Das Burnout-Syndrom, das erstmals im Jahr 1974 vom amerikanischen Psychotherapeuten Herbert Freudenberger speziell als psychisches Problem von Menschen in Sozialberufen identifiziert und beschrieben wurde, trifft heute auf einen Großteil der gesamten arbeitenden Bevölkerung zu. Viele Arbeitnehmer erfüllen die zugrunde gelegten Kriterien und fühlen verschiedene typische Symptome des „Ausgebranntseins“ bei sich.

Krankschreibungen steigen auch aufgrund des Burnout-Syndroms

Den gewaltigen Anstieg der Zahl von Burnout-Betroffenen in den vergangenen Jahren spiegeln auch die Zahlen der letzten Auswertungen wider. Nach Angaben der Techniker Krankenkasse stieg die Anzahl der Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen, zu denen auch das Burnout-Syndrom zählt, rapide an. Demnach belegte im Jahr 2022 die Gruppe der psychischen Erkrankungen mit einem Anteil von etwa 17,5 Prozent am Gesamtkrankenstand bereits den 2. Platz.

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Platz 1 belegte mit einem Anteil von 25,3 Prozent weiterhin die Gruppe mit Erkrankungen des Atmungssystems, wozu auch Erkrankungen wie Grippe und Erkältungen zählen.

Die Konsequenzen sind für die Wirtschaft deutlich zu spüren. Während die Fehlzeiten von Arbeitnehmern aufgrund psychischer Erkrankungen im Jahr 2012 noch 2,46 Tage betragen hatten, verzeichnete die Techniker Krankenkasse für das Jahr 2022 bereits einen Anstieg von etwa 35 Prozent auf 3,33 Fehltage.

Damit werden psychische Erkrankungen, zu denen neben dem Burnout-Syndrom in erster Linie die Depression zählt, zu einem wirtschaftlich relevanten Faktor, den nicht nur die Krankenkassen, sondern auch die Unternehmen als Arbeitgeber zu spüren bekommen.

Was ist das Burnout-Syndrom genau?

Das Burnout-Syndrom sehen Experten ausschließlich in Zusammenhang mit der zunehmenden Belastung der immer anspruchsvoller werdenden Arbeitswelt, doch es wird bislang nicht als eigenständige Krankheit bewertet.

Zu den gestiegenen und teilweise sehr komplexen Anforderungen, denen Arbeitnehmer durch digitales, mobiles Arbeiten und Homeoffice ausgesetzt sind, können zahlreiche berufsbezogene seelische Probleme, Mobbing und Ängste hinzukommen.

Ein vielschichtiges Zusammenspiel belastender Einflüsse kann letztlich dazu führen, dass sich mancher Berufstätige chronisch gestresst, überfordert, frustriert und ausgebrannt fühlt. Es entsteht durch einen Zustand vollständiger Erschöpfung, der sowohl körperlich, wie auch geistig und emotional begründet ist, eine reduzierte Leistungsfähigkeit. In dieser Risikosituation können sich bei den Betroffenen ernstzunehmende Störungen psychischer und psychosomatischer Natur entwickeln.

Definition

„Beim Burnout-Syndrom handelt es sich um ein seelisches Syndrom, das in Verbindung mit Problemen am Arbeitsplatz oder Arbeitslosigkeit besteht. Es handelt sich dabei genau genommen um „chronischen Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich bewältigt wurde.“

In dieser Form wurde es im Jahr 2022 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach dem internationalen Diagnoseklassifizierungssystem ICD-11 klassifiziert und besitzt seitdem einen eigenständigen Diagnoseschlüssel (QD85), so dass beim Vorliegen einer ärztlichen Diagnose die Behandlungskosten mit den Krankenkassen abgerechnet werden können.

Die Symptome beim Burnout-Syndrom können vielschichtig sein

Ein Burnout-Syndrom kann sich mit zahlreichen Symptomen bemerkbar machen, wobei die emotionalen, psychischen und körperlichen Anzeichen individuell unterschiedlich sein können und von den Betroffenen auch unterschiedlich erlebt werden können.

Im Zentrum des Burnout-Syndroms stehen nach dem ICD-11 typische Symptome aus drei Hauptbereichen.

1. Es bestehen Gefühle der Energieerschöpfung und Erschöpfung.

2. Es besteht eine erhöhte mentale Distanz zur Arbeit oder Gefühle von Negativismus oder Zynismus in Bezug auf die Arbeit.

3. Es besteht ein Gefühl der Ineffektivität und des Mangels an Leistung.

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Zu den typischen Symptomen, die das Burnout-Syndrom kennzeichnen, zählen neben Antriebslosigkeit, Konzentrationsproblemen oder verminderter Phantasie auch Gedächtnisprobleme und Erschöpfung.

