Expertenschätzungen zufolge erkranken 5 bis 10 Prozent der Gesamtbevölkerung im Laufe ihres Lebens an einem Magengeschwür oder einem Zwölffingerdarmgeschwür. Sowohl beim Magengeschwür wie auch beim Zwölffingerdarmgeschwür wird mittlerweile ein statistischer Rückgang verzeichnet, den Experten auf verbesserte Medikamente zurückführen.
Laut Statistik erkranken Männer etwa vier mal häufiger an einem Magen- oder Darmgeschwür als Frauen. Das Zwölffingerdarmgeschwür (Ulcus duodeni) kommt dagegen wesentlich häufiger vor als das Magengeschwür (Ulcus ventriculi).
Einen wesentlichen Faktor für die beiden Erkrankungen sehen Mediziner in einer Besiedelung mit dem Bakterium Heliobacter pylori, das bei 75 Prozent der Patienten mit Zwölffingerdarmgeschwür und bei 95 Prozent der Patienten mit Magengeschwür nachweisbar ist. Das Bakterium ist ebenso bei Lebererkrankungen wie Hepatitis ein häufiger Auslöser.
Beide Geschwüre werden verursacht durch entzündliche Prozesse im Verdauungstrakt. Auch bei der Magenschleimhautentzündung (Gastritis) ist dieses Bakterium oft beteiligt.
Definition Magengeschwür und Zwölffingerdarmgeschwür
Bei beiden Geschwüren kommt es zum Gewebedefekt in der Schleimhaut. Als Geschwür (Ulkus) wird ein Gewebedefekt bezeichnet, der über die Muskelschicht der Schleimhaut hinausgeht und einen akuten oder chronischen Verlauf (Ulkuskrankheit) nehmen kann.
Eine Unterscheidung treffen Experten zwischen dem Magengeschwür (Ulcus ventricuili) und dem Zwölffingerdarmgeschwür (Ulcus duodeni). Neben vielen Allgemeinsymptomen, die auf beide Geschwüre zutreffen können, unterscheiden Mediziner dennoch einige charakteristischere Symptome, die jeweils eher auf das Magengeschwür oder das Zwölffingerdarmgeschwür zutreffen.
Symptome
Die möglichen Symptome beim Magengeschwür und beim Zwölffingerdarmgeschwür sind zahlreich. Allgemeine Anzeichen, die bei beiden Geschwüren auftreten, sind Schmerzen im Oberbauch.
Daneben gibt es weitere allgemeine Symptome, die bei beiden Formen auftreten und Symptome, die jeweils nur mit dem Magengeschwür oder dem Zwölffingerdarmgeschwür in Verbindung gebracht werden.
Allgemeine Symptome bei beiden Geschwüren
Beide Geschwüre können mit Schmerzen im Oberbauch sowie mit Appetitlosigkeit, Völlegefühl und Übelkeit, gegebenenfalls auch mit Erbrechen, einhergehen. Bei Beiden kann es außerdem zu Symptomen wie einer Anämie (Blutarmut) oder Gewichtsabnahme kommen. Zu schwarzem Stuhl kommt es bei Blutungen.
Symptome beim Magengeschwür
Typisches Symptom beim Magengeschwür ist der Sofortschmerz nach der Mahlzeit. Es kommt typischerweise zum Druckschmerz zwischen Nabel und Brustbein.
Symptome bei Zwölffingerdarmgeschwür
Beim Zwölffingerdarmgeschwür bessert sich dagegen oft der Schmerzes nach der Nahrungsaufnahme und die Schmerzen treten eher bei leerem Magen auf. Typisch ist der Druckschmerz zwischen Nabel und rechtem Rippenbogen.
Mögliche Ursachen
Als Ursache für Geschwüre im Magen und Zwölffingerdarm kommen mehrere Faktoren in Betracht. Sie können dafür verantwortlich sein, dass durch eine Verletzung der Magenschleimhaut die aggressive Magensäure die beschädigten Stellen angreifen und dort ein Geschwür verursachen kann.
Die Ursachen, die Verletzungen der Magenschleimhaut fördern, sind abhängig von der Form des Geschwürs
Ursachen beim akuten Geschwür
Eine Ursache ist der Arzneimittelulkus. Dabei kommt es zur Schleimhautschädigung durch Medikamente wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac, nichtsteriodale Antirheumatika oder Glukokortikoide.
Eine andere Ursachen ist der Stressulkus. Beim Stressulkus entsteht eine mangelnde Durchblutung der Magenschleimhaut. Er entsteht durch Faktoren wie eine Bauchfellentzündung (Peritonitis), Verbrennungen oder eine Blutvergiftung (Sepsis). Auch ein schwerer Schock, eine Polytrauma oder größere Operationen können den Stressulkus auslösen.
Chronisches Geschwür (Ulkuskrankheit)
Das chronische Geschwür ist ein wiederkehrendes Leiden, dem ein gestörtes Gleichgewicht zwischen aggressiven Faktoren und schützenden Faktoren, zu denen der Magenschleim und eine gute Durchblutung zählen, zugrunde liegt. Beim Überwiegen der aggressiven Faktoren oder einer Minderung der schützenden Faktoren kann es zum Geschwür kommen.
Zu den aggressiven Faktoren zählen neben dem Befall der Schleimhaut mit dem Bakterium Heliobacter pylori auch bestimmte Medikamente, Salzsäure sowie Stress. Aber auch die Genussmittel Kaffee, Alkohol und Nikotin können ein chronisches Geschwür auslösen.
