Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) bezeichnet eine chronische Erhöhung des Blutzuckers, die mit dem hohen Risiko für schwere Folgeerkrankungen und Begleiterkrankungen verbunden ist. Unterschieden wird hauptsächlich zwischen zwei großen Formen des Diabetes mellitus. Die eine Form ist Diabetes mellitus Typ 1, die bereits im Jugendalter auftritt , die andere Form wird Typ 2 genannt und entsteht meist erst im fortgeschrittenen Alter.

Eine weitere Form ist der Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes), der aber nur vorübergehend auftritt.

Diabetes mellitus Typ 1

Früher wurde Diabetes mellitus Typ 1 auch als jugendlicher Diabetes bezeichnet. Er entsteht meist im Kindes- und Jugendalter und entwickelt sich bis zum 25. Lebensjahr, wobei Jungen häufiger betroffen sind, als Mädchen. Typ 1 macht etwa 5  Prozent der Fälle aus.

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Bei der Entstehung müssen mehrere Faktoren zusammenkommen. Solche Faktoren sind neben erblicher Veranlagung oder Fehlfunktion des Immunsystems auch äußere Faktoren, wie zum Beispiel bestimmte Virusinfektionen.

Unter diesen Bedingungen zerstören bestimmte weiße Blutkörperchen die insulinproduzierenden Zellen (Beta-Zellen) und es entsteht in der Folge ein absoluter Insulinmangel, der verhindert, dass die Glukose aus dem Blut in die Körperzellen aufgenommen und verwertet werden kann. Der Blutzuckerspiegel steigt an und der Körper verzehrt zur Deckung des Energiebedarfs das Fettgewebe.

Diabetes mellitus Typ 2

Typ 2 Diabetes, auch als Diabetes mellitus Typ 2 bezeichnet, war früher unter dem Namen Alterszucker bekannt und kommt mit 90Prozent am häufigsten vor. Er tritt hauptsächlich bei Erwachsenen ab dem 40. Lebensjahr erstmals auf. Diabetes mellitus Typ 2 ist häufig Bestandteil der Stoffwechselstörung, die als metabolisches Syndrom bezeichnet wird.

Beim Typ 2 Diabetes sprechen die Körperzellen vermindert auf das Hormon Insulin an. Auslösende Faktoren sind fettreiche Kost, Bewegungsmangel und Übergewicht. Der Nahrungszucker verbleibt im Blut, weil durch das fehlende Insulin Zucker nicht an die Körperzellen abgegeben werden kann. Beim gesunden Menschen sinkt der Blutzuckerspiegel nach der Abgabe des Blutzuckers in die Zellen wieder auf ein konstantes Niveau von 80 bis 120 mg/dl ab.

Zu den Risikogruppen für Typ 2 Diabetes zählen besonders Personen mit großem Bauchumfang und deutlichem Übergewicht. Etwa 50 Prozent der Betroffenen ahnen nichts von ihrer Erkrankung, weil sie schleichend voranschreitet und nur unspezifische Symptome hat. Mit zunehmendem Alter ist das Risiko für die Erkrankung deutlich erhöht.

Symptome bei Diabetes mellitus Typ 2

Wenn der Blutzucker permanent oder über einen längeren Zeitraum deutlich oberhalb der empfohlenen Grenzen liegt, kommt es zu einer Stoffwechselentgleisung und es können sich unterschiedliche Symptome zeigen. Typische Anzeichen sind sehr starker Durst, häufiges Wasserlassen und Müdigkeit. Manche Betroffene bemerken einen unerklärlichen Gewichtsverlust.

Diabetes mellitus Typ 2 ist oft von Testosteronmangel begleitet

Häufig weisen Männer mit Typ-2-Diabetes niedrige Testosteronwerte im Blutserum auf und es wird eine Messung des Gesamttestosteronwerts empfohlen, wenn sich bei ihnen Symptome von Testosteronmangel zeigen.

Zwar wird bislang noch keine Testosterontherapie zur Kontrolle des Blutzuckers empfohlen, aber die enge Beziehung mit vielen Komponenten des metabolischen Syndroms ist wissenschaftlich gesichert.

