Die chronisch entzündliche Darmerkrankung Colitis ulcerosa betrifft in Deutschland etwa 2 Prozent der Bevölkerung. Jährlich erkranken hierzulande bis zu vier von hunderttausend Einwohnern neu an dem Leiden. Colitis ulcerosa entsteht häufig im Alter zwischen 16 und 25 Jahren.

In 15 bis 25 Prozent der Fälle sind bereits Kinder und Jugendliche betroffen. Eine weitere häufig auftretende chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED) ist Morbus Crohn.

Das Krankheitsbild bei Colitis ulcerosa

Colitis ulcerosa ist eine meist im Mastdarm (Rektum) beginnende, chronisch-entzündliche Dickdarmerkrankung der Schleimhaut und der Bindegewebsschicht (Mukosa und Submukosa). Im Verlauf breitet sich die Krankheit kontinuierlich zur Körpermitte hin aus. Die Ursachen für ihre Entstehung sind bislang weitgehend ungeklärt.

Mit der schubweise verlaufenden Colitis ulcerosa ist ein erhöhtes Darmkrebsrisiko verbunden. Doch nur in sehr seltenen Fällen wird eine Ausbreitung auf den Dünndarm beobachtet (Backwash-Ileitis).

LESETIPP

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Die Entstehung der Colitis ulcerosa

Die Darmschleimhaut (Mukosa) entzündet sich oberflächlich, wobei sich Geschwüre bilden können und häufig Blutungen entstehen. Vom Mastdarm aus kann sich die Erkrankung über den gesamten Dickdarm ausbreiten (Pancolitis ulcerosa).

Die Schleimhaut bildet sich zurück und vernarbt, so dass sie in der Folge ihre Aufgabe, dem Stuhl das Wasser zu entziehen, nicht mehr erfüllen kann.

Symptome der Colitis ulcerosa

Oft ist der Krankheitsverlauf unterschiedlich. In den meisten Fällen beginnt der Verlauf der Colitis ulcerosa schleichend und ist nicht vorhersehbar. Je nach Schwere und Verlauf der Darmerkrankung werden folgende Formen unterschieden:

  • Akut-fulminante Form: Diese Form tritt nur in etwa 5 Prozent der Fälle auf. Sie ist bedrohlich, weil sie mit schweren Durchfällen, starken Blutungen, hohem Fieber und massiven Verlusten an Flüssigkeit und Elektrolyten wie Natrium, Kalium, Kalzium und Magnesium verbunden ist
  • Chronisch-kontinuierliche Verlaufsform: Auch diese Form zählt mit einem Anteil von 10 Prozent zu den selteneren Formen. Bei dieser Form ist häufig das distale Kolon befallen
  • Chronisch-rezidivierende Form: Diese Form tritt bei ungefähr 80 Prozent aller Betroffenen auf und ist durch Schübe gekennzeichnet, die in der Regel eine Dauer von 4 bis 8 Wochen aufweisen.

Häufige Symptome

  • Blutig-schleimige Durchfälle
  • Übelkeit
  • Kolikartige Bauchschmerzen
  • Übelkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Fieber
  • Gewichtsverlust

Mögliche Begleiterkrankungen und Komplikationen

Einige Patienten leiden trotz zahlreicher Maßnahmen unter immer wiederkehrenden Schüben oder Dauerschüben. Manche Betroffene müssen dauerhaft Cortison-Präparate einnehmen.

Es kann neben verschiedenen Begleiterkrankungen und Beschwerden auch zu lebensbedrohlichen Komplikationen im weiteren Verlauf kommen:

  • selten Augenentzündungen
  • selten Gelenkerkrankungen
  • selten Leber- und Gallenbeschwerden
  • selten Hautveränderungen
  • Osteoporose
  • Wachstumsstörungen (bei Kindern)Massive Blutungen
  • Mangelernährung
  • Funktionsverlust des Dickdarms
  • Toxisches Megakolon: Entzündung der Darmwand, bzw. des Bauchraums mit Gefahr eines Darmdurchbruchs
  • Darmkrebs

Die Ursachen der Colitis ulcerosa sind weitgehend ungeklärt

Bis heute sind die Ursachen der Darmkrankheit nicht geklärt. Zwar schließen Experten als Auslöser einen psychosomatischer Einfluss aus, gleichwohl können Stress und Belastungen sich negativ auswirken, denn Stress und Belastungen sind in der Lage weitere akute Schübe auszulösen oder bestehende Schübe zu verschlimmern.

