Gallensteine sind die häufigste Erkrankung der Gallenblase und der Gallenwege. Experten schätzen, dass jeder fünfte Bundesbürger Gallensteine besitzt. Dabei sind Frauen drei mal häufiger von Gallensteinleiden betroffen als Männer.
Die übergewichtige kinderreiche Frau um vierzig Jahre gilt als typische Risikopatientin.
Gallensteine entstehen durch ein Ungleichgewicht löslicher Stoffe
Gallensteine sind feste kristallisierte Ablagerungen (Konkremente), die durch ein Ungleichgewicht löslicher Stoffe in der Galle entstehen. Das Vorhandensein eines Gallensteins bezeichnet man als Gallensteinleiden (Cholelithiasis).
Verschiedene Arten von Gallensteinen können entstehen, wenn innerhalb der einzelnen Bestandteile der Gallenflüssigkeit Ungleichgewichte auftreten und dabei schlecht lösliche Bestandteile zu Gallensteinen verklumpen. Die löslichen Bestandteile in der Gallenflüssigkeit werden neben einem Wasseranteil von 80 Prozent hauptsächlich durch Eiweiße und Bilirubin, einem gelben Abbauprodukt des Blutfarbstoffs namens Hämoglobin gebildet.
Nicht löslich dagegen ist das in der Galle vorhandene Cholesterin (Fett). Cholesterin kann nur durch eine ausreichende Menge an Gallensäuren in Lösung gehalten werden kann, die es einhüllen.
Gallensteine entstehen meist in der Gallenblase und entwickeln sich immer dann, wenn entweder zu viel Cholesterin in der Galle vorliegt oder zu wenig Gallensäure vorhanden ist. Die Größe variiert von wenigen Millimetern bis hin zu zentimetergroßen Steinen. Von der Gallenblase aus können sie in manchen Fällen in die Gallenwege einwandern. Je nach den Bestandteilen, die in der Galle vorliegen, bilden sich verschiedene Arten von Steinen.
Gallensteinarten
Mediziner unterscheiden drei unterschiedliche Gallensteinarten. Dieses sind Cholesterinsteine, gemischte Steine und Pigmentsteine.
Mit einem Anteil von 75 Prozent kommen im Westen die Cholesterinsteine am häufigsten vor. Gemischte Steine und Pigmentsteine besitzen einen Anteil von 25 Prozent unter den verzeichneten Gallensteinleiden. In der östlichen Welt dominieren dagegen Pigmentsteine, die zumeist mit Leberzirrhose, Infekten der Gallenwege und Blutkrankheiten in Verbindung stehen.
Cholesterinsteine
Am häufigsten bilden sich bei Westeuropäern große Cholesterinsteine von heller Farbe. In reiner Form kommen sie meist nur einzeln vor. Ihre Oberfläche ist glatt und hat eine kristalline Struktur.
Gemischte Steine
Gemischte Steine treten oft in größerer Anzahl auf. Ihre Oberfläche ist höckerig und aufgeworfen. Gemischte Steine bestehen zu über 80 Prozent aus Cholesterin und zum restlichen Teil aus Pigment.
Pigmentsteine (braun/schwarz)
Pigmentsteine (Calciumbilirubinatsteine) bestehen zu etwa 80 Prozent aus Bilirubin und zu 20 Prozent aus Cholesterin. Während schwarze Pigmentsteine eine harte Konsistenz aufweisen, sind braune Pigmentsteine wesentlich weicher.
Symptome bei Gallensteinleiden
Häufig entstehen Gallensteine unbemerkt und verursachen über lange Zeiträume keine Symptome oder nur unspezifische Symptome wie etwa Blähungen oder Völlegefühl.
Zu den charakteristischen Gallenkoliken kommt es erst, wenn Steine in die Gallenwege ausgeschwemmt werden. Dabei können mitunter kolikartige Schmerzen im rechten Oberbauch auftreten, die bis in die rechte Schulter ausstrahlen.