Ebenso kann das Gefühl der Überforderung oder ein reduzierter Idealismus beim Arbeitnehmer auftreten. Weitere mögliche Anzeichen sind Verzweiflung, Weinerlichkeit oder Bitterkeit. Das Burnout kann im Berufsalltag ebenfalls mit einer reduzierten Initiative einhergehen oder zur Gleichgültigkeit oder Langeweile führen. Andere betroffene Arbeitnehmer entwickeln dagegen einen Zynismus.

Oft treten aber auch Symptome wie das Gefühl der mangelnden Anerkennung auf und es besteht die Möglichkeit, dass der Arbeitnehmer eine größere Distanz zu Klienten oder Kunden entwickelt oder sich ein Verlust an Empathie einstellt oder auch seine Entscheidungsfähigkeit vermindert ist.

Körperlich bemerkbar machen kann sich ein Burnout-Syndrom mit Symptomen wie etwa Energiemangel, Schwächegefühl oder Müdigkeit. Zu den weiteren typischen Anzeichen zählen Schlafstörungen und Ruhelosigkeit.

Ein Burnout kann zudem von einem betonten Fachjargon des Arbeitnehmers begleitet sein oder auch von sozialer Isolation. Möglich ist ebenso das Auftreten psychosomatischer Beschwerden. Häufig sind dies Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Verdauungsbeschwerden.

Ursachen

Dem Burnout-Syndrom können zahlreichen Ursachen zugrunde liegen, doch lange nicht jeder schwer Arbeitende und unter Druck Stehende ist generell gefährdet, einen Burn-Out zu erleiden, besonders dann nicht, wenn er seine Arbeit als Herausforderung betrachtet.

Viele Betroffene erleben das Burnout-Syndrom als einen Zustand, der mit starker körperlicher und auch emotionaler Erschöpfung einhergeht, die ihren Ursprung in der dauerhaften Überforderung und oft auch in anhaltenden Kränkungen hat, die das Arbeitsleben mit sich bringt.

Eher betroffen sind nach Expertenauffassung Menschen, die bei einem geringen Selbstwertgefühl hohe Ansprüche an sich selbst und ihr Umfeld stellen und die eher konfliktscheu sind. Sie können Enttäuschungen, Frust und Kränkungen nicht gut verarbeiten, wenn ihnen Bewältigungsstrategien fehlen. Häufig sind diese Menschen auch der Auffassung, dass sie sich sehr stark einsetzten ohne dafür eine angemessene Gegenleistung zu bekommen.

Die Ursachen, an einem Burnout-Syndrom zu erkranken, liegen bei manchen Betroffenen darin begründet, dass im Job keine klaren Erfolgskriterien abgesteckt sind oder ihnen möglicherweise die beruflichen Perspektiven fehlen. Auch laufende Unterbrechungen im Arbeitsablauf sowie mangelnde Kontrollmöglichkeiten oder mangelnde Möglichkeiten der Einflussnahme können ein Auslöser sein. Mögliche Ursachen sind außerdem in Problemen und Rückschlägen sowie in fehlender Unterstützung zu suchen.

Angst um den Arbeitsplatz, ein schlechtes Betriebsklima oder Konflikte mit Kollegen und Vorgesetzten sind ebenfalls Gründe, die zum Burnout führen können. Bei vielen Arbeitnehmern ist dagegen der Auslöser das Gefühl, eine Arbeitsbelastung nicht bewältigen zu können oder es besteht ein übermäßiger Stress im Job.

Diagnose

Der Hausarzt ist in der Regel der erste Ansprechpartner für Betroffene. Wenn beim Arzt nach der Untersuchung ein Verdacht auf das Burnout-Syndrom besteht, kann er den Betroffenen bedarfsweise an einen Facharzt oder Psychologen oder Psychotherapeuten überweisen.

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Die Grundlage der Diagnose bildet in erster Linie ein Gespräch, bei dem die Beschwerden abgefragt werden. Unterstützend kommen mitunter auch unterschiedliche Fragebögen auf Basis des Maslach Burnout Inventory (MBI) zum Einsatz.

Können körperliche und organische Ursachen wie etwa chronische Infekte, Tumoren oder eine Schilddrüsenunterfunktion durch diagnostische Verfahren müssen allerdings ausgeschlossen werden können, da einige Symptome des Burnouts den Symptomen bestimmter Erkrankungen ähneln. Insbesondere steht auch zur Überprüfung an, ob der Betroffene stattdessen die Kriterien für eine Depression erfüllt.

