Wann wird der Stuhl zum Durchfall? Beim Durchfall (Diarrhö) ist ein besonders hoher Wasseranteil charakteristisch. Mediziner gehen erst von einem Durchfall aus, wenn er mindestens drei mal am Tag auftritt und besonders dünnflüssig ist.
Der Stuhl ist beim Durchfall ungeformt, seine Konsistenz kann entweder breiig oder flüssig sein. Auch das Stuhlgewicht ist bei Diarrhö erhöht, es beträgt mindestens 250 Gramm. Bei Diarrhö besitzt der Stuhl charakteristischerweise einen Wasseranteil von mehr 75 Prozent. Häufige Begleitsymptome sind Blähungen und Bauchkrämpfe.
Formen von Durchfall
Es besteht außerdem ein Unterschied zwischen akutem und chronischem Durchfall. Akuter Durchfall (akute Diarrhö) verläuft meist leicht und heilt nach maximal zwei bis drei Wochen von selbst aus. Chronischer Durchfall (chronische Diarrhö) ist dagegen behandlungsbedürftig.
Es handelt sich bei der chronischen Form um einen schweren und länger andauernden Durchfall, der mit hohen Verlusten von Wasser und Elektrolyten einhergeht und ohne Therapie lebensgefährliche Ausmaße annehmen kann.
Zu den Elektrolyten zählen beispielsweise die Mineralstoffe Natrium, Kalium, Kalzium und Magnesium.
Ursachen und Auslöser
Durchfall kann verschiedene Auslöser haben.
Die akute Form entsteht in der Regel durch eine Infektion oder wird durch Vergiftungen ausgelöst, während der chronische Durchfall seine Ursachen meistens in einer Erkrankung hat. Solche häufigen Erkrankungen sind etwa Colitis ulcerosa oder Morbus Chron.
Infektiöse Ursachen
Die hauptsächlichen Ursachen von Durchfall sind Entzündungen des Verdauungstrakts. Ausgelöst werden sie durch verschiedene Faktoren wie etwa den Verzehr verdorbener Lebensmittel (Lebensmittelvergiftung) oder Kontaktinfektionen.
Nahezu die Hälfte aller Reisenden in tropische und subtropische Länder leidet unter Durchfällen. Die Ursachen dafür sind oft belastetes Wasser, infizierte Lebensmittel oder mangelnde Hygienemaßnahmen. Mediziner sprechen in dem Fall von einer Reisediarrhö. In einigen Fällen kann diese Form auch schwer verlaufen.
Häufige Auslöser für Infektionen des Magen-Darmbereichs (Gastroenteritis) bilden neben verschiedenen Bakterien auch Viren. Oft verursachen Bakterienarten wie beispielsweise Cholerabakterien, Salmonellen, Escherichia coli, Staphylococcus aureus, Clostridium perfringens, Bacillus cereus, Gonokokken oder Chlamydien Durchfälle. Zu den Durchfall auslösenden Viren zählen dagegen Keime wie der Norovirus, der Rotavirus oder Herpes-Viren.
Auslöser können außerdem Parasiten wie zum Beispiel Malaria oder Amöben sein. Auch Würmer und Pilze kommen als Ursache in Betracht. Als weitere mögliche Faktoren gelten Vergiftungen durch Schwermetalle. Dazu zählt etwa das Quecksilber, das in Amalgamfüllungen verwendet wird. Aber auch das Schwermetall Arsen wird als ein Auslöser für Durchfall identifiziert.
Ischämische Colitis bei Durchblutungsstörungen
Vor allem bei älteren Menschen, die unter plötzlichem Durchfall in Verbindung mit starken Bauchschmerzen und Erbrechen leiden, können Blutgefäße verengt oder verschlossen sein, die den Darm mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen. In der Folge kann die Verengung der Blutgefäße zu einer Entzündung der Darmwand und zu Diarrhö führen.
Strahlen-Colitis
Eine Strahlen-Colitis äußert sich mit Durchfall und Blutungen. Sie tritt bei einigen Patienten auf, die wegen einer Tumorerkrankung mit Bestrahlung behandelt werden.
Antibiotika-assoziierte Colitis
Antibiotika schädigen nicht nur bakterielle Krankheitserreger, sondern sie können auch die physiologische Darmflora schädigen und so in einigen Fällen schweren Durchfall auslösen. Auslöser ist das giftbildende Bakterium Clostridium difficile.
Auslösung von Durchfall durch Medikamente & natürliche Stoffe
Bei Missbrauch von Abführmitteln (Laxantien) zur Gewichtsreduktion können Durchfall, Verstopfungen und im schlimmsten Fall lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auftreten.
