Der pflanzliche Samen ist ein Wunderwerk der Natur. Samen besitzen große Potentiale und es ist schon erstaunlich, dass sich in manch kleinem Samenkorn das gesamte genetische Material einer Pflanze befindet, die später große Höhen erreichen kann. Doch fast noch erstaunlicher ist die Widerstandsfähigkeit, mit der der Samen einer Pflanze später zum Keimen verhelfen kann. Einige von ihnen bilden die Basis von Superfoods.

Dem Einfallsreichtum der Natur haben es manche Samen zu verdanken, dass sie Eigenschaften in sich tragen, die sie fast unverwundbar machen. Sie können nicht nur fliegen, schwimmen oder Hitze und Kälte widerstehen, sondern auch unbeschadet durch den Magen von Tieren wandern und auf verschiedene Weise außerdem hunderte Kilometer zurücklegen.

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Fette und Öle: Ihr Einfluss auf Gesundheit und Ernährung

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Lotuskeime können sogar bis zu Tausend Jahre warten, ehe sie endlich ihren Keim hervorbringen dürfen.

Einige Samen sind nicht nur im Tierreich begehrt, sie werden auch von Menschen lange schon vielfältig genutzt. Aus ihnen lassen sich nicht nur sehr hochwertige Öle gewinnen, sondern sie bereichern gemahlen, geschrotet oder ungemahlen die Ernährung und dienen als Arzneimittel und traditionelle Heilmittel.

Verschiedene Samen findet man als Superfood in der Ernährung

Samen sind die Speisekammern der Natur. Viele Samen tragen einen Embryo in sich und die Speisekammer für das Kleine liefern sie gleich mit. Diese ist je nach Samen prallvoll mit Nährstoffen gefüllt. In den reichhaltigen Getreidekörnern befindet sich beispielsweise Stärke, in Bohnen- und Erbsensamen stehen hochwertige Eiweiße zur Verfügung und Sonnenblumenkerne zehren von reichhaltigem Öl. Als Superfood bekannt sind auch Leinsamen, Chiasamen, Hanfsamen und Flohsamenschalen.

Superfood Leinsamen

Die Samenkörner dienen als Heilmittel gegen viele Beschwerden. Leinsamen ist schon in der Antike als Heilmittel gegen viele Beschwerden eingesetzt worden. Das unscheinbare braune Samenkorn liefert nämlich nicht nur das wertvolle Leinöl, das reich an entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren ist, sondern ganze Leinsamen werden in der Ernährungstherapie als natürliches Mittel bei Darmbeschwerden wie Verstopfung (Obstipation), abdominellen Beschwerden und Blähbeschwerden eingesetzt. Die enthaltenen Schleimstoffe regen die Verdauung an. Sie binden Wasser im Darm, quellen dort auf und vergrößern als Ballaststoffe so das Volumen des Darminhalts. Daneben beschleunigt das in Leinsamen enthaltene Öl den Weitertransport des Speisebreis. 20 Gramm Leinsamen täglich enthalten die benötigte Menge an Vitamin E.

Die Bedeutung des Lein (lat. Linum usitatissimum) ergibt sich schon aus seinem lateinischen Namen, der mit äußerst nützlicher Lein übersetzt werden kann. Die himmelblau blühende Pflanze ist auch unter dem Namen Flachs bekannt und wurde schon um 5000 v. Chr. angebaut. Lange Zeit nutzte man die Fasern als textilen Rohstoff zur Fertigung von Leinen, bevor sie später durch Baumwolle und Kunstfasern abgelöst wurden.

In der Küche wird Leinsamen ganz oder geschrotet beispielsweise in Müsli, Eintöpfen, Salaten, Backwaren und Getreidegerichten verwendet. Während ganze Leinsamen oft unverändert wieder ausgeschieden werden, quellen gekochte oder geschrotete Leinsamen besser auf und setzen mehr verfügbares Leinöl frei.

Leinsamen benötigen ausreichend Flüssigkeit, um ein Verkleben der Schleimstoffe im Darm zu verhindern. Mindestens 1,5 Liter Wasser, Tee oder Saftschorle täglich sind nötig. Zu geringe Mengen an Flüssigkeit können im schlimmsten Fall einen Darmverschluss fördern.

