Viele Menschen können berufsbedingt nicht auf die regelmäßige Anwendung von Desinfektionsmittel für die Hände verzichten. Auch in Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeheimen zählt der Gang zum Desinfektionsspender für Patienten, Bewohner und Besucher spätestens seit der Coronapandemie zum festen Bestandteil. Dennoch raten Experten zum vorsichtigen Umgang mit den scharfen Inhaltsstoffen, denn sie können auch verschiedene Nebenwirkungen auslösen.

Die Wirkung der Desinfektionsmittel hängt von den Inhaltsstoffen ab

Desinfektionsmittel für die Hände bekämpfen nicht nur zuverlässig eine Vielzahl von Bakterien und Pilzen auf der Haut. Manche sind auch gegen gefährliche Viren wirksam und vermeiden auf diese Weise schwere Infektionen.

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Im Privathaushalt sollte man auf Desinfektionsmittel verzichten

Neben dem Umweltbundesamt (UBA) halten auch das Robert-Koch-Institut (RKI) sowie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die Anwendung von Desinfektionsmitteln im Privathaushalt allgemein nicht für notwendig. Für unverantwortlich hält das Hamburger Umweltinstitut die Anwendung darüber hinaus in Schulen, Kindergärten, am Arbeitsplatz und rät stattdessen zu gründlichem Händewaschen mit milden Handseifen.

Das Robert-Koch-Institut hält eine Liste mit mehr als 50 geprüften und anerkannten Desinfektionsmitteln bereit. Darunter befinden sich auch einige Mittel, die die Haut nach entsprechender Einwirkungszeit nicht nur vor Infektionen mit krankheitserregenden Bakterien und Pilzen schützen, sondern auch verschiedene Virenformen zuverlässig töten.

Welche Inhaltsstoffe sind im Desinfektionsmittel für die Haut enthalten?

Zu den hauptsächlich verwendeten, effektiv keimabtötenden Inhaltsstoffen in Desinfektionsmitteln für die Hände zählen Alkohole. Viele alkoholhaltige Präparate können nach einer Einwirkzeit von einer halben Minute vegetative Bakterien, Pilze und Pilzsporen sicher abtöten. Die Liste des RKI enthält aktuell mehr als 45 alkoholhaltige Desinfektionsmittel.

Weitere Wirkstoffe zur hygienischen Händedesinfektion stammen aus der Gruppe der Halogene, darunter finden sich in der Liste des Robert-Koch-Instituts Produkte wie Braunol oder Chloramin in verschiedenen Konzentrationen. Sonstige desinfizierende Wirkstoffe für die Haut bieten die Produkte primasept med und Wofasteril.

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Alkoholhaltige Desinfektionsmittel

Die alkoholhaltigen Präparate auf der Liste unterscheiden sich jedoch deutlich in ihrem Wirkspektrum hinsichtlich der Gruppe der Viren. Experten differenzieren dazu generell zwischen behüllten und unbehüllten Viren, wobei die unbehüllten Viren eine vergleichsweise höhere Widerstandskraft gegen chemische, physikalische und umwelttechnische Einflüsse mitbringen als die behüllten Viren.

Mittel mit einer Wirksamkeit gegen Viren wirken grundsätzlich auch gegen Bakterien und Pilze – andersherum ist es nicht so.

Viruzide Mittel

Desinfektionsmittel, die als „viruzid“ bezeichnet werden, beweisen neben ihrer Wirkung gegen Bakterien und Pilze auch eine Wirksamkeit gegen behüllte und unbehüllte Viren. Werden die Mittel als „begrenzt viruzid“ bezeichnet, wirken sie nur gegen behüllte Viren. Mit der Bezeichnung „begrenzt viruzid PLUS“ zeigen sie sich außerdem wirksam gegen Notoviren, Adenoviren und Rotaviren. Diese drei Virenformen zählen zu den häufigen Auslösern von Magen- und Darmerkrankungen.

Unter den mehr als 45 Mitteln finden sich aktuell nur wenige viruzide Präparate – ihre Einwirkzeiten liegen zwischen ein bis zwei Minuten. Hierbei handelt es sich um die Produkte Alcosyn, Aseptoman Viral, Chirosyn Händedesinfektion, Manorapid Synergy, Softa-Man acute und Sterillium Virugard.

Begrenzt viruzide Mittel

Neunzehn Präparate der Liste erweisen sich neben ihrer Wirksamkeit gegen Pilze und Bakterien als begrenzt viruzid, darunter beispielsweise die Produkte AHD 2000, C 20, HD410 oder Hospisept, Promanum pure, Skinman soft und Spitacid.

