Flohsamen (Psyllium) bilden die Samen verschiedener Wegerichgewächse, darunter fallen die Samen vom Strauchwegerich (Plantago psyllium), Sandwegerich (Plantago indica) und dem krautigen indischen Flohsamen (Plantago ovata). Etwa 85 Prozent der Flohsamenernte stammt vom Plantago ovata aus Indien. Die Samen gedeihen an der einjährigen Pflanze.
Bei Verdauungsproblemen kommen Flohsamen häufig als Arzneimittel zur Anwendung. Aber auch ohne medizinische Notwendigkeit werden sie gern im Rahmen der vollwertigen Ernährung zur Erhöhung der Ballaststoffaufnahme genutzt oder für das Gewichtsmanagement. Auch bei einigen Erkrankungen und Beschwerden des Verdauungstrakts haben sich die kleinen braunen Flohsamen in zahlreichen Studien als besonders wirksam erwiesen und sind in vielen Fällen das Mittel der ersten Wahl. Ihren Namen haben die schiffchenförmigen Samen aus dem Griechischen, wo Psyllium „Floh“ bedeutet.
In Verbindung mit der Anwendung von Flohsamen raten Experten dazu, die Anwendungshinweise auf der Verpackung unbedingt zu beachten, denn ohne die entsprechende Flüssigkeitszufuhr können gesundheitliche Probleme entstehen.
Herkunftsländer von Flohsamen
Ursprünglich stammt die weich behaarte Pflanze aus Indien, dem Iran und dem Mittelmeergebiet, heute wird sie hauptsächlich in Indien und Pakistan angebaut. Das Kraut trägt unscheinbare Blüten, deren schiffchenförmige, rosa bis rötlichgelbe Samen etwa 3 mm lang sind. Anwendung findet Psyllium in Form von Flohsamenschalen schon seit mehr als 2000 Jahren in der traditionellen Heilkunde.
Flohsamen zeigen synergetische Wirkung
Die Schleimstoffe und Ballaststoffe der Flohsamen helfen bei Verdauungsproblemen. Ihre therapeutische Wirkung verdanken insbesondere indische Flohsamen nicht nur der äußeren Schale, die hohe Mengen an Ballaststoffen und verdauungsfördernden Schleimstoffen besitzt, sondern auch den darin enthaltenen fetten Ölen.
Die stärkehaltigen Samen binden in ihrer äußeren Schale einen hohen Anteil an Schleim. Im Darm können die Samen des Plantago ovata dadurch große Mengen an Flüssigkeit an sich binden und quellen um ein Vielfaches ihres ursprünglichen Volumens auf. Das Aufquellen regt die Darmtätigkeit und die Verdauung an.
Gleichzeitig unterstützen die in Psyllium enthaltenen fetten Öle den Weitertransport des Darminhalts. Diese Öle fördern die abführende Wirkung durch einen Schmiereffekt und lindern deshalb auch Beschwerden, die in Verbindung mit einer Verstopfung entstehen.
Körperliche Wirkungen
Die Wirkungen von Flohsamen im menschlichen Körper sind vielfältig. Neben einem hohen Wasserbindungsvermögen erhöht sich durch sie das Stuhlgewicht und auch die Viskosität des Stuhls verbessert sich, er wird fließfähiger.
Hinzu kommt eine kürzere Verweildauer des Stuhls im Darm und auch ein verminderter Darminnendruck. Ein erhöhter Darminnendruck kann zu den Schleimhautausstülpungen führen. Des Weiteren können die Ballaststoffe zu einer günstigen Veränderung der Darmflora führen.
Anwendung von Flohsamen
Psyllium hat ein breites Anwendungsgebiet. Seine Einsatzbereiche erstrecken sich hauptsächlich auf Erkrankungen, bei denen eine erleichterte Darmentleerung mit weichem Stuhl gefördert werden soll.
Zur Anwendung kommen Flohsamen bei vielerlei Erkrankungen und Beschwerden. Darunter bei chronischer Verstopfung, Analfissuren und Colitis ulcerosa sowie bei Hämorrhoiden und dem Reizdarm.