Leinsamen senken den Cholesterinspiegel

Die Studienergebnisse der amerikanischen Forscherin Suzanne Hendrich von der Iowa State University zeigten, dass 3 Teelöffel Leinsamen pro Tag, die über einen Zeitraum von 3 Monaten genommen werden, den Cholesterinspiegel bei Männern ohne Nebenwirkungen um 10 % senken. Zwar sollen cholesterin-senkende Medikamente etwas effektiver sein, dennoch bilden Leinsamen für Männer eine mögliche natürliche Alternative.

Leinsamen beeinflussen den Blutdruck positiv

Studienergebnisse einer 6-monatigen US-amerikanischen Doppelblindstudie zur Wirkung von Leinsamen auf Bluthochdruck ließen erkennen, dass der tägliche Verzehr Leinsamen-haltiger Produkte, die 30 g Leinsamen pro Tag enthielten, den systolischen und diastolischen Blutdruck nebenwirkungsfrei deutlich senken konnte. Der systolische Blutdruck sank im Mittel von 143 auf 136 mm Hg, während der diastolische Blutdruck sich etwa um 10 % senkte. Nach Angaben des Forschungsleiters mache eine leinsamenreiche Ernährung die Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten nicht überflüssig, jedoch könne diese Ernährung zu einer Reduzierung der Medikamentengabe beitragen. Mit 30 Gramm Leinsamen täglich ließe sich nach seinen Angaben die Hälfte der Schlaganfälle und ein Drittel der Herzinfarkte vermeiden.

Leinöl in der Schwangerschaft ist riskant

Nach Studienergebnissen der Universität Montreal in Kanada warnen die Forscher vor der Einnahme von Leinöl in den letzten zwei Trimestern der Schwangerschaft, da bei Leinöl ein hohes Risiko für eine Wechselwirkung mit Frühgeburten festgestellt wurde. Während Frühgeburten im Normalfall 2 bis 3% der Schwangerschaften betreffen, schnellte dieser Wert bei Schwangeren mit Verzehr von Leinöl auf 12 %. Die Untersuchungen bezogen sich auch auf den Genuss weiterer Naturprodukte wie Kamille, Grüner Tee und Pfefferminze, die jedoch keinen Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Frühgeburten erkennen ließen.

Man sollte nicht mehr als 20 Gramm Leinsamen täglich verzehren

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät Verbrauchern dazu, täglich nicht mehr als 20 Gramm Leinsamen zu verzehren, weil Leinsamen erhebliche Mengen Cadmium aus dem Boden aufnehmen und abspeichern.

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THC und CBD: Wirkung und Gehalt in Lebensmitteln aus Hanf

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Besonders solche Verbraucher sollten darauf achten, die Leinsamen regelmäßig zu therapeutischen Zwecken verzehren, denn zu hohe Mengen von Schwermetallen wie Cadmium können sich beim Verzehr im menschlichen Körper anreichern und zu gesundheitlichen Problemen führen.

Neben Leinsamen nehmen auch andere Ölsaaten hohe Mengen an Cadmium auf. Häufig werden Gehalte über 1 mg/kg nachgewiesen.

Superfood Hanfsamen

Hanfsamen besitzen wertvolle Inhaltsstoffe. Der Hanf (Cannabis sativa L.) stammt ursprünglich aus Zentralasien und wird seit vielen Jahrtausenden als Nutzpflanze angebaut. Die vielseitig einsetzbare Hanfpflanze liefert heute industrielle Rohstoffe, Lebensmittel und Pharmazeutika. Weil Hanfsamen weder Laktose noch Gluten enthalten, sind sie auch für Allergiker gut geeignet.
Der leicht nussig schmeckende Hanfsamen erzeugt keine Rauschwirkung, sondern gilt ernährungsphysiologisch als besonders gesundheitsfördernd. Hanfsamen sind das einzige pflanzliche Nahrungsmittel, das alle essentiellen Eiweißbausteine (Aminosäuren) für den Menschen enthält. Daneben ist er reich an Mineralstoffen, Omega-3-Fettsäuren, Omega-6-Fettsäuren und Vitamin B2, das für den Muskelaufbau und zur Bildung von Schilddrüsenhormonen notwendig ist. Vitamin B2 aus Hanfsamen, das ansonsten nur in tierischen Produkten vorkommt, bietet besonders für Vegetarier und Veganer eine Alternative zur Bedarfsdeckung.

