Mittlerweile gibt es im Bundesgebiet über 400 Kletterhallen und viele attraktive Klettergärten, in denen Kletterfreunde auf ihre Kosten kommen. Einen Großteil davon findet man in Bayern. Das Hallenklettern bietet besonders bei schlechtem Wetter und über die Winterzeit eine optimale Ausweichmöglichkeit.

Kletterhallen und Klettergärten sind aber nicht nur ein begehrtes Ausflugziel für Familien und Hobbykletterer, sondern auch für ambitionierte Kletterer sind sie ein geeigneter Einstieg in den Alpinismus. Beide Arten von Kletteranlagen bieten sich gleichermaßen als Trainingsort und Treffpunkt für Gleichgesinnte an.

Doch Klettern bietet nicht nur Freizeitspaß oder sportliche Herausforderung, es bietet gleichzeitig zahlreiche körperliche, psychische und gesundheitliche Vorteile, so dass spezielle Klettertherapien bei medizinischer Notwendigkeit auch von Krankenkassen übernommen werden.

Kletterhallen

Kletterhallen sind künstlich angelegte Indoor-Kletteranlagen, die es in unterschiedlichen Größen und Höhen gibt. Die höchsten unter ihnen erreichen etwa eine Höhe von 20 Metern. Mit 7.800 Quadratmetern Kletterfläche und einem Innenbereich von 1.750 Quadratmetern zählt die Kletterhalle des Deutschen Alpenvereins (DAV) im Münchener Stadtteil Thalkirchen zu den weltweit größten Kletterhallen. Eine weitere spektakuläre Kletteranlage finden Kletterfans auch in Mönchengladbach. Dort wurde die ehemalige Pfarrkirche St. Peter mit 1.300 Quadratmeter Kletterfläche zur ersten Kletterkirche Deutschlands umgebaut.

Künstlich angelegte Kletteranlagen dienen oft nicht nur dem Freizeitvergnügen, sondern sie sind an einigen Terminen im Jahr hoch frequentierter Veranstaltungsort für verschiedene Wettkämpfe. Ausgetragen werden in vielen Kletterhallen dann Sportkletter-Wettkämpfe, Boulder-Wettkämpfe und Speed-Wettkämpfe. Kletterhallen bieten aber auch Hobbysportlern in der Regel zahlreiche Angebote, sich mit der Sportart vertraut zu machen, ohne eine eigene Ausrüstung kaufen zu müssen oder sofort am Berg zu üben.

Indoor-Kletteranlagen haben mittlerweile viele begeisterte Anhänger. Wo früher für Kletterer allein der Berggipfel das ersehnte Ziel war, ist heute für manchen modernen ambitionierten Kletterer die Bewältigung der Route am künstlichen oder echten Fels die Herausforderung.

Kletterhallen bieten verschiedene Formen von Kletterwänden

Kletterhallen verfügen nicht selten über verschiedene Formen von künstlichen Wänden, die in Deutschland allerdings bestimmte sicherheitstechnische Anforderungen erfüllen müssen. Die Kletterwände bestehen etwa aus Beton, Holz, Mauerwerk oder künstlichen Materialien und können sich auch sonst je nach Anbieter durch viele weitere Faktoren deutlich voneinander unterscheiden.

INFOTHEK VERZEICHNIS

Kletterhallen & Klettergärten Verzeichnis

Kletterhallen & Klettergärten Verzeichnis

Zu diesen Faktoren zählen neben der Wandstruktur insbesondere auch die Winkel des Überhangs. Weitere Kriterien anhand derer sich Unterschiede bei den Routen ergeben, sind ihre Materialeigenschaften und auch die Art der der Griffe.

Die Schwierigkeit einer Route ergibt sich aus der Charakteristik der Wand, der Art und dem Abstand der Griffe und aus ihrer Länge. Man unterscheidet verschiedene Klettergriffe wie etwa Löcher, Schalen, Noppen oder sogenannte Sloper. Weitere Griffe können in Form von Leisten oder Zangen eingesetzt werden. Fast alle Griffe bestehen ausschließlich aus Kunststoff.

Einzelne Kletterrouten und ihre Schwierigkeitsgrade lassen sich an der Kletterwand durch farblich gekennzeichnete Griffe einfach unterscheiden.

Boulderhallen: Kletterdisziplin Bouldern

Beim Bouldern wird ohne Seil geklettert. Bouldern bezeichnet das Klettern in Absprunghöhe, so dass auf das Anseilen und Sichern verzichtet wird. Mittlerweile bieten viele deutsche Städte spezielle Boulderhallen. Beim Bouldern geht es darum, eine festgelegte Grifffolge ohne Sturz zu meistern. Bei dieser Kletterdisziplin steht nicht die Kraft im Mittelpunkt, sondern Klettertechniken, Strategien und komplexe Bewegungsmuster, mit denen der Boulderer möglichst kraftsparend sein Ziel erreicht.

