Die Ernährungstherapie bietet Patienten eine langfristig ausgelegte und nachhaltige Lösung. Gewöhnlich kommt eine Ernährungstherapie bei Patienten zum Einsatz, die durch ihre Ernährung erkrankt sind oder wegen einer Grunderkrankung Probleme mit der Ernährung haben.

Bei der Ernährungstherapie werden Patienten rund um das Thema Ernährung informiert. Das Ziel ist, die persönliche Lebensqualität von Patienten durch eine angepasste Ernährung zu erhalten oder zu verbessern, Beschwerden zu lindern oder das Fortschreiten von bestehenden Erkrankungen hinauszuzögern. Abhängig von der Erkrankung und der individuellen Situation legt der Ernährungstherapeut mit dem Patienten ein Ziel fest, das sich an seiner persönlichen Lage orientiert und unterstützt ihn dabei, die notwendigen Maßnahmen in seinen Alltag zu integrieren.

Experten sind sich einig, dass therapiebedürftige ernährungsmitbedingte Erkrankungen vermehrt in Industrienationen auftreten. Begünstigt werden solche Volkskrankheiten durch einen ungesunden Lebensstil mit zu wenig Bewegung, unausgewogener Ernährung und einem oftmals stressigen Alltag.

Optimale Nährstoffversorgung durch individuellen Therapieplan

Eine Ernährungstherapie ist darauf ausgelegt, die optimale Versorgung des Körpers mit gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen mit Hilfe entsprechender Kostformen zu gewährleisten. Der Therapieplan wird individuell für jeden Patienten erstellt und verfolgt ein abgestimmtes Ziel. Zusätzlich kann ein Therapieplan auch verhaltenstherapeutische Maßnahmen beinhalten, je nach persönlicher Situation des Patienten.

Über die Dauer der Betreuung arbeiten der behandelnde Arzt und der Ernährungstherapeut regelmäßig eng zusammen.

Eine Ernährungstherapie basiert auf ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen, die in der BRD vom Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner e.V. zusammen mit weiteren Ernährungsinstitutionen in die ernährungstherapeutische Praxis integriert wurden.

Je nach Krankheitsbild kommen verschiedene Kostformen zum Einsatz. Neben der Vollkost sind das die leichte Vollkost (angepasste Vollkost) sowie weitere Kostformen und Sonderdiäten.

Anwendungsgebiete der Ernährungstherapie

Eine Ernährungstherapie kommt in vielen Bereichen zum Einsatz. Zur Anwendung kann eine Ernährungstherapie bei Erkrankungen wie Schlaganfall, Bluthochdruck, Arteriosklerose oder Diabetes Mellitus Typ 1 und 2 kommen.

Auch beim metabolischen Syndrom, Adipositas und Gallensteinen sowie bei Bauchspeicheldrüsenentzündung und Zöliakie wird die Ernährungstherapie oft angewendet. Weitere Anwendungsbereiche bieten neben der Divertikulose und der Divertikelkrankheit auch chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.

Außerdem wird die Ernährungstherapie häufig bei Niereninsuffizienz, Reizdarmsyndrom und chronischer Verstopfung sowie bei Mangelernährung und Osteoporose angewendet. Eine Ernährungstherapie bewährt sich außerdem bei der Eisenmangelanämie, bei Nierensteinen, Leberzirrhose und Hepatitis.

Zu den weiteren Einsatzbereichen zählen neben Aids, Schluckbeschwerden und rheumatoide Arthritis auch angeborene Stoffwechselstörungen und Nahrungsmittelallergien.

Fettstoffwechselstörungen, Gicht, Krebserkrankungen und Essstörungen wie Magersucht, Bulimie und Binge Eating gehören zu den weiteren Einsatzbereichen.

Kostformen in der Ernährungstherapie

Spezielle Kostformen machen es in der Ernährungstherapie möglich, einerseits Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu erhalten und Krankheiten vorzubeugen und andererseits Erkrankungen durch ernährungstherapeutische Maßnahmen zu lindern und Heilungsprozesse zu fördern.

