Histidin zählt zu den Aminosäuren, die für den Aufbau der menschlichen Proteine unverzichtbar sind. Trotzdem Histidin eigentlich zu den semi-essenziellen Aminosäuren zählt, weil der Körper einen geringen Teil davon selbst herstellen kann, wird diese Aminosäure wegen des sehr hohen täglichen Bedarfs dennoch zur essenziellen (lebensnotwendigen) Aminosäure. Der Mehrbedarf muss über die Ernährung gedeckt werden.
Histidin gilt insbesondere als lebensnotwendig, weil es in Folge einer histidinfreien Ernährung über längere Zeit zu einer eingeschränkten Produktion der roten Blutkörperchen (Hämoglobinsynthese) kommt. Bei Säuglingen und Kleinkindern stufen Wissenschaftler sie dauerhaft als absolut lebensnotwendig ein.
Funktionen von Histidin
Diese Aminosäure übernimmt wichtige Aufgaben bei der Herstellung (Synthese) der roten Blutkörperchen (Hämoglobin). Die Eiweißverbindung Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff, der zum Großteil aus Eisen besteht und den lebenswichtigen Sauerstoff über das Blut transportiert.
Eine weitere große Bedeutung kommt Histidin bei der Synthese von Histamin als Vorläuferprodukt zu.
Histamin zählt zu den biologisch aktiven Substanzen, die als Neurotransmitter im Gehirn und als Gewebshormon wichtige Funktionen im Körper steuern. Beispielsweise regulieren sie den Schlaf, den Blutdruck und weitere Körperfunktionen wie etwa die Darmbewegung.
Es kann bei Abbaustörungen von Histamin im Körper zur sogenannten Histaminunverträglichkeit kommen.
Histidinbedarf
Der tägliche Bedarf an Histidin liegt bei einem gesunden Erwachsenen zwischen 8 bis 12 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Bei Schulkindern, liegt er mit 20 mg um einiges höher. Bei Säuglingen und Kleinkindern beträgt er dagegen 28 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Diese Angaben gelten bei normalem Histidinverbrauch.
Ein normaler Histidinbedarf kann über eine ausgewogene vollwertige Ernährung gedeckt werden.
Histidinhaltige Lebensmittel
Histidin ist in unterschiedlich hohen Mengen in einigen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln sowie in Nüssen enthalten.
Folgende Lebensmittel haben einen hohen Histidingehalt:
- Thunfisch (1.090 mg/100 g)
- Schweinefilet (890 mg/100 g)
- Rindfleisch (740 mg/100 g)
- Hühnerbrust (840 mg/100 g)
- Sojabohnen (810 mg/100 g)
- Linsen (710 mg/100 g)
Anwendung und Anwendungsgebiete
Bei Stress, Verletzungen, chronischen Erkrankungen oder Operationen steigt der Histidinbedarf stark an, so dass die Histidin-Spiegel im Körper entsprechend sinken können.
Histidin kommt außerdem bei einigen Formen von Blutarmut (Anämie) zur Anwendung, bei denen die Hämoglobinsynthese durch einen niedrigen Histidin-Status gestört ist.
Niedrige Histidinspiegel im Blut und in den Gelenkflüssigkeiten können mit Gelenkschmerzen und Gelenkversteifungen einhergehen. So kommt Histidin auch bei Personen zur Anwendung, die aufgrund rheumatischer Erkrankungen wie etwa Arthritis niedrige Histidinspiegel haben, weil die Aminosäure bei ihnen verstärkt abgebaut wird.
Nahrungsergänzungen mit Histidin
Zur Anwendung kommt Histidin häufig als Nahrungsergänzungsmittel (Supplement). Erhältlich ist es hauptsächlich in Form von Kapseln, Tabletten oder auch als Bestandteil von flüssigen Mitteln, oft auch in Kombination mit Zink und Vitaminen. Die üblichen Dosierungen reichen von 1 bis 4 Gramm pro Tag. Bei diesen Dosen sind bislang keine toxischen Reaktionen bekannt geworden.
Nahrungsergänzungsmittel mit Histidin werden zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt, weil sie die Aktivität der weißen Blutkörperchen fördern.
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 18.09.2023
Bildquelle: © Katja Schulte
Quellen und weiterführende Informationen:
Burgersteins Handbuch Nährstoffe. 11. Auflage. Verlag Haug. 2007
H.K. Biesalksi et al. Ernährungsmedizin. 4. Auflage. Verlag Thieme. 2010
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