Die Elektrotherapie (transkutane elektrische Nervenstimulation) zählt zu den naturheilkundlichen Verfahren und umfasst die medizinische Anwendung von unterschiedlichen elektrischen Stromformen. Sie ist eine wissenschaftlich anerkannte physikalische Therapieform. Häufig kommt sie bei akuten und chronischen Schmerzen zum Einsatz.
Als erfolgreiches Verfahren zur Schmerzlinderung wird die Elektrotherapie auch zur Rehabilitation eingesetzt. Sie kann bei vielen Schmerzpatienten eine medikamentöse Schmerztherapie unterstützen oder auch eine Alternative dazu bieten.
Anwendung und Einsatzgebiete der Elektrotherapie
Eingesetzt wird in der Elektrotherapie ein spezielles Therapiegerät, das elektrischen Strom erzeugt. Der Strom wird über Elektroden, die am Körper angebracht werden, auf den Patienten übertragen. Ein oder mehrere Körperteile können über die Elektroden mit unterschiedlichen Stromformen behandelt werden. Sobald der Patient ein leichtes Kribbeln spürt, reicht die Stromstärke in der Regel aus. Je nach Beschwerdebild sind mehrere Sitzungen erforderlich.
Neben verschiedenen Ärzten wenden auch einige physiotherapeutische Praxen die Elektrotherapie als ambulante Behandlung an. Angewendet werden darf die Elektrotherapie nur von zugelassenen Therapeuten.
In der Regel erfolgen mehrere Sitzungen, nach denen eine Reizpause eingelegt wird. Zur Anwendung kommen verschiedene Formen von Strom, die die Heilung unterstützen oder bei Lähmungen förderlich wirken. Eingesetzt werden folgende Stromformen:
Stromformen in der Elektrotherapie
Gleichstromtherapie (Galvanische Ströme)
Galanische Ströme unterstützen die Heilung und lindern Schmerzen, sie fördern die Durchblutung und den Stoffwechsel.
Niederfrequenztherapie (bis zu 1000 Hertz)
Die Niederfrequenztherapie wird bei geschwächter und teilgelähmter Muskulatur eingesetzt. Die Ströme wirken funktionserhaltend und vermindern die Schwächung der Muskulatur. Durch Erregung von Muskel- und Nervenfasern fördern die niederfrequenten Reizströme die Muskelkontraktion und den Rückstrom von Gewebewasser aus den Lymphdrüsen.
Mittelfrequenztherapie (2000 bis 36.000 Hertz)
Bei der Mittelfrequenztherapie können Wechselströme mit verschiedenen Frequenzen je nach Einsatz schmerzlindernd oder stimulierend wirken. Sie steigern die Durchblutung, lockern die Muskulatur und reduzieren Schwellungen.
Hochfrequenztherapie (über 100 Kilohertz)
Bei der Hochfrequenztherapie erwärmen die Ströme tieferliegendes Gewebe. Sie wirken durchblutungsfördernd und schmerzlindernd. Die Hochfrequenztherapie stabilisiert die Spannung der Muskulatur und regt den Stoffwechsel und das Immunsystem an.
Einsatzgebiete der Elektrotherapie
Häufige Einsatzmöglichkeiten sind:
- Muskelschwäche
- Durchblutungsstörungen
- Muskellähmung
- Chronische Entzündungen
- Stauchungen
- Prellungen
- Muskelverspannungen
- Muskelzerrungen
- Schmerzsyndrome
- Inkontinenz
Iontophorese
Über die Elektrotherapie können Medikamente schneller in das Gewebe eingebracht werden, diese Maßnahme bezeichnen Experten als Iontophorese. Dabei werden beispielsweise Salben oder Gele unter den Elektroden aufgebracht.
Ultraschalltherapie
Im Rahmen der Elektrotherapie kann zur Schmerzlinderung bei Erkrankungen der Gelenke und der Wirbelsäule zusätzlich eine Ultraschalltherapie erfolgen. Bei dieser Therapie wird durch Schallwellen Wärme erzeugt. Die Schallwellen, die bis zu 5 Zentimeter ins Gewebe eindringen, verursachen eine Mikromassage.
Gegenanzeigen und Einschränkungen
Die Elektrotherapie kann nicht uneingeschränkt bei allen Erkrankungen und Beschwerden angewendet werden. Mit einigen Erkrankungen ist ein Ausschluss oder ein einschränkende Anwendung verbunden.
Rücksprache mit dem Arzt ist in folgenden Fällen geboten:
- Bei vorhandenem Herzschrittmacher
- Herzrhythmusstörungen
- Durchblutungsstörungen
- Erhöhte Blutungsneigung
- Akute Infektionskrankheiten oder Entzündungen
- Tumorerkrankungen (Malignome)
- Thrombosen
- Hormonspiralen
- Offene Hautstellen
- Metallprothesen
Risiken und Nebenwirkungen
Es können Nebenwirkungen auftreten und auch Risiken können mit einer Elektrotherapie verbunden sein.
Die Elektrotherapie kann Entzündungsprozesse fördern. Zu hohe Dosierungen können zu Hautschäden führen und die Durchblutung und die Empfindung stören. Es kann zu Herzrhythmusstörungen kommen. Hochfrequenztherapien über der Gebärmutterregion lösen bei Schwangeren kindliche Missbildungen aus.
Es wird empfohlen, nach der Behandlung die beanspruchte Haut im Bereich der angebrachten Elektroden mit einer reizfreien Creme zu versorgen, um eine Austrocknung der Haut zu vermeiden.
Kostenübernahme
Unter bestimmten Voraussetzungen übernehmen die meisten Krankenkassen die Kosten. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine ambulante Elektrotherapie zumeist dann, wenn eine ärztliche Verordnung vorliegt und die Maßnahme notwendig, ausreichend und zweckmäßig ist.
Der Patient trägt die übliche Zuzahlung für das Heilmittel und für die Verordnung. Es empfiehlt sich vor Behandlungsbeginn die Rücksprache mit der Krankenkasse.
Privatversicherte Patienten erhalten von Privatkasse eine Erstattung für die Elektrotherapie in Höhe der tariflichen Vereinbarung.
Vor Therapiebeginn empfiehlt sich im Zweifelsfall eine Rücksprache mit Krankenkasse, um die Kostenfrage zu klären.
Text: Katja Schulte Redaktion
Datum: 11/2016 | aktualisiert 22.12.2022
Bildquelle: © Bild von Gerd Altmann auf Ppixabay.com
Quellen und weiterführende Informationen:
- Karin Kraft, Rainer Stange. Lehrbuch Naturheilverfahren. Hippokrates Verlag. 2010
- Antje Hüter-Becker, Mechthild Dölken. Physikalische Therapie, Massage, Elektrotherapie und Lymphdrainage. Georg Thieme Verlag. 2 Auflage. 2011
- Veronika Fialka-Moser. Kompendium Physikalische Medizin und Rehabilitation. 3 Auflage. Verlag Springer. 2012
- Gemeinsamer Bundesausschuss
Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen
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