Bei behüllten Viren hat sich das Wirkspektrum „begrenzt viruzid“ als ausreichend gezeigt. Zu den behüllten Viren zählt neben den Influenzaviren auch das Coronavirus.

Wirksame Mittel gegen Bakterien, Pilze und deren Sporen

Zu den häufigsten alkoholhaltigen Hautdesinfektionsmitteln der RKI-Liste zählen Produkte, die sich wirksam gegen vegetative Bakterien, Pilze und Pilzsporen erweisen. Hierunter finden sich Mittel wie Aktivin DHH, Aseptoman, Aseptopur und Descoderm, aber auch ERVESEPT, 80%-iges Ethanol sowie FINK-Antisept HD med und Kentoman.

Aufgeführt ist beispielsweise auch das farblose und frei verkäufliche Isopropanol (IPA). Gewonnen wird der Wirkstoff synthetisch aus dem Gas Propen. Es handelt sich bei Isopropanol um einen Alkohol in pharmazeutischer Qualität, der schnell rückstandslos verdunstet.

Weitere wirksame Mitteln gegen Bakterien, Pilze und Pilzsporen bilden daneben kodan Tinktur forte, mobilomed skinsoft,mucasept A, Nüscoman und OP-Sept. Auch Orlin Suprades HD sowie Poly-Alcohol Haut farblos Antisepticum bieten ebenso wie n-Propanol 60 Vol.60%, Sanocid, SARAYA Haut- & Händedesinfektion, sensiva händedesinfeltion und Skinman complete einen einfach Hautschutz. Skincept F ist ein weiteres Mittel auf der Liste des RKI, dass die Haut gegen Bakterien und Pilze schützt.

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Nicht jedes Desinfektionsmittel zeigt eine intensive Wirkung

Um krankmachende Keime von der Haut zu entfernen, bieten sich verschiedene Mittel an. Doch nicht jedes desinfizierende Produkt zeigt die gleiche Wirkung. Dabei ist diese nicht nur abhängig von den spezifischen Inhaltsstoffen, sondern auch von der Form des Produkts. Beispielsweise zeigt sich ein Desinfektionsspray oft effektiver als ein Desinfektionstuch, denn der enthaltene Alkohol verflüchtigt sich bei einem Tuch, das aus der luftdichten Packung genommen wurde, sehr schnell und das Tuch verliert seine Wirksamkeit.

Mögliche Risiken und Nebenwirkungen beim Einsatz der Desinfektionsmittel

Ein längerfristiger und regelmäßiger Einsatz von Desinfektionspräparaten kann mit verschiedenen Folgen verbunden sein und zahlreiche Nebenwirkungen auslösen. Experten vom Hamburger Umweltinstitut raten deshalb dazu, desinfizierende Produkte nicht öfter als unbedingt nötig zu benutzen und auch gesundheitliche Aspekte zu berücksichtigen, die bei der Bekämpfung der Coronapandemie oft ins Abseits geraten waren. Denn tatsächlich bergen zahlreiche Inhaltsstoffe in Desinfektionsmitteln gesundheitliche Risiken, wenn man sie einatmet oder sie über die Haut in den Körper gelangen. Nach Expertenangaben gelten viele der Wirkstoffe als Auslöser von Allergien. Manche besitzen sogar ein krebsauslösendes Potential und schädigen die Nerven oder Organe wie Leber und Lunge.

Insbesondere in Mitteln, die zur Bodenreinigung und Reinigung von Gegenständen enthalten sind, befinden sich oft Inhaltsstoffe wie Ketone, Aldehyde, Duftstoffe und weitere Chemikalien, die ein hohes gesundheitliches Risiko bergen, wenn sie in den Körper gelangen.

Nebenwirkungen bei Anwendung auf der Haut

Häufig kommt es nach intensiver Anwendung von Desinfektionsmitteln auf der Haut zu geröteten, rissigen oder trockenen Händen oder zu Juckreiz. Auch eine rissige Haut gehört neben Spannungsgefühlen, Bläschenbildung oder Hautausschlag zu den möglichen Symptomen. Bei einigen Anwendern entwickeln sich Hautekzeme und Allergien.

Oft zerstört die entfettende Wirkung mancher Inhaltsstoffe den natürlichen Schutzmantel der Haut und schädigt die vorhandene intakte Hautflora, die vor dem Eindringen von Keimen schützt. Fettlösende Inhaltsstoffe sind dabei in der Lage, resistente Keime zu fördern und können nicht nur zu Antibiotikaresistenzen führen, sondern auch zu chronisch entzündlichen Hauterkrankungen (Dermatosen). Dermatosen werden durch das eigene Immunsystem ausgelöst. Bei manchen Betroffenen entwickeln sie sich nur vorübergehend und bleiben einige Tage, Wochen oder Monate, bei anderen bleiben sie lebenslang.

