Eine sanfte Geburt zu erleben, ist für viele werdende Mütter ein wichtiges Ziel. Leider gibt es keine Garantie dafür, dass während der Geburt alles nach Plan verläuft und häufig kommt es anders, als man denkt. Dennoch gibt es einige Strategien, die dazu beitragen können, dass die Geburt möglichst sanft und angenehm verläuft. Die folgenden 10 Tipps für eine sanfte Geburt können helfen.

1. Viele Informationen aufnehmen

Gerade Erstgebärdende wissen naturgemäß nicht genau, was sie von der Geburt erwarten und – viel wichtiger – was sie in der Geburtssituation wollen und nicht wollen. Deshalb: Werdende Mütter sollten möglichst viele Informationen aufnehmen. Durch Bücher, Gespräche mit der Hebamme und Erfahrungsberichten von befreundeten Müttern lässt sich erfahren, welche Geburtskonstellationen, -positionen und -verläufe möglich sind. Wer gut informiert ist, kann dann für sich definieren, wie die eigene Geburt konkret ablaufen soll. Das beruhigt im entscheidenden Moment, reduziert Aufregung und Anspannungen, was einen sanften Geburtsverlauf begünstigen kann.

Schwangere sollten allerdings nicht zu detailliert recherchieren, was bei der Geburt alles schief gehen kann. Wer sich auf Probleme fokussiert, entwickelt Ängste und spannt sich an.

2. Einen fachlich angeleiteten Geburtsvorbereitung besuchen

​Heutzutage kann ein Geburtsvorbereitungskurs alle möglichen Formen haben: in Präsenz oder online, allein oder mit Partner. Angeleitet werden die Kurse meist von einer Hebamme, die den werdenden Müttern wichtige Informationen über das anstehende Ereignis vermittelt. Parallel erlernt man Entspannungsübungen, Atemtechniken und bereitet sich per Rollenspiel auf den Ernstfall vor. Frauen, die über Monate in die Situation hineinwachsen, fühlen sich bei der Geburt meist weniger überfordert und können besser loslassen, wenn es darauf ankommt.

3. Die Wahl der passenden Klinik schafft das richtige Umfeld

Hierzulande kommen 98 Prozent der Babys in einer medizinischen Einrichtung zur Welt. Die meisten Frauen entscheiden sich für eine Geburtsklinik, da ihnen die Anwesenheit der Ärzte ein Gefühl der Sicherheit vermittelt. Bei der Wahl des richtigen Geburtsorts gibt es jedoch einiges zu bedenken, wenn Mütter
das Ereignis nach ihren Vorstellungen gestalten wollen.

Wichtige Punkte:

  • Ist die Einrichtung auf eine natürliche Geburt ausgerichtet?
  • Wie hoch sind die Kaiserschnittraten?
  • Sind die Kreißsäle mit Equipment für alternative Geburtspositionen ausgestattet?
  • Steht nach der Geburt ein Familienzimmer zur Verfügung?

Hier sollten Schwangere eine Checkliste ihrer wichtigsten Kriterien erstellen, wie sie beispielsweise auf dem Portal Babelli zu sehen ist, um den idealen Geburtsort zu finden.

4. Atem- und Entspannungstechniken erleichtern das Loslassen

Viele Gebärende profitieren während der Geburt von Entspannungstechniken, die sie bereits während der Schwangerschaft praktiziert haben. Dafür eignen sich körperliche Methoden wie Yoga sowie Achtsamkeits- und Meditationsübungen. Das Ziel dabei: Die Praktizierende konzentriert sich auf ihre ruhige und gleichmäßige Atmung, Ängste und Gedankenkreise werden ausgeblendet. Auf diese Weise entspannt sich der Körper und es wird für die Mutter leichter, sich auch unter starken Wehen nicht zu verkrampfen.

Hilfreich für die passende Atmosphäre sind auch die Lieblingsmusik oder angenehme Aromen, wie das sogenannte Geburtsöl, das zart nach Rose und Ylang Ylang duftet. Es wird direkt zur Massage der Körperstellen eingesetzt, wo die stärksten Wehenschmerzen auftreten. Im Idealfall erlernen Frauen bereits während der Schwangerschaft die bevorzugten Entspannungsmethoden mit der Unterstützung von Duftöl. So können sie während der Geburt von einem Entspannungsreflex profitieren, der durch die gewählte Duftnuance ausgelöst wird.

5. Wer kommt mit zur Geburt?

In den meisten Fällen begleitet der Vater des Kindes die Geburt, weil es sich beide Partner so wünschen. Dabei sollte man bedenken: Auch die Begleitperson braucht eine gute Geburtsvorbereitung, um in den entscheidenden Stunden als ruhiger Pol die Nerven behalten zu können. Falls Väter nervös werden, weil sie ihre Liebste leiden sehen und es mit der Geburt nur langsam vorangeht, bitten sie das medizinische Personal zuweilen verfrüht um ein Eingreifen.

Ärzte geben diesem Druck irgendwann nach und raten der Gebärenden zum Einsatz von Hilfsmitteln, obwohl eine natürliche Geburt noch gewollt und möglich wäre.

Deshalb: Paare sollten sich im Vorfeld überlegen, wer die Geburt begleitet. Auch wenn es gern als Idealvorstellung propagiert wird, muss das nicht immer der Vater sein. Manchmal fühlt sich der Vater überfordert und die Schwangere kann sich bei einem anderen Familienmitglied oder einer sehr guten Freundin besser entspannen – auch solche Geburtskonstellationen sind völlig in Ordnung.