Hanfsamen schmecken nussig süß und lassen sich sowohl in Brot oder Teigwaren einbacken, als auch in Joghurt, Müsli oder den Salat einrühren. Sehr nahrhaft ist ebenfalls das Hanfsamenöl.

Superfood Chia Samen

Diese Samen haben ein besonders hohe Nährstoffdichte. Chia Samen zählen zur Gattung des Salbeis. Bereits Inka, Maya und Azteken verwendeten Chia-Samen als Heilmittel, Nahrungsmittel und Opfergabe für die Götter. Chia Samen besitzen eine so hohe Nährstoffdichte, dass schon kleine Mengen davon kräftigend wirken. Als wertvolle Inhaltsstoffe der Chia Samen gelten hochwertige Fette, Eiweiße, Mineralstoffe und Spurenelemente. Sie enthalten außerdem mehr Antioxidantien als manche reichhaltige Beerenart und der Chia Samen ist überdies reich an wichtigen Ballaststoffen. Er kann sehr viel Wasser binden und wirkt daher ähnlich wie Leinsamen positiv auf die Verdauung.

Inhaltsstoffe von Chia Samen

  • 15 bis 25 % Protein
  • 30 bis 33 % Fette
  • 26 bis 41 % Kohlenhydrate
  • 18 bis 30 % Ballaststoffe
  • 4 bis 5 % Asche
  • 90 bis 93 % Mineralien, Vitamine, Trockensubstanz
  • Antioxidantien

Klinische Studien mit Chia Samen am Menschen sind noch sehr begrenzt, jedoch zeigten sich bislang einige gesundheitliche Vorteile bei der Aufnahme von Chia Samen. So senkten Chiasamen bei einigen Patienten den Bluthochdruck und wirkten sich auch günstig auf Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 aus, weil sie das Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems wie Herzinfarkt oder Schlaganfall senkten. Zudem wirken Chia Samen günstig bei Verstopfung.

Die EFSA empfiehlt nicht mehr als 15 Gramm Chiasamen täglich zu verzehren

Mehr als 15 Gramm Chia Samen täglich dürfen nach Angaben der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) täglich allerdings nicht verzehrt werden. Chia Samen lässt sich in Backwaren oder eingestreut in Joghurt oder Müsli verwenden und ist dunkel und kühl gelagert sogar mehrere Jahre haltbar.

Beim Verzehr von Chia Samen ist gleichzeitig viel Flüssigkeit nötig, um das schnelle Aufquellen der Samen zu ermöglichen.

Superfood Flohsamenschalen

Flohsamen gilt als natürliches Arzneimittel bei Verdauungsbeschwerden und Darmerkrankungen. Der Flohsamen (Plantago ovata) ist in Indien und im Iran beheimatet und stammt aus der Familie der Wegerichgewächse. Verwandt ist die Heilpflanze mit dem einheimischen Spitzwegerich.

Als natürliches Arzneimittel finden ihre fettreichen Samen, die Flohsamenschalen (Plantago psyllium), bei Verstopfung, Durchfall, Blähungen und entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa Verwendung.

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Flohsamen und Flohsamenschalen: Wirkung, Anwendung, Kosten

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Die äußerste Schicht der Samenschalen enthält große Mengen an verdauungsfördernden Schleimstoffen, die im Darm bei Wasserkontakt als Quellmittel wirken und so das Volumen des Darminhalts vergrößern. Das im Samen enthaltene Fett wirkt unterstützend als Schmiermittel und fördert die Darmpassage.

Es wird empfohlen, Flohsamenschalen in einem Glas Wasser vorquellen zu lassen und die Masse mit ein bis zwei weiteren Gläsern Wasser zu trinken.

Wie bei Leinsamen ist es nötig, auch bei Einnahme von Flohsamenschalen täglich mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit in Form von Wasser, Tee oder Saftschorle täglich dazu sind nötig. Viel zu geringe Mengen an Flüssigkeit können im äußersten Fall einen Darmverschluss fördern.

