Die Ursachen für die Multiple Sklerose (MS) sind weitgehend ungeklärt und immer wieder gerät sie in den Fokus der Ernährung. Mehr als 120.000 Menschen in Deutschland sind an Multipler Sklerose oder ihren seltenen Varianten Neuromyelitis optica und akut dissemenierter Enzephalomyelitis erkrankt. Multiple Sklerose gilt als häufigste chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems.

Bei dieser Erkrankung greift das körpereigene Immunsystem die Isolierschicht der Nervenfasern (Myelin) an und schädigt in der Folge dauerhaft die Zellfortsätze.

Die Multiple Sklerose ist häufig schon in jungem Erwachsenenalter für bleibende Behinderungen und einen vorzeitigen Eintritt ins Rentenalter verantwortlich. Bei über 80 Prozent der Betroffenen verläuft die Krankheit schubweise.

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Insgesamt lässt sie sich in vier verschiedene Stadien und Verläufe einteilen. Zwischen den Schüben können lange schubfreie Zeiträume liegen.

Die Behandlung der Multiplen Sklerose erfolgt in Abhängigkeit von der Situation. Neben medikamentösen Therapien kommen unter anderem Psychotherapie, Therapie von kognitiven Störungen und Physiotherapien zum Einsatz.

Begleitend gibt es verschiedene Diäten, die zum Einsatz kommen können.

Umweltfaktoren sollen bei Entstehung keine Rolle spielen

Bislang sehen weder die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e.V. noch die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. bei der Entstehung der Erkrankung einen Zusammenhang mit der Ernährung oder Umweltfaktoren.

Neuere Studien lassen einen Einfluss durch Ernährung vermuten

Während  die Multiple Sklerosis Internationale Vereinigung (MSIF), die unter anderem in der internationalen Erforschung der Krankheit tätig ist, erklärt, dass es bislang keine wissenschaftliche Begründung zur Wirksamkeit einer bestimmten Diätmethode in der Behandlung der Multiplen Sklerose gibt, nehmen Forscher der Berliner Charité nach ersten eigenen Studienergebnissen an, dass die Erkrankung durchaus durch die Ernährung beeinflussbar sein könnte.

Faktoren in der Ernährung beeinflussen die Multiple Sklerose

Forscher der Berliner Charité haben in einer ersten 2019 veröffentlichten IGEL Pilotstudie ermittelt, dass im Kampf gegen die chronisch-entzündliche MS die Art der verzehrten Lebensmittel eine bedeutende Rolle spielte.

Sie unterschieden dabei zwischen entzündungsfördernden und entzündungshemmenden Nahrungsmitteln. Ein Focus lag auf den darin enthaltenen Botenstoffen, die direkten Einfluss auf Entzündungsprozesse nehmen können, weil sie entweder entzündungshemmend oder entzündungsfördernd wirken.

Als entzündungshemmend zeigten sich beispielsweise Lebensmittel mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren und probiotischen Kulturen. Aber auch Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte wirkten wohl wegen der enthaltenen Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe antientzündlich.

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Weitere Forschungsergebnisse

Zu wenig Vitamin D fördert möglicherweise die Entwicklung der Multiplen Sklerose, denn Forschungsergebnisse aus vielen Teilen der Erde führen Forscher zu der Annahme, dass ein Vitamin D-Mangel die Multiple Sklerose begünstigt. Vitamin D ist vor allem in Fisch und Pilzen enthalten und wird auch über die Sonnenstrahlen in der Haut gebildet. Es übt einen Schutzeffekt aus.

Zu viel tierische Fette und zu wenig Gemüse wirken sich ungünstig aus

Aus Untersuchungen in Kroatien folgerten Experten, dass eine Ernährung mit viel Fleisch und Fett und wenig Gemüse das Risiko für Multiple Sklerose erhöhte.

Als Schutzstoff diskutierten die Wissenschaftler die Verbindung Oleocanthal aus dem Olivenöl in der Qualität extra-virgine. Oleocanthal hemmte in Laborversuchen ein Enzym, das an der Zerstörung der Myelinschichten der Nervenzellen beteiligt ist.

Eine kanadische Studie konnte zeigen, dass ein hoher Konsum pflanzlicher Fette schützend wirkte, während sich eine überhöhte Aufnahme von Kalorien und tierischen Fetten gegenteilig auf die Krankheit auswirkte.

