Die Fibromyalgie (Fibromyalgie-Syndrom/ abgekürzt: FMS) ist eine chronische Schmerzerkrankung, die aktuell als unheilbar gilt. Die Erkrankung tritt häufig in Industrieländern auf und verläuft in der Regel in Schüben, die sich mit schmerzfreien Phasen abwechseln. Betroffen sind etwa 2 Prozent der deutschen Bevölkerung, wobei Frauen deutlich häufiger an Fibromyalgie erkranken als Männer, aber auch Kinder können bereits betroffen sein.
Experten schätzen die Dunkelziffer der Betroffenen, bei denen die Diagnose noch nicht gestellt wurde, als hoch ein.
Diese in der breiten Öffentlichkeit noch nicht allzu bekannte Erkrankung kann unterschiedlich starke Schmerzen in verschiedenen Körperbereichen auslösen. Nicht selten wandern die Schmerzen auch in weitere Körperbereiche. Neben der oft betroffenen Wirbelsäule kann sich die Fibromyalgie auf Gelenk- und Muskelbereiche sowie auf die Organe und die Haut ausweiten. Vom Fibromyalgie-Syndrom geht jedoch keine grundsätzliche Gefahr für den Körper aus, weil es nicht zu Schäden oder Entzündungen in den betroffenen Bereichen kommt.
Dennoch kann die chronische Schmerzerkrankung für Betroffene sehr belastend sein und ihr Leben stark beeinträchtigen. Die ausgelösten Schmerzen sind vergleichbar mit einem Muskelkater und Muskelzerrungen.
Besonders druckempfindlich sind Betroffene an den Ansatzstellen der Sehnen, die Experten auch als Tender Points bezeichnen.
Weil beim Fibromyalgie-Syndrom die Schmerzempfindlichkeit deutlich herabgesetzt ist, kann bei den Betroffenen schon ein leichter Hautkontakt zur Schmerzwahrnehmung führen.
Verlauf der Fibromyalgie
Die Erkrankung entwickelt sich regelmäßig über einen langen Zeitraum, wobei der Krankheitsverlauf individuell unterschiedlich ist. Je früher die Fibromyalgie diagnostiziert und behandelt wird, desto milder ist der Verlauf.
Bevor die Schmerzerkrankung auftritt, gehen bei vielen Betroffenen unklare Beschwerden voraus.
Es kann sich bei Erwachsenen um verschiedene frühe Anzeichen handeln. Typisch können wiederkehrende Blasenentzündungen oder eine Endometriose sowie ein Reizdarmsyndrom sein.
Zu den Frühwarnzeichen zählen aber auch bereits bestehende Schmerzen in verschiedenen Körperbereichen, insbesondere können dies Rückenschmerzen, Kieferschmerzen, Kopfschmerzen oder Nackenschmerzen sein. Beim weiblichen Geschlecht zählen auch Regelschmerzen zu den möglichen Frühwarnzeichen für eine Fibromyalgie.
Kinder leiden im Vorfeld der Fibromyalgie dagegen häufiger unter Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen und Bauchschmerzen.
Nur bei wenigen Betroffenen bildet sich die Fibromyalgie zurück, im Allgemeinen ist die Erkrankung nicht heilbar.
Begleiterkrankungen
Eine Fibromyalgie kann bei einigen Patienten auch zusammen mit einer anderen Erkrankung auftreten.
Zu den häufiger festgestellten Begleiterkrankungen zählen Depressionen, Angststörungen sowie die rheumatoide Arthritis, die ebenfalls starke Schmerzen verursachen kann.
Ursachen
Wodurch eine Fibromyalgie entsteht, ist noch nicht vollständig geklärt. Experten gehen davon aus, dass mehrere Ursachen eine Fibromyalgie auslösen können. Ausgelöst werden kann die Erkrankung nicht nur durch eine genetische Veranlagung, sondern auch durch psychische Belastung oder eine gestörte Schmerzwahrnehmung.
Faktoren wie Übergewicht, Rauchen und unzureichende körperliche Bewegung fördern die Erkrankung.
Symptome der Fibromyalgie
Als Hauptsymptome gelten Schmerzen in verschiedenen Körperbereichen, die länger als 3 Monate bestehen. Begleitet werden die Schmerzen hauptsächlich von Schlafproblemen und Erschöpfung und Müdigkeit.
Doch die Erkrankung kann von einer Vielzahl zusätzlicher Symptome begleitet sein. Weitere mögliche Symptome der Fibromyalgie sind neben Angst, Atemproblemen und Darmbeschwerden aber auch Depressionen, Geräuschempfindlichkeit und Geruchsempfindlichkeit.
