Die Vorliebe für Süßes ist genetisch bedingt und nahezu alle Kinder lieben Zucker. So ist es kein Wunder, dass Süßigkeiten und süße Lebensmittel mit möglichst viel Zucker schon bei den Kids so gut ankommen. Sie treffen nicht nur genau ihren Geschmack, sondern stellen dem Körper auch noch jede Menge schnelle Energie zur Verfügung.

Begründet ist die Vorliebe für Süßes nicht zuletzt in unseren Genen, denn Zucker befeuert den Energiehaushalt und liefert Energie, die für das Überleben wichtig ist. Eine erblich bedingte Vorliebe ist bei Kindern schon kurz nach der Geburt nachweisbar.

Bei vielen Kindern wird Zucker ohne ausreichende Bewegung zum Problem

Problematisch wird es aber erst, wenn die süßen Portionen zu groß werden oder die Bewegung der Kinder auf der Strecke bleibt, denn dann wandelt der Körper die überschüssige Energie aus Zucker in Fett um, das ohne Umweg auf die Hüften geht.

Auch dieser Mechanismus ist fest in unseren Genen verankert, dadurch schafft sich der Körper lebenswichtige Energiedepots für schlechtere Zeiten. Steht die Menge der aufgenommen Energie nicht in einem ausgewogenen Verhältnis zum Energieverbrauch, können langfristig Übergewicht und verschiedene Erkrankungen wie etwa Diabetes Typ 2 begünstigt werden.

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Hohe Defizite in der Ernährung der Kinder

Hohe Defizite in der Ernährung der Kinder

Auch zu viel Fett fördert Übergewicht in der Ernährung der Kinder

Neben Zucker steckt in vielen süßen Lebensmittel oft gleichzeitig viel energiespendendes Fett. Überschüsse daraus wandern ebenfalls in die Fettdepots und warten dort auf schlechte Zeiten.

So entwickelt sich beim übermäßigen Verzehr von Süßigkeiten ohne Bewegungsausgleich bei zahlreichen Kindern schon früh Übergewicht, das zum Risikofaktor für spätere Volkskrankheiten werden kann.

Bietet Süßstoff eine Alternative für Kinder?

Süßstoffe sind riskant, denn für Kinder gibt es keine erlaubten Höchstmengen. Allein, dass Süßstoff nicht für unerwünschte Kilos auf den Hüften sorgt und gleichzeitig die Zähne schont, ist für viele Eltern Grund genug, regelmäßig zu den kalorienarmen Alternativen zu greifen. Kalorienreduzierte Lebensmittel gehören in den Supermärkten mittlerweile zum Standardprogramm – die Auswahl ist groß. Ob gesüßte Limonaden, Säfte oder Süßigkeiten, Salatdressings und Light-Produkte, auch Lebensmittel für Kinder sind nicht selten künstlich gesüßt und werden von manchen Eltern oft bedenkenlos eingekauft.

Süßstoffe besitzen die 30- fache bis 3000- fache Süßungskraft von Haushaltszucker, an die sich unsere Geschmacksnerven gerne gewöhnen, doch ein übermäßiger Verzehr von künstlichem Süßstoff kann gesundheitsschädlich sein. Die elf zugelassenen künstlichen Süßstoffe, die in Lebensmitteln derzeit verarbeitet werden dürfen, werden von Experten aber keineswegs als Freifahrtschein zum unkontrollierten Konsum empfohlen.

Denn auch bei Süßstoffen gilt eine tägliche Höchstgrenze für die Aufnahme, bis zu der keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu erwarten sind. Doch ist diese Höchstgrenze nur für Erwachsene festgelegt. Für Kinder gibt es keine Höchstgrenzen, die helfen zu kontrollieren, ab wann ein übermäßiger Verzehr von Süßstoffen gesundheitsschädlich wird. Aus diesem Grund sehen Experten im regelmäßigen Verzehr höherer Mengen von künstlich gesüßten Lebensmitteln und Süßstoffe bei Kindern Risiken und stufen die Süßmittel nicht unbedingt als die gesündere Alternative zum Zucker ein.