Beim Metabolischen Syndrom treten neben Übergewicht und erhöhtem Blutdruck auch Fettstoffwechselstörungen auf. Hinzu kommen eine Insulinresistenz und eine verschlechterte Glukosetoleranz.

Mögliche Symptome bei Nervenschäden

Auf Nervenschäden können zum Beispiel weitere Symptome hindeuten. Typisch dafür sind Gelenkschwellungen und eine starke Neigung zu Nagelpilz oder Verhornung. Auch eine Verminderung oder der Verlust von Schmerzempfinden oder Temperaturempfinden können auf einen Nervenschaden hindeuten.

Weitere mögliche Anzeichen sind schmerzende Füße in Ruhephasen, bei denen sich Linderung durch Kühlen oder Bewegung einstellt. Auch ein Taubheitsgefühl, Brennen oder Kribbeln in Zehen und Füßen kann auf einen Nervenschaden hinweisen.

Mögliche Symptome für Durchblutungsstörungen

Typische Symptome für Durchblutungsstörungen können zum Beispiel kalte Füße oder Druckstellen, wie rötliche Hautflecken, die sich nicht wegstreichen lassen, sein. Auch Wadenschmerzen oder Wadenkrämpfe beim Gehen, die sich bessern durch Stehenbleiben (Schaufensterkrankheit) können ein Anzeichen sein. Durchblutungsstörungen können außerdem durch dünne, pergamentartige und bläulich blasse Haut gekennzeichnet sein.

Folgen und Verlauf bei Diabetes mellitus

Ein unentdeckter Diabetes mellitus kann kritisch werden. Wenn Diabetes mellitus langjährig bei hohen Blutzuckerwerten unentdeckt bleibt, kann es zu Folgeerkrankungen im Körper kommen, die sich auf mehrere Körperbereiche auswirken können. Neben dem Herz, dem Gehirn und den Gefäßen können auch die Nieren oder Augen von Folgeerkrankungen betroffen sein.

Mögliche Spätfolgen und Komplikationen beim Diabetes mellitus

Das Diabetische Fußsyndrom (DFS) tritt am häufigsten bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 auf und ist für zwei Drittel der jährlich in Deutschland durchgeführten 40.000 Amputationen verantwortlich.

Ursächlich sind oft Wunden am Unterschenkel oder Fuß, die aufgrund einer Durchblutungsstörung oder einer diabetesbedingten Nervenschädigung (Polyneuropathie) nicht innerhalb von 2 bis 3 Wochen abheilen. Kleine Wunden, wie sie durch Anstoßen oder unsachgemäße Fußpflege entstehen, können sich zu tiefreichenden Geschwüren entwickeln, die zudem verkeimen können und eine normale Wundversorgung und Wundheilung verhindern.

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Die Polyneuropathie, die ein Schmerzempfinden des Patienten komplett unterdrücken kann, kann auch zum Charcotfuß führen, bei dem die Knochen und Gelenke des Fußes zerstört werden. Manche Patienten schonen auch einen gebrochenen Fuß nicht, weil er nicht schmerzt.

Oft geben erst auftretende Geschwüre oder auffällige Deformationen am Fuß einen Anlass für eine ärztliche Untersuchung. In der Regel müssen Betroffene nach langer Entlastungsruhe orthopädische Maßschuhe tragen.

Therapie bei Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2

Neben medikamentöser Therapie wird Diabetikern eine Änderung der Lebensweise empfohlen. Um den zu hohen Blutzuckerspiegel regulieren zu können, benötigen Menschen mit Diabetes Unterstützung durch eine Therapie mit Insulin- und/ oder Medikamente. Auch eine Ernährungsberatung wird unterstützend empfohlen.

Diabetes mellitus Typ 2 oft durch ungesunde Ernährung mit bedingt

Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) gehört Diabetes mellitus Typ 2 zu den ernährungsmitbedingten Volkskrankheiten. Das Risiko für Folgekrankheiten kann nach Angabe der DGE durch eine gesunde, ausgewogene Mischkost mit viel Obst und Gemüse und gesunden Fetten deutlich reduziert werden.

