Die Heliotherapie (griech. helios = Sonne) zählt zu den wissenschaftlich anerkannten Naturheilverfahren. In der Heliotherapie, die auch als Phototherapie bezeichnet wird, wird das Sonnenlicht medizinisch genutzt. Sie findet Anwendung in Form natürlicher Sonneneinstrahlung, Höhensonne, Infrarotbestrahlung und Blaulichtbestrahlung.

Der Einsatz der Heliotherapie ist bei verschiedenen psychischen Beeinträchtigungen sowie akuten und chronischen Erkrankungen angezeigt. Schon seit der Antike ist die natürliche Heilwirkung der Sonne bekannt und wird therapeutisch genutzt. Heute werden Heliotherapie und Phototherapie mit natürlichem Sonnenlicht nur noch kurmäßig im Rahmen der Balneotherapie und der Klimatherapie angewendet.

Bei moderner Anwendung der Heliotherapie in einer Praxis wirken in der Regel künstlich hergestellte Sonnenstrahlen. Spezielle Lampen bestrahlen den Körper oder einzelne Körperbereiche gezielt in verschiedenen Wellenlängen. Genutzt wird für die Bestrahlung das Spektrum aus ultravioletter, sichtbarer und infraroter Strahlung.

LESETIPP

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Künstliche Sonnenstrahlen stehen so unabhängig von Jahreszeiten, örtlichen und natürlichen Beeinflussungen zur Verfügung und können individuell nach Bedarf dosiert werden.

Man unterscheidet in der Heliotherapie die Lichtspektren, die für das Auge sichtbar sind, von denen, die das menschliche Auge nicht wahrnehmen kann.

Das sichtbare Spektrum wird bei einer Lichttherapie gegen saisonale Depressionen und Schlafstörungen eingesetzt. Sichtbar ist das Spektrum im Bereich von 400 bis 700 Nanometern (nm). Die unsichtbaren Spektren des UV-und Infrarotlichts verfügen dagegen über medizinische Wirkungen.

Lichttherapie mit UV-Strahlen

UV-Strahlen sind medizinisch wirksam. Als UV-Strahlung wird der Spektralbereich der elektromagnetischen Wellen bezeichnet, der auf den blau-violetten Bereich des sichtbaren Lichts folgt und sich an den hochfrequenten Bereich anschließt. UV-Strahlen bestehen aus höherer Energie und sind für das Auge als Licht nicht mehr sichtbar. Diese Strahlung ist biologisch und medizinisch wirksam.

UV-Strahlen können neben gesundheitsfördernden auch schädliche Veränderungen im Körper auslösen, denn zu intensive Sonneneinstrahlung unterdrückt die Immunreaktion des Körpers. Die UV-Strahlung lässt sich in verschiedene Bereiche unterteilen, die jeweils eine andere Wirkung ausüben.

UV-Strahlung nimmt Einfluss auf Vitamin D

Vitamin D ist ein lebensnotwendiges Vitamin für den menschlichen Körper, weil es in vielen Teilen des Körpers wichtige Funktionen übernimmt. Der Körper kann eine Teil vom benötigten Vitamin D mit Hilfe der Sonnenstrahlung, beziehungsweise der UV-Strahlung herstellen.

Neben dem Immunsystem und der Infektabwehr beeinflusst Vitamin D  die Sterblichkeit insgesamt, ein dauerhaft zu geringer Status erhöht das Risiko früher zu versterben. Außerdem nimmt das Vitamin Einfluss auf die antioxidative Kapazität, da es daran beteiligt ist, zellschädigende Radikale im Körper zu bekämpfen. Neben dem Stickstoffkreislauf (NO-System), dem Bluthochdruck und Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen übt Vitamin D auch Wirkungen in Verbindung mit der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus Typ 1 und 2 aus. Die Knochenstabilität ist zu einem großen Teil ebenfalls von einer ausreichenden Vitamin-D-Zufuhr abhängig.

Weltweit wird ein teilweise erheblicher Mangel an Vitamin D festgestellt. In Deutschland betrifft der Vitamin-D-Mangel in Abhängigkeit von der Jahreszeit und dem Lebensalter etwa zwischen 40 und 90 Prozent der Bevölkerung. 5 bis 10 Minuten Sonneneinstrahlung täglich im Bereich des Gesichts und der Hände werden für eine moderate Versorgung benötigt.

Praktische Anwendung der Heliotherapie

Die Anwendung von UV-Strahlen in der Praxis ist für alle Altersgruppen geeignet. Die UV-Strahlung kommt in Form der Höhensonne bei der Heliotherapie zum Einsatz. Bei der Höhensonne handelt es sich um eine Quecksilberhochdrucklampe. Ihre gasgefüllten Leuchtstoffröhren erzeugen sichtbares Licht, Infrarotstrahlen und UV-Strahlen aus dem Bereich A,B und C. Gesundheitsschädliche UV-C Strahlen werden durch den Glasmantel herausgefiltert.

