Wechseljahrsbeschwerden entstehen oft durch hormonelles Ungleichgewicht
Mehr als zwei Drittel aller Frauen leiden unter Wechseljahrsbeschwerden. Den weiblichen Zyklus bestimmen verschiedene Steroidhormone. Diese Hormone beeinflussen ganz besonders auch die Wechseljahrsbeschwerden vieler Frauen. Verantwortlich für Wechseljahrsbeschwerden ist eine Verschiebung des natürlichen Gleichgewichts zwischen den Folikelhormonen Östrogen (Oestradiol) und Gestagen (Progesteron). Sobald die Balance zwischen beiden nicht mehr gegeben ist, kann es zu verschiedenen physischen und psychischen Reaktionen kommen.
Wie entsteht ein hormonelles Ungleichgewicht?
Oestradiol wird in den fruchtbaren Lebensjahren von wachsenden Eizellen (Folikeln) in den Eierstöcken produziert, die nach dem Eisprung zum Gelbkörper werden. Gelbkörper sind für die Ausschüttung von Progesteron verantwortlich. Allerdings entsteht ohne Eisprung kein progesteronproduzierender Gelbkörper, der das dominante Hormon Oestradiol ausbalancieren kann. Auf diesem Wege entsteht ein hormoneller Überschuss von Östrogen und ein Mangel von Gestagen, der das hormonelle Ungleichgewicht verursacht und zur Quelle für verschiedene Wechseljahrsbeschwerden werden kann.
Aufgaben von Progesteron
- Auflockerung der Gebärmutterschleimhaut
- Vorbereitung auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle
- Harntreibende Wirkung
- Schutz vor Knötchenbildung im Brustgewebe
- Schutz vor Gebärmutterkrebs und Brustkrebs
- Förderung des Knochenaufbaus
- Normalisierung des Blutzuckerspiegels
- Blutgerinnung
- Unterstützt die Fettverwertung
- Antidepressive Wirkung
Aufgaben von Oestradiol
- Regt Wachstum der Gebärmutterschleimhaut an
- Beeinflusst Entwicklung des Brustdrüsengewebes
- Produziert vaginalen Schleim
- Beeinflusst weibliches Lustempfinden
Das Ungleichgewicht begünstigt gynäkologische Erkrankungen wie PMS
Wechseljahrsbeschwerden entstehen häufig bei Östrogendominanz. Wenn Eisprünge irgendwann nur noch unregelmäßig auftreten, können längere Phasen der Östrogendominanz entstehen, denn die Eierstöcke produzieren nach wie vor noch Oestradiol, während aber die Progesteronproduktion schon ausbleibt.
So sinkt der biologische Progesteronspiegel im Verlauf der Wechseljahre ab, bis die Produktion nach der Menopause ganz eingestellt wird. Durchschnittlich kommen Frauen mit 42 Jahren in die Wechseljahre. Bis diese dann vollständig vorüber sind, kann allerdings bei manchen Frauen ein Zeitraum von bis zu 15 Jahren vergehen. Die letzte Regelblutung tritt im Durchschnitt mit 52 Jahren auf. Das hormonelle Ungleichgewicht, das entsteht, kann in der Folge durch einen Überschuss an Östrogenen gynäkologische Erkrankungen wie etwa Zysten im Brustgewebe, prämenstruelles Syndrom (PMS) oder Myome im Gebärmutterbereich verursachen.
Mehr als ein Drittel der Frauen leiden unter PMS
Neben körperlichen Beeinträchtigungen, kann PMS auch die seelische Befindlichkeit nachteilig verändern. Etwa 150 Symptome insgesamt ordnet man dem Prämenstruellen Syndrom zu, wobei ungefähr 60 % der betroffenen Frauen sowohl körperliche als auch seelische Beschwerden spüren. Wertet man verschiedene Studien aus, sind im Mittel etwa 30 % bis 40 % der Frauen in den Wechseljahren generell von Beschwerden betroffen, die mit dem PMS in Verbindung gebracht werden. Die Beschwerden treten nach dem Eisprung auf. Nach wie vor ist die Ursache aber noch nicht bekannt.
Häufige Symptome von PMS
- Schmerzempfindliche Brüste (Mastodynie)
- Kalte Hände und Füße
- Depressionen
- Angst und innere Unruhe
- Haarausfall
- Kopfschmerzen
- Migräne
- Müdigkeit
- Konzentrationsstörungen
- Verhaltensänderungen
- Reizbarkeit
- Schlaflosigkeit
- Weinerlichkeit
- Übersensibilität
- Wassereinlagerungen
- Frühes Einsetzen der Blutung
- Gewichtszunahme
- Unregelmäßige Blutungen
Pflanzliche Hormone im Essen sind wichtig
Auch die Ernährung beeinflusst den Hormonhaushalt und die Wechseljahrsbeschwerden. Der Hormonspiegel lässt sich auch durch pflanzliche Lebensmittel beeinflussen. Viel mehr Lebensmittel, als oft angenommen, enthalten pflanzliche Hormone. Je nach Pflanze überwiegt der Anteil von Gestagen oder Östrogen, denn in vielen befinden sich Anteile beider Hormone. Verschiedene Produkte aus der Gruppe Obst, Gemüse, Salat und Kräuter enthalten die beiden Steroidhormone in nennenswerten Mengen.
