Mehr Männer als Frauen leiden unter Clusterkopfschmerz
CLUSTERKOPFSCHMERZ WIRD OFT NICHT FRÜH GENUG ERKANNT
Clusterkopfschmerz kommt nicht so häufig vor, dennoch zählt er zu den schwersten Kopfschmerzformen. Durchschnittlich tritt Clusterkopfschmerz bei den meisten Betroffenen erstmals im Alter zwischen 28-30 Jahre auf. Es handelt sich dabei um eine primäre Kopfschmerzform, bei der Experten zwischen episodischem und chronischem Clusterkopfschmerz unterscheiden.
Im Gegensatz zu anderen Kopfschmerzformen leiden mit einem Anteil von 70 bis 90 % wesentlich mehr Männer als Frauen unter dieser Form von Kopfschmerz.
Während Migräne und Spannungskopfschmerzen in Deutschland mit über 90 % am häufigsten vorkommen, wird nur bei 0,9 % der Gesamtbevölkerung die Diagnose Clusterkopfschmerz gestellt. Nach Erhebungen der Clusterkopfschmerz-Selbsthilfegruppe (CSG) dauert es in der BRD 8 Jahre, bis die Diagnose gestellt wird.
Auslöser sind individuell unterschiedlich
INNERE UND ÄUSSERE FAKTOREN LÖSEN CLUSTERKOPFSCHMERZ AUS
Neben verschiedenen Ernährungsbestandteilen kommen innere Faktoren und äußere Reize als Auslöser (Trigger) von Clusterkopfschmerzattacken in Frage. Zwar sind die Ursachen der Entstehung noch nicht vollständig erforscht, dennoch gehen Wissenschaftler aber davon aus, dass das Gehirn Patienten erblich bedingt empfindlicher reagiert, als das Gehirn von gesunden Personen. Die auslösenden Faktoren sind beim Clusterkopfschmerz individuell sehr unterschiedlich.
MÖGLICHE AUSLÖSER FÜR CLUSTERKOPSCHMERZ
- Alkohol
- Lebensmittelzusatzstoffe wie Nitrate
- Schlaf-Wachrhythmus
- Wechsel zwischen Ruhe und Stress
- Hormonelle Schwankungen
- Grelles Licht, Blendlicht, Flackerlicht
- Histamin
- Hitze
- Sauna
- Arzneistoffe und Wirkstoffe wie z.B. Nitroglycerin, Sildenafil, Lithium
- u.a.
Vielen Patienten helfen während einer Schmerzperiode vorbeugend auch Sonnenschutzgläser, um auslösendes Blendlicht zu vermeiden.
Clusterkopfschmerz kann in höherem Alter unter anderem auch durch Tumoren, Hirninfarkte oder entzündliche Arterienverkalkung ausgelöst werden.
Symptome von Clusterkopfschmerz
VIELE BEGLEITSYMPTOME SIND MÖGLICH
Clusterkopfschmerz tritt periodisch mit einseitigen Schmerzattacken im Bereich der Augen, der Stirn oder der Schläfen auf. Die Schmerzattacken sind häufig von extrem schwerer Intensität und strahlen zu Zähnen, Nase, Kiefer und Schläfen aus. Mindestens eins der folgenden Begleitsymptome tritt zusammen mit dem Kopfschmerz auf:
Begleitsymptome
- Augentränen
- Augenrötung
- Hängendes Augenlid
- Geschwollene Augenlider
- Pupillenverengung
- Verstopfte Nase
- Nasenlaufen
- Vermehrtes Schwitzen im Stirnbereich und Gesichtsbereich
- Körperliche Unruhe mit Bewegungsdrang
Dauer der Schmerzattacken bei Clusterkopfschmerz
SCHMERZATTACKEN TRETEN PERIODISCH AUF
Bezeichnend bei Clusterkopfschmerzen ist das periodische Auftreten der Schmerzattacken, die der Kopfschmerzform auch ihren Namen geben (engl. cluster – bed. Haufen). Clusterkopfschmerzattacken haben eine Dauer von 15 Minuten bis zu 3 Stunden. Bei dieser Kopfschmerzform kommt es jeden zweiten Tag zu mindestens einer Attacke, es können aber auch bis zu 8 Attacken pro Tag auftreten.
Zwischen den Kopfschmerzanfällen berichten Betroffene über kopfschmerzfreie Intervalle, die unterschiedlich lange andauern können. Wie lange die Schmerzattacken anhalten und in welchen Perioden sie auftreten, ist davon abhängig, ob es sich bei dem Clusterkopfschmerz um die episodische oder chronische Form handelt.
EPISODISCHER CLUSTERKOPFSCHMERZ
Beim episodischen Clusterkopfschmerz treten die Schmerzattacken in Perioden von 7 Tagen bis zu 1 Jahr auf.
Im Durchschnitt dauert eine aktive Periode zwischen 3-16 Wochen, während die schmerzfreien Intervalle wenigstens 14 Tage andauern. Meist sind es 2 Perioden im Jahr.
CHRONISCHER CLUSTERKOPFSCHMERZ
Der chronische Clusterkopfschmerz tritt mit Schmerzattacken auf, die länger als 1 Jahr andauern und bei denen es nicht zu einer kopfschmerzfreien Zeit kommt oder bei denen die kopfschmerzfreie Zeit weniger als 14 Tage andauert. Es kann bei der chronischen Form zu 4-wöchigen Schmerzanfällen oder auch zu mehrmonatigen Schmerzanfällen ohne Pause kommen.
