Der Ingwer (Zingiber officinale) ist eine schilfähnliche hohe Staude mit orangefarbenen bis lila Blüten, die auch Imber oder Immerwurzel genannt wird. Genutzt wird hauptsächlich ihr Wurzelstock, die sogenannte Ingwerwurzel (Zingberis rhizoma). Eine besondere Rolle spielen die medizinisch wirksamen Inhaltsstoffe von Ingwer in der traditionellen indischen und chinesischen Medizin. Auch in der westlichen Medizin kommt er wegen seiner Wirkung bei verschiedenen Indikationen als Arzneidroge zur Anwendung.

Wegen der charakteristischen Würzkraft und Schärfe ist die Ingwerwurzel außerdem in vielen Küchen beliebt und findet sich auch in einer Reihe von Curry-Gewürzmischungen. Verwendet wird die hellbraune knorrige Wurzel geschält (weißer Ingwer) oder ungeschält (schwarzer Ingwer). Gemahlener Ingwer dient aber nicht nur zum Würzen von Süßspeisen und Gebäck, auch Fleischgerichten, Fisch, Geflügel und Suppen verleiht der Ingwer eine charakteristische Würze. Nahezu weltweit bekannt und beliebt sind außerdem Ingwerprodukte wie das Ingwerbier (Ginger-Ale).

Ursprünglich stammt die etwa zwei bis drei Meter hohe Pflanze aus Südostasien, heute wird sie in den meisten tropischen Gebieten sowie in der USA, Karibik und China angebaut.

Inhaltsstoffe

Charakteristisch für den Ingwer ist sein fruchtig-scharfer Geschmack und der hat es in sich. Neben verschiedenen Vitaminen und Mineralstoffen sind es die zahlreichen ätherische Öle und Scharfstoffe wie Gingerol, Zingeron und Shogaol, die den Ingwer medizinisch wirksam machen.

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Unter den mehr als 150 Bestandteilen im ätherischen Öl zeigen insbesondere Zingiberen, Sesquiphellandren, β-Bisobolen und ar-Curcumen Wirksamkeit.

Wirksame Nebenbestandteile bilden zahlreiche Monoterpene, darunter Camphen, Cineol, Myrcen, Limonen, Phellandren, Pinen, Citral und Terpineol.

Außerdem wird im Ingwer Hexahydrocurcumin sowie eine hohe Konzentration an Salicylsäure (4,5 Milligramm pro 100 Gramm) nachgewiesen.

Wieviel Kalorien besitzt der Ingwer?

Mit 61 Kilokalorien pro 100 Gramm (256 Kilojoule) liefert der kalorienarme aber nährstoffreiche Ingwer ähnlich viel Energie wie die Petersilienwurzel oder der Meerrettich. Kohlenhydrate sind hauptsächlich in Form von Stärke enthalten und in geringerer Menge als Fruktose, Glukose und Sucrose. In Spuren kommt auch Melitose vor. Als Energielieferanten dienen 2,5 Gramm Eiweiß und 0,8 Gramm Fett pro 100 Gramm.

Welche Vitamine enthält der Ingwer?

Im Ingwer finden sich neben geringfügigen Mengen an Vitamin A (1 Mikrogramm/100 Gramm) auch verschiedene B-Vitamine. Insbesondere Vitamin B1 mit 0,02 Milligramm pro 100 Gramm, Vitamin B2 mit 0,04 Milligramm pro 100 Gramm und Niacin mit 0,7 Milligramm pro 100 Gramm.

Während mit 0,16 Milligramm pro 100 Gramm vergleichsweise viel Vitamin B6 enthalten ist, beträgt der Vitamin-C-Gehalt im Ingwer nur etwa 5 Milligramm pro 100 Gramm, wobei er gleichauf mit der Aubergine liegt. Ein Eisbergsalat enthält dagegen 15 Milligramm pro 100 Gramm, beim Brokkoli sind es sogar 115 Milligramm an Vitamin C.

Welche Mineralstoffe sind im Ingwer?

Bei den Mineralstoffgehalten hat der Ingwer im Vergleich mit vielen anderen pflanzlichen Lebensmitteln oft die Nase vorn. Mit 910 Milligramm pro 100 Gramm zählt die Ingwerwurzel etwa zu besten Kaliumlieferanten. Auch der Kalziumgehalt ist mit 97 Milligramm pro 100 Gramm beträchtlich. Beachtenswert ist auch die mit 17 Milligramm pro 100 Gramm außerordentlich hohe Konzentration an Eisen und an Magnesium, das auf einen Wert von 130 Milligramm pro 100 Gramm kommt.

Ebenso beim Phosphor erreicht die Ingwerwurzel mit einem Gehalt von 140 Milligramm pro 100 Gramm vordere Plätze.

