Eine NADA-Akupunktur wird nicht nur in der Suchtbehandlung erfolgreich eingesetzt, sondern ebenso bei psychischem Stress und bei Trauma-Patienten hat sich die NADA-Akupunktur bewährt, oft auch in Kombination mit klassischen Therapien.
Der Begriff Nada stammt aus dem Spanischen und bedeutet Nichts. Er beschreibt damit treffend die Methode aus der Sicht eines Suchtkranken, denn er wird ohne Stoff, also mit Nichts außer einigen Nadeln behandelt. Durch die NADA-Akupunktur finden viele Betroffene zurück zur Balance.
Einsatzgebiete der Nada Akupunktur
Das NADA-Protokoll wirkt insbesondere auf die psychische Gesundheit und wird von Kliniken, Ambulanzen, Heilpraktikern und Ärzten mittlerweile in verschiedenen Bereichen eingesetzt.
Ebenso bei Kindern und Jugendlichen gilt die NADA Akupunktur als effektive Behandlungsform.
Einsatzbereiche
Vornehmlich eingesetzt wird die NADA-Therapie in der Suchthilfe, Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. In der betrieblichen Gesundheitsförderung spielt die Therapieform außerdem eine Rolle. So nutzen einige Unternehmen die Behandlungsmetode im Rahmen der Vorsorge für ihre Mitarbeiter.
Die NADA-Akupunktur eignet sich neben der Behandlung von Suchtkranken besonders auch bei Menschen, die beruflich oder privat großem Stress ausgesetzt sind oder unter Schlafstörungen, Gereiztheit, innerer Unruhe, Angst oder gesteigerter Esssucht leiden.
Auch bei Trauma-Opfern oder Menschen, die durch Burnout gefährdet sind, findet das NADA-Protokoll Anwendung.
Bei alkohol- und drogenabhängigen Patienten dient die NADA-Therapie dazu, während der Entzugsphase körperliche und seelische Schmerzen zu lindern, die Ängstlichkeit zu vermindern und das Suchtverlangen zu reduzieren. Auch bei Medikamentenabhängigkeit kommt die NADA-Akupunktur zur Anwendung.
Darüber hinaus setzt man in vielen englischen Gefängnissen das NADA-Protokoll ein, weil es durch die Anwendung der Therapie zu einer Abnahme der Fälle von Körperverletzungen von bis zu 80 Prozent kommen kann.
Wirkung der Nada-Akupunktur
Das Verfahren fördert die Aktivierung der Selbstheilungskräfte. Die NADA-Akupunktur ist geeignet, Störungen zu regulieren, indem sie die Selbstheilungskräfte im vegetativen System anregt. Bei Heilfastenkuren und Raucherentwöhnungen kann die spezielle Nadeltherapie unterstützend wirken. Oft ist eine sofortige Wirkung mit der Behandlung verbunden. Anwender berichten, dass sich die Wirkung mit der Anzahl der Anwendungen häufig verstärkt.
Die von außen einwirkende Nadelbehandlung löst zahlreiche biochemische und biophysikalische Prozesse im Inneren des menschlichen Körpers aus und aktiviert so körpereigene Stoffe wie etwa Dopamin, Serotonin, Enkephaline und Endorphine. Diese Substanzen tragen dazu bei, gestörte, geschwächte und kranke Körperfunktionen von innen heraus zu regulieren.
Auf vielen Gebieten wurde eine positive Wirkung bislang durch Studien belegt. Positive Wirkungen zeigten sich bei vielen Studienteilnehmern in Verbindung mit einem Opiatentzug, Kokainentzug oder Alkoholentzug.
Über positive Ergebnisse wurde außerdem in Verbindung mit Untersuchungen zum Zigarettenentzug und bei Schlafstörungen berichtet. Weitere positive Wirkungen beobachteten Wissenschaftler auch bei mittleren und schweren Depressionen.
Zwar gibt es viele weitere wirksame Akupunkturpunkte, doch die seit langem genutzten Ohrpunkte vereinen besondere Vorteile, die viele Therapeuten schätzen. Die Ohrakupunkturpunkte der NADA-Behandlung werden als ungefährlich eigestuft und auch von schwierigen Patienten gut akzeptiert. Zudem sind sie einfach zu stechen, weil sie nur kleine Areale betreffen.
