Haarausfall kann viele Ursachen haben. Beim Haarausfall geht es insbesondere darum, die Ursachen ausfindig zu machen und bestmöglich entgegenzuwirken. Jeden Tag verliert der Mensch zwischen 50 bis 100 Haare. Das ist völlig normal. Wenn es dann zu verstärktem Haarausfall (Alopezie) kommt, können Ursachen oft erst durch ärztliche Untersuchung ermittelt werden.
Verstärkt wird Haarausfall durch eine ungünstige Lebensweise. Faktoren wie etwa ein Defizit spezieller Mikrostoffe und Nährstoffe, das durch unzureichende Ernährung, Rauchen oder eine Gewichtsabnahme entsteht, begünstigt den Haarverlust noch. Daneben verstärken auch Stress, Allergien, Pilze oder eine schlechte Durchblutung der Kopfhaut den Ausfall der Kopfhaare. Wenn man vermehrt Haare verliert, kann ein weiterer Grund dafür in Erkrankungen, Bestrahlungen und Chemotherapien liegen.
Eine der vielen Ursachen für Haarausfall sind Umweltgifte, zu denen insbesondere verschiedene Schwermetalle wie Cadmium, Blei, Arsen zählen.
Ob und in welcher Menge über einen längeren Zeitraum bestimmte Schwermetalle aufgenommen wurden, lässt sich durch eine Haaranalyse oder eine Nagelanalyse feststellen. Bei Haaranalysen lassen sich gleich mehrere Wachstumsabschnitte untersuchen.
Blut- und Urinuntersuchungen geben dagegen nur Auskunft über den Zustand zum Zeitpunkt der Entnahme.
Haarausfall ist bei vielen Menschen auch eine ganz normale Alterserscheinung, die ihre Ursache in den Genen hat. Zu vorübergehendem Haarverlust kommt es bei einigen Frauen sonst auch nach der Geburt. Diese Form von Haarverlust gilt als harmlos und die Haare wachsen bei den betroffenen Frauen meist nach einigen Wochen nach.
Bei Verdacht auf Haarausfall empfehlen Experten zuerst eine Selbstkontrolle
Empfohlen wird, den vermuteten Haarausfall erst einmal zu beobachten. Bei Verdacht auf vermehrten Haarausfall empfehlen Experten zunächst zur Überprüfung und Selbstkontrolle täglich die ausgefallenen Haare zu zählen, die man beim Bürsten verliert und die sich nach der Haarwäsche im Ausguss sammeln. Fallen über einen Zeitraum von mehr als 4 Wochen pro Tag mehr als 100 Haare (Effluvium) aus, sollte man die Gründe für den Haarausfall beim Hautarzt ärztlich abklären lassen.
„Dabei gilt, je früher der Haarausfall erkannt und der Auslöser festgestellt wird, desto erfolgreicher verläuft eine Behandlung.“
Welche Untersuchungsverfahren gibt es?
Zum Nachweis werden verschiedene Untersuchungsverfahren angewendet. Weil Haare als Hautanhangsgebilde gelten, sind Hautärzte auf Patienten mit Haarausfall spezialisiert. Durch verschiedene Untersuchungen lässt sich feststellen, welche Erkrankung die Ursache für den Haarausfall ist oder welche Erkrankungen ausgeschlossen werden können.
Zur ärztlichen Diagnose bei Haarausfall können unterschiedliche Untersuchungsverfahren dienen. Bewährte Methoden sind neben dem Trichogramm und Trichoscan auch der Bluttest sowie die Biopsie. Ergibt sich beim Bluttest der Hinweis auf eine Schwermetallbelastung, kommt bisweilen auch eine Haarmineralanalyse auf Schwermetalle zum Einsatz.
Wie macht sich Haarausfall bemerkbar?
Bei einer Alopezie können die Haare am ganzen Körper ausfallen, zumeist ist aber das Kopfhaar betroffen. Experten unterscheiden zwischen einem lokalisierten Haarausfall, bei dem das Haar an kleineren Stellen ausfällt und einem generalisierten Haarausfall, bei dem es zur Ausdünnung oder zum Ausfall des gesamten Haares kommt. Eine Alopezie tritt dauerhaft oder über einen begrenzten Zeitraum auf.
