In der Homöopathie unterscheiden Experten die Arzneimittel insbesondere nach verschiedenen Verdünnungsschritten, den sogenannten Potenzen. Der einzelne Verdünnungsschritt wird von Homöopathen als Potenzierung bezeichnet. Homöopathische Mittel lassen sich stufenweise in verschiedenen homöopathischen Potenzen aus einer Urtinktur herstellen. Erhältlich sind die Mittel in stationären Apotheken und Onlineapotheken. Zur Anwendung kommen sie beispielsweise in Form von Lösungen, Globuli, Salben oder Tabletten .
Homöopathische Potenzen
In der klassischen klassische Homöopathie werden drei verschiedene Verfahren zur Potenzierung genutzt, die jeweils unterschiedliche Verdünnungsschritte beinhalten:
- D (Dezimal) Potenzen mit einer Verdünnung von 1:10
- C (Centisimal) Potenzen mit einer Verdünnung von 1:100
- Q oder LM (Quinquagintamillessimal) Potenzen mit einer Verdünnung von 1:50.000
Die Urtinktur für homöopathische Potenzen
Eine Urtinktur besteht in der Homöopathie aus pflanzlichen, tierischen, mineralischen oder chemischen Substanzen, die je zur Hälfte aus dem Arzneimittel und Ethanol zusammengesetzt sind. Das Verhältnis beträgt 1:1. Es kommen sowohl giftige wie auch ungiftige Substanzen bei der Herstellung von Urtinkturen zur Verwendung.
Die Wirkstoffmenge aus der Urtinktur, die für die Herstellung homöopathischer Mittel benötigt wird, berechnen Homöopathen in der speziellen Einheit Gran. 1000 Gran entsprechen dabei 60 Gramm.
Giftige Ausgangsstoffe sind auch in niedrigen homöopathischen Potenzen nicht für die Selbstbehandlung geeignet, da sie selbst in diesen Verdünnungen noch unerwünschte Wirkungen auslösen können. Dies betrifft insbesondere homöopathische Mittel mit den Ausgangssubstanzen Arsen, Quecksilber oder Tollkirsche.
Das Wirken von Potenzen in der Homöopathie
Nach dem Begründer Samuel Hahnemann verändert die „rohe Substanz“ durch Verschüttelung und Verreibung ihre Eigenschaften und entwickelt so ihre bis dahin verborgenen dynamischen Kräfte, die das Lebensprinzip des Körpers beeinflussen.
Je stärker ein Arzneimittel in der Homöopathie verdünnt ist, als desto wirkungsvoller wird es eingestuft.
Da bei höheren Potenzierungen ab C12 kein Ausgangsstoff im homöopathischen Mittel mehr nachweisbar ist, wird diesem eine immaterielle Kraft zugeschrieben, die durch die vorausgegangene Verschüttelung und Verreibung frei geworden ist.
Bei der Verdünnung der Urtinktur kommen arzneilich neutrale Stoffe wie Alkohol, destilliertes Wasser, Glycerin oder Milchzucker zum Einsatz.
Stufen der Potenzierung in der Homöopathie
Die Verdünnungsschritte der Urtinktur erfolgen stufenweise. Dabei sind hierzulande homöopathische Potenzen der D-Reihe und C-Reihe am gebräuchlichsten.
Beispielsweise entspricht die C-Potenz einer 100-fachen stufenweisen Verdünnung. Das bedeutet, dass in der Potenz C1 auf einen Tropfen Urtinktur 100 Teile Alkohol oder Milchzucker kommen, die zehnmal verrieben oder verschüttelt werden.
Zur Herstellung der Potenz C2 benötigt man dementsprechend 1 Tropfen C1, der mit 100 Teilen verdünnt wird und ebenfalls zehnmal zur Verschüttelung oder Verreibung kommt.
Skala D-Potenzen | Skala C-Potenzen | Verdünnung | Potenz |
---|---|---|---|
1:1 | Urtinktur unverdünnt | ||
D1 | – | 1:10 | Niedrigpotenz |
D2 | C1 | 1:100 | Niedrigpotenz |
D4 | C2 | 1:10.000 | Niedrigpotenz |
D6 | C3 | 1:1.000.000 | Niedrigpotenz |
D8 | C4 | 1:100.000.000 | Mittlere Potenz |
D24 | C12 | 1:1024 | Mittlere Potenz |
D60 | C30 | 1:1060 | Hochpotenz |
D1000 | C500 | 1:101.000 | Hochpotenz |
– | C1000 | 1:102.000 | Hochpotenz |
Anwendung von Potenzen
Bei der Selbstbehandlung kommen häufig Niedrigpotenzen zur Anwendung. Insbesondere Niedrigpotenzen bis D23 und C11 können bei verschiedenen körperlichen Beschwerden von Laien angewendet werden.
Homöopathische Arzneimittel mit giftigen Ausgangssubstanzen werden allerdings auch in niedrigen Potenzen nicht für die Selbstbehandlung empfohlen.
Mittlere Potenzen
Mittlere homöopathische Potenzen reichen von D10 bis D30 und werden auch zur Behandlung von seelischen Beschwerden eingesetzt.
Zur Selbstbehandlung sind nach Angabe des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte bei Erwachsenen höchstens noch die Potenzen D24 oder C12 angeraten.
Empfohlen wird aber nur eine Einmalgabe von 1 Tablette oder 5 Tropfen oder 5 Globuli. Höhere Potenzen sollten in der Selbstbehandlung nicht eingenommen werden.
Hochpotenzen
Ab Potenz D30 oder C30 handelt es sich um Hochpotenzen. Eine Anwendung in der Selbstbehandlung wird nicht empfohlen. Die individuelle Dosierung erfolgt durch einen homöopathischen Arzt oder Heilpraktiker.
Q-Potenzen
Bei höheren Q-Potenzen verreibt man Globuli mit dem Wirkstoff im Mörser und verdünnt sie im Anschluss weiter. Zur Herstellung von Q-Potenzen benötigt man 1 Gran auf 100 Gran Milchzucker. Die Menge wird eine Stunde lang im Mörser zerrieben. Man entnimmt davon drei mal 1 Gran und verreibt es mit 100 Gran Milchzucker, um schließlich das Verhältnis 1:50.000 zu erhalten.
Text: Katja Schulte Redaktion
Datum: 03/2018 | aktualisiert 08.12.2022
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Quellen und weiterführende Information:
Geissler J., Quak Th. Leitfaden Homöopathie. Verlag Elsevier, Urban & Fischer. 2005
Samuel Hahnemann. Organon der Heilkunst. 6. Auflage. 1842
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