LESETIPP

Ernährungsberatung

Vollkost – Vollwertkost – Vollwerternährung

Kostform Vollkost

Die Vollkost ist eine vollwertige Ernährung, die sich an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) orientiert. Die Vollkost gilt neben ihrem Einsatz in der Ernährungstherapie gleichzeitig als maßgebende Ernährungsempfehlung auch für gesunde Menschen.

Eingesetzt wird die Vollkost bei vielen Erkrankungen therapeutisch, nach Bedarf auch kalorienreduziert. Zu diesen Erkrankungen zählen neben Bluthochdruck, Diabetes und Ödemen auch ein erhöhter Harnsäurespiegel sowie Fettstoffwechselstörungen.

Verwendete Lebensmittel

Die Vollkost ist eine vollwertige Mischkost und umfasst verschiedene Lebensmittelgruppen, die den Bedarf an Energie und essentiellen Nährstoffen decken. Der empfohlene Tagesbedarf an Flüssigkeit liegt bei 1,5 Litern. Die empfohlene Flüssigkeitsmenge soll am besten in Form von Wasser und ungesüßten Getränken aufgenommen werden. Von regelmäßigem Alkoholkonsum wird auch gesunden Menschen abgeraten.

Bestandteile der Vollkost

Neben der Lebensmittelgruppe Gemüse und Hülsenfrüchte bilden Obst, Getreide und Getreideprodukte und Kartoffeln sowie Fette und Öle mit einem ausreichenden Anteil an ungesättigten Fettsäuren weitere Gruppen, die die vollwertige Ernährung sicherstellen. Hinzu kommen Milch und Milchprodukte sowie geringe Mengen tierischer Lebensmittel wie Eier, Seefisch, Fleisch und Wurst.

Angepasste Vollkost (Leichte Vollkost)

Die leichte Vollkost wird neuerdings als angepasste Vollkost bezeichnet und entspricht im Grunde der Vollkost, setzt aber nur die Lebensmittel ein, die sich in der Vollkost als besonders schonend, wenig belastend und allgemein gut verträglich erwiesen haben. Diese Kostform ist eine Schonkost und wird auch als gastroenterologische Basisdiät bei Erkrankungen und Beschwerden der Verdauungsorgane angewendet.

Therapeutischen Einsatz findet die leichte Vollkost bei vielen Erkrankungen, darunter bei chronischer Magenschleimhautentzündung, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren, akuter und chronischer Hepatitis sowie bei Leberzirrhose.

Weitere Einsatzgebiete bilden Gallenwegerkrankungen, die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung und chronische Darmerkrankungen außerhalb der Akutphase. Aber auch nach Operationen des Magen-Darmtrakts im Anschluss an den Kostaufbau kommt die angepasste Vollkost zum Tragen.

Eingesetzt wird sie außerdem bei unspezifischer Nahrungsmittelintoleranz und langer Liegedauer sowie bei lang andauernden fieberhaften Erkrankungen.

Vegetarische Kostform

Eine vegetarische Kost, auch ovo-lacto-vegetarische Kost genannt, liefert vergleichbare Mengen an Energie und Nährstoffen wie die Vollkost. Im Unterschied zur Vollkost wird bei vegetarischer Kost auf alle Produkte verzichtet, die von einem getöteten Tier stammen.

Die vegetarische Kost beinhaltet ansonsten tierische Nahrungsmittel wie Milch und Milchprodukte, Eier und Honig. Daneben stehen Vollkornprodukte, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, reichhaltige Pflanzenöle und Pflanzenfette sowie Nüsse und Samen auf dem Speiseplan.