Fehlende Nährstoffe wirken sich nachteilig aus

Ungünstig wurde der Krankheitsverlauf zudem beeinflusst, wenn ein Mangel an bestimmten Vitaminen und Mineralien vorliegt. Bemerkbar macht sich insbesondere ein Mangel der Nährstoffe Folsäure, Magnesium und Zink. Zudem wirkt sich ein Defizit von Selen und Eisen negativ auf den Krankheitsverlauf aus.

Pflanzliche Omega-6-Fettsäuren wirken positiv bei Multipler Sklerose

Als entzündungshemmend sind besonders die Omega-3-Fettsäuren bekannt, die sich zu großen Teilen in Fisch und Leinöl befinden und bei entzündlichen Krankheiten therapeutisch eingesetzt werden.

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Auch Diäten nach Budwig oder Swank setzen auf Omega-3-Fettsäuren bei Entzündungen durch Multiple Sklerose.

Öle aus Nachtkerze, Johannisbeere und Borretsch bewährten sich

Nun konnte aber die Cochrane-Stiftung in Versuchen zeigen, dass sich auch die Omega-6-Fettsäure namens Gamma-Linolensäure vorteilhaft bei Multiple-Sklerose-Patienten auswirkte.

Die Betroffenen erhielten entzündungshemmende Gamma-Linolensäure aus Nachtkerze, schwarzer Johannisbeere und Borretsch in Kapselform.

Ernährungsformen & Diäten bei Multipler Sklerose

Betroffene können aktuell bereits auf eine Reihe von Studien und Patientenerfahrungen zu alternativen Ernährungsformen zurückgreifen. Mittlerweile sind verschiedene Ernährungsformen und Diäten bei Patienten mit Multipler Sklerose eingesetzt worden und einige davon bieten nach Expertenerfahrungen im Ergebnis eine sinnvolle Ergänzung zur medizinischen Behandlung. Diese Ernährungskonzepte beinhalten oft in hohem Maße frische Lebensmittel, die als vitaminreich und entzündungshemmend gelten. Sie unterscheiden sich häufig durch die verwendeten Lebensmittel, einige Konzepte lassen jedoch nur eingeschränkte Lebensmittelgruppen zu, während andere eine vollwertige Ernährung bieten.

Die naturbelassene Vollwertkost nach Dr. med. Joseph Evers

Dr. med. Joseph Evers lebte von 1894 bis 1975 und entwickelte speziell für Patienten, die an Multipler Sklerose erkrankt sind, eine naturbelassene Vollwerternährung. In seiner Spezialklinik betreute der Arzt seit 1940 über 12.000 MS-Kranke.

Seine Ernährungstherapie beinhaltet vorwiegend vegetarische Frischkost, die mit fettarmen Milchprodukten kombiniert wird. Die positiven Wirkungen der Diät von Dr. med. Joseph Evers bei Multipler Sklerose werden einerseits den verschiedenen Inhaltsstoffen der Lebensmittel zugeschrieben und anderseits damit begründet, dass auf entzündungsfördernde Inhaltsstoffe (zum Beispiel Arachidonsäure aus Fleisch) weitestgehend verzichtet wird. Wissenschaftliche Auswertungen liegen zu dieser Diät nicht vor.

Gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe aus Lebensmitteln bei der Multiple-Sklerose-Diät nach Dr. med. Joseph Evers sind neben den Vitaminen und Antioxidatien auch die Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe. Eine wichtige Rolle spielen bei der Diät nach Evers auch die essentiellen Fettsäuren.

Mittelmeer Diät bei Multipler Sklerose

Als ideale Ernährungsform sehen viele Ernährungsexperten bei Multipler Sklerose die mediterrane Küche, denn sie vereint die Vorteile von verschiedenen Ernährungskonzepten. Die Gerichte sind in der Regel leicht zuzubereiten. Die Mittelmeerküche gewährleistet ein günstiges Fettsäuremuster und bietet viele Ballaststoffe mit geringer Insulinwirkung.