Aber auch nach operativen Eingriffen und in der Schwangerschaft werden die ballaststoffreichen Samen, beziehungsweise ihre Schalen, oft angewendet.
Anwendungsgebiet Verstopfung
Bei einer Verstopfung können die aufgequollenen Schleimstoffe der Flohsamenschalen das Stuhlvolumen vergrößern und gleichzeitig die Konsistenz weicher und gleitfähiger machen, so dass sich die Verstopfung lösen kann.
Betroffene, die 3 Wochen lang täglich 10 Gramm Flohsamenschalen mit ausreichend Wasser einnahmen, konnten dadurch ihr Stuhlvolumen in verschiedenen Studien nahezu verdoppeln.
Anwendungsgebiet Colitis ulcerosa
Insbesondere bei der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa kamen in einer US-amerikanischen Studie, die im cmgh-journal veröffentlicht wurde, verschiedene Ballaststoffe im zur Untersuchung. Neben Ballaststoffen wie Zellulose, Pektin, Inulin und Glucomannan wurden vergleichsweise auch Flohsamen auf ihre Wirkung bei Colitis untersucht. Dabei stellte sich im Tierversuch heraus, dass die Flohsamenfasern die Entzündungszustände lindern konnten, indem sie den Gallensäuresensor Farnesoid-X-Rezeptor aktivieren. Die anderen Ballaststoffe zeigten dagegen keine vergleichbaren positiven Ergebnisse.
Während Ballaststoffe wie Inulin, Pektion und FODMAPS (fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide, Polyole) für Colitis-Betroffene unverträglich zu sein scheinen und für das Auslösen von Krankheitsschüben verantwortlich gemacht werden, konnten Flohsamenballaststoffe in einem für die Forscher überraschend hohen Maße die Entzündungen unterdrücken.
Es zeigte sich außerdem, dass Flohsamen die Darmflora stark veränderten.
Auch bei dieser Erkrankung raten Experten den Betroffenen, eine Anwendung ärztlich abklären zu lassen. Zwar haben sich in einer anderen Studie die Flohsamen bei der Remission so wirkungsvoll erwiesen wie das Medikament Mesalamin, jedoch berichteten einige Patienten nach zu der Einnahme zu hoher Mengen an Flohsamen über eine Verschlimmerung der Beschwerden.
Anwendungsgebiet Hämorrhoiden
Für Personen, die unter Hämorrhoiden leiden, haben sich Flohsamenschalen ebenfalls bewährt. Insbesondere durch die Schleimschicht wird der Stuhl gleitfähiger und es kommt zu einer verbesserten Darmentleerung. Oft leiden Betroffene gleichzeitig unter chronischer Verstopfung. Ausreichend Ballaststoffe senken das Risiko für weitere Bildungen von Hämorrhoiden.
Experten empfehlen bei Hämorrhoiden eine langfristige Anwendung gemahlener Flohsamenschalen. Die empfohlene Einnahmemenge beträgt zwischen 20 und 25 Gramm täglich. Einnehmen lassen sie sich zusammen mit 2 großen Gläsern Wasser oder beispielweise auch eingerührt in einem Joghurt. Mindestens 500 Milliliter Wasser sollten nach Rat von Experten dazu eingenommen werden.
Anwendungsgebiet Divertikulose
Auch bei der Divertikulose, die das Risiko einer Divertikulitis beinhaltet, in Folge derer es unter anderem zu Komplikationen durch Fisteln, Blutungen, Abszesse oder Perforationen kommen kann, zählen indische Flohsamen zu den wasserlöslichen Ballaststoffen, die Teil der Therapie sind. Zum Einsatz kommen sie im Rahmen der schrittweisen Einführung von wasserunlöslichen Ballaststoffen wie Zellulose, Hemizellulose und Lignin und weiteren wasserlöslichen Substanzen, darunter Leinsamen, Guarkernmehl, Pektin, Akaziensaft, Astragalus sowie Pektin und Apfeltrester.
Zudem wirken die Flohsamen positiv auf den Cholesterinspiegel im Blut, wie Studien ergaben. Bei täglicher Einnahme über einen längeren Zeitraum können sie den Cholesterinspiegel leicht senken.