Die Erkrankung kann daneben von Herzrasen, innerer Unruhe, Konzentrationsproblemen oder Kopfschmerzen begleitet sein. Zu den weiteren Symptomen, die bei einer Fibromyalgie auftreten können, zählen Lichtempfindlichkeit, Magenbeschwerden und auch Muskelverspannungen im Bereich des Gesichts, des Kiefers und des Oberkörpers.
Einige Betroffene berichten über Nervosität, Niedergeschlagenheit, bei Frauen können sich außerdem Regelschmerzen einstellen. Einige Betroffene leiden aber auch unter verminderter Leistungsfähigkeit oder verminderter Merkfähigkeit, auch über vermehrtes Schwitzen wurde berichtet.
Sind Betroffene Stress, Kälte oder Nässe ausgesetzt, kann sich der Schmerz verstärken, auch langes Sitzen und langes Liegen erhöht bei einigen Patienten den Schmerz..
Diagnose der Fibromyalgie
Am häufigsten wird die Fibromyalgie bei Erwachsenen im Alter zwischen 40 und 50 Jahren diagnostiziert. Doch die Erkrankung ist nicht altersabhängig und betrifft daher auch Kinder, Jugendliche und Senioren.
Neben einem ausführlichen Patientengespräch und der körperlichen Untersuchung, bei der auch die Tender Points eine wichtige Rolle spielen, kommen spezielle Fragebögen zum Einsatz, um eine vorliegende Fibromyalgie diagnostizieren zu können. Abgefragt wird dabei der Schweregrad der vorliegenden Hauptsymptome, betreffend den Schlaf, die Müdigkeit und die Kopfschmerzen.
Entzündungen und andere Erkrankungen, darunter beispielsweise Schilddrüsenerkrankungen, werden im Rahmen der Untersuchung durch einen Bluttest ausgeschlossen. Es gilt ebenfalls auszuschließen, ob spezielle Medikamente eingenommen werden, die diese Muskelschmerzen auslösen.
Trotzdem die Erkrankung bereits seit etwa 30 Jahren bekannt ist, wird sie nicht von jedem Hausarzt erkannt. Dadurch bedingt, gibt es unter den Betroffenen eine hohe Dunkelziffer. Die Dunkelziffer ist zudem hoch, weil die Erkrankung insgesamt schwer zu diagnostizieren ist.
Oft wird die Diagnose erst in Fachpraxen gestellt, etwa vom Rheumatologen oder Ärzten, die sich auf Schmerzpatienten spezialisiert haben.
Diagnosefindung anhand des WPI
Um eine Fibromyalgie eindeutig diagnostizieren zu können, wird eine weitere spezielle Skala genutzt. Es handelt sich dabei um den sogenannten Regionalen Schmerzindex (WPI), wonach der Körper in 19 Bereiche unterteilt ist, die bei der Erkrankung von Schmerzen betroffen sein können.
Wenn sich beim Patienten im Zeitraum der letzten 3 Monate Schmerzen in 7 von diesen abgesteckten Bereichen feststellen lassen, dann liefert das Ergebnis einen Hinweis auf eine vorliegende Fibromyalgie.
Behandlung der Fibromyalgie
Für begrenzte Zeiträume können bei der Fibromyalgie spezielle Medikamente zum Einsatz kommen.
Daneben kommen individuell abgestimmte Therapien und Aktivitätsprogramme zur Anwendung, die sich oft günstig auswirken und die Schmerzen und Beschwerden deutlich lindern.
Es gilt für jeden Patienten individuell zu ermitteln, welche Behandlungen und Aktivitäten seine Lebensqualität erhöhen. In vielen Fällen lassen sich durch eine Kombination unterschiedlicher Maßnahmen die besten Ergebnisse erzielen.
Eine Behandlung bieten Kliniken mit rheumatologischer Abteilung an sowie Kliniken mit psychosomatischer Abteilung und Schmerzkliniken.
Therapiemaßnahmen
Zur Verordnung können Medikamente, physikalische Therapien und verhaltenstherapeutische Maßnahmen kommen. Je nach Situation des Patienten erfolgt eine Kombination der einzelnen Behandlungsmöglichkeiten (multimodale Therapie), insbesondere bei einem schweren Krankheitsverlauf.
Medikamentöse Therapie
Bei der medikamentösen Therapie kann es vorübergehend zur Verordnung von Antidepressiva oder Antiepileptika kommen.