Sie zeichnet sich durch einen hohen Anteil an unerhitzten oder schonend zubereiteten pflanzlichen Lebensmitteln aus. Ballaststoffe pflanzliche Öle, Nüsse und einen geringen Anteil an Fleisch und Fleischprodukte bilden den Kern der mediterranen Küche.

Die Wirksamkeit dieser Multiple-Sklerose-Diät soll sich allerdings nur indirekt über epidemiologische Hinweise erschließen.

Fettarme MS-Diät nach Swank

Der US-Neurologe Roy L. Swank lebte von 1909 bis 1999. Im Mittelpunkt seines modifizierten Ernährungskonzepts bei Multipler Sklerose stehen Omega-3-Fettsäuren zusammen mit einer vegetarischen Kost, die arm an tierischen Fetten ist. Statt Butter empfahl er täglich flüssige Pflanzenöle (14 ml) sowie Fischöl (5 ml).

Seine Langzeitbeobachtungen an 400 Multiple-Sklerose-Patienten über 30 Jahre, die nach seiner Ernährungsform lebten, zeigte nach seinen eigenen Angaben eine deutlich erhöhte Überlebensrate.

Kousmine Diät bei MS

Die Kousmine-Diät zum Einsatz bei Multipler Sklerose wurde von der Schweizer Ärztin Dr. Catherine Kousmine (1904-1992) entwickelt und basiert auf der Öl-Eiweiß-Diät von Johanna Budwig. Die Ärztin nahm an, dass viele Krankheiten durch falsche Ernährung entstehen. Verantwortlich für die Erkrankung sei ein hoher Säureanteil im Körper. Regelmäßige Urinkontrollen geben den Patienten im Verlauf der Diät Auskunft über ungünstige pH-Werte. Beim Unterschreiten festgelegter Werte kommen basische Nahrungsergänzungsmittel zum Einsatz.

Die Apothekerin und Chemikerin Johanna Budwig lebte von 1908 bis 2003. Zentraler Bestandteil ihrer extrem kohlenhydratarmen Ernährungsform bildet die Quark-Leinöl-Creme mit einem hohen Anteil an pflanzlichen Omega-3-Fettsäuren.

Bestandteile der Quark-Leinöl-Creme Öl

  • Frisches kaltgepresstes Leinöl (3 EL)
  • Milch (3 EL)
  • 100 g Magerquark
  • Honig (1 TL)
  • Zimt oder Vanille zum Würzen
  • Frisches Obst vermischen

Dr. Catherine Kousmine bindet neben der Budwig-Creme weitere Bestandteile in ihr Gesamtkonzept für Patienten mit Multipler Sklerose ein. Dazu zählt es neben psychosozialer Betreuung und Darmhygiene auch, ein Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper herzustellen. Einen weiteren Bestandteil dieser Diät bilden Nahrungsergänzungsmittel mit hochdosierten Vitaminen und Spurenelementen.

Catherine Kousmine war eine Vertreterin der orthomolekularen Medizin und forschte an Krebs, Multipler Sklerose und chronischer Polyarthritis. Sie veröffentlichte 1986 ein Buch mit dem Titel Die Multiple Sklerose ist heilbar und beschrieb darin eine Vielzahl Patienten, die durch ihr Konzept gesundeten.

Klettertherapie wirkt günstig auf Multiple Sklerose

Experten empfehlen therapeutisches Klettern bei Multipler Sklerose. Im Rahmen einer Bewegungstherapie hat sich bei Patienten mit Multipler Sklerose das Therapeutische Klettern als erfolgreich erwiesen.

Auf ärztliche Verordnung hin übernehmen die meisten gesetzlichen Krankenkassen die Kosten.

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 07/2016 | aktualisiert 11.11.2023
Bildquelle: © Nicole Klesy auf Pixabay.com

Quellen und weiterführende Informationen:

Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose Entwicklungsstufe: S2e Stand: Januar 2012, Ergänzung August 2014 Gültig bis: 2015 (Verlängert bis 29.09.2014) AWMF-Registernummer: 030/050 COI-Erklärung

Dr. med. Rainer Stange. Multiple Sklerose und Ernährung. UGB

MS. International Federation. (abgerufen 19.01.2023)

Swank MS Foundation. www.swankmsdiet.org/

Catherine Kousmine. Die multiple Sklerose ist heilbar: klinischer Verlauf von 55 MS-Fällen, 1986

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

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