Wechseljahrsbeschwerden – Selbsttherapie mit natürlichen Mitteln
Verschiedene Lebensmittel und natürliche Heilmittel können den weiblichen Hormonhaushalt günstig beeinflussen und ein Gleichgewicht fördern.
Phytotherapie mit Isoflavonen aus Soja
Gegen Wechseljahrsbeschwerden hat sich etwa die Verwendung von isoflavonhatigen Nahrungsergänzungsmitteln und Lebensmitteln bewährt. Isoflavone gelten als Alternative zur Hormonersatztherapie bei Frauen. Die östrogenähnlich wirkenden Pflanzensubstanzen sind auch in vielen pflanzlichen Lebensmitteln aus Soja in hohen Anteilen enthalten.
Phytopharmaka mit Mönchspfeffer gegen PMS
Zu den natürlichen Mitteln, die Ärzte und Apotheker auch häufig beim Prämenstruellen Syndrom (PMS) empfehlen, zählen Präparate mit den Früchten des Mönchspfeffers (Agnus castus). Die hormonell wirkenden kleinen braunen Früchte, die auch als Keuschlamm bezeichnet werden, sind wissenschaftlich gut erforscht. Eingesetzt wird Mönchspfeffer oft in Tablettenform bei Zyklusstörungen, Brustschmerzen (Mastodynie) und PMS. Allerdings tritt die Wirkung nicht unbedingt sofort ein.
Öle mit essenziellen Fettsäuren
Auch essentielle Fettsäuren sowie ihre Stoffwechselprodukte die Prostaglandine können positiven Einfluss auf die Beschwerden bei PMS nehmen. Experten gehen davon aus, dass ein Mangel an essentiellen Fettsäuren die Hormonaktivität beeinflusst und somit die Beschwerden auslöst. Diese essentiellen Fettsäuren sollen grundsätzlich einen Baustein in der normalen täglichen Ernährung bilden. Besonders hohe Anteile dieser Entzündungshemmer, die auch unter dem Namen Omega-3-Fettsäuren geläufig sind, finden sich ganz natürlich in Leinöl und Fettfischen wie Makrele und Lachs. Auch Kapseln mit Nachtkerzenöl oder Borretschöl werden bei PMS eingesetzt.
Speziell bei Spannungsgefühl in den Brüsten kann auch das Einreiben der Brüste mit reinem Nachtkerzenöl hilfreich sein. Nachteilig ist dabei, das Öle in der Regel unschöne Flecken auf der Wäsche hinterlassen können.
Traubensilberkerze gegen Schmerzen und psychische Beschwerden
Gegen Kopf-und Regelschmerzen sind regelmäßig Extrakte aus der Traubensilberkerze (Cimifuga racemosa) im Einsatz. Speziell aber auch bei psychischen Symptomen wie Reizbarkeit und Niedergeschlagenheit verwendet man Präparate mit Traubensilberkerze. Die Traubensilberkerze ist auch Bestandteil in Arzneimitteln der Traditionellen chinesischen Medizin (TCM).
Vitamin B6 gegen Beschwerden in den Wechseljahren
Hilfreich kann gegen Wechseljahrsbeschwerden zudem eine Unterstützung durch Vitamin B6 (Pyridoxin) sein. Zwar bleibt das Vitamin in der Behandlung von PMS umstritten, aber man geht davon aus, dass sowohl Stress wie auch hohe Östrogenspiegel den Vitamin B6-Speicher leeren und damit den Stoffwechselprozess stören und die unerwünschten Symptome von PMS begünstigen.
Traditionelle Heilkräuter helfen bei Beschwerden in den Wechseljahren
Schafgarbe, Frauenmantel und auch Heublume sind als traditionelle Heilpflanzen lange schon gegen Wechseljahrbeschwerden im Einsatz. Kräutertees und Bäder mit Heilpflanzenölen haben entkrampfende Wirkung.
Selbsttherapie mit Hormonyoga
Auch Hormonyoga kommt gegen Wechseljahrsbeschwerden zur Anwendung. Eine spezielle Art von Yoga ist das Hormonyoga, das die Brasilianerin Dinah Rodrigues im Jahr 1992 entwickelt hat. Die Philosophin und Psychologin konnte mit Studien belegen, dass regelmäßige Übungen dieser Yogarichtung den Hormonspiegel um bis zu 200 % anheben konnten. Mit Hormonyoga kann man Wechseljahrsbeschwerden nicht nur entgegenwirken, sondern ihnen auch vorbeugen.
Was ist Hormonyoga?