Auch Krebspatienten können auf die in Chemotherapien eingesetzten Zytostatika mit Durchfall reagieren.
Außerdem können überdosierte Substanzen wie Vitamin C, Eisen, Teein, Koffein oder der Zuckeraustauschstoff Sorbit, der häufig in Kaugummis enthalten ist, abführend wirken und vorübergehenden Durchfall auslösen.
Nahrungsmittelallergien und Unverträglichkeiten
Allergien oder Unverträglichkeiten gegen bestimmte Lebensmittel oder Inhaltsstoffe können beim Verzehr Durchfälle zur Folge haben. Insbesondere die Lactoseunverträglichkeit und Nahrungsmittelallergien, zum Beispiel gegen Nüsse, Soja, Eiweiß oder Früchte gelten als Auslöser. Aber auch eine Zöliakie, bei der eine Unerträglichkeit gegen den Getreideinhaltsstoff Gluten besteht, kann mit Durchfall einhergehen.
Erkrankungen als Durchfall-Auslöser
Verschiedene Erkrankungen, bei denen Entzündungen des Darmbereichs oder hormonelle Ursachen zugrunde liegen, sind ebenfalls Auslöser von Durchfall.
Hierzu zählen neben Darmerkrankungen wie der Divertikulitis und und der bereits genannten Colitis ulcerosa auch Darmkrebs und eine akute Blinddarmentzündung. Auch der schon genannte Morbus Crohn sowie eine Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) kann von Durchfall begleitet sein.
Psychische Auslöser und Pseudodiarrhö – Reizdarmsyndrom
Psychische Einwirkungen wie Stress, Kummer oder Ärger sind bei empfindlichen Menschen in der Lage, Durchfall auszulösen.
Psychische Belastungen können bei einigen Personen ein Reizdarmsyndrom verursachen, das sich mit heftigen Bauchschmerzen, Druckgefühl, Verstopfung und/oder Durchfällen bemerkbar machen kann. Die Anzeichen ähneln einer Diarrhö, aber das Stuhlgewicht ist nicht krankhaft erhöht.
Entfernung oder Funktionsstörungen von Organen als Auslöser für Durchfall
Auch das Entfernen von Organen oder Darmabschnitten kann neben Funktionsstörungen von Organen ursächlich für Durchfall sein. Diesen Durchfällen liegt oft die fehlende oder unzureichende Verwertung von Nährstoffen zugrunde, die nicht entsprechend durch Verdauungsenzyme aufgespalten werden können. Ursächlich kann auch eine mangelhafte Aufnahmefähigkeit der Darmschleimhaut sein, wie sie zum Beispiel nach der Entfernung des Dünndarms auftritt.
Diagnose bei Durchfall
Aufschluss über die Art der Durchfallerkrankung können mehrere Verfahren geben, die im Verlauf der Diagnose zur Verfügung stehen.
Übliche Diagnoseverfahren sind neben dem ausführlichen Patientengespräch zur Situation insbesondere das Abtasten und Abhören des Bauches. Geprüft wird auch auf Zeichen einer möglichen Austrocknung (Exsikkose) hin.
Auch die Stuhluntersuchung, die rektale Untersuchung sowie Blutuntersuchungen und Tests auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten können zum Einsatz kommen.
Bildgebende Diagnoseverfahren bei Durchfall sind insbesondere die Ultraschalluntersuchung oder eine Darmspiegelung.
Medikamentöse Therapie
Antibiotika kommt in der Regel erst bei schweren Infektionen und körperlichen Beeinträchtigungen zum Einsatz. Antibiotische Medikamente werden bei Durchfall nicht prophylaktisch eingesetzt, sie kommen nur bei bestimmten Erkrankungen oder bei besonderen körperlichen Beeinträchtigungen zum Einsatz.
Medikamentöse Therapie bei infektiösen Auslösern
Infektiöse Auslöser erfordern in der Regel eine Antibiotikatherapie. Neben der Reisediarrhö zählt das Bakterium Clostridium difficile bei Kindern zu den Auslösern. Antibiotika kommen meist auch zum Einsatz bei Cholera, Typhus und Lamblienruhr sowie bei der Amöbenruhr.
Medikamentöse Therapie bei körperlichen Beeinträchtigungen
Ein Antibiotikagabe kann bei besonders schwerem Verlauf erfolgen oder auch im erhöhten Alter. Weitere Beeinträchtigungen dafür sind neben einem geschwächten Immunsystem auch Vorerkrankungen wie zum Beispiel Aids.