Physikalische Therapie
Die physikalische Therapie eröffnet mehrere Maßnahmen. Zur Anwendung können Funktionstraining oder Krafttraining kommen, aber auch eine Hydrotherapie sowie Massagen und Saunagänge.
Psychotherapeutische Therapie
Im Rahmen der psychotherapeutischen Behandlung zählen Entspannungsübungen, Bewegungsübungen sowie eine kognitive Verhaltenstherapie zu den möglichen Maßnahmen. Zur Entspannung eignet sich Methoden wie progressive Muskelentspannung.
Von der Einnahme von Schmerzmitteln und Schlafmitteln raten Mediziner jedoch allgemein ab, weil sie sich bei der Fibromyalgie bislang unwirksam zeigten, jedoch zahlreiche unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen. Die Einnahme von Mitteln mit Kortison oder kortisonähnlichen Inhaltsstoffen wird ebenfalls nicht empfohlen.
Experten empfehlen bei dieser Schmerzerkrankung zudem keine Operationen, Behandlungen mit Spritzen oder eine Magnetfeldtherapie.
Fibromyalgie und Ernährung
Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. ist aktuell keine wissenschaftlich erprobte Fibromyalgie-Diät verfügbar, die sich vorteilhaft auf die Erkrankung und ihre Symptome auswirkt.
Bisherige Studien ergaben Hinweise darauf, dass möglicherweise die vegetarische und vegane Ernährungsform einen positiven Nutzen zeigen könnten.
Nach den Ausführungen der staatlich geprüften Diätassistentin Rebecca Koepke in dem Magazin „Ernährungsumschau“ können manche Betroffene durchaus von Erfahrungswerten und Empfehlungen von Ernährungsfachkräften profitieren. Sie sieht aber auch die Selbsthilfegruppen als wichtigen Informations- und Austauschpol, wo es um die Ernährung bei Fibromyalgie geht.
Grundlegend empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Fibromyalgie-Patienten eine ausgewogene und abwechslungsreiche Mischkost, die überwiegend pflanzlich ist. Wenn Betroffene außerdem unter Erkrankungen wie etwa dem Reizdarmsyndrom leiden, was häufig vorkommt, wird dagegen die leichte Vollkost als Ernährungsbasis empfohlen.
Fibromyalgie und Nahrungsergänzung
Wie die staatlich geprüfte Diätassistentin Rebecca Koepke in einem Bericht der Zeitschrift „Ernährungsumschau“ beschreibt, zeigten verschiedene Nahrungsergänzungsmittel bei Fibromyalgie Effekte.
Zur Schmerzlinderung lässt sich nach Expertenangaben gegebenenfalls eine Supplementierung mit höheren Dosierungen der Aminosäure L-Carnitin ausprobieren.
Ist keine tägliche Ernährung mit magnesiumreichen Nahrungsmitteln wie Vollkornprodukten, Nüssen, Naturreis, Bananen sowie entsprechendem Mineralwasser mit mehr als 50 Milligramm möglich, damit die Magnesiumzufuhr bei Männern die Zufuhrempfehlung von 350 Milligramm und bei Frauen 300 Milligramm erreicht, sollte eine Magnesium-Supplementierung ärztlich abgeklärt werden. Der lebensnotwendige Mineralstoff Magnesium spielt für die Funktion der Nerven und Muskeln eine bedeutende Rolle. Eine ausreichende Versorgung beugt Muskelkrämpfen vor und sorgt außerdem dafür, dass sich die Muskeln entspannen können.
Fibromyalgie Selbsthilfegruppen
In Deutschland sind mittlerweile zahlreiche Selbsthilfegruppen und Fibromyalgie-Vereinigungen über das gesamte Bundesgebiet verteilt.
Eine Übersicht der Selbsthilfegruppen in Deutschland bietet beispielsweise die Website Deutsche Fibromyalgie Vereinigung (DFV) e.V..
Aktuell bietet die Vereinigung 64 aktive Selbsthilfegruppen, die sich auf die Bundesländer verteilen.
Selbsthilfegruppen sind für Betroffene und Angehörige ein Ort, an dem sie Informationen und Erfahrungen austauschen können und praktische Hilfe erhalten können.
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 18.09.2023 | Aktualisierung 10.10.2024
Bildquelle:
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Quellen und weiterführende Informationen:
Definition FMS. Deutsche Fibromyalgie Vereinigung e.V. (DFV)
W. Piper. Innere Medizin. Verlag Springer. 2007
Fibromyalgie-Syndrom. Deutsche Schmerzgesellschaft e.V.
Rebecca Koepke. Fibromyalgie – Ernährung kann helfen. Ernährungsumschau. 2/10. S. 100-101
Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen
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