Formen von Haarausfall
Es gibt verschiedene Ursachen und Symptome für die Alopezie und entsprechend ist auch der Verlauf und die Behandlung unterschiedlich. Experten unterscheiden insbesondere 4 Formen von Haarausfall. Dabei tritt der anlagebedingte Haarausfall, der durch eine Hormonstörung ausgelöst wird, am häufigsten auf. Doch auch kreisrunder Haarausfall, diffuser Haarausfall und narbiger Haarausfall sind Formen, von denen viele Menschen betroffenen sind. Die Formen unterscheiden sich in Bezug auf Ursachen, Verlauf, Diagnose und Behandlung zum Teil sehr deutlich voneinander.
Während der narbige Haarausfall oft nur mit Antibiotika und kortisonhaltigen Salben zu behandeln ist, kommen bei den übrigen Formen teilweise Haarwuchsmittel und spezielle Medikamente zum Einsatz. Ist der Haarausfall nährstoffbedingt, lässt er sich mit natürlichen Lebensmitteln sowie entsprechenden Nährstoffsupplementen positiv beeinflussen.
Bei Haarausfall fehlen oft Nährstoffe
Fehlende Nährstoffe in der täglichen Ernährung zählen zu den häufigen Gründen, die zu Unterversorgungen und Nährstoffmängeln und damit letztlich zum Verlust von Haaren führen können.
Wenn fehlende Nährstoffe, die sich negativ auf den Haarwuchs ausgewirkt haben und zum Haarausfall beigetragen haben, in entsprechender Menge wieder zugeführt werden, geht der Haarausfall in der Regel wieder zurück. Mit speziellen Nährstoffen, die in vielen Lebensmitteln vorkommen sowie mit entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln, lässt sich das Haarwachstum gezielt fördern.
Ursächlich ist besonders ein Mangel an B-Vitaminen und essentiellen Fettsäuren, Daneben kann auch eine Unterversorgung beziehungsweise ein Mangel von Schwefel und den Spurenelementen Zink, Kupfer und Silizium eine bedeutende Rolle spielen.
Um Haarausfall entgegen zu wirken, empfehlen Experten regelmäßig hochwertiges Protein etwa aus magerem Fleisch, Milch, Fisch und Eiern auf dem Speiseplan.
Essentielle Fettsäuren für das Haar liefern kaltgepresste Öle aus Leinsamen, Mais, Distel und Sesam.
Wichtige Nährstoffe bei Haarausfall
In der Orthomolekularmedizin werden speziell bei Haarausfall täglich verschiedene Nährstoffe empfohlen, die gegenwirken können, wenn der Haarausfall nicht altersbedingt ist und auch keine krankheitsbedingten Ursachen hat. Zusätzlich sorgen diese Nährstoffe für normalen Haarwuchs und gesunde Haare. In ausreichenden Mengen lassen sie sich über die tägliche Ernährung oder über Nahrungsergänzungsmittel mit unterstützenden Nährstoffkomplexen zuführen.
Nährstoff Biotin
Das Vitamin Biotin wird als Haut- und Haarspezialist bezeichnet. Es sorgt für normales Haarwachstum. Biotinmangel kann zu schuppender, entzündeter Kopfhaut und zu Haarausfall führen. Enthalten ist Biotin in hohen Mengen in Lebensmitteln wie Hefe, Eigelb, Nüssen und auch in Innereien wie Nieren und Leber. Für ein normales Haarwachstum ist Biotin unverzichtbar. Empfohlen wird Biotin bei Alopezie in einer Tagesdosis von 2,5 mg.
B-Vitamine
Alle B-Vitamine sind für die Gesundheit und das Wachstum von Haaren lebensnotwendig. Empfohlen wird bei Haarausfall ein Vitamin-B-Komplex in Form von Nahrungsergänzungsmitteln. Dieser sollte täglich mindestens jeweils 50 mg an Vitamin B6, Pantothensäure und Inositol liefern. Auch die anderen B-Vitamine sollten in ausgewogener Menge enthalten sein.
