Aldi Süd hatte als erste Handelskette seinen Obst- und Gemüseproduzenten in Deutschland den Einsatz von insgesamt 8 Pflanzenschutzmitteln verboten und leistet damit einen Beitrag zum Naturschutz. Das Verbot für diese Pflanzenschutzmittel gilt seit dem 01. Januar 2016 und betrifft die Mittel, die nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace seit Jahren für das weltweite Massensterben von Bienen und anderen nützlichen Insekten verantwortlich gemacht werden. Die Discounterkette kommt mit diesem Verbot jetzt einer Forderung von Greenpeace nach.

Bereits 2013 forderte die Umweltschutzorganisation in der Reportage „Bye, bye Bienchen“ das Verbot von sieben der Pflanzenschutzmittel. Greenpeace wies in dem Bericht unter anderem darauf hin, dass etwa zwei Drittel unserer Nutzpflanzen künstlich bestäubt werden müssten, um keine mengenmäßigen Einbußen in der Produktion von Obst, Gemüse & Co. zu haben, wenn die natürlichen Bestäuber fehlen.

Welches sind die verbotenen Pflanzenschutzmittel?

Bei den Mitteln, die Aldi Süd für seine Produkte aus deutscher Produktion gestrichen hat, handelt es sich nach verschiedenen Quellen um folgende chemisch-synthetisch hergestellten Präparate, die nicht nur in Deutschland, sondern mitunter weltweit zur Behandlung von Saatgut eingesetzt werden:

Clothianidin

Clothianidin findet Einsatz bei Kohlrabi, Kräutern, Rosenkohl, Blumenkohl, Blattkohl, Paprika, Aubergine, Gurken, Zuccini. Bereits geringe Dosen sind für Bienen giftig und wirken beinahe tödlich. Das Mittel senkt die Sammelaktivität und erhöht die benötigte Zeit für die Sammelflüge.

Chlorpyrifos

Einsatz findet Chlorpyrifos bei Mais, Baumwolle, Mandeln, Obstbäumen. Das Mittel wird auch zur Bekämpfung von Flöhen, Ameisen, Termiten, Moskitos usw. verwendet. Chlorpyrifos zählt zu den Pestiziden, die weltweit am häufigsten eingesetzt werden und wirkt stark giftig auf Bienen. Bereits geringe Konzentrationen wirken sich negativ auf den Körper und die Bewegungsaktivität aus.

Cypermethrin

Cypermethrin kommt bei Porree, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse und als Biozid zum Einsatz. Der weltweit sehr häufig eingesetzte Stoff wirkt sich in geringen Konzentrationen, die über einen längeren Zeitraum aufgenommen werden, negativ auf die Gesundheit von Bienenvölkern und ihre Larven aus.

Deltamethrin

Einsatz findet Deltamethrin bei Aubergine, Blumenkohl, Buschbohne, Paprika, Gurken, Zucchini, Erbsen, Kopfkohl, Spinat, Salat, Tomaten, Obstbäumen. Das weltweit häufig eingesetzte Insektizid beeinträchtigt die Fruchtbarkeit, das Wachstum und die Entwicklung einzelner Honigbienen. Außerdem wirkt es negativ auf die Lernfähigkeit und reduziert die Anzahl der Sammelflüge.

Fipronil

Fipronil findet mit Ausnahmezulassung Verwendung auf Kartoffeläckern. Auch zur Bekämpfung von Flöhen, Termiten, Kakerlaken und als Lockmittel für Fruchtfliegen wird es genutzt. Bereits geringe Dosen des Pestizids Fipronil sind für Bienen giftig und wirken beinahe tödlich. Das Mittel beeinträchtigt das Gedächtnis und die Lernfähigkeit der Bienen am stärksten. Bewegungsfähigkeit und Geruchswahrnehmung werden beeinträchtigt und der Wasserverbrauch wird erhöht.

Imidacloprid

Imicloprid wird bei Äpfeln, Aprikosen, Pfirsichen, Hopfen und Salat eingesetzt. Bereits geringe Dosen sind für Bienen und Hummeln giftig und wirken beinahe tödlich. Das Mittel beeinträchtigt das Gedächtnis der Bienen und führt zu abnormem Verhalten und Störungen des Bewegungsablauf.