Experten gehen davon aus, das verschiedene Ursachen die Entstehung begünstigen können. Dazu zählen:

Mögliche Ursachen und Auslöser

Mögliche Ursachen und Auslöser für akute Schübe

  • Stress
  • Belastungen
  • Barrierestörung des Darmephitels

Diagnose

Für die Diagnose ist zunächst eine Abgrenzung der Colitis ulcerosa von Morbus Chron von Bedeutung. Denn die beiden chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa weisen neben einigen Ähnlichkeiten auch Unterschiede auf, die sie diagnostisch voneinander abgrenzen. So kann Morbus Crohn zum Beispiel den gesamten Verdauungstrakt befallen, während Colitis ulcerosa sich regelmäßig nur auf den Dickdarm beschränkt.

Nur in 20 Prozent der Fälle ist bei Morbus Crohn ebenfalls der Dickdarm beteiligt. Dagegen befällt Morbus Crohn jedoch in etwa 80 Prozent der Fälle den Krummdarm, den die Colitis ulcerosa eher selten befällt. Während sich eine Colitis vom unteren Bereich her ausbreitet, verläuft Morbus Crohn vom oberen Bereich, dem Krummdarm nach unten, wobei sich gesunde und kranke Darmabschnitte abwechseln können. Außerdem beschränkt sich eine Colitis auf die Schleimhaut und Morbus Crohn ist durch die Entzündung der ganzen Darmwand gekennzeichnet.

Auch das toxische Megakolon, das einen Darmdurchbruch zur Folge haben kann, ist nur bei der Colitis ulcerosa zu beobachten.

Ein Verdacht auf Colitis ulcerosa lässt sich durch einen entsprechenden Facharzt (Gastroenterologe) abklären.

Diagnostische Untersuchungen bei Verdacht

Neben einem ausführlichen Vorgespräch (Anamnese), das dem Arzt erste Anhaltspunkte für eine Diagnose bei Verdacht auf der Colitis ulcerosa liefern kann, stehen verschiedene Untersuchungen zur Verfügung:

Körperliche Untersuchung

  • Abtasten des Enddarms auf Tumore
  • Umfassende Blutuntersuchungen
  • Gewichtsermittlung anhand des Body-Mass Index (BMI)
  • Stuhluntersuchung
  • Ultraschall des Unterbauchs
  • Röntgen
  • Darmspiegelung (Koloskopie)
  • Kapselendoskopie
  • Magnetresonanztherapie (MRT) oder Computertomographie (CT) nur in Einzelfällen

Der CAI Index hilft bei der Bewertung der Schwere

Der CAI (clinical activity index) beschreibt einen Krankheitsindex und basiert auf diversen Kriterien wie Allgemeinbefinden, Stuhlfrequenz, Gewichtsverlust und Bauchschmerzen.

Durch den CAI Index kann die Schwere der Colitis ulcerosa besser beurteilt werden.

Therapie der Colitis ulcerosa

Die therapeutischen Maßnahmen erfolgen je nach Schwere des Schubs. Jeder Schub eines Patienten erfordert eine spezielle Behandlung, die auf die Ausbreitung, auf ihre Beschwerden und die Stärke der Entzündung abgestimmt ist.

Patienten mit hochakuten Schüben werden regelmäßig im Krankenhaus behandelt, ansonsten erfolgen die Behandlungen ambulant. Das Ziel der Therapie ist es, die beschwerdefreie Phase nach der Behandlung des akuten Schubs so lange wie möglich zu erhalten.

Als beschwerdefreie Phase wird der Zeitraum bezeichnet, in dem weder Durchfälle auftreten, noch Blut im Stuhl festgestellt wird und auch sonst keine Beschwerden oder Begleitkrankheiten auftreten. Diese Phase wird regelmäßig mit oral oder rektal verabreichten Aminosalicylaten begleitet.