Schutz bei Stürzen bieten in der Boulderhalle dicke Matten. Beim Bouldern in der Natur wird dagegen meistens eine tragbare Matte (Crashpad) verwendet.

Eine der weltweit größten Boulderhallen trägt den Namen Boulderwelt. Sie befindet sich in München und bietet eine Kletterfläche von insgesamt 1.300 Quadratmetern.

Klettergärten

Im Gegensatz zu den künstlich angelegten Kletterhallen stehen die natürlichen Kletteranlagen unter freiem Himmel. Diese sogenannten Klettergärten sind Klettergebiete natürlichen Ursprungs, die entsprechend zum Klettern ausgebaut sind.

LESETIPP

Therapeutisches Klettern

Therapeutisches Klettern: Wirkung, Anwendung & Therapeuten

Für Klettergärten, benötigen Kletterer mitunter andere Techniken und sie bergen auch andere Gefahren als Kletterhallen.

Die meisten Anbieter schreiben regelmäßig Kurse für Neueinsteiger und Fortgeschrittene aus, in denen Kletterfans alle notwendigen Techniken erlernen können und auch mit den speziellen Risiken vertraut gemacht werden.

Kletterrouten

Bei den Kletterrouten gibt es unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Diese verschiedenen Schwierigkeitsgrade der Kletterrouten bieten in Kletterhallen und Klettergärten immer neue Herausforderungen für die Kletterer. Für jede neu gestaltete Kletterroute legt zunächst der Erstbegeher, bzw. der Routenschrauber den Schwierigkeitsgrad fest. Erst nach mehrfacher Wiederholung der Route und nach mehrfach bestätigter Bewertung gilt so eine Kletterroute als anerkannt.

Zur Bewertung von Kletterrouten dienen verschiedene Skalen. Den größten Einfluss auf die Bewertung nehmen neben der Routenlänge auch die Steilheit, beziehungsweise der Überhang sowie die Griffstrukturen, der Abstand zwischen den Griffen und die Gestaltung der Schlüsselstellen.

Klettergrade

Im Klettersport gelten unterschiedliche Bewertungsskalen, die auch beim Hallenklettern Anwendung finden. Diese Bewertungsskalen sind von der Regionalität abhängig. Es gibt verschiedene Klettergrade und Bewertungsskalen für Boulderer und Freikletterer.

Die internationale UIAA-Skala hat sich in Deutschland durchgesetzt, sie gilt für die Alpinrouten. Für das Bouldern ist die Bewertungsskala Fontaine Bleau am Geläufigsten.

Zu den Bewertungsskalen im Kletterbereich zählen neben der allgemeinen UIAA-Skala auch die USA Skala sowie französische Skala. Für das Elbsandsteingebirge mit der Elbsandstein Skala (Sachsen) besteht eine separate Bewertungsskala.

Speziell für das Bouldern sind dagegen die Fontaine Bleau Skala (Boulder), die V-Scale (Boulder) sowie die B-Scale (Boulder) maßgeblich.

Kletterausrüstung

Die sichere Ausrüstung spielt eine große Rolle. Sowohl in Kletterhallen wie auch in Klettergärten hat die Sicherheit oberste Priorität, wenn es höher hinaus gehen soll. Zu den wichtigsten Teilen der Kletterausrüstung zählen Klettergurt und Seil. Zum korrekten Anlegen des Klettergurts gibt es in Kletterhallen und Klettergärten zu Beginn eine Einweisung, die Pflicht ist.

Der Klettergurt besteht aus verschiedenen Einzelteilen, darunter die Hüftschlaufe, die Anseilschlaufe, die Beinschlaufen, die Materialschlaufen und der Verschluss. Die Kletterschuhe unterscheiden sich je nach Anforderung. Sie sind mit Klettverschlüssen oder auch mit Schnürung erhältlich. Kletterschuhe sitzen eng am Fuß und ihre Sohle bietet eine gute Haftung.

Zusätzliche Sicherheit bietet dem Kletterer Magnesia (Chalk). Das weiße Puder wirkt schwach basisch und neutralisiert den sauren Handschweiß. Es fördert, wie beim Turnen, einen festeren Griff und wird vom Kletterer im Magnesiabag oder Chalkbag auf der Route mitgeführt.

Auch Karabiner zählen regelmäßig zur Kletterausrüstung. Sie sind in vielen Ausführungen erhältlich. Grundsätzlich unterscheiden Experten zwischen Normalkarabinern und Verschlusskarabinern. Ein Normalkarabiner ist nicht zur direkten Sicherung geeignet, da sich der Schnapper nicht feststellen lässt. In der Regel werden sie zur Zwischensicherung genutzt. Der Verschlusskarabiner ist für die direkte Sicherung geeignet und kann zugeschraubt oder per Spinball-Sicherung oder Twist-Lock verschlossen werden.