Ursachen für die Bildung der Gallensteine
Alle Gallensteinarten werden durch bestimmte Faktoren begünstigt und jede Art von Gallensteinen benötigt zur Entstehung bestimmte Voraussetzungen.
Begünstigt wird die Bildung allgemein durch einige Faktoren, darunter neben Entzündungen oder Gallenstau auch die Hämolyse,bei der es zur Auflösung roter Blutkörperchen kommt. Einen weiteren Faktor bildet Diabetes mellitus.
Ursachen für Cholesterinsteine
Cholesterinsteine entstehen bei einer gesteigerten Synthese von Cholesterin oder bei vermindertem Vorkommen von Gallensäure. Besonders gefährdet sind kinderreiche Frauen über 40 Jahre, die übergewichtig sind und möglicherweise familiäre Vorbelastungen haben.
Mehrere Ursachen führen außerdem zu einem erhöhten Risiko für Cholesterin-Gallensteine. Ein erhöhtes Risiko entsteht durch einen niedrigen HDL-Cholesterin-Wert sowie auch durch die Hypertriglyzeridämie, bei der es sich um eine Fettstoffwechselstörung mit einer Erhöhung der Neutralfette handelt.
Weiterer Risikofaktor ist eine Erkrankung des Dünndarms (Ileum), bei der die Zirkulation (enterohepathischer Kreislauf) bestimmter Substanzen zwischen Leber, Gallenblase und Darm gestört ist.
Daneben fördern alle Faktoren, die zu einer Verminderung der Kontraktionen der Gallenblase führen, die Bildung von Cholesterinsteinen zusätzlich.
Dazu zählen neben der Schwangerschaft und der Ernährung durch direkte Infusion (parenterale Ernährung) auch die Nahrungskarenz, bei der es zu vollständigem oder teilweisem Nahrungsverzicht aus Gründen der Therapie oder Diagnostik kommt.
Ursachen für die Bildung von Pigmentsteinen
Schwarze Pigmentsteine bilden sich häufig in hohem Alter und bei vorliegenden Grunderkrankungen. Dazu zählen insbesondere die Leberzirrhose und die rezidivierende Hämolyse wie zum Beispiel die Sichelzellenanämie.
Braune Pigmentsteine können nur entstehen, wenn Bilirubin, das über die Galle ausgeschieden wird, bakteriell zersetzt wird und sich das Calciumsalz des Bilirubin ausbilden kann. Gründe für die bakterielle Besiedelung der Gallenblase oder der Gallenwege können neben Verengungen der Gallenwege (Stenosen) auch Entzündungen der Gallenwege (Cholangitis) sein.
Zur Diagnose der Gallensteine eignen sich verschiedene Verfahren
Blutuntersuchungen geben Auskunft über Entzündungsvorgänge im Körper. Werte wie Bilirubin, Leberenzyme und das Blutbild beziehen sich neben den Gallenwegen auf die Leber und Bauchspeicheldrüse.
Da Gallensteine regelmäßig eine geringe Röntgendichte aufweisen und nur auf dem Röntgenbild sichtbar werden, wenn sie entsprechende Mengen an Calcium enthalten, nutzt man zur Diagnose häufig die Sonographie (Ultraschall) oder MRCP (Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie).
In einigen Fällen kommt auch die endoskopische Methode ERCP (Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie) zum Einsatz. Durch Kontrastmittel werden Engstellen der Gallengänge und der Bauchspeicheldrüsengänge sichtbar, die durch Tumore, Gallensteine oder Entzündungen entstanden sind. Gleichzeitig können mit ERCP kleine Eingriffe vorgenommen werden und Gallensteine der Zwölffingerdarmpapille entfernt werden.
Therapie und Ernährung
Die Therapie bei Gallensteinen erfolgt nach dem Einzelfall.