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Proteine und Aminosäuren: Aufbau, Funktionen und Lebensmittel

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Beim Natrium weist die Ingwerwurzel mit 34 Milligramm pro 100 Gramm zwar eine höhere Konzentration auf, als beispielweise die Frühlingszwiebel mit 27 Milligramm, zählt aber lange nicht zu den höchsten.

Welche Aminosäuren enthält der Ingwer?

Der Ingwer enthält eine Vielzahl von Aminosäuren, die die kleinsten Bausteine der Proteine bilden. Darunter finden sich insbesondere Threonin, Serin, Alanin, Glutamin und Aspargin, aber auch Arginin und Cystein. Weiter sind die Aminosäuren Histidin, Leucin, Valin, Lysin und Prolin enthalten.

Wirkung von Ingwer

Ingwer wirkt beim Menschen gegen Übelkeit und Brechreiz. Das Kauen der Wurzel erweitert die äußeren Blutgefäße. Der Ingwer erhöht außerdem die Muskelspannung und regt die Darmperistaltik an.

In einigen Studien verhinderte und verlangsamte die Wurzel bei Diabetikern die Entwicklung von grauem Star, in anderen senkte sie dagegen den Blutzucker.

Bei Tierversuchen hemmte Ingwer die motorische Spontanaktivität, während er in Laborversuchen die Kontraktionskraft des Herzens steigern konnte und sich außerdem wirkungsvoll gegen Viren zeigte.

Wirkungen der Scharfstoffe

Es sind zum großen Teil die Scharfstoffe, durch die der Ingwer seine unterschiedlichen Wirkungen entfaltet. Seine Scharfstoffe fördern nicht nur die Bildung von Speichel und Magensaft, sondern wirken auch schmerzstillend und fiebersenkend. Weitere positive Eigenschaften üben die Scharfstoffe im Ingwer auf das menschliche Immunsystem aus, wo sie entzündungshemmend wirken und auf die Leber, bei der sie die Entgiftung fördern.

Die Forschung um Ingwer ist in der westlichen Schulmedizin zwar noch jung, wie der Leiter des Uni-Zentrums Naturheilkunde, Dr. Roman Huber vom Universitätsklinikum Freiburg erklärt, doch die bisher veröffentlichten Studienergebnisse geben den Forschern Anlass, verschiedene weitere mögliche Wirkungen zu vermuten.

Beispielweise ergaben Studien mit Ingwer Erfolge bei verschiedenen Formen von Übelkeit, wie sie etwa in Form von Schwangerschaftserbrechen und als Nebenwirkung der Chemotherapie zu beobachten sind.

In weiteren Studien mit Scharfstoff-Extrakten aus der Ingwerwurzel zeigte sich bei Typ-2-Diabetes, dass die Extrakte die Aufnahme von Glucose in die Muskelzellen unterstützen – auch ohne, dass Insulin verbreicht wurde. Bei Diabetes-Typ-2 ist die Aufnahme wegen der gestörten Insulin-Signalübertragung vermindert.

In anderen Studien zeigte sich, dass standardisierte Ingwerpräparate nicht nur Muskelschmerzen, sondern auch Periodenschmerzen und Schmerzen bei Arthrose verringern konnten.

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Traditionelle Chinesische Medizin (TCM): Verfahren und Einsatzbereiche

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Anwendung in der fernöstlichen Medizin

In den fernöstlichen Heilmethoden Ayurveda und der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) gilt der Ingwer als wärmend, stärkend und schleimlösend. In der chinesischen Medizin wird nicht nur die Wurzel, sondern auch der Stengel und die Blätter der Ingwerstaude genutzt.

Während das Ingwerblatt zur Verdauungsförderung verwendet wird, kommt der Stengel als Wurmmittel und gegen Durchfall zum Einsatz. Bei Trübung der Hornhaut findet die Wurzelhaut Anwendung.

Die Ingwerwurzel kommt dagegen bei Beschwerden im Magen- Darmtrakt, darunter Durchfall, Cholera, Blähungen und Magenbeschwerden sowie Menstruationsbeschwerden zur Anwendung. Weitere Anwendungsbereiche bilden neben Wassersucht, Haarausfall und Blutungen aber auch Atmungsstörungen und Erkältungskrankheiten. Außerdem kommt die Ingwerwurzel bei Erkrankungen des Bewegungsapparats wie Rheuma und Gelenkentzündungen zu Einsatz. Zu den weiteren therapeutischen Einsatzgebieten zählen Schlangenbisse und Zahnschmerzen. Sogar bei Krebs wird die Wurzel in der TCM therapeutisch angewendet.