Hormonyoga kombiniert gleichzeitig Elemente aus dem Hatha Yoga und dem Kundalini Yoga mit tibetischen Energieübungen.
Wie funktioniert Hormonyoga?
Die Übungsreihe der hormonellen Yogatherapie besteht aus einzelnen, speziell ausgewählten Übungen, die direkt auf weibliche Drüsen und Organe wirken, die mit der Hormonproduktion in Zusammenhang stehen und Hormone erzeugen. Dazu zählen etwa Eierstöcke und Schilddrüsen. Atemübungen und Energielenkungen zu den Hormondrüsen verstärken dabei die Wirkung. Außerdem sind Entspannungsübungen integriert, um Stress vorzubeugen, denn Stress wirkt negativ auf die Produktion von weiblichen Hormonen. Gleichzeitig wirkt sich Hormonyoga durch die gesteigerte Hormonproduktion positiv auf den Stoffwechsel aus und kann das Risiko für Osteoporose oder Herz-Kreislauferkrankungen senken.
Gegenanzeigen
Frauen, die unter hormonell bedingten Krankheiten leiden, sollten Hormonyoga nur in Absprache mit dem Arzt ausüben. Einige Erkrankungen können nämlich durch die Anhebung des Östrogenspiegels negativ beeinflusst werden. Nicht praktiziert werden darf hormonelles Yoga etwa bei Brustkrebs, schwerer Endometriose oder bei anderen Formen von hormonell bedingtem Krebs. Während der Menstruation sollte man pausieren oder die Übungen nur sanft ausführen.
Weitere Einsatzgebiete von Hormonyoga
Hormonyoga hilft nicht nur gegen Wechseljahrsbeschwerden, es soll außerdem die Fruchtbarkeit positiv beeinflussen, wenn es um den Kinderwunsch geht. Daneben kommt das hormonfördernde Yoga auch erfolgreich gegen Menstruationsbeschwerden zum Einsatz.
Einfluss der Ernährung und Umwelt auf Hormonspiegel
Auch hormonell belastete Lebensmittel und Stoffe können den Stoffwechsel beeinträchtigen. Neben dem Verzehr von hormonell belastetem Fleisch und östrogenhaltigem Trinkwasser kann der Körper außerdem durch sogenannte Xenoöstrogene wie sie in einigen Farben, Klebstoffen und Kunststoffprodukten vorkommen, belastet werden. Diese synthetischen Substanzen verhalten sich im Körper wie Östrogene und können neben dem fehlenden Eisprung auch dazu führen, dass ein Überschuss an Östrogenen herrscht.
Synthetische Hormone gegen Wechseljahrsbeschwerden
Synthetisch hergestellte Gestagene weisen dagegen keine identische Struktur mit natürlichen Gestagenen auf. Synthetische Gestagene kommen beispielsweise bei der Pille zur Verhütung oder in Hormonpräparaten gegen Wechseljahrsbeschwerden zum Einsatz. Künstliche Gestagene verursachen nicht selten u.a. Nebenwirkungen wie Migräne, Schlaflosigkeit, Wassereinlagerungen und Depressionen.
Östrogen und Gestagen sind natürlich in Lebensmitteln enthalten
Auch einige Pflanzen unseres täglichen Bedarfs enthalten verschiedene Mengen an natürlichen Hormonen. Ob der erhöhte Verzehr hormonhaltiger Lebensmittel ein bestehendes Hormondefizit ausgleichen kann oder ob eine Hormontherapie angezeigt ist, sollte jeweils mit dem Arzt oder Heilpraktiker erörtert werden. Welche Lebensmittel diese Hormone enthalten zeigt die Tabelle – Östrogen und Gestagen in pflanzlichen Lebensmitteln
Weitere Berichte zum Thema Hormone auf Infothek-Gesundheit:
Speichelhormonspeicheltest. Anwendung und Kosten
Umwelthormone beeinflussen Testosteronspiegel
Hormonmangel. Funktion und Wirkung von Hormonen auf das Altern
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 03/2016 | zuletzt aktualisiert14.01.2023
Bildquelle: ©Jan Vašek@pixabay.com (CCO Creative Commons Lizenz)
Quellen und weiterführende Informationen:
- EFSA. Isoflavone in Nahrungsergänzungsmitteln für Frauen nach der Menopause. Kein Hinweis auf schädliche Wirkung. 2015
- Lee, John R. Natürliches Progesteron. Ein bemerkenswertes Hormon. AKSE Verlag. München 1997
- Pharmazeutische Zeitung. Prämenstruelles Syndrom und Wechseljahre
- Rushton, Anna, Shirley Bond. Natürliches Progesteron. Der alternative Weg bei PMS und Hormonproblemen. Goldmann Verlag. München 2000
- BfR Bund Isolierte Isoflavone sind nicht ohne Risiko (pdf)
- Bührer-Lucke, Gisa. Wechseljahre Positiv und entspannt in eine neue Lebensphase. Verlag Humboldt. 2008
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen
Suche