Neben chirurgischen Eingriffen kommt im Einzelfall auch eine alternative Therapie in Betracht. Therapeutische Optionen bestehen in der Gabe von Schmerzmitteln bei Gallenkoliken. Auch eine medikamentöse Steinauflösung (Litholyse) kann zum Einsatz kommen.
Es kommt je nach Fall eine Zertrümmerung der Steine durch eine Stoßwellentherapie (ESWL) in Betracht. Bei Steinen des Hauptgallengangs (Choledochussteine) besteht die Entfernung oder Spaltung durch ERCP als therapeutische Option.
Oft kommt die Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie) zur Anwendung.
Empfohlene Ernährung bei Gallensteinen
Nach einer Gallenblasenkolik empfohlen Mediziner, 24 Stunden keine Nahrung aufzunehmen. Im Anschluss empfiehlt sich eine fettarme und ballaststoffreiche Vollkosternährung.
Nach einer Gallenblasenentfernung besteht eine direkte Gallensekretion und es folgt ein postoperativer Kostaufbau. Im Anschluss bestehen keine Einschränkungen in der Kostauswahl, allerdings sollten individuelle Unverträglichkeitenbeachtet werden.
Sofern der Betroffene nach der Therapie beschwerdefrei ist, sind keine diätischen Maßnahmen nötig, ansonsten wird leichte Vollkost empfohlen., die neuerdings auch als „angepasste Vollkost bezeichnet wird.
Gallensteinen vorbeugen
Gallensteine lassen sich durch die richtige Ernährung häufig vermeiden. Zur Vorbeugung vor Gallensteinen und Entzündungen der Gallenblase und der Gallenwege empfiehlt sich dauerhaft eine fettarme ballaststoffreiche Vollwerternährung, die täglich mindestens 30 Gramm Weizenkleie beziehungsweise enthält. Bei bestehendem Übergewicht wird eine langsame Gewichtsreduktion mit Anpassung des Kalorienbedarfs empfohlen.
Raffinierte Kohlenhydrate wie Weißmehl oder Zucker sollten nur in kleinen Mengen verzehrt werden.
Verlauf
Es kann zu Komplikationen bei Gallensteinen kommen. In über 50 Prozent der Fälle werden Gallensteinträger mit mehr oder minder schweren Folgen konfrontiert, die oft therapiebedürftig sind.
Verschiedene Beschwerden können im Verlauf der Erkrankung durch Gallensteine entstehen, darunter Gallenkoliken, Entzündungen der Gallenblase sowie der Gallenwege oder eine Gelbsucht durch Rückstau in der Galle, der auch als Verschlussikterus bezeichnet wird.
Es kann im Verlauf zu Komplikationen wie der Eiteransammlung in der Gallenblase (Gallenblasenempyem) mit einem septischem Schock kommen oder auch zum Durchbruch der Gallenblase in den Bauchraum, der mit Entzündung des Bauchfells (Peritonitis) einhergeht. Neben Gallenblasenkrebs (Gallenblasenkarzinom) kann es auch zu einem Steinverschluss der Papille kommen und einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis).
Seltener kommt es zu einem Darmverschluss durch eine Gallensteinwanderung, die als Gallensteinileus bezeichnet wird.
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Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 10/2016 | aktualisiert 23.07.2023
Quellen und Informationen:
Lammert F., Neubrand M.W., Bittner R.: S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs-und Stoffwechselkrankheiten und der Deutschen Gesellschaft für Viszeralchirurgie zur Diagnostik und Behandlung von Gallensteinen. AWMF-Register-Nr. 021/008
Biesalski, H.K.: Ernährungsmedizin. Nach dem Curriculum der Bundesärztekammer und der DGE. 2010. Verlag Thieme
Eiter Josefa, Eder Gerlinde, Mair, Maria. Ernährungslehre und Diätetik. 8. Auflage. 2008. Trauner Verlag
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Universität Witten-Herdecke. Patientenleitlinien Gallensteinleiden. Stand 11/2005
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