Zur Anregung der Speicheltätigkeit wird die Wurzel gekaut, durch Inhalation reinigt sie die Atemwege. Bei äußerlicher Anwendung zeigt sie eine hautrötende Eigenschaft.

In der Landwirtschaft wird Ingwer gegen Kartoffelkäfer eingesetzt.

Anwendung in der westlichen Heilbehandlung

In der westlichen Naturheilkunde dient die Ingwerwurzel als probates Mittel gegen Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden und Übelkeit und wird auch vorbeugend gegen die Reisekrankheit eingesetzt.

Indem der Ingwer die Sekretion von Speichel, Magenschleim und Magensäure verstärkt, wirkt er verdauungsfördernd. Aber auch bei Blähungen und zur Kreislaufanregung lässt sich die scharfe Wurzel einsetzen.

Einem Bericht der Pharmazeutischen Zeitung zufolge, könnte die europäische Arzneimittelbehörde zukünftig die Anwendungsbereiche für Ingwer erweitern. Hinzu kommen könnten dann Anwendungsbereiche wie postoperative Übelkeit und Erbrechen (PONV), Chemotherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen (CINV) sowie Schwangerschaftserbrechen.

Therapeutische Dosierungen

In der Phytotherapie kommt der Ingwer in Form der zerkleinerten Droge oder als Tinktur zum Einsatz. Beim Ingwerteeaufguss wird 1 Teelöffel Arzneidroge mit einer Tasse heißem Wasser vor den Mahlzeiten getrunken. Alternativ werden 20 Tropfen Ingwer-Tinktur mit Wasser im Verhältnis von 1:5. verabreicht.

Bei Reisekrankheit kauen Betroffene 1 Gramm Arzneidroge, die Tagesdosis beträgt 2 bis 4 Gramm pro Tag.

In der Volksheilkunde wird gegen allerlei Beschwerden traditionell das sogenannte Ingwerwasser eingesetzt. Ingwerwasser lässt sich leicht herstellen. Dazu wird die frische Ingwerwurzel in Scheiben geschnitten, 10 Minuten in Wasser aufgekocht und das Ingwerwasser anschließend heiß getrunken. Manche schälen sie vor dem Kochen und süßen das fruchtig-scharfe Getränk mit etwas Honig. Einige geben außerdem einige Spritzer Zitrone hinzu. Besonders im Winter ist bei Vielen das wärmende und schweißtreibende Ingwerwasser angesagt.

Nebenwirkungen von Ingwer

Ingwer kann verschiedene Nebenwirkungen auslösen, besonders dann, wenn er in zu hoher Menge verzehrt wird oder eine Empfindlichkeit gegen die Schärfe besteht.

Am häufigsten treten unerwünschte Wirkungen im Magen- Darmbereich auf, die meist vorübergehender Natur sind und von Medizinern nicht als schwerwiegend bewertet werden. Es treten vornehmlich Symptome wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen oder Völlegefühl auf. Auch bereits vorhandene Beschwerden können verstärkt werden.

Ingwer wirkt blutverdünnend, so dass Wechselwirkungen mit einigen Medikamenten entstehen können. Patienten, die Blutverdünner nehmen, sollten daher vor der Anwendung mit dem Arzt Rücksprache nehmen.

Die enthaltene Salicylsäure ist in der Lage, bei einigen Allergien das Krankheitsbild verstärken. Insbesondere bei solchen Allergien, die mit Hautveränderungen und Hautrötungen einhergehen.

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 12.02.2024
Bildquelle:

Titelbild: © Bild von gate 74 auf Pixabay
Beitragsbild: © Bild von Susanne Jutzeler auf Pixabay | © Bild von kian 2018 auf Pixabay

Quellen und weiterführende Informationen:

Prof. Dr. I Elmadfa, W. Aign, Prof. Dr. E. Muskat et al. Die große GU Nährwert Kalorien Tabelle. Verlag Gräfe und Unzer. 2. Auflage 2012

G. Schneider, K. Hiller. Arzneidrogen. 4 Auflage. Spektrum Akademischer Verlag. 1999

M. Schubert Zsilavecz. Neues zu Ginko, Psilcybin, Ingwer und Sägepalmenfrüchten. Pharmazeutische Zeitung 08.09.2021 (abgerufen zuletzt am 12.02.2024)

S.-D.Müller-Nothmann. Handbuch der Vitalstoffe. Verlag Pausmedien. 2007

Dr. Roman Huber. Wunderknolle Ingwer. Universitätsklinikum Freiburg (abgerufen am 12.02.2024)

I. Friedrich, B. Fischer. Lexikon Kräuter & Heilpflanzen. LPG Services S.A. Genf. 1998

R. Schneebeli-GrafNutz- und Heilpflanzen Chinas. Umschau Verlag. 1992

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

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