Die Heliotherapie kann bei Patienten jeden Alters durchgeführt werden. Auch Kinder können behandelt werden, sofern sie ruhig in einer UV-Kabine stehen können. Bei Kindern sollte UV-Dosis und Therapiedauer möglichst kurz gewählt werden. Erhaltungstherapien und Langzeittherapien sind bei Kindern nicht angezeigt.

Auch für Schwangere und Stillende, bei denen Medikamente nicht angezeigt sind, bietet die Heliotherapie eine Behandlungsoption.

Durchführung der Lichttherapie

Die Bestrahlung mit der Höhensonne erfolgt in der Regel in einer UV-Kabine auf unbekleideter Haut. Es lassen sich je nach Diagnose und Therapieziel einzelne Körperbereiche oder der ganze Körper bestrahlen. Die Bestrahlungsdauer beträgt höchstens bis zu 20 Minuten pro Körperseite. Während der Bestrahlung ist eine Schutzbrille notwendig und im Anschluss an die Bestrahlung sollte die Haut eingefettet werden.

Die Gewöhnung an die Höhensonne wird stufenweise vorgenommen und die Bestrahlungsdauer wird im Therapieverlauf gesteigert. Eine Bestrahlung mit der Höhensonne erfolgt jeweils mit 1 Tag Pause zwischen 2 Anwendungen. Die Bestrahlung beginnt meist mit der Dauer von 1 Minute. Die Dauer wird bei der nächsten Bestrahlung um 1 Minute erhöht, solange, bis die verordnete Bestrahlungsdauer erreicht ist.

Bei welchen Erkrankungen wird die Heliotherapie angewendet?

Die Anwendungsgebiete der Lichttherapie mit Höhensonne sind breit. Zu den häufigen Anwendungsbereichen dieser Form der Heliotherapie zählen neben Hautkrankheiten wie zum Beispiel Schuppenflechte (Psoriasis) und atopischer Dermatitis auch der chronische Juckreiz und Prurigo.

Anwendung findet die Höhensonne außerdem bei Rachitis zur Vitamin-D-Bildung für den Knochenaufbau sowie bei tuberkulösen Augenleiden. Auch wird sie zur Raumdesinfektion, darunter im Operationsbereich, genutzt.

Das Wirkungsspektrum und die Wirkung der UV-Strahlung bei Höhensonne

Das Wirkungsspektrum wird in verschiedene Bereiche unterteilt. Die Maßeinheit der UV-Strahlung bildet Nanometer (nm).

Die UV-A Strahlung umfasst den Bereich von 315 bis 400 nm. Dieser Bereich bildet Bräunungsstrahlen. Der Einsatz der UV-A-Bestrahlung erfolgt überwiegend in der Dermatologie und wird beispielsweise zur Behandlung von Schuppenflechte oder Neurodermitis genutzt.

UV-B Strahlung wirkt im Bereich von 215 bis 315 nm. Diese Strahlung bewirkt bereits eine Hautrötung und löst die Photosynthese von Vitamin D (kurzwelliges Spektrum) aus. Sie aktiviert dabei das Provitamin D in der oberen Hautschicht zur Bildung von Vitamin D. Auch der Einsatz der UV-B-Bestrahlung erfolgt überwiegend in der Dermatologie.

Die UV-C Strahlung betrifft dagegen den Bereich von 200 bis 280 nm. Diese Strahlung wird zum großen Teil aus der Atmosphäre aufgenommen und kann Hautrötungen (Erythem) und Bindehautentzündungen (Konjunktivitis) auslösen.

Für manche Betroffene ist Lichttherapie mit Höhensonne ungeeignet

Es bestehen in einigen Fällen Gegenanzeigen für die Therapie mit Höhensonne. Nicht angewendet werden soll diese Form der Heliotherapie in bestimmten Fällen.

Neben Schockzuständen und Erregungszuständen erweist sich eine Therapie mit Höhensonne auch bei allen akuten Stadien von Infektionskrankheiten als ungeeignet. Gegenanzeige bilden außerdem verschiedene Stoffwechselerkrankungen.

Nicht angewendet werden soll die Phototherapie bei Patienten mit Hauttumoren und Hautschäden. Auch bei Einnahme bestimmter phototoxischer Medikamente, Immunsuppressiva, Nahrungsergänzungsmittel oder Heilkräuter kann eine Lichttherapie nicht geeignet sein. So kann etwa die Substanz Hypericin im Johanniskraut durch UV-Bestrahlung eine phototoxische Reaktion auslösen.