Opioide bei schwerem Durchfall
Als Reisemedikament kommt bei schweren Durchfällen oft ein Opioid (Antidiarrhoikum) zum Einsatz. Es wirkt nicht nur schmerzstillend sondern gleichzeitig auch verstopfend, weil es die Darmbewegungen hemmt. Bei schweren Darminfektionen mit blutigem Schleim, die durch Bakterien ausgelöst wurden, dürfen Opioide nicht eingesetzt werden, weil durch sie die Vernichtung der Krankheitserreger und die Ausscheidung der Giftstoffe verhindert wird.
Der Einsatz bei Kindern unter zwei Jahren kann zum Delirium und zur Atemhemmung führen. Bei Kindern im Alter zwischen ein und zwölf Jahren wird eine äußerst vorsichtige Dosierung nach dem Körpergewicht empfohlen.
Therapeutische Maßnahmen bei Durchfall
Der Ausgleich von Wasser- und Elektrolythaushalt ist wichtig. Die Basis der Therapie bei Diarrhö ist der Ausgleich des Wasser- und Elektrolythaushaltes. Wasser- und Elektrolythaushalt können oral oder intravenös mit speziellen Elektrolyt-Lösungen aufgefüllt werden.
Nach Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) lässt sich eine Elektrolytmischung im Notfall auch selbst aus folgenden Bestandteilen herstellen. Dazu kann man folgende Bestandteile mischen. Dazu gibt man in 1 Liter Trinkwasser oder abgekochtes Wasser 13,5 Gramm Traubenzucker (Glucose), 2,6 Gramm Kochsalz (Natriumchlorid) sowie 2,9 Gramm Natriumcitrat und 1,5 Gramm Kaliumchlorid.
Von den früher empfohlenen Softdrinks wie Cola und Salzgebäck wird nach neueren Erkenntnissen inzwischen abgeraten, da die übermäßig enthaltenen Inhaltsstoffe Zucker und Salz Durchfälle verstärken können und nicht zum gesunden Ausgleich des entstandenen Elektrolyt-Ungleichgewichts beitragen.
Bei Durchfall wird generell dazu geraten, täglich etwa drei bis vier Liter Flüssigkeit aufzunehmen. Es eignen sich neben speziellen Glucose-Elektrolytlösungen aus der Apotheke auch kohlensäurefreies Mineralwasser, ungesüßte Kräutertees oder Schwarztee. Schwarzer Tee soll mindestens acht Minuten ziehen, damit das gegen Durchfall wirksame Tannin freigesetzt werden kann.
Entlastende Ernährung wird bei Durchfall empfohlen
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) empfiehlt bei Beschwerden des Magen-Darm-Trakts, zu denen auch der Durchfall zählt, eine leichte Vollkost. Sie stellt die Versorgung mit notwendigen Nährstoffen sicher, deckt den erforderlichen Kalorienbedarf und entlastet gleichzeitig die Verdauungsorgane.
Einige Speisen und Getränke sind schwer verträglich sollten bei Durchfall besser gemieden werden. Das betrifft besonders Genussmittel wie Alkohol und Koffein, aber auch Milch und Milchprodukte und süßstoffhaltige Getränke. Schwer verträglich sind auch Fette und blähende Lebensmittel wie Paprika, Lauch oder Zwiebeln.
In Studien hat sich ebenfalls ein pflanzliches Medikament zur Behandlung von akuten und chronischen Darmerkrankungen bewährt.
Das Medikament, das aus Myrrhe, Kamillenblütenextrakt und Kaffeekohle besteht, wurde von über eintausend Patienten aus einhunderteinundreißig deutschen Arztpraxen angewendet und führte insgesamt zu einer deutlichen Besserung des Beschwerdebildes. Der Studienleiter Dr. med. Rainer Stange von der Abteilung für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus in Berlin, erklärte nach Auswertung der Beobachtungsdaten, dass das Myrrhe-Präparat aus den Studien diverse Verdauungsbeschwerden bei Patienten mit Reizdarmsyndrom lindern konnte und bei Patienten mit akutem Durchfall als primärer Therapieversuch zu empfehlen sei.
Probiotische Bakterien sind gegen chronische Durchfallerkrankungen wirksam
Verschiedene Probiotika und Präbiotika haben sich in Studien auch bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Durchfallerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa bewährt. Sie wirken günstig auf die Darmflora und können helfen Schäden zu beseitigen.
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 03/2016 | aktualisiert 27.12.2022
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Quellen und weiterführende Informationen:
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