Behandlung beim Burnout-Syndrom

Da es für das Burnout-Syndrom keine standardisierte Behandlung gibt, richtet sich Behandlungsweise an der individuellen Situation des Betroffenen aus.

Während in leichten Fällen bereits Entspannungstechniken, Methoden zur Stressbewältigung oder zum Zeitmanagement erfolgversprechend sind, kommen in schwereren Fällen eine Psychotherapie und gegebenenfalls auch eine medikamentöse Behandlung zur Anwendung.

Die Psychotherapie kann je nach Schwere des beruflichen Stresses oder der Burnout-Situation ambulant oder in einer Klink durchgeführt werden.

Ziel der psychotherapeutischen Behandlung ist nicht nur das Erlernen von Strategien zur Konflikt- und Stressbewältigung, es geht auch darum, das Selbstbewusstseins zu stärken und Emotionen zuzulassen und mit ihnen umzugehen. Im Focus steht für Betroffene eine Veränderung der Verhaltensweisen, um sich zukünftig bewusst vor den Ursachen schützen zu können, die den Burnout ausgelöst haben.

Schwere Fälle erfüllen oft die Kriterien für eine Depression, so dass eine entsprechende Therapie auf dieser Basis erfolgt.

Expertenempfehlungen zum Burnout-Syndrom

Experten raten Betroffenen dazu, sich ihre Lebenssituation und die Ziele bewusst zu machen, um das Burnout-Syndrom bewältigen zu können und sich davor zu schützen.

Es geht zum einen darum, die eigenen Erwartungen zu checken und darauf hin abzuwägen, welche Ziele realistisch sind und welche nicht, das sehen Experten als den besten Schutz vor Überlastung.

Vor dem Gefühl des Ausgebranntseins schützen auch regelmäßige Pausen und Freizeitaktivitäten, die zur Erholung genutzt werden. Während der Arbeit kann ein kurzfristiges Ablenken durch etwas Musik oder den Blick aus dem Fenster bereits hilfreich sein. Empfohlen werden auch bewährte Entspannungstechniken wie die progressive Muskelentspannung, Yoga oder ähnliche.

Als weiteren bedeutenden Aspekt sehen Experten eine Veränderung oder Verbesserung von belastenden Arbeitssituationen an, wobei dann oft auch der Arbeitgeber gefragt ist. Auch der Austausch mit Arbeitskollegen kann hilfreich sein. Weiterhelfen können je nach Fall aber auch Fortbildungen oder der Wechsel in andere Abteilungen oder notfalls auch der Wechsel eines Arbeitsplatzes.

Ein wichtiges Werkzeug sind daneben Strategien zur Stressbewältigung und Konfliktbewältigung, die im Rahmen von Trainings und Therapien erlernt werden können.

Von nicht zu unterschätzendem Gewicht ist außerdem der Aufbau oder der Stärkung seines sozialen Netzes, das für den Betroffenen in schwierigen Phasen unterstützend wirken kann.

Zuletzt kommt auch der gesunden Lebensweise eine große Bedeutung zu, denn vollwertige Ernährung und regelmäßige gesunde Bewegung sorgen für Vitalität und Wohlbefinden und auch aufkomnender Stress kann besser bewältigt werden.

Unternehmen sehen in psychischen Belastungen am Arbeitsplatz ein großes Problem

Wie Ergebnisse der Studie „#whatsnext – Gesund arbeiten in der hybriden Arbeitswelt“ aus dem Jahr 2022 zeigt, nehmen verantwortliche Kräfte in den Unternehmen die psychischen Belastungen ihrer Arbeitnehmer durchaus ernst und sehen sich für die Zukunft einem erheblichen Anstieg ausgesetzt.

Diese Studie, die die Techniker Krankenkasse in Zusammenarbeit mit dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) und dem Personalmagazin Haufe durchführte, ergab unter anderem, dass die psychische Gesundheit von Arbeitnehmern in vielen Unternehmen schon ein bedeutender Faktor ist. Während 2022 rund 38,5 Prozent der befragten Verantwortlichen und Unternehmensführenden berichteten, dass psychische Belastungen, zu denen sie neben Depressionen und Burnout auch die Überforderung zählten, derzeit schon eine große Rolle in ihrem Unternehmen spielten, gaben etwa 70 Prozent der Befragten an, dass sie sich erst ab dem Jahr 2025, diesen Problemen ausgesetzt sehen.

Die meisten Arbeitgeber sehen die Entwicklung im Hinblick auf den rasanten Anstieg psychischer Erkrankungen als Herausforderung und es ist ihnen durchaus bewusst, dass sie sich in Zukunft den psychischen Belastungen am Arbeitsplatz stellen müssen.

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

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