6. Welche Hebamme ist anwesend?

In großen Geburtskliniken arbeiten die Hebammen im Schichtbetrieb. Falls eine Geburt länger dauert, fällt sie deshalb nicht nur in die Arbeitszeit einer einzigen Hebamme. Für Gebärende kann es ärgerlich sein, wenn sie sich in der Geburtssituation auf neue Menschen einstellen müssen bzw. eine gute Kooperation zwangsweise abgebrochen wird.

Schwangere sollten deshalb vorab nachfragen, wie der Schichtwechsel in der betreffenden Geburtsklinik gehandhabt wird oder ob eine Beleghebamme verfügbar ist, die während der gesamten Geburt anwesend ist. Manchmal gibt es auch die Möglichkeit, seine eigene Hebamme zur Geburt in die Klinik mitzubringen.

7. Die Geburtsposition wählen können

Die Zeiten, in denen Frauen ihre Kinder liegend im Krankenhausbett bekommen mussten, ist glücklicherweise vorbei. Heutzutage können sich Gebärende die bequemste Position aussuchen: z.B. im Stehen, im Sitzen, im Vierfüßlerstand oder an Seilen hängend. Darüber hinaus sind auch Wassergeburten in der Wanne möglich.

Ganz wichtig: Während der Geburt  sollten Frauen mit der Position experimentieren können, um die am wenigsten schmerzhafte Körperhaltung zu bestimmen, welche eine besonders leichte und sanfte Geburt ermöglicht.

8. Hypnobirthing zur Schmerzlinderung

Unter Hypnobirthing versteht man ein Konzept der Hypnose bzw. Selbsthypnose, das speziell auf die Geburt zugeschnitten wurde. Hier versetzt sich die Gebärende mit Atemtechniken oder mit Unterstützung spezieller Audioprogramme in eine Art Trance, die effektiv bei der Schmerzlinderung hilft. Der Kreislauf aus Angst und Schmerz wird durchbrochen und der Körper der Mutter setzt verstärkt Endorphine und Oxitocin als körpereigene Schmerzmittel frei.

Hypnobirthing lässt sich vor der Geburt bei speziell ausgebildeten Hebammen erlernen. Experten raten, damit bereits ab der 15. Schwangerschaftswoche zu
beginnen, um die Technik bei der Geburt routiniert anwenden zu können.

9. Eine PDA verlangen, wenn es nötig ist

Die PDA ist eine spezielle Form der Lokalanästhesie, die das Bewusstsein nicht beeinträchtigt, aber die Geburtsschmerzen deutlich reduziert. Werdende ​Mütter sollten hier ganz nach ihrem individuellen Gefühl entscheiden und um die PDA bitten, wenn die Schmerzen unerträglich werden.

Wichtig: Dass während der Geburt stets die Möglichkeit zur PDA besteht, sollte im Vorfeld mit der Klinik abgeklärt werden. Dazu ist es besonders wichtig, dass rund um die Uhr ein Anästhesist zur Verfügung steht.

10. Den Dammschnitt im Zweifelsfall ablehnen

Ärzte wenden zur Beschleunigung einer Geburt gern den Dammschnitt an – Statistiken sprechen hier einer Schnittrate von 60 Prozent. Generell ist dieser Eingriff unproblematisch, da der Dammschnitt gut verheilt und wenig Beschwerden verursacht. Allerdings müssen Gebärende dem Schnitt nicht zustimmen, um den Geburtsverlauf zu erleichtern. Im Gegenteil: Falls der Kopf des Babys eine größere Öffnung braucht, als ihm zur Verfügung steht, reißt das Gewebe des Damms natürlicherweise etwas ein. Dabei fällt der Riss nur so groß aus, wie es für den Geburtsverlauf nötig ist – meist sogar kleiner als der Standard-Schnitt. Ein Dammriss verheilt in der Regel auch noch etwas besser als ein Dammschnitt. Hier dürfen Gebärende das Eingreifen deshalb bedenkenlos ablehnen, ohne die Geburt schwerer werden zu lassen oder Narben zu riskieren.

Fazit: Mit der richtigen Vorbereitung zur sanften Geburt

Jede Geburt verläuft absolut individuell, deshalb stoßen generelle Tipps und Empfehlungen oft an ihre Grenzen. Die wichtigste Leitlinie für werdende Mütter sollte deshalb immer das persönliche Wohlbefinden sein. Wenn sich Gebärende beim Klinikpersonal gut aufgehoben fühlen, Unterstützung von ihrer Begleitung erhalten und selbst erspüren können, welche Körperposition und Entspannungstechnik ihnen guttut, stehen die Chancen für eine natürliche Geburt gut, bei der die Schmerzen nicht im Vordergrund stehen.

Autor: Sebastian Hermann
Datum: 17.01.2023
Bildquelle: ©Halfpoint | adobe.stock ID 553232013

Quellen und weiterführende Informationen:

  • Anke Modeß. Babelli. Die Klinik-Checkliste für die Geburt deines Babys. aktualisiert 11. Dezember 2021 (abgerufen am 17.01.2023)
  • Veronika Bräse. HypnoBirthing: Schmerzfreie Geburt durch Hypnose? 08.03.2022 (abgerufen am 17.01.2023)
  • Orla Finegan, Dr. Lillian Reiter. Apotheken-Umschau. Geburtsschmerz lindern: Die PDA. aktualisiert 30.05.2022(abgerufen am 17.01.2023)

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