Zu den möglichen therapeutischen Maßnahmen bei Colitis ulcerosa zählen insgesamt:

Medikamentöse Therapie

In Abhängigkeit der Umstände können Medikamente wie Aminosalizylate, Kortikosteroide, Immunsuppressiva, Antibiotika oder rektale Zubereitungen zum Einsatz kommen.

Chirurgische Maßnahmen

Chirurgische Maßnahmen können bei Colitis ulcerosa nötig werden, wenn z.B. Medikamente nicht anschlagen, Nebenwirkungen auftreten, Darmblutungen nicht gestillt werden können oder bösartige Veränderungen der Darmschleimhaut diagnostiziert werden. Der entfernte Dickdarm wird dabei durch ein Stück des Dünndarms ersetzt und mit dem After verbunden. Vorübergehend erfolgt oft ein künstlicher Darmausgang. Patienten können durchaus ohne Dickdarm leben und fühlen sich oft erleichtert, da sie auf Medikamente verzichten können und ihr Krebsrisiko deutlich sinkt, jedoch wird auch über häufigeren Stuhldrang und schmierig veränderten, dünnen Stuhl berichtet.

Ernährung und Ernährungsumstellung

Bei schweren Fällen erfolgt eine künstliche Ernährung über die Vene. In der akuten Phase eines Schubes wird eine ballaststoffarme Diät empfohlen, bei der auf Vollkornprodukte, Zitrusfrüchte, unverdünnte Obstsäfte sowie rohes Obst und Gemüse verzichtet werden muss.

Einige Betroffene leiden unter Untergewicht und/oder Nährstoffmängeln, die manchmal den Einsatz von abgestimmten Nahrungsergänzungsmitteln erforderlich machen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) empfiehlt Betroffenen in der schubfreien Phase eine Ernährungsumstellung auf leichte Vollkost, die von einer qualifizierten Ernährungsberatung begleitet wird. Die Umstellung wird auf die persönlichen Bedürfnisse angepasst und hilft, die Symptome von Verdauungsbeschwerden zu lindern und so zum Wohlbefinden beizutragen.

Einsetzbar sind in diesem  Rahmen neben Ballaststoffen, die sich im Vergleich mit Medikamenten bewiesen haben auch Präparate oder Lebensmittel mit speziellen Bakterienkulturen, die bei Patienten mit Colitis ulcerosa ein baldiges erneutes Ausbrechen der Krankheit nach einem ausgeheilten Schub verhindern konnten.

Psychotherapie

Je nach Verlauf der Colitis ulcerosa können Betroffene schwer in ihrer Lebensqualität eingeschränkt sein. Die Einschränkungen können alle Lebensbereiche betreffen. Betroffene, die auch psychosozial unter den Auswirkungen leiden, können im Rahmen einer Psychotherapie ihre Situation häufig verbessern.

Naturheilkundliche Produkte bei Colitis ulcerosa

In der schubfreien Zeit konnten sich neben der medikamentösen Therapie einige natürliche Präparate bewähren. Dazu zählen:

  • Präparate mit Weihrauch (Boswellia serrata)
  • Produkte mit Probiotika wie Echerichia coli Nissle 1917, Bifidobakterien oder Lactobacillus casei, die direkt ein entzündungsförderndes Signalprotein im Darm hemmen
  • Produkte mit Indischem Flohsamen (Plantago ovata)

Auch homöopathische Einzelmittel kommen bei der schmerzhaften Darmerkrankung begleitend zum Einsatz. Zu diesen Mittel zählen unter anderem:

  • Aloe Vera
  • Arsenicum album
  • Graphites
  • Lycopodium
  • Mercurius solubilis
  • Natrium muriaticum
  • Sulfur

Komplementäre Therapie bei Colitis ulcerosa

Empfohlen werden in den Leitlinien Therapien der traditionellen chinesischen Medizin, für die in China bereits erfolgreiche Studienergebnisse vorliegen. Eine empfehlenswerte Therapie betrifft das Phytopharmakon Jiang Pi Ling in Tablettenform. Eine weitere empfohlene Therapie bei ist die Akupunktur mit Moxibustion, bei der Hitzeeinwirkungen auf Akupunkturpunkte erfolgen.