Mediterrane Kostform

Bei der mediterranen Kostform, die auch unter dem Namen Mittelmeerkost bekannt ist, handelt es sich ebenfalls um eine Vollkostform. Sie beinhaltet gesundheitsfördernde Lebensmittel, die in den Ländern der Mittelmeerregion üblich sind. Insbesondere zählen dazu neben einem hohen Anteil an Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen besonders auch Fisch, Oliven und Olivenöle. Die mediterrane Kost zeichnet sich auch dadurch aus, dass der Anteil an Fleisch und Wurst eher gering ist. Empfohlen wird sie häufig bei Herz- Kreislauferkrankungen.

Proteindefinierte Kostformen

Bei chronischen Lebererkrankungen und bei akuter und chronischer Niereninsuffizienz wird die eiweißreduzierte Kostform vorbeugend oder therapeutisch eingesetzt. Die Eiweißzufuhr wird individuell ermittelt. Möglich sind mehrere Energiestufen, die Anpassung an Diabeteskost und eine Kombination mit kaliumarmer Kost. Fehlende Nährstoffe gleicht man bei dieser Kostform gezielt durch entsprechende Nahrungsergänzungsmittel aus.

Sonderdiäten

Zu den Sonderdiäten zählen gastroenterologische Diäten. Wenn die leichte Vollkost nicht eingesetzt werden kann, ist eine qualifizierte Ernährungsberatung erforderlich.

Sonderdiäten werden oft bei speziellen Systemerkrankungen wie Gelenksrheuma, multipler Sklerose oder Epilepsie erforderlich.

Sonderdiäten können auch seltene Diätformen bilden, zum Beispiel, wenn es um eine fruktosereduzierte oder sorbitfreie oder galaktosefreie Diäten geht. Es kommen hierbei auch keimreduzierte oder eisenarme Diäten in Betracht.

Bei Sonderdiäten kann es sich ebenfalls um diagnostische Diätformen handeln, wie sie zum Beispiel bei Allergensuchdiäten oder bei kalziumarmer Diät zur Kalziumbilanzanalyse oder bei kollagenfreier Diät zur Anwendung kommen.

Sonderdiäten kommen zudem bei präoperativer Ernährung sowie bei postoperativer Ernährung zum Einsatz.

Konsistenzdefinierte Kostformen

Die konsistenzdefinierte Kostform ist keine Diät, sondern eine Ernährungsform, die die Verwendung von Brei und flüssiger Kost beinhaltet. Häufig ist die Kostform nur vorübergehend nach Operationen oder nach Erkrankungen des Mund-Rachenraums notwendig, aber sie kann bei Patienten altersbedingt auch als Langzeitbreikost erforderlich werden. Gründe dafür sind beispielsweise Kaustörungen, Schluckschwierigkeiten, Zahnfleischerkrankungen oder Zahnlosigkeit. Ballaststoffarme und blähungsarme Flüssigkost wird unter anderem auch zur Vorbereitung auf Darmuntersuchungen, bei Bauchtraumata oder Wirbelkörperfrakturen eingesetzt.

Enterale Ernährung

In den Fällen, in denen ein Patient nicht essen darf, kann oder will, wird die Nahrung in flüssiger Form verabreicht. Entweder wird sie getrunken oder über eine Sonde verabreicht. Die Zusammensetzung der verabreichten Nahrung kann den körperlichen Erfordernissen des Patienten genau angepasst werden. Die Ernährung erfolgt aufgrund spezieller Formeldiäten, Nahrungsergänzungen und Zusatznahrungen.

Außenseiterdiäten und andere Ernährungsformen

Nicht alle Diäten stufen Ernährungsexperten als empfehlenswert ein. Als Außenseiterdiäten werden Kostformen bezeichnet, die von der institutionellen Ernährungsberatung abweichen. Die Bewertungskriterien gibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) vor.

Nach Einschätzung führender Ernährungswissenschaftler steht nur hinter den wenigsten alternativen Kostformen ein sachlich begründetes wissenschaftliches Ernährungsprogramm, das geeignet ist, dauerhaft den Bedarf an lebensnotwendigen Nährstoffen zu decken und eine ausreichende Energiezufuhr zu gewährleisten.