Behandlung mit der Nada Akupunktur
Bei der Ohrakupunktur nach dem NADA-Protokoll handelt es sich um eine non-verbale und eine non-konfrontative Behandlungsform.
Die NADA-Akupunktur ist eine einfache Akupunkturmethode und die Behandlung erfolgt in beiden Ohren. Dort werden nach der Desinfektion der entsprechenden Bereiche 3 bis 5 bestimmte Punkte mit sehr feinen Einweg-Stahlnadeln punktiert.
Der Akupunkteur führt die Akupunkturnadel dabei etwa bis 2,3 Millimeter Tiefe in die Haut ein, so dass sie im Knorpel fixiert ist. Es kann dabei ein leichter, schnell vorübergehender Schmerz auftreten. Die Sitzungen werden einzeln oder in Gruppen durchgeführt.
Während der Punktion helfen dem Patienten kurze, schnelle Atemzüge in Form der Gegenatmungstechnik, die der Akupunkteur anleitet.
Die Nadeln verbleiben für circa 30 bis 45 Minuten in den Ohrmuscheln, während die Behandlung von leichter Entspannungsmusik unterstützt wird. Manche stark erschöpften Patienten schlafen nach wenigen Minuten ein und wachen etwa eine halbe Stunde später auf. Üblich ist es etwa auch, dass sich die Betroffenen nach der Behandlung die Akupunkturnadeln selbst ziehen.
Gestresste Kinder und Jugendliche können alternativ mit Akupressurkügelchen behandelt werden, der sogenannten NADA-Perlentherapie. Die NADA-Perlentherapie kommt zum Beispiel bei ADS und ADHS zum Einsatz.
Durchgeführt wird die NADA-Akupunktur und die NADA-Perlentherapie oft von geschulten Ärzten und Heilpraktikern sowie unter ärztlicher Verantwortung auch von geschultem Krankenpflegepersonal und nicht-ärztlichen Therapeuten.
Behandlungsdauer
Experten empfehlen, die Behandlung über einen längeren Zeitraum durchzuführen. Anfangs empfiehlt sich täglich eine Sitzung. Nach Erfolg kann die Anzahl der Sitzungen reduziert werden. Patienten berichten darüber, dass oft schon nach dem ersten Mal positive Wirkungen der NADA-Akupunktur zu verspüren sind.
Akupunkturpunkte bei der NADA Akupunktur
Die NADA-Akupunktur basiert auf Erkenntnissen der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM). Danach lassen sich mit den Nadeln gezielt Symptome von übermäßigem Yang behandeln. Die daraus resultierenden Symptome, die bei vielen Alkoholikern und Drogenabhängigen im Alltag und während der Entgiftung auftreten, werden als „kaltes Feuer“ oder „leeres Feuer“ beschrieben.
Symptome von „leerem Feuer“
Zu den Symptomen, die dem „leeren Feuer“ zugeordnet werden, zählen neben Übelkeit und Erbrechen auch Muskelzittern und dauerhaft übermäßige Aggression.
Daneben können diffuse Schmerzen auftreten. Es kann auch zu Schwitzen, Muskelzittern und Angst kommen. Weiter berichten Betroffene über Schlafstörungen und extreme innere Unruhe.
Die Ursache für ein „leeres Feuer“ oder „kaltes Feuer“, das sich nicht erwärmt, ist in der Chinesischen Medizin ein abgeschwächtes strukturelles und funktionelles Yin in verschiedenen Organen. Dies entsteht meist durch verschiedene Einflüsse aus dem Leben des Patienten.
Es herrscht bei Betroffenen in der Regel ein ständiges Chaos, das verschiedene Auslöser haben kann, die oft schon in frühen Jahren wirken oder vererbt wurden. Zu den Auslösern zählt etwa der chronische Konsum von Suchtmitteln, Gewalt, traumatische Erfahrungen oder ein Verlust von Strukturen, der etwa durch den Verlust der Familie, Arbeit, Wohnung oder finanziellen Mitteln etc. ausgelöst worden sein kann. Auch Unterernährung kann ein Auslöser sein.
