Sportlern eignen sich ebenfalls spezielle Sportbrillen mit Sehstärke.

Wie wichtig Sportbrillen bereits im Schulalter sind, ergibt sich aus dem Bericht von Dr. Dieter Schnell, der in der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DGSP aktuell) veröffentlicht wurde. Demnach sind 3 Prozent aller Augenverletzungen sportbedingt, 10 Prozent der betroffenen Schüler erblinden in Folge ihrer Verletzungen.

In diesem Zusammenhang kommt der sportgerechten Brille zum Schutz vor Augenverletzungen schon in jungen Jahren eine große Bedeutung zu, selbst bei solchen Schülern, die keine Brille gegen Fehlsichtigkeit tragen. Sportbrillen erfüllen spezielle Anforderungen, um ausreichend Schutz bieten zu können.

Ist eine Brille oder Kontaktlinsen gefragter?

Bei der Frage, ob eine Brille oder Kontaktlinsen beliebter sind, ist die Antwort eindeutig. Der überwiegende Teil der Betroffenen trägt bislang eine Brille zur Korrektur der Sehschwäche. Nach Angaben des Portals Forschung und Wissen sind 66 Prozent der Deutschen ab dem Alter von 16 Jahren Brillenträger. Dagegen macht der Anteil der Kontaktlinsenträger bislang nur 5,5 Prozent aus.

Während 80 Prozent der Bevölkerung eine Sonnenbrille tragen, nutzen nur aber nur 5 Prozent eine Sportbrille.

Welche Argumente sprechen für und gegen eine Brille?

Die Vorteile einer Brille sehen Anwender hauptsächlich darin, dass Brillen im Gegensatz zu Kontaktlinsen leicht auf- und abgesetzt werden können und auch schnell zu reinigen sind.

Sie sind weniger pflegeintensiv als Kontaktlinsen und schützen die Augen. Insbesondere geben Träger von speziellen Bildschirmbrillen an, dass sie besser sehen und sich länger konzentrieren können.

Von Nachteil ist eine Brille, wenn es zu Temperaturwechseln kommt, denn sie kann beschlagen und die Sicht beeinträchtigen, was in manchen Situationen zum Risiko wird. Auch Wettereinflüsse wie Regen oder Schnee verschlechtern die Sichtverhältnisse, sobald es zum Kontakt mit den Brillengläsern kommt.

Als nachteilig empfinden viele Brillenträger auch, dass Brillengläser leicht verkratzen und öfter mal einen Neukauf erfordern.

Weitere mögliche Nachteile von Brillen

Als weiterer möglicher Nachteil gilt die Eingewöhnungsphase, in der es nicht selten zu vorübergehenden Nebenwirkungen wie Schwindel oder Kopfschmerzen kommt.

Genannt werden ansonsten Beschädigungen an der Brille sowie unpassende oder fehlerhaft angepasste Brillengestelle.

Falsch angepasste Glasstärken oder eine falsche Zentrierung der Gläser sind ebenso mögliche Nachteile.

Insbesondere bei Gleitsichtbrillen kann sich ein gestörtes Zusammenspiel beider Augen (Binokularsehen) ergeben, aber auch Kopfschmerzen oder Nackenschmerzen können bei Gleitsichtbrillen mit einer unpassenden Sehzone für Nahsicht oder Fernsicht auftreten.

Wozu raten Fachleute im Umgang und bei Problemen mit der Brille?

Wenn sich nach anfänglicher Eingewöhnungsphase die Probleme mit der neuen Brille nicht auflösen, kann eine Brillenunverträglichkeit (Link zu einem Fachbericht der Artemis-Klinik) bestehen – dann raten Augenärzte und Optiker dazu, die Brille beim Fachmann überprüfen zu lassen. Vorbeugend raten sie eine regelmäßige Kontrolle der Sehhilfe und der Augen an.

Um bei Defekten finanziell entlastet zu werden, können Brillenträger eine sogenannte Brillenversicherung abschließen. Ereignet sich bei der eigenen Brille der Schaden in der Freizeit, tritt die Brillenversicherung ein, kommt es dagegen zu einem Schaden während der Arbeitszeit, übernimmt die Unfallversicherung.

Welche Parameter bestimmen die Ausführung der Brille?

Wenn es um die Anschaffung der passenden Brille geht, setzt ein Großteil der Brillenträger immer noch auf die persönliche Beratung im Optikergeschäft. Das geht aus dem aktuellsten Branchenbericht Augenoptik in Zahlen (PDF) hervor.

Nur 2,2 Prozent der im Jahr 2023 verkauften Brillen wurden in Onlineshops gekauft.

Im Geschäft stellt der Augenoptiker zunächst mit speziellen Geräten den aktuellen Grad der Fehlsichtigkeit fest, um anhand der Werte individuelle Brillengläser bestimmen zu können. Im Anschluss erfolgt die Auswahl einer typgerechten Brillenfassung.

Nachdem die Zentrierdaten ermittelt sind, bei denen auch der Pupillenabstand und die Durchblickspunkte eine wichtige Rolle spielen, werden alle mechanischen und optischen Werte an die Werkstatt geleitet, wo die Gläser geschliffen und in die Fassung eingesetzt werden. Auch die weiteren Bestandteile der Fassung, wie die Bügel und der Nasensteg, werden individuell nach Kopfform ausgerichtet und vor der Auslieferung persönlich kontrolliert und bei Bedarf korrigiert, damit ein optimaler Sehkomfort gewährleistet ist.

Welche Argumente sprechen für und gegen Kontaktlinsen?

Nach Angaben des Mitteldeutschen Augenoptiker- und Optometristenverbands (MDAV) bestehen moderne Kontaktlinsensysteme aus hochwertigen Materialien und bieten einen ausgezeichneten Tragekomfort.

Im Gegensatz zu Brillen schätzen die meisten Anwender bei Kontaktlinsen in erster Linie, dass das Tragen der nahezu unsichtbaren Sehhilfen nicht auffällt und ihr natürliches Aussehen erhalten bleibt.

Kontaktlinsen beschlagen auch bei veränderten Temperaturverhältnissen nicht und sie verstauben nicht.

Als weiteres Argument für Kontaktlinsen wird ihre Rutschfestigkeit genannt und dass sie nicht so, wie viele Brillengestelle, das Gesichtsfeld einschränken.

Es kommt bei den Systemen auch nicht zu beeinträchtigenden Spiegelungen oder Unschärfen am Rand, wie es viele Brillenträger kennen. Die natürlichen Augenbewegungen werden durch Kontaktlinsen ebenfalls nicht behindert, so bieten sie in Verbindung mit der Sehschwächen-Korrektur die höchste Freiheit.

Einsetzbar sind Kontaktlinsensysteme im Alltag sowie in der Freizeit und beim Sport, was für sie spricht.

Ein oft genannter Nachteil besteht bei Kontaktlinsen allerdings darin, dass anfangs fachliche Unterstützung erforderlich ist, um das Know How, den richtigen Umgang und die Anwendung zu vermitteln.

Mit etwas Training können die Anwender in der Regel die Vorteile ihres Kontaktlinsensystems schnell genießen.

Weitere mögliche Nachteile von Kontaktlinsen

Weitere Nachteile, die beim Einsatz von Kontaktlinsen entstehen können, sind neben einer verschwommenen Sicht durch Ablagerungen die unkorrekte Anpassung oder eine unkorrekte Linsenstärke.

Durch Kontaktlinsen kann es zu trockenen Augen kommen. Trockene Augen werden durch lange Bildschirmarbeit, spezielle Medikamente oder ein ungünstiges Raumklima begünstigt.

Bei der Anwendung können auch Juckreiz, Rötungen, Brennen oder rote Augen durch Infektionen, Allergien oder eine verminderte Versorgung des Auges mit Sauerstoff entstehen.

Ein Fremdkörpergefühl im Auge ist bei Ablagerungen möglich, außerdem kann sich dies bei unkorrekt angepassten oder beschädigten Kontaktlinsen entwickeln.

Wer sich für Kontaktlinsen entscheidet, muss regelmäßig hohe Anforderungen an Hygiene und Desinfektion erfüllen, um Augenproblemen keinen Vorschub zu leisten.

Es besteht ein erhöhtes Risiko für Hornhautentzündungen, insbesondere bei zu langer Tragedauer, wie sie etwa durch nächtliches Tragen entsteht.

Beim Schwimmen sollte auf Kontaktlinsen verzichtet oder eine Schwimmbrille verwendet werden.

Wozu raten Fachleute im Umgang und bei Problemen mit Kontaktlinsen?

Augenärzte und Optiker raten Kontaktlinsenträgern zur täglichen Reinigung und Desinfektion mit den entsprechenden Mitteln. Daneben empfehlen sie die regelmäßige Kontrolle beim Augenarzt. Kommt es zu Problemen, hinter denen der Anwender die Kontaktlinsen vermutet, sollten die Probleme schnellstmöglich durch einen Fachmann abgeklärt werden.

Welche Parameter bestimmen die Ausführung des Kontaktlinsensystems?

Um festzustellen, welche Eigenschaften die individuell anzupassenden Kontaktlinsen benötigen, muss der Fachmann verschiedene Untersuchungen beim Anwender vornehmen.

Bei der Untersuchung sind neben der Ermittlung der aktuellen Glasstärkenleistung und Sehleistung auch die Krümmung und Größe der Hornhaut, die Qualität der Tränenflüssigkeit und die Breite der Lidspalten ausschlaggebend.

Nach individuellem Bedarf können verschiedene Kontaktlinsensysteme zur Anwendung kommen. Optiker unterscheiden dabei zwischen harten und weichen Linsen sowie zwischen Austauschlinsen und Gleitsicht-Kontaktlinsen. Gleitsicht-Kontaktlinsen ermöglichen das deutliche Sehen im Gegensatz zu den anderen Formen in allen Entfernungsbereichen.

Kostenübernahme bei Brille oder Kontaktlinsen

Bei medizinischer Notwendigkeit und im Rahmen des abgeschlossenen Tarifs übernehmen gesetzliche und private Krankenkassen die Kosten für Brillen und Kontaktlinsen oder leisten einen Zuschuss. Ob eine entsprechende Fehlsichtigkeit oder Sehbeeinträchtigung vorliegt, muss vom Augenarzt untersucht und bei positivem Befund bestätigt werden.

Selbst wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht, übernehmen gesetzliche Krankenkassen in der Regel nur die Kosten für die Brillengläser, nicht jedoch für die Brillenfassung. Auch bei Übernahme der Kosten für eine Sehhilfe durch die gesetzliche Kasse fällt für den Patienten immer noch die übliche Zuzahlung an. Sie ist gesetzlich verpflichtend und beträgt aktuell entweder 10 Prozent der Kosten, höchstens 10 Euro pro Brille oder Kontaktlinsen, mindestens aber 5 Euro pro Sehhilfe. Die Gebühr ist beim Optiker zu entrichten.

Bei privaten Krankenkassen hängt die Leistung vom individuell gewählten Tarif ab. Häufig sind Eigenbeteiligungen Bestandteil des Tarifs.

Welche Werte liegen bei Fehlsichtigkeiten vor?

Eine Fehlsichtigkeit besteht bei einer Kurz- oder Weitsichtigkeit ab 6 Dioptrien und bei einer Hornhautverkrümmung ab 4 Dioptrien. Die Leistungspflicht der Kassen besteht außerdem, wenn eine starke Sehbeeinträchtigung vorliegt, bei der mit Sehhilfen keine 30-prozentige Sehleistung erreichbar ist.

Kostenübernahme durch die Krankenkasse bei Sportbrillen

Von den gesetzlichen Krankenkassen werden die Kosten für eine Sportbrille in vielen Fällen dann getragen oder bezuschusst, wenn eine starke Sehbehinderung besteht. Ist eine medizinische Notwendigkeit gegeben, kann der Arzt ein Rezept für die Sportbrille ausstellen, so dass sich die Chancen für eine Kostenübernahme oder Bezuschussung erhöhen und die Sportbrille als Kassenleistung anerkannt wird.

Wird die Brille bei Schülern für den Schulsport erforderlich, übernehmen die Krankenkassen auch oft bis zum 18. Lebensjahr die Kosten oder leisten einen Zuschuss.

Kostenübernahme und Kassenzuschuss bei Brille oder Kontaktlinsen am besten vor dem Kauf klären

Um am Ende bei Kauf der Brille oder Kontaktlinsen keine böse Überraschung zu erleben, sollte man die Kostenübernahme oder Bezuschussungsfähigkeit und den Umfang der Leistungen mit dem Arzt besprechen und vor dem Kauf einer Brille mit der zuständigen Kasse abklären. Auch ein bei der Kasse eingereichter Kostenvoranschlag vom Optiker bringt in dem Fall Klarheit.

Mehrkosten, die von der gesetzlichen Krankenkasse zum Beispiel bei Sportbrillen abgelehnt werden, lassen sich je nach Tarif oft durch abgeschlossene private Zusatzversicherungen auffangen.

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 17.06.2025
Bildquelle Titelbild © Bild Paul Diaconu auf Pixabay

Quellen und weiterführende Informationen:

Über 40 Millionen Erwachsene in Deutschland tragen eine Brille. Forschung und Wissen. 05.10.2024 (Abgerufen am 17.06.2025)

Brillenunverträglichkeit. Online-Magazin Artemiskliniken. (abgerufen am 17.06.2025)

Branchenbericht Augenoptik in Zahlen 2023/2024. (PDF) Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA). (Abgerufen am 17.06.2025)

Die perfekte Brille – Ihr Augenoptiker kann das. MDAV (Abgerufen am 17.06.2025)

Dr. Dieter Schnell. Augenverletzungen im Schulsport. DGSP aktuell Jahrgang56, Nr. 12 (2005) (PDF abgerufen am 17.06.2025)

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