Eisen (Fe) ist ein Spurenelement aus der Familie der lebensnotwendigen Mineralstoffe, das im menschlichen Körper an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt ist und wichtige Funktionen übernimmt. Je nach Alter benötigt der Körper eine bestimmte Menge an Eisen. Die Eisenzufuhr lässt sich im Normalfall über eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend eisenreichen Nahrungsmitteln decken.
Als Spurenelement kommt Eisen zwar nur in sehr geringer Menge im Körper vor, dennoch kann es leicht zur Unterversorgung oder zu einem Eisenmangel kommen. Bei Ernährungslücken kann man Eisen in Form von eisenhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln zuführen. Besteht bereits ein Eisenmangel, kommen entsprechende Eisenpräparate oder intravenöse Eiseninfusionen zur Anwendung.
Funktionen von Eisen im Körper
Insgesamt 70 Prozent des körpereigenen Eisens dienen der Sauerstoffversorgung, während nur etwa 10 Prozent den Bestandteil von Enzymen bilden.
Enzyme sind Stoffwechselkatalysatoren, die lebensnotwendige Funktionen ausüben und nahezu an allen Stoffwechselprozessen im Körper beteiligt sind.
Jede Sekunde produziert der menschliche Körper etwa 2 Millionen rote Blutkörperchen (Erythrozyten), die den roten Blutfarbstoff Hämoglobin enthalten. Eisen bindet den Sauerstoff an das Hämoglobin, transportiert ihn durch die Blutbahn und sichert so die Sauerstoffversorgung.
Außerhalb des Blutes wird Eisen durch das Protein Transferrin befördert.
Der rote Muskelfarbstoff (Myoglobin) enthält ebenfalls Eisen. Es handelt sich beim Myoglobin um ein Muskelprotein, das im Muskelgewebe als Sauerstoffspeicher wirkt. Im Unterschied zum Hämoglobin speichert der rote Muskelfarbstoff deutlich mehr Sauerstoff.
Unverzichtbar ist das Spurenelement außerdem für die Produktion der Schilddrüsenhormone. Ebenso ist die optimale Verwertung sowie der Einbau des Spurenelements Jod eisenabhängig.
Die verbleibenden 20 Prozent dienen als Speichereisen. Das Speichereisen befindet sich hauptsächlich in Milz und Leber, gebunden ist es dort an die Speichereiweiße Ferritin und Hämosiderin.
Eisenhaltige Enzyme
Eisenhaltige Enzyme haben viele Aufgaben. Sie sind an der Energiebereitstellung in den Zellen und der Herstellung der Erbinformationen (DNA-Synthese) beteiligt.
Zudem sind sie an der Verstoffwechselung von Fremdsubstanzen (Xenobiotikametabolismus) beteiligt und unterstützen auch die Entsorgung von sogenannten reaktiven Sauerstoffverbindungen und Hydroperoxiden, die auch als Freie Radikale bezeichnet werden.
Eisenmangel ist weltweit ein Problem
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Eisenmangel das Ernährungsproblem, das weltweit am häufigsten auftritt.
Etwa 2 Milliarden Menschen auf der Welt leiden unter Blutarmut (Eisenmangelanämie), die durch einen Eisenmangel ausgelöst wird, diese Zahl entspricht bis zu 30 Prozent der Weltbevölkerung.
Auch ein nicht unerheblicher Teil der deutschen Bevölkerung ist von Blutarmut betroffen. Bei einer Blutarmut erhalten die Körperzellen nicht genug Sauerstoff und sind deshalb in ihrer Funktion eingeschränkt. Das Herz muss schneller schlagen, um den Sauerstoffmangel auszugleichen. Eisenmangel beginnt, wenn sich die Eisenreserven des Körpers erschöpfen.
Experten unterscheiden verschiedene Stadien von Eisenmangel
Mediziner unterteilen den Eisenmangel je nach Schwere in 3 Stadien. Im Stadium I sind die Eisenspeicher vermindert gefüllt, wobei für die Bildung und Entwicklung der roten Blutkörperchen (Erythropoese) noch genügend Eisen vorhanden ist.