Nebenwirkungen der Höhensonne

Es besteht bei der Heliotherapie mit der Höhensonne die Gefahr von Sonnenbrand und Bindehautentzündung. In seltenen Fällen kann eine Sonnenallergie auftreten.

Langzeitnebenwirkungen können etwa bei Patienten mit Schuppenflechte auftreten, wenn sie jährlich wiederholten Therapien mit hohen UV-Dosen ausgesetzt sind. Zu den Langzeitnebenwirkungen zählt die vorzeitige Hautalterung und ein erhöhtes Risiko für Hauttumoren.

Heliotherapie mit Infrarotstrahlen

Durch Infrarotstrahlung wird lediglich Wärme erzeugt. Infrarotstrahlen schließen an den roten Bereich des sichtbaren Lichts an. Die Infrarot-Strahlung liegt in dem Frequenzbereich der elektromagnetischen Wellen, den das menschliche Auge nicht mehr wahrnehmen kann. Die Strahlen werden lediglich als Wärme wahrgenommen.

Zum Einsatz kommen Infrarot-Strahler, in denen die intensive Infrarotstrahlung künstlich erzeugt wird. Dazu wird Wolfrahmdraht auf 2700 °C erhitzt. Infrarot-Strahler sind separat oder in Verbindung mit UV-Strahlern anwendbar.

Anwendung und Wirkung der Infrarotstrahlung

Infrarotstrahlen wirken durch Wärme in erster Linie durchblutungsfördernd und muskelentspannend. Sie kommen häufig auf verschiedenen Gebieten zum Einsatz, darunter entzündliche Erkrankungen im Bereich von Hals, Nase und Ohren (HNO) und rheumatologische Erkrankungen.

Heliotherapie mit Blaulicht

Blaulicht hat ein spezielles Wirkungsspektrum. Der Bereich des Blaulichts in der Heliotherapie befindet etwa zwischen 425 bis 475 nm innerhalb des sichtbaren Lichtspektrums.

Anwendung von Blaulicht

Die Therapie mit Blaulicht kommt bei Neugeborenen mit Gelbsucht zum Einsatz (Neugeborenenikterus, Icterus neonatorum). Das für die Gelbfärbung des  Körpers verantwortliche Bilirubin absorbiert das Blaulicht bei der Bestrahlung. Die elektromagnetische Strahlungsenergie des Blaulichts leitet die Spaltung und Zerstörung des Bilirubins ein. Fettlösliches Bilirubin wird im Körper in wasserlösliche Verbindungen aufgespalten und kommt durch die Heliotherapie mit Blaulicht schneller über die Leber und den Darm zur Ausscheidung (Kindspech, Mekonium).

Dauer und Intensität der Blaulichttherapie richten sich nach dem Verlauf. Die Bindehaut der Augen wird während der Therapie durch ein Pflaster vor der Strahlung geschützt.

Je nach Art der eingesetzten Therapie kann ein erhöhter Flüssigkeitsbedarf erforderlich werden. Die Behandlung kann sich auf den Kreislauf auswirken.

Kostenübernahme der Heliotherapie durch die Krankenkassen

Bei ärztlicher Verordnung werden die Kosten übernommen. Im Rahmen einer Kur werden die Kosten für eine Heliotherapie nach entsprechender ärztlicher Verordnung und bei Feststellung der medizinischen Notwendigkeit von den gesetzlichen Krankenkassen in der Regel übernommen. Auskünfte geben Ärzte, Krankenversicherungen oder der zuständige Kostenträger.

Einzelne Behandlungen im Rahmen der Heliotherapie übernehmen nicht alle Krankenkassen. Unter welchen Voraussetzungen eine Kostenübernahme oder eine teilweise Erstattung erfolgt, ergibt sich in der Regel aus den Versicherungsbedingungen, bzw. aus dem Wahltarif. Entsprechende Auskunft kann die zuständige Krankenkasse erteilen.

Allgemeine Information zu  Kostenübernahmen und Zuzahlungen im Bereich Reha und Alternative Heilbehandlungen erhalten Sie im Bericht Kostenübernahme und Eigenteil bei Reha und Naturheilverfahren.

Text: Katja Schulte Redaktion
Datum: 11/2016 | aktualisiert 21.12.2022
Bildquelle: © Bild von Victor Freitas bei Pexels.com

Quellen und weiterführende Informationen:

BGM. Präventionsgesetz

R. Krause, R. Stange. Lichttherapie. Springer Verlag. 2012

BGM. Rehabilitation

Karin Kraft, Rainer Stange. Lehrbuch Naturheilverfahren. Hippokrates Verlag. 2010

Legat, F.J. Stellenwert der Phototherapie in der Behandlung des chronischen Pruritus. Hautarzt 69, 631–640 (2018)

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

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