Zugelassene Süßstoffe für Erwachsene

Für Erwachsene sind in der EU zahlreiche Süßstoffe zugelassen. Zur Verträglichkeit für Kinder gibt nur wenige Studien. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kann durch den langfristigen Verzehr von Süßstoffen bei Erwachsenen ein erhöhtes Risiko für Herzkreislauferkrankungen, Diabetes Typ 2 auftreten. Auch das Risiko für Frühgeburten steigt dadurch an.

Ein zugelassener Süßstoff ist das wasserlösliche und hitzebeständige Acesulfam K (E 950). Die erlaubte Tagesdosis dieses kalorienfreien,  synthetisch hergestellten Lebensmittelzusatzstoffs beträgt für Erwachsene 9 Milligram pro Kilogramm Körpergewicht am Tag. Er dient als Geschmacksverstärker und wird häufig in Light-Getränken eingesetzt.

Vier der zugelassenen Süßstoffe können die Darmflora verändern

Insbesondere für die 4 Süßstoffe Aspartam (E 951) mit einer erlaubten Tagesdosis von 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag, Saccharin (E 954) mit einer erlaubten Tagesdosis von 5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht am Tag, Sucralose (E 955) mit erlaubter Tagesdosis von 15 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag und zuletzt Stevioglycoside (E 960), mit einer erlaubten Tagesdosis von 4 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag, zeigen aktuellere Studien, dass sie die Darmflora verändern können. Saccharin und Sucralose können außerdem für einen Anstieg des Blutzuckerspiegels führen, so dass sie für Diabetiker ungeeignet sind.

Der Süßstoff Cyclamat (E 952) besitzt für bestimmte Lebensmittel wie Softdrinks, Konserven, Backwaren, Fruchtaufstrichen und Milchprodukten eine erlaubte Tagesdosis von 7 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. In den USA ist Cyclamat verboten, da er unter Krebsverdacht steht.

Der natürliche, nicht hitzestabile Süßstoff Thaumatin (E 957) ist für die Verwendung in Bonbons, Eis oder Kaugummis erlaubt. Eine erlaubte Tagesdosis wurde nicht festgelegt.

Weitere Süßstoffe sind neben Neohesperidin DC (E959) mit einer erlaubten Tagesdosis von 5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag, auch Neotam (E 961) mit einer erlaubten Tagesdosis von 2 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag und Aspartam-Acesulfamsalz (E 962), bei dem die erlaubte Tagesdosis nicht definiert wurde.

In der EU zugelassen ist außerdem der Süßstoff Advantam (E 969) mit einer erlaubten Tagesdosis von 5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag.

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Gesunde Kohlenhydrate

Gesunde Kohlenhydrate, Zucker, Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe

Alternative Zuckeraustauschstoff?

Zuckeraustauschstoffe haben die gleiche Süßkraft wie Haushaltszucker. Ein Zuckeraustauschstoff wie Mannit, Maltit, Isomaltit, Lactit, Erythrit, Sorbit oder Xylit liefert im Gegensatz zum typischen Haushaltszucker weniger oder keine unerwünschten Kalorien und gilt dabei ebenfalls als zahnschonend. Verarbeitet werden Zuckeraustauschstoffe in Lebensmitteln wie Desserts, Speiseeis, Konfitüre, Süßwaren, Saucen, Senf oder Backwaren.

Mittlerweile enthalten viele diätische Lebensmittel Zuckeraustauschstoffe. Sie haben in etwa die gleiche Süsskraft wie Haushaltszucker und unterliegen aber keiner Mengenbegrenzung. Zuckeraustauschstoffe regen die Darmtätigkeit an und können in höheren Mengen zu Blähungen und Durchfall führen. Für ungewöhnte Erwachsene gibt es bestimmte Toleranzwerte beim Verzehr, die nicht überschritten werden sollten.