Sulfoxaflor

Seit September 2015 ist nach Angaben der New York Times das als Pestizid, Insektizid und Nervengift eingesetzte Mittel Sulfoxaflor in den USA verboten. Im August 2015 ließ die EU das Mittel für den Einsatz in der Landwirtschaft zu.

Thiamethoxam

Eingesetzt wird Thiamethoxam bei Mais, Reis, Kartoffeln, Sonnenblumen, Zuckerrüben, Blattgemüse, Fruchtgemüse, Baumwolle, Zitrusfrüchten, Tabak, Soja. Bereits geringe Dosen sind für Bienen giftig und wirken beinahe tödlich. Das Mittel beeinträchtigt das Gedächtnis der Bienen, sie finden ihren Bienenstock nicht wieder. Das Bienenvolk kann geschwächt werden und kollabieren. Bei afrikanisierten Honigbienen wird die Lebensdauer verkürzt.

Die Folgen von Bienensterben sind schwerwiegend

Eine Biene macht noch keinen Sommer…. Angesichts der ernsten Lage, in der sich die summenden Blütenbestäuber befinden sollen, könnte das volkstümliche Sprichwort zukünftig neue Bedeutung erlangen. Wie eine Studie des NABU Nordrhein-Westfalen ergab, wurde allein in NRW in den vergangenen 15 Jahren ein Rückgang der Fluginsekten um 80 % verzeichnet. Verdächtig erscheinen auch dem NABU in diesem Zusammenhang besonders die seit Mitte der 1990er Jahre eingesetzten Pestizide aus der Gruppe der Neonicotinoide, die nun bei Aldi Süd verboten wurden.

Die Nahrungskette gerät durch das Insektensterben in Gefahr

Das Insektensterben betrifft nach Angaben des NABU neben den Bienen auch Schmetterlinge, Schwebfliegen und die gesamte Insektenfauna. Nicht nur Blumen und Bäume geraten durch den Verlust in Gefahr, nicht mehr bestäubt zu werden, sondern auch Mauerseglern und Schwalben fehlt die Nahrungsgrundlage. Vor den weitreichenden Gefahren warnt gleichfalls der Landesvorsitzende des NABU Nordrhein-Westfalen Josef Tumbrinck. Auch der NABU fordert neben dem Ausbau der ökolologischen Landwirtschaft eine intensive Überprüfung der kritischen Insektizide und eine strengere Zulassungsbeschränkung, die nur Mittel zulässt, die das Ökosystem nicht schädigen.

Wege aus der Krise

Ökologische und biologische Anbaumethoden sind vorteilhaft. Nach den Erhebungen von Greenpeace erhalten alternative Anbaumethoden, die ohne den Einsatz chemischer Pestizide und Düngemittel auskommen, eine hohe Artenvielfalt und wirken sich gleichzeitig günstig auf die Verbreitung von bestäubenden Insekten aus. Darüber hinaus bewähren sich biologische und ökologische Produktionsmethoden, weil sie außerdem Unkraut, Krankheiten und Schädlinge besser abwehren und so die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen stärken.

Um Wald- und Honigbienen zu schützen, bedarf es nach Angaben der Umweltschutzorganisation kurzfristiger und mittelfristiger Maßnahmen, die die weitere Schädigungen der Bestäuber verhindern und dazu beitragen, die Gesundheit der Insekten wieder zu verbessern. Dazu ist der Verzicht auf potentiell schädliche Substanzen genauso erforderlich wie Maßnahmen, die die Pflanzenvielfalt und die Blütenressourcen ausweiten.

Dass es auch umweltfreundlich geht, beweist nach Einschätzung von Greenpeace bereits die biologisch produzierende Landwirtschaft erfolgreich, die ganz auf chemische Mittel verzichtet oder mit geringen Mengen auskommt. Dabei erzielten alternative Methoden die gleichen Mengen und Profite ohne dabei die Umwelt zu schädigen.

Die Entscheider müssen aktiv werden

Letztlich liegt es nach Ansicht der Naturschutzorganisationen hierzulande in der Hand verschiedener Entscheider, wie sich die Zukunft der bestäubenden Insekten gestaltet. Zu den Entscheidern zählen neben den Politikern, die den Schutz der Bestäuber in EU-Verordnungen regeln können, aber auch große Lebensmittelketten wie Aldi Süd und natürlich die Verbraucher, die am Ende der Kette bestimmen, ob sie Produkte aus ökologischer Landwirtschaft den chemisch auf Kosten der Insekten produzierten vorziehen.

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

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