Sicherungstechniken

Ein gewisses Grundwissen ist vor Beginn notwendig. So steht in Kletterhallen und Klettergärten vor dem Kletterstart das Erlernen von Grundsicherungstechniken und einigen Knoten, wie etwa dem Achterknoten, für den Anfänger auf dem Programm. Viele Anbieter halten hierfür spezielle Angebote bereit und informieren auch auf ihrer Webseite darüber.

Begehungsstil Top-Rope

Der häufigste Begehungsstil, der in Kletterhallen und Klettergärten und bei Anfängergruppen angewendet wird, ist das Top-Rope-Klettern. Top-Rope (engl. top „oben“ und engl. rope „Seil“) ist die einfachste und sicherste Art zu klettern und zu sichern. Bei dieser Methode klettert ein erfahrener Kletterer die Route vor und fixiert das Seil im obersten Haken, dem sogenannten Umlenkhaken, so dass beide Seilenden nach unten hängen. Der Partner sichert den Kletternden vom Boden aus und nimmt ständig Seil ein. Die Sicherung kann auch von anderen Gruppenmitgliedern übernommen werden. Der Kletternde kann jederzeit ausruhen, indem er sich ins Seil hängt oder er kann wieder zum Boden abgelassen werden.

Der Begehungsstil eignet sich wegen der halben Seillänge allerdings nur für kurze Routen, die 25 Meter nicht übersteigen.

Begehungsstil Vorstieg

Beim Klettern im Vorstieg nimmt der Kletterer das Sicherungsseil vom Boden mit nach oben. Die Sicherung beginnt erst, wenn er das Seil in die Zwischensicherungshaken eingehängt hat. Die Sicherung erfolgt von unten oder seitlich durch den Partner. Bei einem Sturz fällt der Kletterer bis zur letzten Zwischensicherung. Das größte Risiko besteht für den Kletterer bis zu dem Moment, bis die Zwischensicherung eingehängt ist.

Angebote & Preise in Kletterhallen und Klettergärten

Eintrittspreise können sich unterscheiden. Die Eintrittspreise hängen dabei vom Anbieter und der Nutzungsdauer des Angebots ab. Bei vielen Anbietern ist eine Nutzung stundenweise, tageweise oder auch im Abonnement möglich, wobei das Abonnement meist die günstigste Variante ist. Oft zahlen Kinder weniger als Erwachsene und fast immer gibt es unter anderen Angeboten auch ermäßigte Angebote für Gruppen oder Schulklassen, manchmal auch für Familien. Eintrittspreise für Kinder und Erwachsene finden sich in der Regel auf der Webseite des Anbieters. Sie können je nach Standort und Angebot stark voneinander abweichen.

Schnupperangebote und Steigerkurse

Einsteigerkurse können je nach Anbieter in Kletterhallen und Klettergärten bereits um die 20 bis 40 Euro gebucht werden. Einsteigerkurse beinhalten neben theoretischem Wissen auch praktische Anwendungen zu Themen wie Ausrüstung, Knotenkunde, Sicherungstechnik, Seilkunde und Partnercheck. Ausrüstung und Sicherungsmaterial werden dabei regelmäßig leihweise zur Verfügung gestellt.

Viele Anbieter benötigen jedoch eine Voranmeldung. Einige Angebote erfordern außerdem ein Mindestalter. Bei einigen Angeboten mit höherem Schwierigkeitsgrad sind entsprechende Vorkenntnisse erforderlich.

Kompaktkurse Klettern

Im Angebot von Kletterhallen und Klettergärten finden sich regelmäßig auch Kompaktkurse. Kompaktkurse beinhalten in der Regel alle Grundlagen einer soliden Kletterausbildung sowie eine Leihausrüstung. Je nach Angebot ist der Halleneintritt nicht im Preis inbegriffen. Kompaktkurse mit 10 Einheiten kosten pro Person zum Beispiel je nach Anbieter rund um die 300 Euro.

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 04/2017 | aktualisiert 02.12.2023

Quellen und weiterführende Informationen:

Deutscher Alpenverein e.V.: Indoor-Klettern: Das offizielle Lehrbuch zum DAV-Kletterschein. BLV Buchverlag. 4. Auflage. 2014

Deutscher Alpenverein (DAV)

Dieter Lazik et al. Therapeutisches Klettern. Verlag Thieme. 2008

Bergaufbergab. Kletterschule

UIAA – International Climbing and Mountaineering Federation

Sozialverband VdK Bayern. Therapeutisches Klettern. Auch der Altersmediziner empfiehlt Kraxeln auf Rezept

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

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