Fasten lässt in Studien die Krebszellen absterben. Kurzzeitiges Fasten vor der Chemotherapie bewährte sich, denn Forscher der University of Southern California in Los Angeles fanden in einer Tierstudie heraus, dass kurzzeitiges Fasten über einen Zeitraum von zwei Tagen vor einer Chemotherapie zur Verringerung der Metastasen führte und Krebstumore schrumpfen ließ.

Für die Studie infizierten die Wissenschaftler Mäuse mit acht verschiedenen Krebsarten. Eine Gruppe der Mäuse wurde normal ernährt und nur mittels Chemotherapie behandelt, während die andere Gruppe vor Beginn der Chemotherapie jeweils 48 bis 60 Stunden zwar reichlich Trinkwasser, aber keine Nahrung erhielt. Von den Tieren der zweiten Gruppe behandelten die Forscher einen Teil zusätzlich zum Fasten mit Chemotherapie und einen anderen ließen sie ausschließlich nur fasten.

Die Forscher berichteten nach Auswertung der Studie im Fachmagazin Science Translational Medicine, dass bei den fastenden Mäusen, die jeweils zwei bis drei Tage vor ihrer Chemotherapie nur reichlich Trinkwasser aber keine Nahrung erhielten, die Chemotherapie deutlich bessere Resultate zeigte, als bei der Gruppe der normal ernährten Mäuse. Im Ergebnis wurden mehr Mäuse geheilt. Nach einigen Zyklen schrumpften darüber hinaus insgesamt mehr Krebstumore um über die Hälfte ihrer Größe. Die Forscher teilten mit, dass das Fasten in Kombination mit Chemotherapie außerdem Metastasen um mehr als 40 Prozent reduzierte als die Chemotherapie allein.

LESETIPP

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Heilfasten und Fastentherapie

Eine Kombinationstherapie war wirksam gegen alle Krebsarten

Nach Angaben des Forschungsleiters Valter D. Longo erwies sich die Kombinationstherapie mit Fasten als wirksam gegen alle getesteten Krebsarten. Unter anderem wurden dabei menschlicher Brustkrebs, Gehirntumore und Eierstockkrebs getestet. Bei fünf der getesteten Krebsarten reagierte der Krebs schon auf das Fasten allein. Die Kombinationstherapie zeigte ebenfalls Erfolg gegen das Neuroblastom.

Das Neuroblastom gilt als besonders aggressive Krebsart, die bei Kindern auftritt. Im Verlauf konnten 20 Prozent der mit einem Neuroblastom infizierten Mäuse durch die Kombinationstherapie geheilt werden. Dagegen starben alle Mäuse der Gruppe, die nur mit einer Chemotherapie behandelt wurden.

Mögliche Hinweise für das Absterben der Krebszellen gefunden

Die Forscher von der Universität in Los Angeles fanden auch erste Hinweise darauf, welche Ursachen für die Schwächung und das Absterben der Krebstumore verantwortlich sein könnten. Im Gegensatz zu gesunden Körperzellen, die bei Nährstoffmangel automatisch in einen energiesparenden Ruhezustand umgeschaltet werden, ist bei einer Krebszelle die Umschaltung nicht möglich. Die Umschaltung wird durch das Krebsgen verhindert. Bei den fastenden Mäusen waren die Krebszellen hingegen noch aktiver als üblich geworden und versuchten neue Proteine zu erzeugen und sich zu teilen. Aufgrund der analysierten Zellproben gehen die Forscher davon aus, das diese Überaktivität der Krebszellen zu einer Kettenreaktion führte. Bei dieser Kettenreaktion wurden zellschädigende Moleküle (Freie Radikale) erzeugt, die letztlich die DNA der Krebszelle zerstörten und so zu ihrem Absterben führte.

Nach der Auswertung der Ergebnisse sind die Wissenschaftler der Ansicht, dass sich die Standardtherapien gegen den Krebs deutlich verbessern könnten, wenn sich die positiven Effekte des Fastens auch in klinischen Studien beim Menschen bestätigten.

