Fluorid zählt beim Menschen zu den lebensnotwendigen (essentiellen) Spurenelementen. Es zeigt positive Wirkung auf den Zahnschmelz und die Zahnmineralisierung und wird deshalb in Verbindung mit dem Kariesschutz und dem Schutz vor Zahnbelag (Plaque) gebracht.

Zu wenig Fluorid im Körper begünstigt Karies, so dass ein Fluoridmangel im Körper mit einem höherem Kariesaufkommen verbunden ist. Deshalb wird das Spurenelement vielen Produkten zur Zahnpflege und oft auch Lebensmitteln wie dem Salz beigemischt. Fluorid beeinflusst außerdem das Knochengewebe bis zu einer bestimmten Aufnahmemenge vorteilhaft, so dass Fluoridpräparate ebenfalls bei der Knochenerkrankung Osteoporose gezielt zum Einsatz kommen.

Experten bleiben vorerst uneins bei der Prophylaxeempfehlung hinsichtlich Fluorid

Allerdings steht das Spurenelement wegen der Gefahren, die mit einer erhöhten Fluoridaufnahme verbunden sind, in der Kritik. Zwischen den Fachgesellschaften der Kinderärzte und der Zahnärzte wird zum Thema Kariesprophylaxe seit langem ergebnislos diskutiert, ob die täglichen Fluoridgaben besser in Form von Fluoridtabletten oder durch das Zähneputzen mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta erfolgen sollten.

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Im Focus der Diskussion steht nach Angaben der ÄrzteZeitung die Karieshäufigkeit bei Kleinkindern, wonach 14 Prozent aller deutschen Kinder im Kleinkindalter derart von Karies betroffen sind, „dass diese nur sehr aufwändig und unter Narkose behandelt werden könnten.“

Betroffen von schwerem Karies sind vor allem Kleinkinder aus sozial benachteiligten und bildungsfernen Schichten, die viel Süßes konsumieren. Der Anteil in dieser von Karies betroffenen Bevölkerungsgruppe liegt bei 80 Prozent.

Wegen der anhaltenden Diskussionen ist 2018 die gemeinsame medizinische Leitlinie zu den Fluoridierungsmaßnahmen zur Kariesprophylaxe nicht rechtzeitig aktualisiert worden, so dass es derzeit keine einheitliche medizinische Empfehlung zur Fluoridaufnahme gibt.

Fluorid kann auch giftige Wirkung zeigen

Fluorid ist ein Salz der Fluorwasserstoffsäure, das in vielen Formen in der Natur vorkommt und je nach Form und/oder aufgenommener Menge auch stark giftig für den menschlichen Organismus sein kann. Der Körper speichert es in den Knochen und Zähnen. Während Fluorid in bestimmten Mengen vorteilhafte gesundheitliche Wirkung zeigt, kann die übermäßige Fluoridaufnahme zu körperlichen Schäden führen.

Erhöhte Aufnahme und Überdosierung von Fluorid hat Folgen

Eine überhöhte Fluoridaufnahme fördert verschiedene Erkrankungen. Auch wenn Fluorid in bestimmten Mengen gesundheitsfördernd wirkt, führen zu hohe Aufnahmemengen zunächst zur Dentalfluorose und können später zur Skelettfluorose führen. Beide Erkrankungen entstehen durch die Anreicherung des Spurenelementes in dem betroffenen Bereich.

Schon wenn die empfohlene Fluoriddosierung geringfügig überschritten wird, kann eine Dentalfluorose ausgelöst werden und es entstehen bei der milden Ausprägung weißlich-opake Flecken im Zahnschmelz. Mit steigender Fluoridanreicherung geht die Dentalfluorose in ein schweres Stadium über und die Zähne werden nicht nur durch braune Verfärbungen unansehnlicher, sondern es kann auch zu Substanzverlusten kommen, weil der Zahnschmelz weicher wird.

Wenn eine hohe Fluoridaufnahme über Jahre anhält, kann sich eine Skelettfluorose entwickeln, die erhöhte eine Knochenbrüchigkeit und Gelenkveränderungen auslöst.

Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) kommt es bei Kindern im Alter von bis zu 8 Jahren bei täglichen Fluoridzufuhren von mehr als 100 Mikrogramm (µg) pro Kilogramm Körpergewicht zu Zahnschmelzflecken (Zahnfluorose) in den bleibenden Zähnen. Eine weit höhere Zufuhr in diesem Alter führt zu braunen Zahnverfärbungen. Bei langjähriger hoher Fluoridaufnahme zwischen 10 bis 25 Milligramm (mg) pro Tag über einen Zeitraum von 10 bis 20 Jahren, kann eine Skelettfluorose auftreten.

Nach extrem hohen Fluoridaufnahmen von 300 bis 600 Milligramm pro Tag über mehrere Monate traten Nierenschäden auf.

Fluorid in der Ernährung

Fluorid ist in vielen Lebensmitteln natürlich enthalten, vor allem findet es sich in Nahrungsmitteln wie Nüssen, tierischen Produkten, Meeresfrüchten, Gemüse oder Pilzen. Der Fluoridgehalt in Lebensmitteln ist allerdings unterschiedlich hoch.

Es kommt beispielsweise unterschiedlich hohen Anteilen in Lebensmitteln vor. Die höchsten Gehalte finden sich in Nüssen, tierischen Lebensmitteln und einigen Getreidesorten.

Walnüsse (680 µg/ 100 g) Rindleber (125 µg/ 100 g), Sardelle (355 µg/ 100 g), Erdnuss (140 µg/ 100 g), Buchweizen (170 µg/ 100 g), Spinat (110 µg/ 100 g), Radieschen (70 µg/ 100 g), Steinpilz (60 µg/ 100 g).

Der Fluoridgehalt in Mineralwasser und Trinkwasser ist reglementiert

Auch Mineralwässer enthalten natürliches Fluorid. Ab 1,5 Milligramm pro Liter muss Mineralwasser auf dem Etikett als fluoridhaltig gekennzeichnet werden. Sobald mehr als 5 Milligramm pro Liter enthalten sind, wird ein Warnhinweis auf der Flasche erforderlich, dass das Wasser nur in begrenzter Menge getrunken werden darf.

Regional bedingt, sollen einige Fluoridwerte im Trinkwasser sehr hoch ausfallen, so dass diese Werte bei der täglichen Ernährung in Bezug auf die Grenzwerte zu berücksichtigen sind. Auskunft darüber geben die örtlichen Wasserwerke.

Ernährungsempfehlungen zur Kariesprophylaxe

Am stärksten kariesgefährdet sehen Kinderärzte und Zahnärzte die Gruppe der Kinder im Alter von unter 3 Jahren. Als Hauptgrund für die Kariesentstehung nennen die Experten den gehäuften Verzehr von zuckergesüßtem Tee und Honig sowie das Naschen zwischen den Mahlzeiten. Auch das Dauernuckeln an der Flasche könne sogar, wenn diese nur Wasser enthielte, die Zähne beschädigen.

Experten sprechen verschiedene Empfehlungen zum Schutz vor Karies aus. Neben Empfehlungen zu einer guten Zahnhygiene gibt es einige offizielle Ernährungsempfehlungen, um die Zähne vor Karies zu schützen.

Geraten wird, Kohlenhydrate bei den Hauptmahlzeiten zu verzehren und bei den Zwischenmahlzeiten Zucker durch Süßstoffe zu ersetzen, zum Beispiel zuckerfreie Kaugummis zu nutzen oder Süßungsmittel in Getränken. Es sollte außerdem mit Fluorid angereichertes Speisesalz verwendet werden.

Bei Kleinkindern wird den Eltern dazu geraten, das Dauernuckeln aus Saugerflaschen zu vermeiden. Besonders bei Kindern sollten Fluoridtabletten mit exakter und sicherer Dosis zum Einsatz kommen.

Verbraucherzentrale lehnt Süßstoffe in der Kinderernährung ab

Zum Thema Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe in der Kinderernährung äußert sich die Verbraucherzentrale allerdings kritisch. Nach ihrer Auffassung haben die zwar zahnfreundlichen und kalorienfreien Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe in der Kinderernährung nichts verloren.

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Die intensiv schmeckenden Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe sieht die Verbraucherzentrale gleich aus mehreren Gründern ungeeignet für Kinder.

Zum einen verändern Süßstoffe den natürlichen Geschmack von Lebensmitteln und verschieben durch ihre extreme Süße die Schwelle für die Empfindung des süßen Geschmacks bei den Kindern nach oben, so dass nach der Gewöhnung schwach gesüßte Produkte in der Folge häufiger abgelehnt werden.