Beim chronischen Geschwür sind verschiedene Komplikationen möglich
Die häufigste Komplikation bei Geschwüren sind schleichende Blutungen, die bis hin zum schweren hämorragischen Schock mit Bluterbrechen führen können.
Es kann auch zu einer Penetration kommen, bei der das Geschwür in umliegende Organe einbricht, zum Beispiel in die Gallenblase und die Bauchspeicheldrüse.
Auch eine Perforation kann auftreten. Bei dieser bricht das Geschwür durch die Magenwand und wird von einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) begleitet.
Eine weitere Komplikation bildet die Stenose, bei der es zur Verengung durch Vernarbung des Gewebes kommt. Sie kann von Entleerungsstörungen begleitet sein.
Nur beim chronischen Magengeschwür kann es zu einer bösartigen Entartung kommen.
Prognosen
Für den Großteil der Patienten gelten beim Magengeschwür und Zwölffingerdarmgeschwür gute Prognosen. Sofern das Bakterium Helibacter pylori erfolgreich bekämpft wurde, treten nur selten Rückfälle auf.
Diagnose bei Verdacht auf Magengeschwür und Zwölffingerdarmgeschwür
Bei Verdacht auf die Ulkuskrankheit können unterschiedliche Untersuchungsverfahren zum Einsatz kommen.
Zur Sicherung der Diagnose wird bei Verdacht auf ein Ulkusleiden in der Regel zunächst eine Magenspiegelung (Gastroskopie) vorgenommen. Mit dieser Untersuchungsmethode lässt sich per speziellem Endoskop der obere Teil des Verdauungstrakts, insbesondere das Innere der Speiseröhre (Ösophagus), des Magens (Gaster), und des Zwölffingerdarms (Duodenum) optisch über einen eingeführten beweglichen Schlauch auf dem Monitor betrachten. Gleichzeitig ist das medizinische Gerät unter anderem fähig, Gewebeproben (Biopsie) aus der Schleimhaut zu entnehmen, Fremdkörper wie Polypen per Schlinge zu entfernen oder Blutungen zu stillen.
Entnommene Gewebeproben werden dazu verwendet, ein Krebsgeschwür (Karzinom) auszuschließen und eine möglicherweise vorhandene Besiedelung mit dem Bakterium Heliobacter pylori festzustellen. Ein Atemtest zum Nachweis des Bakteriums wird nur in wenigen Fällen vorgenommen, ansonsten dienen Atemtests zur Erfolgskontrolle nach Eradikationstherapien.
Mögliche Maßnahmen und Therapie
Nach der Diagnose stehen verschiedene allgemeine therapeutische Maßnahmen an. In erster Linie wird die Ulkuskrankheit durch entsprechende Maßnahmen unterstützt, die dazu dienen, Stress zu vermeiden. Empfohlen wird ebenso der Verzicht auf Nikotin und Alkohol und eine entsprechende Ernährung.
Darüber hinaus können neben medikamentösen Behandlungen auch chirurgische Maßnahmen zum Einsatz kommen.
Medikamentöse Therapien
Bei Nachweis des Bakteriums Heliobacter pylori kommt regelmäßig die Eradikationstherapie zum Einsatz, bei der über den Zeitraum einer Woche zwei Antibiotika und ein Protonenpumpenhemmer, der die Magensäureproduktion hemmt, kombiniert werden. Daneben kommen oft weitere Präparate zum Einsatz, die die Magensäure neutralisieren und die Magenschleimhaut durch Bildung einer Schutzschicht schützen.
Wenn keine Besiedelung mit Heliobacter pylori vorliegt, kommen Protonenpumpenhemmer oder H2-Blocker zum Einsatz, durch die die Magensäureproduktion gehemmt wird.
Chirurgische Maßnahmen
Chirurgische Maßnahmen sind nur dann angezeigt, wenn nicht beherrschbare Beschwerden und Komplikationen auftreten wie etwa unstillbare Blutungen oder der Durchbruch eines Geschwürs.
Die Ernährung bei Magengeschwür und Zwölffingerdarmgeschwür
Ulkuskranke Personen erhalten unter stationären Bedingungen in der Regel eine leichte Vollkost, die solche Speisen und Lebensmittel ausschließt, die grundsätzlich bei vielen Menschen zu Reaktion führen.
Ernährungsempfehlung bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür
Ernährungsexperten empfehlen eine vollwertige Ernährung, bei der nur die Lebensmittel und Getränke gemieden werden, die Beschwerden auslösen oder verstärken (leichte Vollkost). Die vollwertige Ernährung ist eine ballaststoffreiche Ernähung mit ausreichend Vollkornprodukten, Kartoffeln und Gemüse.
Es wird außerdem empfohlen, den Kaffeekonsum zu vermeiden. Bei einem frischem Geschwür sollten außerdem scharfe Speisen und Lebensmittel gemieden werden. Bei der Gabe von H2-Blockern wird zudem von Spätmahlzeiten abgeraten.
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Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 10/2016 | aktualisiert 16.01.2023
Quellen:
Fischbach W., Malfertheimer P., Hoffmann J.C. et al.: S3-Leitlinie. Heliobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit. Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie, Gesellschft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Rheumathologie – AWMF-Register- Nr. 021/001 (derzeit in Überarbeitung)
Eiter Josefa, Eder Gerlinde, Mair Maria: Ernährungslehre und Diätetik. 8.Auflage. 2008. Trauner Verlag
Innere Medizin. 7. Auflage. Weisse Reihe Band 4. 2004. Elsevier GmbH. Urban & Fischer Verlag
Biesalski, H.K.: Ernährungsmedizin: Nach dem Curriculum der Bundesärztekammer und der DGE. 2010. Verlag Thieme
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