Studien zum Kurzzeitfasten bei Krebspatienten

Frühere Vorstudien verliefen vielversprechend. Die ersten Vorstudien am Menschen zeigten bereits, dass Krebspatienten die Chemotherapie deutlich besser vertragen konnten und weniger Gewicht verloren, wenn sie zwei Tage vor Beginn und einen Tag nach der Chemotherapie fasteten.

Pilotstudie mit 10 Krebspatienten 2009

Patienten mit verschiedenen Krebserkrankungen fasteten 2009 in einer Studie 48 bis 140 Stunden vor der Chemotherapie und/oder auch 5 bis 56 Stunden im Anschluss daran. 6 Patienten, die während der Chemotherapie fasteten, berichteten über weniger Nebenwirkungen des Magen-Darmtrakts. Gleichzeitig litten sie weniger unter Schwäche und Ermüdungserscheinungen. Sie erhielten sowohl Chemotherapie mit und ohne Fasten. Das Fasten beeinträchtigte die Wirksamkeit der Chemotherapie dabei aber nicht. Bis auf Begleiterscheinungen wie Hunger und Benommenheit, berichteten die Patienten über eine gute Verträglichkeit des Kurzzeitfastens.

Patientenstudie zum Fasten bei Platin-basierter Chemotherapie 2016

20 Patienten mit unterschiedlichen Krebserkrankungen ließen 2016 im Rahmen einer weiteren Studie den Einfluss von Fasten bei platin-basierter Chemotherapie untersuchen. Sie fasteten 24 bis 48 Stunden vor und 24 Stunden nach der Chemotherapie. Das Fasten zeigte neben Ermüdungserscheinungen, Schwindel und Kopfschmerzen nur wenig Symptome. Je länger gefastet wurde, desto weniger Schäden an Leukozyten wurden gefunden. Auch die Verringerung der Konzentration des Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktors (IGF-1) könnte normale Zellen vor der Toxizität der Chemotherapie schützen. In Tierversuchen beobachtete man bei Hemmung des IGF-1-Faktors einen verstärkten Zellschutz gegen die toxische Belastung.

Studie zum Fasten bei Brustkrebspatientinnen 2015

Eine andere Studie aus dem Jahr 2015 nahm 13 Patientinnen mit Brustkrebs auf, von denen 7 Patientinnen 24 Stunden vor und nach der Chemotherapie fasteten, während sich die anderen 8 Patientinnen nach den geltenden Ernährungsempfehlungen ernährten. Das Kurzzeitfasten war gut verträglich. Man verglich die unerwünschten Wirkungen nach der Behandlung mit verschiedenen Chemotherapien. Dazu zählte Doxorubicin, Docetaxel und Cyclophospamid. Die Patienten, die fasteten, verzeichneten eine Woche nach der Chemotherapie deutlich höhere Zahlen an Blutplättchen (Thrombozyten) und roten Blutkörperchen (Erythrozyten) als die Patientinnen, die sich normal ernährt hatten. Auftretende Toxizitäten, die nicht hämatologisch waren, kamen in beiden Studiengruppen gleich häufig vor.

Studie zur fastenimitierenden Diät bei Brustkrebspatientinnen 2019

2020 wurden die ebenfalls vielversprechenden Ergebnisse einer größer angelegten niederländischen Studie mit 129 Brustkrebspatientinnen in der Fachzeitschrift Nature Communications publiziert, in der ein Teil der Probanden eine Chemotherapie in Verbindung mit einer Fast-Mimicking-Diät (FMD) erhielt. Bei dieser Ernährungsform, die das Fasten imitiert, erhalten die Patienten nur geringfügige Nahrungsmengen, die stark kalorien- und eiweißreduziert sind.

