Hohe Cholesterin Werte sind Risikofaktor für koronare Erkrankungen
Experten unterscheiden zwei bedeutende Arten von Cholesterin. Cholesterin (Cholesterol) ist eine fettähnliche Substanz, die als wichtiger Bestandteil in tierischen und menschlichen Zellen vorkommt. Die wasserunlöslichen Cholesterine, zu denen insbesondere das „schlechte LDL-Cholesterin“ und das „gute HDL-Cholesterin“ zählen, werden von Fetteiweißen (Lipoproteinen) umhüllt und mit dem Blut durch den Körper befördert.
Zu hohe Cholesterinwerte gelten als Risikofaktor für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems. Zu niedrige Cholesterinwerte treten bei Mangelernährung, Schilddrüsenüberfunktion oder schweren Leberschäden auf.
Cholesterin ist ein wichtiger Bestandteil für den Zellaufbau
Der menschliche Körper braucht Cholesterin zum Zellaufbau. Etwa 140 g befinden sich im menschlichen Körper, davon 95% innerhalb der Zellen und Zellwände. Die Kohlenstoffverbindung, die zu den Fetten zählt, ist unverzichtbar für die Bildung von Sexualhormonen, Vitamin D und Gallensalzen.
Etwa 90 % vom benötigten Cholesterin produziert der Körper selbst in der Leber. Aber der Körper nimmt das Cholesterin auch aus Lebensmitteln auf, so dass der Cholesterinspiegel stark durch die Ernährung beeinflussbar ist. Ein zu hoher Konsum von cholesterinhaltigen Lebensmitteln kann auf längere Sicht deshalb zu gesundheitlichen Störungen führen.
Cholesterinarten: LDL-Cholesterin und HDL-Cholesterin
Die beiden Cholesterinarten LDL- und HDL-Cholesterin haben unterschiedliche Aufgaben und Wirkungen im Körper:
LDL-Cholesterin
LDL-Cholesterin bezeichnet das Low Density Lipoprotein. Dieses Fetteiweiß wird als schlechtes Cholesterin bezeichnet. Es transportiert Cholesterin zu den Zellen. Bei einem Überangebot lagert es sich in den Arterien ab und kann so zu Arteriosklerose führen.
HDL-Cholesterin
HDL-Cholesterin bezeichnet das High Density Lipoprotein. Dieses Lipoprotein, das auch als „gutes Cholesterin“ bezeichnet wird, transportiert Cholesterin zur Leber, wo es verstoffwechselt und ausgeschieden wird. Es kommt nicht zu schädlichen Ablagerungen.
Cholesterinwerte beeinflussen das Herz-Kreislaufsystem
Den Cholesterinwerten kommt hohe Bedeutung zu, wenn es um die Beurteilung des Risikos für Herz- Kreislauferkrankungen geht. Denn LDL-Cholesterin und HDL-Cholesterin haben verschiedene Auswirkungen auf das Herz- Kreislaufsystem. Menschen, bei denen stark erhöhte LDL-Cholesterin-Werte festgestellt werden, sind häufiger von Herz- Kreislauferkrankungen betroffen, als Menschen mit normalen LDL-Cholesterin-Werten. Herz-Kreislauferkrankungen, wie z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall oder die koronare Herzerkrankung (KHK) werden durch Arteriosklerose begünstigt. Erhöhte Blutfettwerte sind demnach ein hoher Risikofaktor für Arteriosklerose.
Umgekehrt wird festgestellt, dass Menschen mit einem hohen HDL-Cholesterin-Wert ein geringeres Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems haben, als Menschen mit niedrigem HDL-Cholesterin-Wert.
Cholesterinwerte bestimmen
Die Cholesterinwertbestimmung erfolgt im Blut. Eine Blutfettanalyse ermöglicht, die Gefahr von Erkrankungen der Blutgefäße zu erkennen und mögliche Stoffwechselstörungen auszumachen. Im Rahmen einer ärztlichen Blutfettanalyse werden neben der Gesamtmenge des Cholesterins und der Triglyzeride (Neutralfette) auch die Konzentrationen von LDL-Cholesterin und HDL-Cholesterin gemessen. Eine Blutfettanalyse ist nicht vergleichbar mit dem Schnelltest, der auch in Apotheken durchgeführt wird. Dieser ermöglicht nur eine grobe Messung des Gesamtcholesterins.