Das Stadium II bezeichnen Experten als funktionellen Eisenmangel. In diesem Stadium treten bereits Eisendefizite auf, wodurch die Versorgung der Vorstufen zur Bildung und Entwicklung der roten Blutkörperchen im Knochenmark nicht mehr gesichert ist. Im Stadium II des Eisenmangels befindet sich der Hämoglobinwert allerdings noch im normalen Bereich.
Das Stadium III bildet die Blutarmut (Eisenmangelanämie). Eine Blutarmut diagnostizieren Mediziner, wenn zwei Faktoren zusammen kommen. Zum einen muss das Stadium II erreicht sein und zum anderen muss zusätzlich der normale Hämoglobinwert unterschritten sein.
Symptome bei Eisenmangel
Abhängig davon, welche Menge Eisen dem Körper fehlt, können sich verschiedene Symptome zeigen.
Häufige Symptome für eine Unterversorgung mit Eisen
Bemerkbar machen kann sich die Eisenunterversorgung durch blaue oder braune Augenringe, Erschöpfung oder Vergesslichkeit. Auch Müdigkeit, Nervosität sowie Gereiztheit und Abgespanntheit sind weitere Anzeichen für den Mangel. Betroffene können außerdem kälteempfindlich sein.
Häufige Symptome für leichten Eisenmangel
Wenn es bereits zu einem leichten Eisenmangel gekommen ist, können sich neben Schwindel, Kopfschmerzen und Blässe auch Kurzatmigkeit zeigen. Verbunden kann der leichte Mangel auch mit blassen Schleimhäuten, erhöhter Infektanfälligkeit und Schwächeanfällen sein.
Außerdem kann es zur Appetitlosigkeit und zum Leistungsabfall sowie innerer Unruhe kommen. Weitere typische Symptome sind eine brennende Zunge, rissige Lippen und starker Haarausfall. Auftreten können aber auch Sodbrennen, brüchige Nägel und Schluckbeschwerden.
Häufige Symptome für schwere Blutarmut durch Mangel an Eisen
Wenn es bereits inn Folge des Eisenmangels zur Blutarmut gekommen ist, können neben Symptomen wie Herzrasen, Brustschmerzen oder Kopfschmerzen auch Sehprobleme oder Benommenheit auftreten. Bei Frauen bleibt möglicherweise die Menstruation aus.
Häufig treten auch nächtliche Muskelkrämpfe auf. Es kann außerdem zum Pica-Syndrom kommen, das mit Veränderungen der Fingernägel einhergeht.
Eisenmangel kann verschiedene Ursachen haben
Mehrere Faktoren können für ein Defizit an Eisen oder einen Eisenmangel verantwortlich sein. Eisenmangel entsteht oft, wenn die täglich benötigte Menge über die Nahrung längere Zeit nicht in ausreichender Menge zugeführt wird oder wenn der Eisenbedarf steigt. Aber auch andere Faktoren nehmen Einfluss auf die notwendige Eisenversorgung.
Mehrere Ursachen können eine Unterversorgung mit Eisen auslösen
Neben einem Unfall, Operationen oder starken Menstruationsblutungen können chronische Blutungen des Magen-Darmtrakts bei Tumoren, Geschwüren, Krampfadern oder inneren Blutungen zu einer Unterversorgung führen. Eine ungenügende Eisenversorgung kann auch durch Blut im Urin oder durch Blutspenden entstehen.
Ernährungsdefizite ergeben sich aber auch durch eisenarme Ernährung oder einen Mangel an Vitamin B12 oder Vitamin C.
Weitere Faktoren sind eine hohe sportliche Belastung, eine Medikamenteneinnahme oder ein genetischer Defekt. Auch Schwangerschaft und Stillzeit bilden weitere Faktoren durch die eine Unterversorgung mit Eisen entstehen kann.
Risikogruppen für Eisenmangel
Ungefähr die Hälfte der Frauen im gebärfähigen Alter leidet an einer Unterversorgung mit Eisen, zumeist infolge von Menstruationsblutungen. Doch auch Vegetarier und Veganer sind häufig von Eisenmangel betroffen, weil ihr Körper pflanzliches Eisen nicht optimal verwerten kann und der Verzehr von Fleisch entfällt, das als guter Eisenlieferant gilt.
Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit haben dagegen einen erhöhten Eisenbedarf.
Auch Personen mit Magen- und Darmerkrankungen, bei denen weniger Magensäure gebildet wird, können eher von einer Unterversorgung betroffen sein. Außerdem kann die Einnahme bestimmter Medikamente die Eisenaufnahme beeinträchtigen.
Zudem sind Sportler und körperlich stark arbeitende Menschen, die viel schwitzen, eher von Eisendefiziten betroffen. Sportler und Schwerarbeiter benötigen ungefähr die doppelte Eisenmenge wie Nichtsportler und nicht schwer körperlich arbeitende Menschen, weil ihr Körper unter der Leistung vermehrt Hämoglobin zur Sauerstoffversorgung bilden muss. Der Körper benötigt allein 1,2 mg Eisen pro 1 Liter Schweiß.
Eisenspeicher
Ausreichende Eisenreserven im Körper sind wichtig. Der Körper kann bei Männern zwischen 500 bis 1000 mg Eisen speichern, bei Frauen sind es lediglich zwischen 300 bis 400 mg. Eisendepots befinden sich neben der Leber und dem Knochenmark auch in der Milz und der Muskulatur.
Folgen von Eisenmangel
Eisenmangel kann schwere gesundheitliche Folgen haben. Die Folgen von Eisenmangel und Blutarmut beeinträchtigen nicht nur das körperliche, sondern auch das psychische Wohlbefinden erheblich. Neben eingeschränkter Leistungsfähigkeit, wie sie bei Blutarmut zumeist auftritt, kann es bei Kindern durch Eisenmangel bereits zu Behinderungen in der Intelligenzentwicklung kommen.
Außerdem steigert Eisenmangel die Aufnahme giftiger Schwermetalle im Darm. Vermehrt anreichern können sich dadurch insbesondere metallhaltige Umweltgifte wie Cadmium, Blei oder Nickel.
Diagnose bei Eisenmangel
Ob eine Unterversorgung mit Eisen, ein Eisenmangel oder eine Blutarmut vorliegt, ergibt eine ärztliche Blutuntersuchung in Verbindung mit der Bewertung der vorliegenden Symptome.
Bei Verdacht auf Eisenmangel wird die Eisenkonzentration im Blut festgestellt. Auch niedrige Hämoglobinwerte deuten auf eine Blutarmut hin. Außerdem gibt der Zustand des Augenlids Auskunft über eine Blutarmut, das bei bestehender Blutarmut von unten sehr blass ist. Untersuchungen des Knochenmarks können ebenfalls Aufschluss geben, ob eine Blutarmut vorliegt.
Verschiedene Werte geben Auskunft über den Eisenstatus
Zu den Werten, die Auskunft über den Eisenstatus im Körper geben, zählen neben dem Blutbild, durch das Hämoglobin, Hämatokrit/Erythrozytenzahl (MCV) und der mittlere zellulärer Hämoglobingehalt (MCH)bestimmt werden auch der Wert Ferritin.
Weitere Werte, die zur Untersuchung kommen sind die Transferritinsättigung und CRP, das C-reaktive Protein, das einen Entzündungsparameter darstellt.
Bei einem latenten Eisenmangel liegt der Ferritinwert zwischen 15 und 30 µg/l, während der Ferritinwert bei manifestem Eisenmangel unter 15 µg/l liegt. Der Ferritin-Normwert für Frauen liegt zwischen 30 bis 250 µg/l. Bei Männern beträgt der Normwert für das Speichereiweiß dagegen zwischen 200 und 500 µg/l.