Nach Studienlage ist der tägliche Konsum von Obst und Gemüse in Deutschland häufig unzureichend. Diese Situation soll die DGE-Kampagne 5 am Tag verbessern, die empfiehlt, mindestens 250 Gramm Obst und 400 Gramm Gemüse zu verzehren.

Empfohlenes Therapieziel bei Diabetes mellitus Typ 2

Nach Empfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft e.V. (DDG) sollten sich 50 Prozent der Blutzuckerwerte im Zielbereich von 80 bis 140 mg/dl befinden. Der Blutzucker soll sich nüchtern und vor dem Essen zwischen 90 und 120 mg/dl befinden.

Bei gesunder Lebensweise können viele Diabetiker ein normales Leben führen

Die Stoffwechselerkrankung lässt sich beeinflussen und Diabetiker können die Stoffwechselerkrankung gut in den Griff bekommen, wenn sie durch den Arzt und ein Diabetes-Team richtig eingestellt werden. Mit Medikamenten und/oder einer Ernährungstherapie und gesunder Bewegung können viele Diabetiker ein normales aktives Leben führen.

Gesunde Bewegung hält nicht nur fit, sondern senkt auch den Zuckergehalt im Blut. So kann der Diabetiker Folgeschäden vorbeugen und im Idealfall lässt sich bei Diabetes mellitus Typ 2 die Medikamentendosis senken. Regelmäßige gesunde Bewegung wie beispielsweise Wandern, Joggen oder Nordic Walking mehrmals die Woche ist hilfreich. Art und Intensität der Bewegung sollte in Rücksprache mit dem Arzt erfolgen.

Nach Studien wirken sich Flohsamenschalen bei Diabetes mellitus Typ 2 äußerst günstig aus.

Diabetiker können das Risiko für ein Fußsyndrom durch Vorsorge senken

Fußpflege dient zur Vermeidung des diabetischen Fußsyndroms. Vorbeugend wird Diabetikern zu verschiedenen Maßnahmen geraten, die die Gesundheit der Beine und Füße fördern und erhalten. Das Risiko für das diabetische Fußsyndrom lässt sich durch gezielte Vorsorge senken. Neben der Beobachtung gefährdeter Hautstellen zählen zu den empfohlenen Vorsorgemaßnahmen tägliches Waschen und Eincremen der Füße sowie sorgfältiges Abtrocknen, besonders in den Zehenzwischenräumen.

Auch die Hautpflege von Fußsohle und Fußrücken mit harnstoffhaltigen Cremes wird empfohlen. Cremes sollten rückstandsfrei einmassiert werden. Keine Salben sollte man dagegen in Zehenzwischenräume geben.

Vorhandener Fußpilz ist konsequent zu behandeln. Wegen ätzender Stoffe wird von Hühneraugenpflaster oder Tinkturen abgeraten. Diabetiker sollten außerdem keine scharfen Gegenstände wie Nagelscheren, Raspeln oder Nagelzwicker verwenden, sondern nur Nagelfeilen und Bimsstein. Es wird auch empfohlen, die Nägel nie zu schneiden, sondern mit der Feile spatenförmig formen.

Geraten wird zu bequemem, weitem und weichen Schuhwerk, möglichst aus Leder. Gummischuhe und Turnschuhe sollten Diabetiker vermeiden. Außerdem sollten Schuhe auf Unebenheiten oder Steinchen kontrolliert werden. In den Schuhen wird zum Tragen von Baumwollstrümpfen geraten. Die Strümpfe am besten täglich wechseln und drückende Nähte vermeiden.

Das Barfußlaufen erhöht die Gefahr von Verletzungen und Fußpilz. Auch große Hitze und Sonneneinstrahlung an den Füßen sollten Betroffene vermeiden.

Bei Fußproblemen können Diabetiker bei Podologen, die sich auf die Behandlung des Diabetischen Fußsyndroms spezialisiert haben, Hilfe finden. Unter bestimmten Voraussetzungen übernehmen gesetzliche Krankenkassen die podologische Behandlung auf ärztliche Verordnung hin. Eine Rücksprache mit der Krankenkasse kann sich lohnen.