Während die Milz mit Unterernährung verbunden wird, ordnet die Chinesische Medizin der Lunge die Funktion der Ausatmung und Entgiftung zu, die ohne Auflösung zu einer Stagnation und damit einem „Lungenschaden“ führt. Die Schwächung der Leber resultiert aus der mangelnden Selbstachtung und Selbstschätzung, die der Betroffene im Laufe der Zeit entwickelt.
Die gezielte Behandlung der Akupunkturpunkte führt dazu, dass die Stagnation langsam wieder in Gang kommt, um dem Betroffenen einen Wandel und eine Entwicklung zu ermöglichen. Als Yin-Behandlung zielt die Nada-Akupunktur darauf ab, Strukturen zu schaffen, in einer Weise, die den Betroffenen stärkt und ihn zur inneren Ruhe lenken kann. Die Chinesische Medizin betrachtet den Akupunkteur in dieser Hinsicht als „Hebamme des Geistes“.
Von Bedeutung sind verschiedene Punkte. Insbesondere der Punkt 51, der als Vegetativum, beziehungsweise als sympathischer Punkt bezeichnet wird, sowie der Punkt 55 mit der Bezeichnung Shen Men, „Tür der Seele, beziehungsweise Tür des Geistes“. Weitere Bedeutungen kommen dem Punkt 95, der Niere zu und auch dem Punkt 97, der der Leber zugeordnet ist. Eine wichtige Rolle spielt auch der Punkt 101, der der Lunge entspricht.
Keine Nebenwirkungen bei der Nada-Akupunktur bekannt
Nebenwirkungen sind bei der Nada-Akupunktur nicht bekannt. In wenigen Fällen kann es zu leichten Nachblutungen kommen. Auch bei schwangeren Patienten kann die NADA-Akupunktur angewendet werden.
Entdeckung und Entwicklung der NADA-Ohrakupunktur
Die NADA-Akupunktur eroberte bis heute große Teile der Welt. Die Akupunkturform, auch NADA-Protokoll genannt, geht ursprünglich auf den Neurochirurgen H.L. Wen aus Honkong zurück, der Ende der sechziger Jahre zufällig entdeckte, dass eine Ohrakupunktur die Symptome des Drogenentzugs deutlich milderte. Der US-Arzt Michael Smith entwickelte vor etwa 50 Jahren auf Basis dieser Erkenntnis eine spezielle Ohrakupunktur-Therapie für Drogenabhängige, die heute immer noch erfolgreich in vielen Ländern der Welt angewendet wird. Besonders in armen Ländern hat sich die Therapieform bewährt, weil sie einfach, effektiv und außerdem sehr kostengünstig ist.
Nachdem sich die spezielle Behandlungsmethode dann auch in verschiedenen Studien als wirkungsvoll und sicher erwiesen hatte, gründete Dr. Michael Smith mit seinen Mitarbeitern aus mehreren amerikanischen Einrichtungen im Jahr 1985 eine Non-Profit-Organisation namens National Acupuncture Detoxification Association (NADA). Die Organisation dient dem Ziel, die Methode „NADA-Protokoll“ zu lehren, wissenschaftlich einzuführen und entsprechende Behandlungsstandards zu gewährleisten.
Der Einsatz in Deutschland
In Deutschland wurde die NADA-Akupunktur erstmals 1990 in der heutigen Drogenentzugs- und Rehaklinik Bokholt praktiziert. Seit 1993 wird das sanfte Verfahren hierzulande durch den deutschen Verein NADA e.V. vertreten. Heute setzt eine Vielzahl von Reha-, Entzugs-, und Tageskliniken in Deutschland diese spezielle Methode der Ohrakupunktur ein. Unter den Anbietern sind auch namhafte Universitätskliniken wie die Charité in Berlin, die LMU München mit dem Max-Planck-Institut für Psychiatrie sowie das UKE in Hamburg vertreten.
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: aktualisiert 10/2020 | aktualisiert 02.10.2024
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Quellen und weiterführende Informationen:
Praxis Natur. Gesundheitsmagazin der Heilpraktikerpraxis 2/2013
Deutsche Akupunktur Gesellschaft. Suchtakupunktur nach dem Nada Protokoll
AGTCM. Das NADA-Protokoll in der Suchtbehandlung und als Unterstützung bei der Rauchentwöhnung.
Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen