Cannabis ist bei Migräne und Kopfschmerzen scheinbar nicht immer empfehlenswert. Zwar zeigten verschiedene Studien mit Cannabis (Marihuana) aus der medizinischen Hanfpflanze bislang bei einigen Patienten auch positive Wirkungen bei Migräne und Kopfschmerzen, doch zum Teil traten bei Studienteilnehmern in Verbindung mit Cannabis auch deutliche Nebenwirkungen auf.
Die Studien ergaben zudem, dass nicht alle der verabreichten Cannabisformen bei den untersuchten Probanden eine einheitliche Wirkung zeigten. Forscher führen die erzielten Effekte auf die enthaltenen Hanfwirkstoffe Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) zurück.
Einige Mediziner warnen vor Cannabis bei Migräne und Kopfschmerzen
Nach Angaben der Präsidentin der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V., PD Dr. med. Stefanie Förderreuther, fordern manche Kopfschmerzpatienten die Behandlung mit Cannabinoiden ein, seit Cannabis als Schmerzmittel durch die Gesetzesänderung und die damit verbundene intensive Berichterstattung als Schmerzmittel populär geworden ist.
Wie Förderreuther anlässlich der Pressekonferenz des Deutschen Schmerzkongresses im Oktober 2017 erklärte, ist die Studienlage bei Migräne und Kopfschmerzen im Moment aber noch zu dürftig, um Cannabinoide derzeit für eine reguläre Behandlung zu empfehlen.
Es fehlten Studien, die beweisen können, dass eins oder verschiedene Cannabinoide gleichzeitig wirksam und sicher sind. Weil bei den Cannabinoiden aktuell noch die entsprechenden Daten fehlen, die aber bei allen anderen in der Kopfschmerzbehandlung zugelassenen Medikamenten vorliegen, warnt die Oberärztin der Neurologischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität in München vor der übereilten Verordnung von Cannabis bei Migräne und Kopfschmerzen.
Bisherige Studienergebnisse von Cannabis bei Migräne und Kopfschmerz zu dürftig
Auch die Wirkeffekte von Cannabis seien noch weitgehend unerforscht. Die Oberärztin erläutert, dass unter den etwa 500 Substanzen, die die Hanfpflanze Cannabis enthält, ungefähr 100 Cannabinoide sind. Bislang haben sich davon nur CBD und THC in wenigen klinischen Studien als medizinisch wirksam erwiesen. In den Studien ging es um Schmerzlinderung und Entzündungen. Zu anderen Wirkeffekten auf den menschlichen Körper fehlten noch weitgehend die Erkenntnisse.
Zuverlässige Studien für jedes Krankheitsbild gefordert
Förderreuther fordert für jedes Krankheitsbild randomisierte und plazebokontrollierte Studien, die nicht nur die gewünschten Effekte einer Schmerzlinderung durch Cannabis belegen.
Sie fordert, speziell auch die Nebenwirkungen in den Studien zu erfassen. Insbesondere sollten Aussagen zu Art, Schwere und Häufigkeit von aufgetretenen Nebenwirkungen erfasst werden, etwa bei Verwirrtheit oder Psychosen.
Medizinischer Hanf liegt in vielen Konzentrationen vor
Dr. med. Winfried Häuser, ärztlicher Leiter des Schwerpunktes Psychosomatik der Klinik Innere Medizin I des Klinikums Saarbrücken, erklärte anlässlich des diesjährigen Schmerzkongresses, dass aufgrund der verschiedenen Hanfsorten bei einigen Indikationen einheitliche Dosierungsangaben fehlen.
Medizinischer Hanf ist aktuell in 14 Sorten von Cannabisblüten auf Rezept erhältlich ist, die nach ihren Konzentrationen zu unterscheiden sind. THC liegt in Cannabisblüten demnach in Konzentrationen zwischen 1 und 22 Prozent vor. Die CBD Konzentration in den Blüten der weiblichen Hanfpflanzen beträgt zwischen 0,05 und 9 Prozent.
Häuser hält es für wichtig, diese verschiedenen Formen cannabishaltiger Medizin zu unterscheiden. Der Mediziner mahnt in diesem Zusammenhang an, dass für einzelne Indikationen die Dosierungsangaben fehlen.
Außerdem würden neben den aus Cannabis gewonnenen Extrakten mit definierten THC-Konzentrationen auch entsprechende synthetische THC-Präparate zur Verfügung stehen, die stattdessen eingesetzt werden können.
Eigentherapie mit Cannabisblüten birgt Gefahren
Nach Angaben der Experten kann es bei einer Eigentherapie mit Cannabisblüten zu unüberschaubaren Nebenwirkungen kommen, deshalb lehnen sie jede Form einer Eigentherapie ab. Als Grund dafür nennen die Mediziner drohende Schwankungen der Dosis. Ungenaue Dosierungen könnten zu unerwünschten, gesundheitsschädlichen Nebenwirkungen führen.
Migräne ist genetisch veranlagt
In Deutschland sind nach Angaben der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. ungefähr 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung von Migräne betroffen.
Die Erkrankung, die genetisch veranlagt ist, gilt hierzulande als häufigste Kopfschmerzerkrankung und betrifft auch schon Kinder.
Migräne ist eine Erkrankung des Gehirns, bei der schmerzverarbeitende Zentren aktiviert und schmerzvermittelnde Botenstoffe ausgeschüttet werden. Die Botenstoffe rufen an den Blutgefäßen der Hirnhäute sterile Entzündungsreaktionen hervor und lösen durch die Dehnung der Gefäßwand die pulsierenden schweren Kopfschmerzen aus. Begleitende Symptome von Migräne sind auch Übelkeit, Lichtempfindlichkeit und Geräuschempfindlichkeit.
Orthomolekularmediziner empfehlen verschiedene Nährstoffe, die Migräne bessern oder auch vorbeugen können. Daneben haben sich verschiedene Arzneidrogen bewährt und auch die Biofeedback-Therapie gilt neben anderen bei Migräne als angezeigte Therapieform.
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 06/2018 | aktualisiert 03.01.2023
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Quellen und weiterführende Informationen:
- Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. Migräne
- Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. Cannabis ist kein Allheilmittel in der Schmerztherapie
- Schmerzexperten warnen. Einzelfälle mit positiven Effekten reichen nicht. 04.10.2017. Statement der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) e.V. zu Cannabis in der Therapie von Kopfschmerzerkrankungen. Pressemappe zum Deutschen Schmerzkongress 2017
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