Diabetiker sollten bei Lebensmitteln auf Fruktose achten

Diabetikern wird von hohem Fruktosekonsum abgeraten. Fruchtzucker (Fruktose) findet sich natürlich im Verband mit Traubenzucker (Glukose) in Obst und Gemüse, aber auch als isolierter Zucker in vielen industriell gefertigten Produkten. Fruktose wird in industriell hergestellten Produkten regelmäßig auf der Zutatenliste ausgewiesen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung kommt nach verschiedenen neuen Studienergebnissen zu dem Schluss, das Diabetiker durch fruktosehaltige Industrieprodukte, die in hohen Mengen aufgenommen werden, ihre Gesundheit gefährden können. Fruktose kann unter anderem Adipositas, Metabolisches Syndrom oder eine Fettleber fördern.

7 Millionen Bürger sind von Diabetes mellitus betroffen

Die Stoffwechselkrankheit ist die vierthäufigste Todesursache. Die Stoffwechselkrankheit Diabetes mellitus steht an vierter Stelle der Todesursachenstatistik der Industrieländer. Allein in Deutschland sind mittlerweile 7 Millionen Menschen von Diabetes mellitus betroffen. Seit 1998 ist die Zahl der Erkrankungen um 24 Prozent gestiegen, wie die Deutsche Diabetes-Hilfe mitteilt.

Aktuell wissen 2 Millionen Betroffene noch nichts von ihrer Krankheit. Etwa 1.500 Neuerkrankungen werden pro Tag diagnostiziert.

Die chronische Krankheit ist hierzulande jedes Jahr verantwortlich für 2000 Neuerblindungen und verursacht darüber hinaus 40.000 Amputationen. Jede Stunde sterben 3 Erkrankte an Diabetes.

Pro Jahr steigt die Zahl der Diabetes-Kranken mit Typ-2-Diabetes um 500.000. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die Zahl der Erkrankten innerhalb der nächsten 10 Jahre um mehr als 40 Prozent erhöhen wird.

Von Typ-1-Diabetes sind nur etwa 340.000 Menschen betroffen. Knapp 10 Prozent davon sind Kinder und Jugendliche.

Text: Katja Redaktion
Datum: 10/2016 | aktualisiert 17.01.2024
Bildquelle: © Bild von Tumisu auf Pixabay.com

Quellen und weiterführende Informationen:

DGE Stellungnahme Gemuese Obst 2012

Prof. Dr. med. Werner Scherbaum, Deutsches Diabetes-Zentrum an der Heinrich Heine-Universität Düsseldorf, Deutsche Diabetes-Klinik. Was ist Diabetes. Grundlagen

DGE Diabetes Leitlinie KH (PDF)

Gesellschaft für Rehabilitation bei Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e. V. (Hrsg.). Diabetes-Lesebuch. Wissenswertes für den Alltag mit Diabetes. Pabst Science Publishers Lengerich 2011

Burkhard Göke/Klaus G. Parhofer/Carsten Otto. Das Praxisbuch Diabetes mellitus. Urban und Fischer, München u. a. 2002

Helmut Schatz (Hrsg.). Diabetologie kompakt. Grundlagen und Praxis. 4. erweiterte und aktualisierte Auflage. Thieme, Stuttgart u. a. 2006

Nationale Versorgungs-Leitlinie Typ-2-Diabetes. Schulung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). In AWMF online (Stand 2013)

S3-Leitlinie Therapie des Diabetes mellitus Typ 1 der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). In AWMF online (Stand 2011)

S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). In: AWMF online (Stand 2009)

S2-Leitlinie Ernährungsempfehlungen zur Behandlung und Prävention des Diabetes mellitus der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). In AWMF online (Stand 2010)

S3-Leitlinie Körperliche Aktivität und Diabetes mellitus der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). In: AWMF online (Stand 2008)

BfR Bund erhöhte Aufnahme von Fruktose ist für Diabetiker nicht empfehlenswert (PDF)

C. Wang, E. Nieschlag, R. Swerdloff et al. Untersuchung, Behandlung und Überwachung des Altershypogonadismus (Late-onset-hypogonadism) des Mannes. ISA-, ISSAM-, EAU-, und ASA-Empfehlungen. J. Reproduktionsmed. Endokrinol 2010;7 (2), 60-66

Deutsche Diabetes-Hilfe

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