Flohsamenschalen verringern Beschwerden beim Reizdarmsyndrom

Studienergebnisse der Universität Utrecht, Niederlande zur Wirkung von Flohsamenschalen im Vergleich zu Haferkleie und einem Reismehlpräparat beim Reizdarmsyndrom (RDS) zeigten, dass die löslichen Fasern von Flohsamenschalen sich als Wirkungsvollste erwiesen. Zwei mal täglich 10 Gramm Flohsamen konnte die Beschwerden der Patienten nach drei Monaten um 90 % verringern, während Haferkleie lediglich eine Verbesserung um 58 % erzielen konnte.

Flohsamenschalen verbessern die Blutzuckerwerte deutlich

Studienergebnisse zur Wirkung von Flohsamenschalen auf Diabetes Mellitus Typ 2 konnten nachweisen, das Flohsamenschalen bei Diabetes Mellitus Typ 2 die Blutzuckerwerte und die Blutfettwerte signifikant verringerten. Die Patienten erhielten zusätzlich zu einer fettarmen Reduktionsdiät drei mal täglich 5 Gramm Flohsamenschalen.

Nur mit reichlich Wasser verträglich

Bei Krankheiten und Beschwerden, die nur eingeschränkte Mengen an Flüssigkeit zulassen, sind Flohsamenschalen nicht geeignet.  Die verdauungsfördernden Samenschalen können möglicherweise auch die Wirkung weiterer Medikamente oder Arzneimittel einschränken, die über den Darm aufgenommen werden. Auch für Menschen, die bereits einen Darmverschluss hatten, sind Flohsamenschalen nicht geeignet. Es empfiehlt sich für diese Personen, vor der Einnahme von Flohsamenschalen ärztlichen Rat einzuholen.

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 05/2016 | aktualisiert 28.01.2023
Bildquelle: © Bild von Ulrike Leone bei Pixabay.com

Quellen und weiterführende Informationen:

  • DGE. Diätetik Kompakt. 1. Auflage 2014. (S.127 Einsatz von Leinsamen/ Flohsamenschalen)
  • Prof. Dr. Claus Leitzmann, Helmut Million: Vollwertküche für Genießer. Verlag Bassermann.2003
  • Prof. Dr. med. H.-K. Biesalski: Vitamine-Aktiver Gesundheitsschutz. Bedarf-Mangel-Risiko. Verlag Trias 1996
  • Norlaily Mohd Ali, Swee Keong Yeap, Wan Yong Ho et al.: The Promising Future of Chia, Salviahispanica L.J Biomed Biotechnol. 2012; 2012 171956. doi. 10.1155/2012/171956
  • Suzanne Hendrich: Iowa State NWRC study finds flaxseed lowers high cholesterol in men
  • Hypertension. 2013; 62: 1081-1089. Published online before print October 14, 2013. doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.113.02094
  • University Montreal. Prof.Anick Bérard, Krystel Moussally. Pregnant women consuming flaxseed oil have high risk of premature birth. 2008
  • nova-institut: Hanfsamen und Hanföl als Lebens- und Heilmittel. Göttingen. 1998
  • Brigitte Hamann: Chia-Samen. Das Superfood der Extraklasse. Kopp. 2015
  • EFSA: Opinion on the safety of ‘Chia seeds (Salvia hispanica L.) and ground whole Chia seeds’ as a food ingredient. DOI.efsa.2009.996
  • Studie zum Reizdarmsyndrom/ Flohsamenschalen: BMJ 2009;  Soluble or insolble fibre in irritable bowel syndrome in primary care? Randimised placebo controlled trial. 339 doi: b3154
  • Flohsamenschalen/Diabetes: Rodriguez-Morian M., Guerrero-Romero F., Lazcano-Burciaga G.: Lipid- and glucose-lowering effiacy of Plantago Psyllium in Type II diabetes. 1998 Sep-Oct, 12(5)273-8. PMID: 9747644
  • BfR. Verbrauchertipps zur Verringerung der Aufnahme unerwuenschter Stoffe über Lebensmittel (PDF)

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

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