Die Blutentnahme bei Verdacht auf Eisenmangel erfolgt in der Regel morgens auf nüchternem Magen. Man muss dazu frei von Infekten sein und sollte vor der Blutentnahme mindestens 2 Wochen keine Eisenpräparate mehr eingenommen haben. Die letzte Eiseninfusion sollte mindestens 3 Monate zurückliegen. Leistungssportler sollten am Vortag auf das Training verzichten, um die Ferritinwerte nicht zu verfälschen.
Prophylaxe und Therapie bei Eisenmangel
Zur Verfügung stehen oral einzunehmende Eisenpräparate und Eisenfusionen. Eisenmangel lässt sich auf einfache Weise sowohl mit oral einzunehmenden Eisenpräparaten wie auch mit Eiseninfusionen behandeln. Die Auswahl unter den Mitteln zur oralen Einnahme ist groß, aber nicht jede orale Eisenverbindung wird gut aufgenommen oder vertragen, so dass nicht jede Therapie zum Erfolg führt.
Um den Therapieerfolg zu überwachen und eine Überdosierung von Eisen durch Anhäufung in den Eisenspeichern zu vermeiden, wird in der Regel eine ärztliche Kontrolle durchgeführt. Überwacht werden Eisenwerte wie Transferrin und Serumtransferritin.
Orale Eisenpräparate
Zur Prophylaxe und Therapie von Eisenmangel kommen meistens orale Eisenpräparate zur Anwendung. Die tägliche Dosis beträgt zwischen 50-200 mg Eisen. Verfügbar sind orale Eisenpräparate in Form von Tabletten, Retardpräparaten, Brausetabletten, Dragees, Sirup oder eisenhaltigen Säften. Eisen in Tropfenform kommt fast nur zum Einsatz, wenn das Schlucken von Eisentabletten problematisch ist.
Pharmakologische Eisenpräparate mit verschiedenen Wirkstoffen
Eisenverbindungen in oralen Eisenpräparaten:
- Eisen (II) sulfat
- Eisen (II) fumarat
- Eisen (II) gluconat
- Eisen (II) glycin-sulfat-Komplex
- Eisen (II) phosphat
- Eisen (II) bisglycinat
- Eisen (II) ascorbat
- Eisen (III) maltol
Nahrungsergänzungsmittel mit Eisen
Nahrungsergänzungsmittel und nicht-apothekenpflichtige Mittel mit Eisen, wie sie oft zur Prophylaxe von Eisenmangel eingenommen werden, sind am häufigsten in Tablettenform erhältlich. Zu kaufen gibt es sie bei speziellen Online-Anbietern, in Apotheken, Reformhäusern und auch in gut sortierten Supermärkten. In Eisentabletten finden sich meist die Inhaltsstoffe Eisen (II) fumarat, Eisen (II) sulfat oder Eisen (II) gluconat.
Frei verkäuflich sind alternativ auch Nahrungsergänzungsmittel und nicht-apothekenpflichtige Mittel in flüssiger Form. Oft sind die flüssigen Mittel eisenhaltige Kombipräparate in Form von Saft oder Sirup, die mit Vitaminen und weiteren Nährstoffen angereichert sind.
Im freien Handel sind auch Nahrungsergänzungsmittel mit Eisen aus rein natürlichen Quellen verfügbar. Ein natürliches Eisenpräparat, das besonders gut verträglich sein soll, beinhaltet den Pilz Aspergillus oryzae in Kombination mit Vitamin C. Daneben liefert auch ein Curryblattextrakt in Kombination mit Vitamin C ein Nahrungsergänzungsmittel mit Eisen aus ganz natürlicher Quelle.
Einnahme und Aufnahmefähigkeit von oralen Eisenpräparaten
Die Aufnahmefähigkeit eines Wirkstoffs im Körper ist nicht nur von der Art der Eisenverbindung abhängig, sondern auch von der Art der Verabreichung. Wenn sich Eisenverbindungen schon frühzeitig im Magen-Darmtrakt auflösen können, sind sie in der Regel besser verwertbar als Eisenverbindungen, die erst später freigesetzt werden.
Die Eisenaufnahmefähigkeit ist darüber hinaus individuell unterschiedlich und nicht zuletzt bestimmt sie auch den Therapieerfolg, bzw. die Therapiedauer mit.
Ein Eisenpräparat sollte nicht zusammen mit anderen Präparaten oder Medikamenten eingenommen werden. Einnehmen sollte man Eisenpräparate auch nicht zusammen mit Milch, Kaffee, Tee oder Cola-Getränken, denn die Eisenaufnahme kann gehemmt werden. Experten empfehlen die Aufnahme mit Wasser oder am besten mit Orangensaft, da das enthaltene Vitamin C die Aufnahmefähigkeit von Eisen steigert.
Eine bessere Aufnahmefähigkeit zeigten orale Eisenpräparate, wenn man sie mit 2 Stunden Abstand zwischen der letzten und der nächsten Mahlzeit einnimmt. Es wird empfohlen, Eisenpräparate morgens nüchtern eine Stunde vor dem Frühstück einzunehmen.
Der Körper nimmt aus Eisentabletten eine Eisenmenge zwischen 3 bis 7 Prozent auf, so dass ihm aus einer üblichen Tagesdosis von 100 mg Eisen zusätzlich nur 3 bis 7 mg Eisen zur Verfügung gestellt werden. Am schlechtesten kann der Körper Eisen aus Tabletten oder anderen Formen von Eisenpräparaten mit dem Inhaltsstoff Eisen (II) gluconat aufnehmen.
Verträglichkeit und Nebenwirkungen
Orale Eisenpräparate können die Schleimhäute reizen und führen bei etwa 30 Prozent der Anwender zu Nebenwirkungen in Form von Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit oder Erbrechen. In dem Fall wird empfohlen, das Präparat zu den Mahlzeiten einzunehmen. 20 Prozent der Patienten brechen die Therapie mit den üblichen oralen Eisenpräparaten wegen der Nebenwirkungen ab.
Eine bessere Verträglichkeit haben Eisenpräparate, die sich erst spät im Verdauungstrakt freisetzen. Sie verursachen zwar weniger Nebenwirkungen und sind deshalb besser verträglich, dafür bringen sie aber eine schlechtere Verwertbarkeit mit sich.
Zu den herkömmlichen Eisenverbindungen gibt es mittlerweile einige Alternativen. Besser verträglich und besser bioverfügbar sollen demnach Eisenverbindungen mit Aminosäuren sein. Aminosäuren sind die kleinsten Bausteine von Nahrungsproteinen. Die alternativen Eisenverbindungen sind jedoch nicht in den meisten deutschen Apotheken verfügbar und sie werden in der Regel bei Verordnung nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Insbesondere Eisenaminosäurechelate und Eisenverbindungen mit Transportproteinen wie Lactoferrin zählen zu diesen besser verfügbaren und verträglicheren Eisenpräparaten.
Aber auch der hierzulande verfügbare Wirkstoff Eisenbisglycinat kann die Rate der Nebenwirkungen deutlich senken, weil 25 mg Eisenbisglycinat ausreichen, um den gleichen Effekt zu erzielen, wie er sonst mit 50 mg herkömmlichem nebenwirkungsreicherem Eisensulfat erreicht wird. Mit der geringeren Dosis Eisenbisglycinat sind dementsprechend weniger Nebenwirkungen verbunden.
Therapiedauer bei oraler Einnahme von Eisenpräparaten
Die orale Eisentherapie dauert in Abhängigkeit vom festgestellten Eisenstatus mindestens zwischen 3 bis 6 Monate, weil der Darm täglich nur in begrenztem Maß die Aufnahme von Eisen zulässt. Nicht mehr als maximal 5 mg Eisen können den Darm täglich passieren, so dass beim entsprechenden Eisenmangel eine längere Therapiedauer erforderlich ist. Effekte der Eisentherapie werden somit frühestens nach 4 Monaten erkennbar.