Vitamin E
Vitamin E kann die Durchblutung der Kopfhaut anregen und hilft gegen Haarausfall nach Bestrahlungen. Die orthomolekularmedizinisch empfohlene Tagesdosis beträgt 400 mg Vitamin E.
Niacin
Niacin hilft der Kopfhaut bei der Durchblutung. Bei Haarausfall empfehlen Orthomolekularmediziner eine Tagesdosis von 50 g Niacin.
Vitamin C
Eine Tagesdosis von 0,5 bis 1 Milligramm Vitamin C verbessert die Haarstruktur.
Silizium
Silizium wird neben der Behandlung von Osteoporose, Nagelbrüchigkeit und fehlender Hautelastizität auch zur Behandlung von Haarausfall eingesetzt. Empfohlen wird es besonders in Form von Silizium-Gel oder in Pflanzenform. Neben Silizium-Gel liegt auch in Pflanzen wie Brennnessel oder Schachtelhalm das Silizium in Form reiner Kieselsäure vor, die der Körper bedeutend besser aufnehmen und verwerten kann. Schlechter verwertbar sind dagegen Kieselerde oder kieselerdehaltige Basenmischungen.
L-Cystein
Die Aminosäure L-Cystein sorgt für den notwendigen Schwefel, der für die Bildung von Haaren benötigt wird. Beim Haarausfall beträgt die täglich benötigte Menge zwischen 500 bis 1000 Milligramm L-Cystein.
Gamma-Linolensäure (GLS)
Die ungesättigte Fettsäure Gamma-Linolen hilft nicht nur gegen brüchiges Haar, sie verbessert auch die Struktur des Haares und beugt Alopezie vor. Gamma-Linolensäure wird in Verbindung mit Vitamin E empfohlen. Die empfohlene Tagesdosis liefern 4 bis 6 Kapseln Nachtkerzenöl (EPO).
Protein-Supplement
Hochwertige Eiweiße gewährleisten den Haarwuchs. Optimal wirken bei Alopezie 10 bis 20 Gramm Primärhefe oder niedermolekulares Protein.
Basenmischungen und Multi-Mineralstoff-Supplemente
Neben wichtigen Mineralstoffen wie Kalzium, Magnesium und Kalium, sollte ein Präparat mindestens 10 bis 15 Milligramm Zink und 2 bis 3 Milligramm Kupfer täglich enthalten. Auch ein Mangel an Zink und Kupfer kann für Alopezie verantwortlich sein. Daneben unterstützt Kupfer die Pigmentierung der Haare.
Ketose begünstigt Haarausfall und Hautkrankheiten
Wie eine Tierstudie zeigte, kann auch eine ketogene Diät die Ursache für Haarausfall und Dermatitis sein. Grund dafür ist nach Angaben der Forscher ein Biotinmangel, der sich über den Zeitraum von 9 Wochen entwickelte. Im Tierversuch erhöhte die ketogene Diät nämlich den Verbrauch von Biotin. Zu dem übertriebenen Biotinmangel bei den Versuchstieren kam es, weil die kohlenhydratarme Diätform die Energieproduktion durch Gluconeogenese und den Stoffwechsel der verzweigtkettigen Aminosäuren stark erhöhte.
Gluconeogenese bezeichnet einen Stoffwechselweg bei allen Lebewesen. In diesem Prozess wird aus den körpereigenen Nichtkohlenhydratvorstufen wie zum Beispiel Milchsäure, Glycerin und auch den meisten Aminosäuren Zucker gebildet.
Die Forscher halten eine Biotin-Ergänzung (Supplementation) für Mäuse bei ketogener Diät für wichtig, um Biotinmangel bestmöglich vorzubeugen. Gleichzeitig gehen sie aber davon aus, dass eine ketogene Diät bei allen Lebewesen mit einem erhöhten Bedarf an Biotin einhergeht, nicht nur bei Mäusen aus dem Tierversuch, sondern auch beim Menschen.