Für Kinder gibt es diese Toleranzwerte nicht, deshalb ist auch der übermäßige Verzehr der Zuckeraustauschstoffe bei Kindern mit Risiken verbunden.

Experten raten Eltern zum gesunden Umgang mit Zucker

Kinder sollten maßvoll naschen mit Zucker. Weil für Kinder bislang gesicherte Höchstmengen beim Verzehr von Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen fehlen, halten Ernährungsexperten bei Kindern derzeit den maßvollen Konsum von Zucker für am unbedenklichsten. Zwar bleibt der Zucker energiereich, dafür ist er aber frei von Risiken und Nebenwirkungen wie sie etwa bei Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen möglich sind.

WHO senkt die Empfehlung für den Zuckerverzehr auch für Kinder

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte am 4. März 2015 die aktualisierte Richtlinie zum Zuckerverzehr für Erwachsene und Kinder. Dabei bestätigte sie die seit 1989 bestehende Empfehlung für den Konsum freier Zucker, wozu neben Glukose, Fruktose und Haushaltszucker auch Honig, Sirup Fruchtsäfte sowie Fruchtsaftkonzentrate gerechnet werden. Der Zuckerverzehr sollte unter 10 Prozent der Gesamtenergiezufuhr liegen, wie neuere wissenschaftlicher Erkenntnisse ergaben.

Es stellte sich dabei heraus, dass Erwachsene mit niedriger Zuckerzufuhr ein niedrigeres Körpergewicht haben und das mit steigender Zuckerzufuhr auch das Gewicht steigt. Eine weitere Erkenntnis ergab sich dahingehend, dass das Übergewicht bei Kindern mit dem Konsum zuckergesüßter Getränke in Verbindung gebracht wird. Zudem stellte sich heraus, dass die höhere Zufuhr freier Zucker von mehr als 10 Prozent Karies fördert.

Die WHO rät weiterhin dazu, die Zufuhr von freiem Zucker auf unter 5 Prozent der Gesamtenergiezufuhr zu senken, da neuere Studien auf eine reduzierte Karieshäufigkeit hinweisen. 5 Prozent der Gesamtenergiezufuhr ergeben etwa 25 Gramm oder 6 Teelöffel freien Zucker täglich. Nach Angaben der WHO bezieht sich die Empfehlung nicht auf frisches Obst und Gemüse und nicht auf in der Milch enthaltenen Zucker. Für diese Produkte gibt es keine Hinweise auf nachteilige Gesundheitswirkungen.

Im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung sollen Kinder im Alter von 4 bis 12 Jahren demnach nicht mehr als maximal 140 bis 220 kcal täglich in Form von Süßigkeiten aufnehmen. Vergleichsweise entsprechen 10 Gummibärchen mit einer Menge von 20 Gramm etwa 40 kcal, 0,2 Liter Limonade haben etwa 83 kcal, ein Teelöffel Nuss-Nougat-Creme besitzt etwa 42 kcal und eine Portion Chips von 25 Gramm enthält etwa 134 kcal.

Naschregeln aufstellen

Empfohlen wird ein bewusster Umgang mit Süßigkeiten. Allein auf den bewussten und genussvollen Umgang mit den süßen Leckereien kommt es nach Expertenmeinung an. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) empfiehlt Eltern darauf zu achten, dass Kinder täglich nicht mehr Süßigkeiten aufnehmen, als sie in ihrer hohlen Hand aufnehmen können. Hierbei hat sich besonders die Aufstellung von Naschregeln bewährt, die gemeinsam mit dem Kind abgestimmt werden können.

Auch gesüßte Limonaden, Säfte und Fruchtsäfte, die unverdünnt getrunken werden, enthalten oft hohe Mengen an Zucker oder Fruchtzucker, die meistens nicht in der Tagesbilanz des Zuckerkonsums berücksichtigt werden. Alternative Süßungsmittel, zu denen Honig, Vollrohrzucker oder Dicksäfte zählen, bieten bezüglich der Kalorien keinen Ersatz für den Haushaltszucker und sollten ebenfalls nur maßvoll verzehrt werden.