Ungünstig auf die Therapiedauer wirkt sich bei der oralen Eisentherapie aus, dass sich mit zunehmender Füllung der Eisenspeicher die Aufnahmefähigkeit von Eisen in den Körper verringert.
Eisen-Infusionstherapie
Eine schnelle Auffüllung der Eisenspeicher erfolgt am ehesten durch Infusionen. Eisen kann auch intravenös über Infusionen verabreicht werden, wenn eine orale Eisentherapie nicht erfolgreich war oder nicht angewendet werden kann. Eine Eiseninfusion hat insofern Vorteile, weil die gesamte Eisendosis dem Körper ohne Verluste zugänglich gemacht wird und die Eisenspeicher so am schnellsten wieder aufgefüllt werden können.
Die Eiseninfusion enthält neben dem Eisenpräparat in der Regel eine Kochsalzlösung. Sie kann während einer Dialyse auch unverdünnt injiziert werden. Die Anzahl der Infusionen und die zu verabreichende Dosis richtet sich nach dem bestehenden Eisenmangel. Ausschlaggebend für die Bestimmung der Dosis ist der Ferritinwert oder der Hämoglobinwert.
Zur Ermittlung der benötigten Dosis nimmt der Arzt vor der Verabreichung eine Blutuntersuchung vor. Um einen ausgeprägten Eisenmangel zu behandeln, sind etwa 6 Infusionen zu je 200 mg Eisen erforderlich, die über einen Zeitraum von 3 Wochen verabreicht werden. Die Dosis und Therapiedauer richtet sich aber nach dem ausgewählten Wirkstoff. Einige Wirkstoffe dürfen nach Herstellerangaben nur 1 mal wöchentlich verabreicht werden.
Empfindliche Patienten können durch Infusionen die Passage von oral aufgenommenem Eisen durch den Verdauungstrakt umgehen und so Bauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen verhindern.
Bei einer Eisen-Infusionstherapie kommen zusätzlich keine oralen Eisenpräparate zum Einsatz.
Gegenanzeigen bei Eiseninfusionen
Gegenanzeigen für eine Eiseninfusion sind bei vielen Präparaten neben Infektionen und Leberfunktionsstörungen auch Arzneimittelallergien, rheumatoide Arthritis, schweres Asthma oder Hautausschläge und andere Allergien. Sowohl bei einer Eisenüberladung wie auch bei einer Anämie, die nicht durch Eisenmangel verursacht ist, sind Eiseninfusionen nicht angezeigt. Die Verabreichung an Kinder unter 14 Jahren ist häufig bei den Präparaten nicht zulässig.
Nebenwirkungen bei Eiseninfusionen
Um mögliche Nebenwirkungen auszumachen, verbleiben Patienten nach der Infusion in der Regel noch etwa 30 Minuten zur Beobachtung in der Praxis.
Aber auch bei Eiseninfusionen können verschiedene und teils schwere Nebenwirkungen auftreten. Häufig kommt es z.B. nach der Infusion von Eisen (III) Carboxymaltose zu Nebenwirkungen wie Kopfschmerz, Schwindel, Bluthochdruck, Übelkeit. Zudem kommt es häufig zu Reaktionen an der Einstichstelle.
Mögliche schwerwiegende Nebenwirkungen
Zu einer schwerwiegenden allergischen Reaktionen ist es nach Verabreichung von Eisen (III) Carboxymaltose gekommen, wenn der Patient eines der folgenden Anzeichen spürt: Jucken, Ausschlag, Atemprobleme oder pfeifendes Atemgeräusch. Auch wenn Zunge, Lippen, Rachen oder der Körper anschwellen, kann das ein Anzeichen für eine schwerwiegende allergische Reaktion auf die Eiseninfusion sein. Bei weniger als 1 von 1000 Patienten löst die Eiseninfusion schwerwiegende oder lebensbedrohliche allergische Symptome aus und es kommt zum anaphylaktischen Schock mit Problemen des Herz-Kreislaufsystems und Bewusstseinsverlust.