Vielversprechende Studien mit Phosphatidylcholin

Phosphatidylcholin, auch unter dem Namen Lecithin bekannt, ist ein natürlicher Bestandteil pflanzlicher und tierischer Zellen und wurde in mehreren Studien an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg erfolgreich bei Patienten mit Colitis ulcerosa zur Regeneration der Darmschleimhaut eingesetzt.

Rauchen erhöht das Risiko für Colitis ulcerosa

Nach ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen scheinen Nichtraucher häufiger an Colitis ulcerosa zu erkranken als Raucher. Nikotin übt scheinbar lindernde Wirkung auf die Symptome auf.

Sport wirkt günstig bei Colitis ulcerosa

Moderater Sport wirkt sich grundsätzlich günstig auf die Krankheit Colitis ulcerosa aus. Jedoch sollte die Art und Stärke der Bewegung in Rücksprache mit dem Arzt erfolgen, um mögliche Überbelastungen zu vermeiden.

Mediziner empfehlen regelmäßige Vorsorge

Bei Colitis ulcerosa sind regelmäßige Untersuchungen des Dickdarms angezeigt, um mögliche Tumore frühzeitig auszumachen oder anhand von Gewebeproben den Zustand beurteilen zu können.

Nach überstandenem Schub werden in der Regel über die folgenden zwei Jahre vorbeugend Medikamente verabreicht.

Colitis ulcerosa und Schwangerschaft

Fruchtbarkeit und Schwangerschaft sind in einer schubfreien Phase in der Regel nicht beeinträchtigt und verlaufen normal. Das Risiko für eine Frühgeburt oder Fehlgeburt steigt in der akuten Krankheitsphase hingegen an. Darüber hinaus gilt die medikamentöse Behandlung während der Schwangerschaft als problematisch und wird nicht empfohlen. Remissionserhaltende Therapien werden in der Regel weitergeführt. Steroide und 5-ASA können eingenommen werden, auch während des Stillens.

Colitis ulcerosa bei Kindern

Die Diagnose bei Kindern und Kleinkindern gestaltet sich oft nicht einfach, denn Durchfall und Bauchschmerzen kommen insgesamt häufig auch aufgrund anderer Ursachen vor. Chronische Darmentzündungen bei Kindern sind vielfach von Wachstumsstörungen begleitet, die einen Hinweis auf die Krankheit geben können. Wachstumsstörungen infolge der Darmkrankheit können durch spezielle hochkalorische Diäten positiv beeinflusst werden.

Bildquelle: ©Juan Gärtner/Fotolia.com ID 79962791 (stock.adobe.com)
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 10/2016 | aktualisiert 30.12.2022

Quellen weiterführende Informationen:

  • DCVV e.V.
  • Gerd Herold et al. Innere Medizin. 2010. Köln. Verlag Gerd Herold
  • DGVS. Aktualisierte Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa 2011. Ergebnisse einer Evidenzbasierten Konsensuskonferenz AWMF-Registriernummer: 021/009 Updated German Guideline on Diagnosis and Treatment of Ulcerative Colitis. 2011 Authors A. Dignass, J.C. Preiß, D.E. Aust et al.
  • Ishikawa, H., et al. Randomized controlled trial of the effect of bifidobacteria-fermented milk on ulcerative colitis. J. Am. Coll. Nutr. 22 (2003) 56-63
  • Fernandez-Banares, F., et al., Randomized clinical trial of Plantago ovata seeds (dietary fiber) as compared with mesalazine in maintaining remission in ulcerative colitis. Spanish Group for the Study of Crohn´s Disease and Ulcerative Colitis (GETECCU). Am. J. Gastroenterol. 94 (1999) 427-433
  • DGE-Infothek. Leichte Vollkost. 2. überarbeitete Auflage 2013
  • Reiser, M., Kuhn F.-P., Debus, J. Radiologie. 3. vollständig überarbeitete Auflage und erweiterte Auflage 2011. Verlag Thieme
  • Tietze, N. Colitis ulcerosa. Schwelbrand im Dickdarm. PZ 30/2007

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

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