Kopfschmerztagebuch für die Suche nach dem Auslöser
HILFSMITTEL ZUR EINGRENZUNG DER PERSÖNLICHEN AUSLÖSER
Auf welche Einflüsse und Lebensmittel ein Betroffener mit Schmerzattacken reagiert, lässt sich oft durch ein Kopfschmerztagebuch ausfindig machen. Generell raten Experten den Betroffenen davon ab, rein prophylaktisch ganze Lebensmittelgruppen zu meiden, etwa weil es sich bei einer Substanz um einen häufigen Auslöser handelt. Nur ein Kopfschmerztagebuch kann letztlich dabei helfen, die individuell auslösenden Faktoren (Trigger) zu bestimmen und dann nur diese gezielt zu vermeiden. Kopfschmerztagebücher sind ein Bestandteil der ärztlichen Behandlung.
Ein Kopfschmerztagebuch ist ein Heft oder eine Vorlage, in die der Betroffene zu jeder Schmerzattacke neben Datum und Uhrzeit, auch Angaben zum Schmerz und seiner Intensität machen kann und gleichzeitig eingenommene Medikamente und vermutete Auslöser einträgt. Bei regelmäßiger Führung lassen sich bei vielen Patienten Rückschlüsse auf auslösende Faktoren ziehen und Zusammenhänge mit dem Clusterkopfschmerz herstellen.
Diagnose von Clusterkopfschmerz
UNTERSUCHUNGEN ERFOLGEN IN DER REGEL DURCH NEUROLOGEN
Die Diagnose Clusterkopfschmerz stellt in der Regel ein Neurologe. Zur Diagnose wird neben der systematischen Befragung zum Gesundheitszustand (Anamnese) eine klinisch-neurologische Untersuchung durchgeführt. Bei der ersten Diagnose oder wenn es bei Patienten zu begleitenden neurologischen Ausfallerscheinungen kommt, werden kranielle Computertomogramme der Schädelbasis und entsprechende Kernspintomogramme erstellt. Im Einzelfall kommt ein CCT oder ein MRT zum Einsatz, um andere Ursachen auszuschließen. Auch eine Liquor-Untersuchung kann erforderlich werden, um andere Ursachen auszuschließen.
Therapie von Clusterkopfschmerz
BEHANDLUNG IST OFT ERFOLGREICH
Der Clusterkopfschmerz zählt zu den trigeminoautonomen Kopfschmerzen (TAK). Wenngleich die Stärke der Schmerzattacken bei TAK auch zum Suizid von Patienten führen kann, kann diese Kopfschmerzform in den meisten Fällen klinisch ausreichend behandelt werden.
THERAPIE DER SYMPTOME IN DER AKUTTHERAPIE
Als therapeutisches Mittel der ersten Wahl gilt nach den Leitlinien für Clusterkopfschmerz und trigeminoautonime Kopfschmerzen die Sauerstoffinhalation sowie die Injektion von Sumatriptan unter die Haut. Alternativ zur Injektion kann sonst Zolmitriptan über ein Nasenspray verabreicht werden. Die Sauerstoffinhalation über 15-20 Minuten wirkt bei 78% der Patienten.
Mittel der zweiten Wahl zur Therapie der Schmerzattacken sind das Betäubungsmittel Lidocain oder auch das Triptan Sumatriptan in Form von Nasenspray.
THERAPIE DER SYMPTOME ZUR PROPHYLAXE
Vorbeugend empfehlen die Leitlinien zur Prophylaxe als Mittel der ersten Wahl Verapamil unter EKG-Kontrolle oder Kortikoide.
Mittel der zweiten Wahl sind Lithium sowie der Arzneistoff Topiramat.
WEITERE THERAPEUTISCHE MÖGLICHKEITEN BEI CLUSTERKOPFSCHMERZ
Therapeutisch wirksam sind außerdem die Arzneistoffe Valproinsäure, Dihydroergotamin und Ergotamin. Bei ausschließlich nächtlichen Schmerzattacken werden Naratriptan und Frovatriptan zur Einnahme empfohlen. Auch eine Salbe mit dem Wirkstoff Capsaicin zur Anwendung in der Nase hat sich bei Clusterkopfschmerz wirksam gezeigt.
OPERATIVE VERFAHREN
Wenn Sauerstoffbehandlung und medikamentöse Therapien versagen, bestehen beim Clusterkopfschmerz, der nicht durch andere Symptome verursacht wird, operative Möglichkeiten, die sich auf die Stimulation verschiedener Nerven- oder Hirnbereiche beziehen.
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 12/2019 | aktualisiert 24.04.2022
Quellen und weiterführende Links:
- AWMF_Registernummer: 30/036. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Clusterkopfschmerz und Tigenimoautonome Kopfschmerzen. Version 2015. Gültig bis Mai 2020. Kapitel: Kopfschmerzen und andere Schmerzen lt. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, Aufl. 5, 2015
- IHS-Klassifikation ICHD-3. Trigemino-autonome Kopfschmerzerkrankungenn (TAK)
- Selbsthilfegruppe Clusterkopfschmerz: clusterkopf.de
- PDF-Broschüre CSG: Bundesverband Clusterkopfschmerz Selbsthilfegruppen
- Schmerzklinik Kiel: Clusterkopfschmerz
WICHTIGE HINWEISE ZU GESUNDHEITSTHEMEN
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen
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