Mögliche seltene Nebenwirkungen
Zu seltenen Nebenwirkungen kommt es bei 1 von 1000 Patienten nach einer Eiseninfusion mit dem Wirkstoff Eisen (III) Carboxymaltose. Auftreten können dabei etwa eine Venenentzündung, allgemeines Unwohlsein, Angst, Ohnmacht, Bewusstseinsverlust, starke Blähungen, Gesichtsschwellung, Schwächegefühl, grippeähnliche Anzeichen, Fieber, Quaddeln, Blässe sowie ein pfeifendes Atemgeräusch.
1 von 100 Patienten leidet infolge einer Eiseninfusion etwa unter Nebenwirkungen wie Hautkribbeln, Taubheit, Veränderung des Geschmacksempfindens, Verdauungsstörungen, Erbrechen, Atemproblemen, Gesichtsrötung, hoher Herzfrequenz, Ausschlag, Schmerzen des Bewegungsapparates, niedrigem Blutdruck, Durchfall, Schwellungen der Füße oder Hände, Schmerzen im Brustkorb.
Auffrischungen der Eisen-Infusionstherapie
Zur Erhaltung der verbesserten Eisenwerte werden im Abstand von 6 bis 12 Monaten bedarfsweise Auffrischungsinfusionen verabreicht.
Kostenübernahme von Eisenpräparaten durch die Krankenkasse
Die Übernahme erfolgt oft nur unter bestimmten Voraussetzungen. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen in den meisten Fällen die Kosten für ärztlich verordnete orale Eisenpräparate in Verbindung mit dem Eigenanteil bei diagnostizierter Blutarmut im Stadium III. Wenn ein Eisenmangel im Stadium II vorliegt, übernimmt die gesetzliche Krankenkasse auch die Kosten für orale Mittel für Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr auf Kassenrezept, wenn bei ihnen Entwicklungsstörungen nachweisbar sind. Bei medizinischer Notwendigkeit tragen gesetzliche Kassen ebenfalls die Kosten für intravenöse Eiseninfusionen.
In allen anderen Fällen sind die Kosten für orale Eisenpräparate oder Eiseninfusionen aus eigener Tasche zu zahlen.
Gesetzliche Kassen übernehmen allerdings keine Kosten für nicht verschreibungspflichtige Eisenpräparate. Dazu zählen Arzneimittel mit Eisen, die nicht apothekenpflichtig sind genauso wie eisenhaltige Nahrungsergänzungsmittel und nicht verordnungsfähige Arzneimittel.
Während verordnete Eisen-Monopräparate von gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden, übernehmen sie in der Regel keine Erstattung bei ärztlich verordneten Eisen-Kombipräparaten.
Gesetzliche Krankenkassen fordern, dass möglichst orale Eisenpräparate verordnet werden. Eiseninfusionen sollen erst dann verordnet werden, wenn mindestens zwei orale Mono-Eisenpräparate nicht verträglich waren oder der Therapieerfolg ausblieb.
Überdosierung von Eisen ist schädlich
Eine Überdosierung von Eisen ist schädlich, deshalb wird dazu geraten, Eisenpräparate nur unter ärztlicher Kontrolle einzunehmen. Nur wenn eine Eisenunterversorgung, ein Eisenmangel oder eine Blutarmut festgestellt wird, ist die Einnahme von entsprechenden eisenhaltigen Mitteln sinnvoll.
Wenn es zu einer Überdosierung von Eisen kommt, ergeben sich Hinweise darauf, dass das Risiko für Krebs und Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems wie Arteriosklerose, Herzinfarkt oder Schlaganfall ansteigt.
Als Ursache für das erhöhte Risiko vermuten Forscher die überschüssigen freien Eisenionen, weil sie die Entstehung von Freien Radikalen fördern und viele Körperzellen schädigen. Bereits bei Eisenwerten im oberen normalen Bereich besteht Untersuchungen zufolge ein erhöhtes Risiko für eine Tumorerkrankung.