Am ehesten werden aus ernährungsphysiologischen Gründen die alternativen Kostformen akzeptiert und als empfehlenswert eingestuft, die sich an der ovo-lacto-vegetabilen Kost (Eier, Milch, Obst und Gemüse) orientieren. Auch Formula Diäten und Schlankheitskuren zur schnellen Gewichtsreduktion werden kritisch betrachtet, da sie ohne Ernährungsumstellung nicht geeignet sind, das Gewicht langfristig zu reduzieren. Diese werden nur mit ärztlicher Rücksprache empfohlen, wenn eine medizinische Notwendigkeit vorliegt.

Welche Kosten übernimmt die Krankenkasse bei der Ernährungstherapie?

Die Kostenerstattung der Krankenkassen bei einer Ernährungstherapie erfolgt nach Notwendigkeit. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen bei der ärztlich verordneten Therapie die Kosten für alle medizinisch notwendigen Behandlungen, Medikamente und auch für notwendige Hilfs- und Heilmittel.

Im Rahmen der medizinischen Ernährung werden nach der Arzneimittelrichtlinie (Kap. I §§ 18-26) auch die Kosten für Trink- und Sondernahrungen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn eine normale Ernährung wegen fehlender oder eingeschränkter Fähigkeit nicht mehr möglich ist und auch ärztliche, pflegerische und ernährungstherapeutische Maßnahmen die Ernährungssituation nicht mehr verbessern können.

Gesetzliche Krankenkassen sind derzeit frei in ihrer Entscheidung, wenn es um die Notwendigkeit geht. Sie müssen nicht die Kosten für jede therapeutische Maßnahme übernehmen oder anteilig erstatten. Auch bei einer ärztlich verordneten therapeutischen Ernährungsberatung, die eine Krankenkasse dagegen nicht als notwendige medizinische Leistung einstuft, kann eine Übernahme oder anteilige Erstattung der Kosten abgelehnt werden. Viele gesetzliche Krankenkassen bieten ihren Versicherten aber auch freiwillige Leistungen.

Einzelheiten liefert im Zweifelsfall ein Blick in den Tarif bei der eigenen Krankenkasse. Die Rücksprache mit der Krankenversicherung kann bei Fragen zur Kostenabwicklung Klarheit bringen und sollte auf jeden Fall vor Beginn einer Ernährungstherapie geklärt werden.

Privat Versicherte können in der Höhe mit Übernahmen oder Erstattungen der Kosten rechnen, die sie vertraglich oder durch Zusatzversicherungen mit Ihrer Krankenkasse abgesichert haben. Das Einholen einer Kostenzusage vor Behandlungsbeginn wird in jedem Fall empfohlen.

Wenn es darum geht, Erkrankungen im Vorwege zu vermeiden, können qualifizierte Ernährungsberatungen hilfreich sein, die in der Regel von Krankenkassen im Rahmen der Vorsorge bezuschusst werden. Viele Ernährungstherapeuten sind gleichzeitig auch zertifizierte Ernährungsberater.

Text: Katja Schulte Redaktion
Datum: 11/2016 | aktualisiert 07.12.2022
Bildquelle: © Bild von JÈESHOTS auf Pexels.com

Quellen und weiterführende Informationen:

Hans Konrad Biesalski, Stephan C. Bischoff, Christoph Puchstein. Ernährungsmedizin. Nach dem neuen Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer. 4. Auflage. Verlag Thieme. 2010

DGE. Leitfaden Ernährungstherapie in Klinik und Praxis (PDF)

Josefa Eiter, Gerlinde Eder, Maria Mair. Ernährungslehre und Diätetik. Trauner Verlag. 2008

§ 43 SGB V

Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Diätassistentinnen und Diätassistenten (DiätAss-APrV)

AID Infodienst. Einstieg in die Beratung

Gemeinsamer Bundesausschuss – Arzneimittelrichtlinie

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

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