Durch seine stark sättigenden Eigenschaften wird Psyllium auch gegen Übergewicht eingesetzt.
Anwendungshinweise zu Flohsamen
Bei der Anwendung von Psyllium muss auf eine hohe Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Zum einen sind sie nur wirksam, wenn sie mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden, denn nur so können sie quellen. Und zum anderen besteht ohne gleichzeitige, ausreichende Flüssigkeitszufuhr unter Umständen die Gefahr, dass die Flohsamen in der Speiseröhre aufquellen oder in Darmwand verklumpen und zum Darmverschluss führen.
Empfohlen werden deshalb 1 bis 2 Gläser Wasser direkt mit der Anwendung. Zusätzlich wird empfohlen, mindestens 1,5 Liter Wasser, Tee oder Fruchtsaftschorlen im Laufe des Tages zu trinken.
Sofern andere Medikamente zeitgleich eingenommen werden müssen, können Flohsamen deren Aufnahme über den Darm einschränken. Die Einnahme empfehlen Experten deshalb nach Rücksprache mit Arzt oder Apotheker. Häufig können sie dann zu versetzen Zeiten eingenommen werden.
Nebenwirkungen von Psyllium
Nebenwirkungen sind beim indischen Flohsamen möglich. Indische Flohsamen können Allergien auslösen.
Gegenanzeigen
Es bestehen verschiedene Gegenanzeigen, bei denen eine Einnahme ärztlich abgeklärt werden sollte. Die Anwendung von indischen Flohsamen wird zudem bei verschiedenen bestehenden Erkrankungen und Beschwerden nicht empfohlen, beziehungsweise nur nach ärztlicher Rücksprache.
Von der Verwendung raten Experten gänzlich ab, wenn ein Darmverschluss bestand. Gleiches gilt für Personen, die an Verengungen der Speiseröhre sowie Verengungen des Magens und Darmverengungen leiden. Auch akute Entzündungen der Verdauungsorgane sowie diverse Herzerkrankungen und Nierenerkrankungen zählen zu den Gegenanzeigen bei der Anwendung von Flohsamen.
Ebenfalls abgeraten wird bei bestehenden Schluckbeschwerden.
Was ist der Unterschied zwischen Flohsamen und Flohsamenschalen?
Zur Verwendung kommt der vollständige Samen inklusive Samenschale oder die abgeschälten und gemahlenen Samenschalen, die eine feine oder grobe Form aufweisen können.
Experten halten die Flohsamenschalen für effektiver als die ganzen Flohsamenkörner. Grund dafür ist, dass ganze Flohsamenkörner in der Regel unverdaut wieder ausgeschieden werden, so dass sie kaum einen Nutzen im Verdauungstrakt entfalten können.
Durch die bessere Verdaubarkeit sind die Flohsamenschalen (Plantago ovata testa) oder geschrotete Samen bei Erkrankungen oder Beschwerden im Verdauungstrakt wesentlich wirksamer, denn sie regen die Darmtätigkeit deutlich stärker an.
Flohsamenschalen werden nach dem Zerstoßen der Samen durch die Trennung mit einem Gebläse gewonnen und enthalten bis zu 85 Prozent Ballaststoffe, die schleimbildend und quellend wirken.
Was kosten Flohsamen und wo sind sie erhältlich?
Flohsamen kosten pro Kilogramm etwa zwischen 8 und 70 Euro. Für Flohsamenschalen zahlt man etwa zwischen 19 und 70 Euro. In Bioqualität kosten Psyllium um die 21 Euro. Erhältlich sind Flohsamen, Flohsamenschalen in loser Form und auch als Kapselprodukte mit Psyllium zum Beispiel bei in Apotheken, Reformhäusern, Drogerien, im gut sortierten Lebensmitteleinzelhandel und bei spezialisierten Onlineshops. Auch bieten einige Discounter Flohsamenprodukte aktionsweise an.
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 02/2018 | aktualisiert 07.10.2024
Bildquelle: © RSW
Quellen:
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DGE. Was tun bei chronischer Verstopfung. Abgerufen zuletzt 17.01.2024
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