Kinder, bei denen trotz ausgeglichenem Eisenstatus durch vermehrte Zufuhr überschüssiges Eisen entsteht, können Wachstumsstörungen erleiden.
Referenzwerte von Eisen
Der Körper hat abhängig von Alter und Geschlecht einen Eisenbedarf zwischen 0,5 und 15 mg pro Tag. Schwangere und Stillende benötigen zwischen 20 und 30 mg. Da der Körper nur ein Zehntel der aufgenommen Eisenmenge verwerten kann, muss die tägliche Aufnahmemenge von Eisen entsprechend höher sein.
Tierisches Eisen in Fisch, Fleisch und Fleischwaren (Häm-Eisen) ist besser verwertbar als pflanzliches Eisen und erhöht darüber hinaus sogar die Verwertbarkeit von pflanzlichem Eisen. Pflanzliches, also nicht häm-gebundenes Eisen, muss vor der Aufnahme durch die Darmwand erst umgewandelt werden und ist deshalb schlechter bioverfügbar.
Die empfohlene tägliche Aufnahmemenge von Eisen über die ausgewogene Ernährung beträgt nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE):
- Säuglinge 0 bis unter 4 Monate 0,5 mg
- Säuglinge 4 bis unter 12 Monate 8 mg
- Kinder von 1 bis unter 7 Jahre 8 mg
- Kinder von 7 bis unter 10 Jahre 10 mg
- Jungen und Männer von 10 bis unter 19 Jahre 12 mg
- Mädchen und Frauen von 10 bis 51 Jahre 15 mg
- Frauen von 51 bis unter 65 Jahre und älter 10 mg
- Männer von 19 bis 65 Jahre und älter 10 mg
- Schwangere 30 mg
- Stillende 20 mg
Interaktionen von Eisen mit anderen Nährstoffen
Die Eisenaufnahme kann durch die gleichzeitige Aufnahme von Vitamin C, beispielsweise in Orangensaft, verbessert werden. Die Aufnahmefähigkeit steigt dadurch erheblich.
Eine Aufnahme kann jedoch beeinträchtigt werden, wenn gleichzeitig mit dem Eisen zum Beispiel Tee, Kaffee, Cola, Rotwein, Milch, Kakao, Rhabarber oder Eier aufgenommen werden. Zudem befinden sich in stark eisenhaltigen Produkten wie Sojabohnen oder Rhabarber kontraproduktive Stoffe wie etwa Oxalsäure, die die Aufnahme von Eisen behindert. Auch andere Mineralstoffpräparate, Antibiotika oder magensäure-reduzierende Medikamente können die Eisenaufnahme behindern.
Eisengehalte in Lebensmitteln
Eisen kommt in vielen Lebensmitteln natürlich vor, enthalten in es beispielsweise in folgenden Konzentrationen:
Rindfleisch (2,9 mg/100 g), Geflügel Pute (3 mg/100 g), Schweineleber (7,1 mg/100 g), Pfifferlinge (6,5 mg/100 g), Haferflocken (4,6 mg/100 g), Erbsen (6,9 mg/100 g), Weiße Bohnen (6,1 mg/100 g), Linsen (7,5 mg/100 g), Roggenbrot (3,3 mg/100 g). Auch in Thymian (20 mg/100 g), Pfefferminze (13 mg/100 g), Kürbiskernen (13 mg/100 g) oder getrockneten Aprikosen (3,8 mg/100 g) steckt viel Eisen.
Reich an pflanzlichem Eisen sind besonders Vollkornprodukte, Fenchel, Hülsenfrüchte, einige Blattsalate und verschiedene Kohlarten.
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 05/2016 | aktualisiert 18.08.2024
Quellen und weiterführende Informationen:
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Mögliche Nebenwirkungen einer Eiseninfusion: Gebrauchsinformation Ferinject 50 mg Eisen/Injektionslösung oder Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. Hersteller: Vifor France
Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen
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