Desinfektionssprays können auch die Atemwege beeinträchtigen

Insbesondere kann der Sprühnebel von Desinfektionsmitteln es in sich haben, denn in Form feiner Tröpfchen kann er beim Einatmen auch in die Atemwege gelangen. Abhängig von den enthaltenen Inhaltsstoffen erhöht sich dadurch das Risiko für eine Schädigung der Lungen. Die Schleimhäute sind empfindlich und es kann zu Reaktionen wie Hustenanfällen, Rötungen oder auch einem Brennen in der Kehle kommen.

Personen mit bestimmten Vorerkrankungen sind besonders gefährdet

Personen, die von Atemwegserkrankungen wie Asthma betroffen sind, stufen die Experten als besonders gefährdet ein, beim Einatmen zusätzliche Schäden durch die aggressiven Inhaltsstoffe von Desinfektionsmitteln zu erleiden.

Auch Menschen mit Hauterkrankungen haben durch Desinfektionsmittel ein höheres Risiko für zusätzliche Schädigungen.

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Putzmittel können Lunge und Atemwege schädigen

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Einige Desinfektionsmittel für Wäsche können Hautprobleme verursachen

Wer einen Hygienespüler für die keimfreie Wäsche verwendet, belastet durch den Chemikalieneintrag nicht nur die Umwelt und Wasserorganismen, sondern riskiert auch Hautreizungen.

Wirkstoffe wie Benzalkoniumchlorid erhöhen bei vielen Verbrauchern das Risiko für Allergien.

Bleichmittelhaltige Vollwaschmittel und Waschtemperaturen sind entscheidend

Nach Informationen des BfR befreit ein bleichmittelhaltiges Vollwaschmittel bei 60 °C im Vollwaschgang sogar Wäsche, die stark mit Mikroorganismen belastet ist, zuverlässig von Bakterien, Pilzen und Viren. Selbst bei einer Temperatur von 30 °C töten Vollwaschmittel, die ein Bleichmittel enthalten, die enthaltenen Keime.

Milde Vollwaschmittel ohne Bleichmittel reduzieren die Keimbelastung dagegen kaum. Handelt es sich um eiweißbelastete Wäsche, können sich Keime bei niedrigen Waschtemperaturen ohne ein Vollwaschmittel mit Bleichsystem sogar erheblich vermehren.

Das BfR rät dazu, nur bei akuten übertragbaren Krankheiten eine Waschtemperatur von 90 °C einzustellen oder einen Hygienespüler zu verwenden.

Selbst stark verkeimte Spül- und Reinigungstücher benötigen nach Expertenangaben keine höheren Temperaturen als 60 °C, wenn gleichzeitig ein bleichmittelhaltiges Vollwaschpulver eingesetzt wird.

Auch Hausmittel wirken gegen Keime

Ein bewährtes Hausmittel gegen Viren, Bakterien und Pilze in der Wäsche ist Natron, das auch unter dem Namen Soda oder Natriumbikarbonat bekannt ist. Es neutralisiert neben Keimen auch üble Gerüche, wenn man circa 1 bis 2 Esslöffel Natron zum Waschpulver in das Waschmittelfach gibt. Natron macht außerdem hartes Wasser weich, indem man 1 Esslöffel Natron mit 100 Milliliter Wasser mischt und die Mischung bei der Wäsche ins Weichspülfach gibt. Bei Seide oder Wolle eignet sich aber nicht. Auch Oberflächen aus Aluminium, wie man sie an manchen Kleidungsstücken findet, sollten nicht mit Natron in Kontakt kommen, da unansehnliche Verfärbungen entstehen können.

Keimfrei wird die Waschmaschine, wenn man das Waschmittelfach mit 50 Gramm Natron befüllt und die Maschine im leeren Waschgang bei 60 °C durchlaufen lässt.

Beim Hausputz eignen sich desinfizierende Reinigungsprodukte nur im Ausnahmefall

Aus Angst vor Keimen nutzen viele Verbraucher nicht nur desinfizierende Reinigungsprodukte für die Hände, sondern auch für den Hausputz.

Nach Empfehlung der Verbraucherzentrale Hamburg sollte man jedoch zuhause beim Putzen nur im Ausnahmefall zu Reinigern mit Desinfektionsmitteln greifen. Eine Ausnahme kann bestehen, wenn Ärzte oder medizinisches Personal dazu raten oder wenn ein Familienmitglied ein geschwächtes Immunsystem hat und besonders geschützt werden muss. Auch, wenn ein Familienmitglied an einer Infektion erkrankt ist, kann der vorübergehende Einsatz Sinn machen, um die Infektionskette zu unterbrechen.

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

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