Zum anderen schützen bei den Süßstoffen festgelegte ADI-Werte (Acceptable Daily Intake) mit duldbaren täglichen Aufnahmemengen vor gesundheitlichen Folgen des Überkonsums. Doch diese festgelegten Werte gelten nur für Erwachsene, so dass gerade bei Kindern, bei denen von viel niedrigeren Toleranzgrenzen auszugehen ist, die Aufnahmegrenzen von süßstoffhaltigen Getränken leicht überschritten werden können.

Ein weiterer Grund für die Kritik besteht darin, dass Zuckeraustauschstoffe nur für die Diabetikerernährung entwickelt worden seien und sie bei Kindern schon nach geringer Aufnahme abführende Wirkung zeigten.

Tagesbedarf und Referenzwerte von Fluorid

Es besteht eine empfohlene Fluoridaufnahmemenge, die dem Körper täglich über die Ernährung zugeführt werden sollte.

Der tägliche Bedarf an Fluorid beträgt nach Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) für Säuglinge bis 4 Monate täglich 0,25 Milligramm, während Kinder im Alter zwischen 4 bis 12 Monaten einen Tagesbedarf von 0,5 Milligramm haben. Ab dem Alter von 1 bis 4 Jahren erhöht sich der Bedarf auf 0,7 Milligramm pro Tag, bei Kindern zwischen 4 und 10 Jahren beträgt er 1,1 Milligramm, im Alter zwischen 10 und 13 Jahren steigt der empfohlene Tagesbedarf dagegen auf 2,0 Milligram täglich an.

Bei männlichen Jugendlichen beträgt der tägliche Fluoridbedarf zwischen 13 und 19 Jahren täglich 3,2 Milligramm, bei den weiblichen Jugendlichen sind es dagegen nur 12,9 Milligramm pro Tag.

Männer ab 19 Jahre benötigen täglich 3,8 Milligramm Fluorid, während Frauen ab 19 Jahren 3,1 Milligramm von der DGE empfohlen werden.

Fluorid wird in Deutschland einigen Sorten von Speisesalz und auch fertigen Säuglingsnahrungen zugesetzt. Ebenfalls ist es in vielen Zahnpflege-Produkten enthalten.

Ursachen, Symptome und Folgen bei Fluoridmangel

In Deutschland wird die Aufnahme von Fluorid über die normale Nahrung generell als zu niedrig eingeschätzt und es soll ein hohes Risiko für Fluoridmangel bestehen. Experten raten deshalb zur regelmäßigen Verwendung von fluoriertem Speisesalz, fluoridhaltigen Lebensmitteln und/ oder Fluoridtabletten in Form von einem Nahrungsergänzungsmittel. Durch einen Mangel an Fluorid entsteht Karies. Ursache für Karies ist die Säure vom Mikroorganismen im Zahnbelag, die die Zahnhartsubstanzen angreift und sie langsam und tiefgehend abbaut. Fluorid wirkt Karies hauptsächlich entgegen, indem es die Remineralisierung von Zahnschmelz fördert und den Plaque-Stoffwechsel hemmt.

Ursachen von Fluoridmangel

Als Ursache von Fluoridmangel gilt eine fluoridarme Ernährung.

Symptome bei Fluoridmangel

Zu den Symptomen zählt insbesondere eine hohe Anfälligkeit für Karies.

Mögliche Folgen von Fluoridmangel

Die Folgen eines Mangels an Fluorid sind neben Karies auch brüchige Zähne. Es kann außerdem zu einer Osteoporose kommen.

Fluoridmangel feststellen

Bei Verdacht auf Fluoridmangel ist eine ärztliche Untersuchung angezeigt. Ob ein Fluoridmangel vorliegt, kann der Hausarzt im Urin oder Blut überprüfen.

Oftmals kann jedoch eine Untersuchung der Zähne schon Aufschluss geben.

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 05/2016 | aktualisiert 23.03.2024

Quellen und weiterführende Informationen:

BfR. Verwendung fluoridierter Lebensmittel und die Auswirkung von Fluorid auf die Gesundheit (PDF)

WHO: Fluoride in Drinking-water. Background document for development of WHO Guidelines for Drinking-water Quality.

Raimund Schmid. Der Kariesprophylaxe auf den Zahn gefühlt. Ärzte Zeitung 26.10.2018

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Süßigkeiten und Snacks für Kinder. Verbraucherzentrale. 04. Oktober 2023

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

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