Bei starken Abweichungen gilt das Risiko für Herz- Kreislauferkrankungen als erhöht
Bei erhöhten Werten von LDL oder stark erniedrigten Werten von HDL erhöht sich die Gefahr von Erkrankungen. Insgesamt ist die Bewertung jedoch abhängig von dem richtigen Verhältnis, in dem HDL und LDL zueinander stehen sollten. Wenn bei passendem Quotienten beide Werte erhöht sind, wird eine Erhöhung meist nicht als kritisch eingestuft. (Verhältnis HDL:LDL=3:1)
Risikogruppen für abweichende Cholesterinwerte
Experten sehen zahlreiche mögliche Ursachen für erhöhte Werte von Cholesterin. Erhöhte Cholesterinwerte sind in unterschiedlichen Situationen und bei verschiedenen Erkrankungen festzustellen. Erhöhte Werte von Cholesterin treten häufig bei folgenden Personengruppen, bzw. bei Patienten mit folgenden Erkrankungen auf:
- Schwangerschaft
- Adipositas
- Diabetes Mellitus
- Unterfunktion der Schilddrüse
- Einnahme der Antibabypille
- Gallenstau
- Nierenerkrankungen
- Einnahme von Kortisonpräparaten
- Infolge genetischer Veranlagung bei Hypercholesterinanämien und Hyperlipidämien
Mögliche Ursachen für erniedrigte Cholesterinwerte
Zu niedrige Cholesterinwerte sind in unterschiedlichen Situationen und bei verschiedenen Erkrankungen festzustellen. Sie kommen besonders folgende Personengruppen, bzw. Patienten mit folgenden Erkrankungen vor:
- Mangelernährung
- Überfunktion der Schilddrüse
- Chronische Infektionen
- Langfristige Einnahme von Vitamin C
- Genetisch bedingte Stoffwechselstörungen
Faktoren mit Einfluss auf das HDL – Cholesterin
Tabelle mit Ursachen für zu hohe und zu niedrige HDL-Werte
Ursachen für niedrigen HDL-Spiegel |
Ursachen für höheren HDL-Spiegel |
---|---|
Männliches Geschlecht | Östrogentherapie |
Periphäre Durchblutungsstörungen | Alkoholkonsum von höchstens 20-30 g/Tag |
Rauchen | Frauen vor der Menopause |
Diabetes Mellitus | Regelmäßiges körperliches Training |
Adipositas | Bestimmte Bevölkerungsgruppen wie Inuit, Neuseeländer |
Bewegungsmangel | Erblich bedingt |
Erbliche Vorbelastung |
Ernährungsempfehlungen für einen gesunden Cholesterinspiegel
Ernährungsexperten empfehlen eine Optimierung der Fettzufuhr durch entsprechende Ernährung. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, vorbeugend den Anteil an gesättigten Fettsäuren zu vermindern und den Anteil ungesättigter Fettsäuren in der Ernährung anzuheben.
Ernährungsempfehlungen zur Reduzierung des Anteils an gesättigten Fettsäuren und Cholesterol
- Maßvoller Verzehr fettreicher tierischer Produkte wie Butter, Sahne, fettreiche Milchprodukte
- Maßvoller Verzehr tierischer Produkte wie Eier, Fleisch, Wurstwaren
- Seltener Verzehr von Produkten mit gehärtetem Fett oder Transfettsäuren wie z.B. Gebäck, Snacks, frittierte Speisen, Blätterteig
Ernährungsempfehlungen zur Anhebung des Anteils an ungesättigten Fettsäuren
- Verwendung reichhaltiger Fette und Öle wie Rapsöl, Walnussöl, Sojaöl und deren Streichfette
- Regelmäßiger Verzehr von Seefischen 1-2 mal/Woche wie z.B. Makrele, Lachs, Hering
- Regelmäßiger Verzehr von kohlenhydratreichen Lebensmitteln wie Vollkornprodukte, Kartoffeln, Hülsenfrüchte
- Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe aus Obst und Gemüse. 5 Portionen täglich. 1 Portion Obst und Gemüse kann durch 25g gemischte Nüsse ersetzt werden
Studien zur Wirkung von Lebensmitteln auf den Cholesterinspiegel
Es gibt verschiedene Studienergebnisse zur Senkung des Cholesterinspiegels durch Nahrungsmittel. US-amerikanische Studien ergaben beispielsweise, dass täglich aufgenommene Mengen von 3 Teelöffeln Leinsamen über einen Zeitraum von 3 Monaten bei Männern den Cholesterinspiegel um 10 % senken konnten.
Eine polnische Studie stellte dazu fest, dass unter anderem auch der Cholesterinspiegel günstig durch Aronia-Beeren im Rahmen einer fettreduzierten Diät beeinflusst wurde.
Verschiedene weitere Studien zeigten darunter einen Zusammenhang zwischen dem häufigen Verzehr von Nüssen und einem reduzierten Risiko für koronare Erkrankungen.
Cholesterinsenkende Medikamente in der Kritik
Cholesterinsenkende Medikamente sind scheinbar nicht bei jedem wirksam und schützen vorbeugend vor einem Herzinfarkt. Vor dem Hintergrund, dass in Deutschland hohe Mengen cholesterinsenkender Medikamente (Statine) verschrieben werden, äußerten sich Stimmen aufgrund mittlerweile gewonnener Erkenntnisse kritisch.
Den Auswertungen zufolge haben etwa 50 % der ins Krankenhaus eingelieferten Herzinfarkt-Patienten normale Cholesterinwerte. Im Gegensatz dazu stellt man bei vielen Menschen mit gesundem Herzen hohe Cholesterinwerte fest. Trotzdem man weiß, dass Statine im Gegensatz zu anderen Cholesterinsenkern das Risiko für herzkranke Menschen zu sterben deutlich senken, erleiden dennoch 50 bis 70 % der Patienten mit niedrigem Risiko, die Statine vorbeugend einnehmen, einen Herzinfarkt.
Diese Ergebnisse erfordern nach Ansicht verschiedener Wissenschaftler eine kritische Hinterfragung und weitere Untersuchungen.
Bildquelle: ©hywards/Fotolia.com ID 81971785 (stock.adobe.com)
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 05/2016 | aktualisiert 06.01.2023
Quellen und weiterführende Informationen:
- DGE – Leitlinie Fett
- Gerd Herold. Innere Medizin. 2014
- DGE. Mit Nüssen und Mandeln das Herz schützen
- Biesalski, H.K.: Ernährungsmedizin. Nach dem Curriculum der Bundesärztekammer und der DGE. 2010. Verlag Thieme
- DGE Niedriges LDL und hohes HDL Cholesterol senken das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse
- Eiter Josefa, Eder Gerlinde, Mair Maria. Ernährungslehre und Diätetik. 8.Auflage. 2008. Trauner Verlag
- Ärzteblatt. Vorwurf der Cholesterinlüge entkräftet.
- Suzanne Hendrich. Iowa State NWRC study finds flaxseed lowers high cholesterol in men
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen
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