Haarausfall durch Testosteronmangel ist unwahrscheinlich
Studien ergaben keinen Zusammenhang zwischen Haarausfall und einem niedrigem Testosteronspiegel. Wie eine klinische Studie der Universität Greifswald nach der Auswertung der Daten von 373 männlichen Teilnehmern zeigte, besteht kein Zusammenhang zwischen dem männlichen Sexualhormon Testosteron und männlichem Haarausfall. Weder das Haarwachstum noch die Haardichte ließen sich direkt mit männlichen Geschlechtshormon Testosteron in Zusammenhang bringen.
Haarausfall durch Testosteronmangel ist unwahrscheinlich
Studien ergaben keinen Zusammenhang zwischen Haarausfall und einem niedrigem Testosteronspiegel. Wie eine klinische Studie der Universität Greifswald nach der Auswertung der Daten von 373 männlichen Teilnehmern zeigte, besteht kein Zusammenhang zwischen dem männlichen Sexualhormon Testosteron und männlichem Haarausfall. Weder das Haarwachstum noch die Haardichte ließen sich direkt mit männlichen Geschlechtshormon Testosteron in Zusammenhang bringen.
Gleichzeitig untersuchten die Forscher unter der Leitung von Prof. Dr. Robin Haring außerdem die Sexualhormone Androstendion und DHEAS. Auch diese Hormone konnten sie als Ursache für den männlichem Haarverlust ausschließen. Nach neueren Erkenntnissen diskutiert man neben genetischen Faktoren nun stattdessen eine Beteiligung des Hormons Dehydrotestosteron (DHT), und dem Gewebshormon Prostaglandin D2. Eventuell könnten diese beiden Stoffe für die dünneren männlichen Haare verantwortlich sein. Bei DHT handelt es sich um ein Stoffwechselprodukt von Testosteron.
Persönliche und soziale Auswirkungen von Haarverlust
Haarausfall beeinträchtigt das Wohlbefinden. Für die meisten Betroffenen bedeutet der über die Norm gesteigerte Haarverlust eine starke Beeinträchtigung, die sich auf verschiedene Weise äußern kann und die nicht selten auch die persönliche, soziale und berufliche Entwicklung mitbestimmt. Betroffene empfinden sich oft selbst als unattraktiv. Alopezie kann Depressionen, Neurotizismus und Introversion hervorrufen.
Es gibt Untersuchungen, wonach das Umfeld Männer mit Haarverlust unter anderem als weniger männlich, älter, weniger dominant und weniger dynamisch wahrnimmt. Auf der anderen Seite werden Männer mit weniger Haaren aber auch als intelligenter eingestuft.
Haarausfall beeinflusst die beruflichen Chancen
Eine EMNID-Studie untersuchte, wie sich die Fremdwahrnehmung der Personalleiter auf Bewerber mit Haarausfall auswirkte. Im Ergebnis kam heraus, dass Bewerber mit vollem Haar viel häufiger zum persönlichen Bewerbungsgespräch geladen wurden als Bewerber mit weniger dichtem Haar, trotzdem beide Bewerber jeweils die gleichen Voraussetzungen mitbrachten.
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 09/2018 | aktualisiert 14.01.2023
Bildquelle: © Bild von Karolina Gabovska bei Pexels.com
Quellen und weiterführende Links:
Prof. Dr. habil. Robin Haring. Testosteron ist nicht Schuld an männlichem Haarausfall. 2017 (PDF)
J. Latz. Wirksame Hilfe bei Haarausfall. Verlag Trias. 2007
Deutsches Endokrinologisches Versorgungszentrum. Androgenetische Alopezie.
NAHRS. American Hair Research Society. Cicatricial Alopecia. Dirk. M Elston, MD & Elise Olsen, MD.
Arzneimittel Risiko-Information des BfArM zu Finasterid (PDF)
Dr. David R. Goldmann. Praxishandbuch Medizin & Gesundheit. Verlag Dorling Kinderley. London, New York, München, Melbourne, Dehli. 2002
B. Tischer. Einfluss von Haarausfall auf Personalentscheidungen. EMNID-Institut. Healthcare. 1999
Burgerstein. Handbuch Nährstoffe. Verlag Haug. 11. Auflage. 2007
P. Reuter. Springer Lexikon Medizin. Verlag Berlin Heidelberg, New York. 2004
Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen