Hormone dienen als Botenstoffe. Das Hormonsystem (endokrines System) und das autonome Nervensystem koordinieren im menschlichen Körper lebenswichtige Vorgänge und sichern eine reibungslose Funktion. Das Hormonsystem muss große Aufgaben bewältigen, denn mehr als 200 unterschiedliche Zelltypen und Billionen einzelner Körperzellen müssen im Körper die notwendigen Nerven, Organe und Blutgefäße sowie Bindegewebe, Haut, Haare, Muskeln und Knochen bilden, versorgen und schützen.
Um deren ständig wechselnden Bedarf zu organisieren, nutzt das System viele Hormone als Botenstoffe. Auf diesem Weg kann das Hormonsystem über chemische Substanzen die Befehle und Anweisungen weiterleiten, die vom Nervensystem als elektrische Signale zuvor an die Zellen übermittelt wurden.
Das Hormonsystem besteht aus verschiedenen Bereichen
Der Aufbau und die Funktionen sind komplex. Das Hormonsystem wird vom Gehirn kontrolliert und besteht aus verschiedenen Bereichen. Dazu zählen neben der Zirbeldrüse (Epiphyse) auch die Hirnanhangdrüse (Hypophyse), die Schilddrüse (Thyroidea), die Nebenschilddrüsen (Parathyreoideae) und die Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Weitere bedeutende Bereiche sind die Nebennieren (Glandulae suprarenales), die weiblichen Eierstöcke (Ovaria) sowie die männlichen Hoden (Testes).
Im Hormonsystem werden insbesondere folgende Körperfunktionen geregelt:
- Atmung
- Kreislauf
- Stoffwechsel
- Körpertemperatur
- Wachstum
- Fortpflanzung
- Geschlechtliche Entwicklung
- Verhalten
- Mineralstoffhaushalt
- Ernährung
- Wasserhaushalt
- Psychische Verfassung
- Altern
Die Bildung der Hormone
Gemeinsam ist allen Hormonen, dass sie entweder in spezialisierten Zellen im Nervensystem oder im Hormonsystem gebildet werden. Vom Produktionsort aus gelangen sie in die Blutbahn oder in die Umgebung. An ihrem Zielort angekommen, beginnen sie zu wirken.
Schon geringste Hormonmengen sind sehr wirkungsvoll. Hormone lösen biochemische Vorgänge in Zellen aus und können dabei hemmend oder fördernd wirken.
Endokrine und exokrine Hormondrüsen
Die vom Gehirn gesteuerten Aktivitäten in den verschiedenen Hormondrüsen nehmen gegenseitigen Einfluss. Unterschieden wird zwischen den endokrinen Hormondrüsen, aus denen die produzierten Hormone direkt in das Blut abgegeben werden und den exokrinen Hormondrüsen, die die Hormone über einen speziellen Gang ausführen. Exokrine Drüsen des Hormonsystems sind etwa die Tränendrüsen und die Speicheldrüsen.
Hormone steuern im Hormonsystem unterschiedliche Zielorte an
Die Freisetzung und die Zielorte der Hormone sind nicht einheitlich. Die Freisetzung ist abhängig vom jeweiligen Hormon. Während etwa die Freisetzung der Schilddrüsenhormone in der Regel gleichmäßig erfolgt, um einen möglichst gleichmäßigen Hormonspiegel aufrecht zu erhalten, werden andere Hormone wie Adrenalin, Noradrenalin, Adiuretin oder Aldosteron nur in bestimmten Stoffwechselsituationen oder bei bestimmten Reizen freigesetzt.
Eine weitere Gruppe von Hormonen bilden die Glukokortikoide und die Sexualhormone, die jeweils in bestimmten Zeitabständen freigesetzt werden. Diese Gruppe von Hormonen beeinflusst Transportvorgänge an den Zellmembranen und steuert den Stoffwechsel durch Aktivierung der Enzymsysteme in den Zellen.
Um einer übermäßigen Anhäufung der Substanzen im Körper entgegen zu wirken, kommt es zur Inaktivierung der Hormone am Zielort oder in der Leber. Daneben kommt es aber auch zur Freisetzung von entgegengesetzt wirkenden Hormonen.
Zielort der Hormone sind entsprechende Organe, Körpergewebe oder Zellen. Nicht alle Hormone gelangen über den Brutkreislauf ohne Unterstützung zu ihrem jeweiligen Zielort, einige müssen dazu an Trägerstoffe gebunden werden. Manche haben ihren Zielort direkt in der Zelle, in der sie produziert wurden oder auch in angrenzenden Zellen oder entfernteren Zellen.
Hormon-Rezeptor-Komplexe im Hormonsystem
Die Wirkweise hängt vom Hormon und seinem Rezeptor ab. Hormone koppeln nach dem Erreichen ihrer Zielzellen an entsprechende Rezeptoren an. Die Rezeptoren können in der Zellmembran, in der Zellflüssigkeit oder auch im Zellkern platziert sein. Hormon-Rezeptor-Komplexe, die innerhalb der Zellen liegen, wirken meist immer direkt, während Hormon-Rezeptor-Komplexe, die in der Zellmembran liegen, fast immer einen Boten benötigen, der innerhalb der Zelle angesiedelt ist.
Hormonklassen im Hormonsystem
Im Hormonsystem lassen sich insbesondere drei Hormonklassen aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung unterscheiden.
Eine Hormonklasse bilden die Proteine und Glykoproteine, zu denen auch Insulin zählt. Die zweite Hormonklasse besteht aus Aminen und den Abkömmlingen von Aminosäuren. Zu diesen zählen etwa die Schilddrüsenhormone und Adrenalin. Die dritte Klasse setzt sich aus den Steroidhormonen zusammen, zu denen neben den Geschlechtshormonen etwa auch das Hormon Kortison gerechnet wird, das in der Nebennierenrinde produziert wird.
Äußere Einflüsse auf das Hormonsystem
Auch Umwelthormone können den Körper beeinflussen. Viele Stoffe aus der Umwelt, die auf verschiedenen Wegen fast regelmäßig in den Körper gelangen, können ungünstig auf das Hormonsystem einwirken und auch unerwünschte körperlichen Auswirkungen haben. Beispielsweise können spezielle Umwelthormone negativ auf den Testosteronspiegel wirken.
Zu den Hormonen aus der Umwelt, die sich in vielen Alltagsprodukten finden, nehmen wir auch verschiedene hormonähnlich wirkende Substanzen über pflanzliche Lebensmittel auf, die Bestandteil der normalen Ernährung sind.
Zu den hormonell wirkenden Schadstoffen zählen Chemikalien wie etwa Bisphenol A, das in Innenbeschichtungen von Dosen steckt oder konservierende Parabene in Körperpflegeprodukten. Auch Weichmacher, die unter anderem in den meisten Plastikverpackungen und vielen anderen haushaltsnahen Gegenständen zu finden sind, zählen zu den hormonell wirkenden Schadstoffen.
Weitere Informationen zum Thema Hormone und Hormonsystem in unseren Berichten:
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 07/2019 | aktualisiert 21.04.2022
Bildquelle: © Bild von Lakshmiraman Oza auf Pixabay.com
Quellen:
Prof.Dr. H.J. von Brandis, Univ.-Prof. Dr. W. Schöneberger. Anatomie und Physiologie. Verlag Gustav Fischer. Stuttgart, Jena, New York. 1995
P. Reuter. Springer Lexikon Medizin. Verlag Springer. Berlin, Heidelberg, New York. 2004
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