Die Forscher vom Leiden University Medical Center kamen zu dem Ergebnis, dass deutlich mehr Patientinnen auf die Chemotherapie ansprachen, wenn sie FMD erhielten. Während in der Kontrollgruppe mit 26,9 Prozent wesentlich mehr Patienten ein unverändertes oder sogar fortschreitendes Tumorwachstum zeigten, waren es in der FMD-Gruppe nur 11,3 Prozent. Im Ergebnis zeigte sich außerdem, je mehr FMD-Zyklen absolviert wurden, desto stärker war das teilweise oder gesamte Ansprechen ausgeprägt. Insgesamt wurde festgestellt, dass FMD die Wirkung der Chemotherapie verstärkte und dabei aber kein erhöhtes Risiko für schwere Nebenwirkungen auslöste.

Die Diät in der FMD-Gruppe begann drei Tage vor Beginn der Chemotherapie und wurde während der Behandlung weitergeführt.

Doch bevor die FMD-Diät ohne Bedenken empfohlen werden kann, müssten die Ergebnisse nach Angaben der Forscher in weiteren unabhängigen Studien überprüft werden.

Kurzzeitfasten kann riskant sein

Einige Forscher warnen vor Risiken durch Fasten in Verbindung mit der Chemotherapie. Nach Angaben verschiedener Wissenschaftler könnte sich das Fasten bei einigen Patienten auch negativ auswirken, unter anderem etwa im Hinblick auf den Blutdruck und den Blutzuckerspiegel.

Der Krebsinformationsdienst hält es dagegen nach den wenigen verfügbaren Ergebnissen, die bislang erst vorliegen, für verfrüht, Aussagen zur möglichen Wirkung und Bedeutung des Kurzzeitfastens unter Chemotherapie zu machen. Man weiß aber heute schon sicher, so der Krebsinformationsdienst, dass Krebspatienten ein hohes Risiko für Mangelernährung und Gewichtsverlust haben und ein dauerhafter Kalorienverzicht kontraproduktiv sein kann. Generell wird in der S3-Leitlinie zur klinischen Ernährung in der Onkologie davon abgeraten, die Nahrungsaufnahme bei solchen Patienten einzuschränken, die unter Mangelernährung leiden oder davon betroffen sind.

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 03/2016 | aktualisiert 10.01.2023
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Quellen und weiterführende Informationen:

Changhan Lee, Lizzia Raffaghello, Sebastian Brandhorst, Fernando M. Safdie, Giovanna Bianchi, Alejandro Martin-Montalvo, Vito Pistoia, Min Wei, Saewon Hwang, Annalisa Merlino, Laura Emionite, Rafael de Cabo, and Valter D. Longo. Fasting Cycles Retard Growth of Tumors and Sensitize a Range of Cancer Cell Types to Chemotherapy. Science Translational Medicine, Feb 8, 2012 DOI: 10.1126/scitranslmed. 3003293

Krebsinformationsdienst. Kurzeitfasten während Chemotherapie. https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/2017/fk13-kurzzeitfasten-chemotherapie.php

Stefanie de Groot, Rieneke T. Lugtenberg, Danielle Cohen, Marij J. P. Welters, Ilina Ehsan, Maaike P. G. Vreeswijk, Vincent T. H. B. M. Smit, Hiltje de Graaf, Joan B. Heijns, Johanneke E. A. Portielje, Agnes J. van de Wouw, Alex L. T. Imholz, Lonneke W. Kessels, Suzan Vrijaldenhoven, Arnold Baars, Elma Meershoek-Klein Kranenbarg, Marjolijn Duijm-de Carpentier, Hein Putter, Jacobus J. M. van der Hoeven, Johan W. R. Nortier, Valter D. Longo, Hanno Pijl, Judith R. Kroep & Dutch Breast Cancer Research Group (BOOG). Fasting mimicking diet as an adjunct to neoadjuvant chemotherapy for breast cancer in the multicentre randomized phase 2 DIRECT trial. Nature Communications 11, Article No. 3083 (2020)

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