Genießen aber Kalorien sparen

Ernährungsexperten haben zahlreiche Tipps für Eltern zum optimalen Umgang mit Süßem und für das Kaloriensparen.

So können Eltern Süßigkeiten teilweise gegen Obst und frische Gemüsesticks austauschen, das hilft nicht nur, den Zuckerkonsum gering zu halten, sondern liefert zudem wichtige Vitamine und Mineralstoffe.

Auch beim Thema Fruchtsäfte lässt sich einiges optimieren, denn Fruchtsäfte sättigen nicht und löschen unverdünnt auch nicht den Durst. Dafür liefern die aber jede Menge Kalorien. Experten empfehlen Eltern deshalb, sie nicht pur zu genießen sondern zu verdünnen, am besten mit drei Teilen Wasser. So entsteht eine zuckerarme durstlöschende Saftschorle.

Empfohlen wird auch, Süßigkeiten nicht zur Belohnung oder zum Trost einzusetzen, das kann später zu falschen Essverhalten führen. Sie sollten auch nicht zu Zwecken der Bestrafung entzogen werden, denn auch das kann später zu falschen Essverhalten führen.

Experten halten Süßstoffe für Kinder als ungeeignet und raten dazu, am besten weitgehend auf künstliche Süßstoffe zu verzichten. Durch die Gewöhnung an die stärkere Süßkraft kann es bei Kindern dazu kommen, dass ihnen später sogar süßes Obst nicht mehr süß genug schmecken könnte.

Es hat sich außerdem gezeigt, dass Süßigkeiten in Verbindung mit Fernsehen, mit Langeweile oder beim Spielen zu unkontrolliertem Verzehr beitragen können. Süßigkeiten sollten keine Zwischenmahlzeit sein, sondern besser im Rahmen einer Mahlzeit genossen werden.

Vergleichen lohnt sich. Experten haben festgestellt, wenn beim Einkauf süße Produkte wie Kinderschokoriegel oder Kindermilchprodukte mit üblichen Schokoladenerzeugnissen verglichen werden, stellt sich bei einigen Produkten heraus, dass speziell für Kinder beworbene Artikel mehr Zucker und Fett enthalten als gewöhnliche Schokoladenerzeugnisse. Eltern sollten beim Einkauf auch darauf achten, dass sich kalorienreiche Zuckerformen häufig unter anderen Namen in der Liste der Produktbestandteile verbergen und so nicht immer gleich erkannt werden. Achten sollten Eltern beim Einkauf deshalb auch auf Bezeichnungen wie Maltose, Glucose, Fructose, Glukosesirup, Fruktose-Sirup, Lactose, Dextrose oder Saccharose.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat zusammen mit der Initiative InForm und der DGE ein Informationsblatt (PDF) herausgebracht, das über den empfohlenen Umgang mit Süßigkeiten ausführlich informiert. Den Link finden Sie in unseren Quellenangaben.

Vielleicht auch interessant? Unser Beitrag Wie gesund ist Süßstoff – macht er schlank oder krank?

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 09/2016 | aktualisiert am 10.10.2024
Bildquelle: © Bild von Esi Grünhagen auf Pixabay.com

Quellen und weiterführende Informationen:

DGE Ernährungskreis

Infoblatt BMEL InForm, DGE. Flyer Naschen und Knabbern mit Genuss

BfR BUND. Bewertung von Süßstoffen (PDF)

Gesetze im Internet. 2003 ZuckArtV (PDF)

H.K. Biesalksi, S.C. Bischoff, C. Puchstein. Ernährungsmedizin: nach dem Curriculum der Ernährungsmedizin und der DGE, 4. Auflage, Thieme Verlag Stuttgart. 2010

WHO. Guideline. Sugars intake for adults and children. Geneva, World Health Organization (2015)

Zusatzstoffe. Süßungsmittel – Süße ohne Reue? Verbraucherzentrale Hamburg.

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

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