Schmerzmittel können Kopfschmerz bei Medikamenten-Übergebrauch verursachen. Bei Betroffenen sind es häufig eingenommene Schmerzmittel oder Medikamente zur Akutbehandlung von Migräne, die einen Kopfschmerz oder eine Migräne erst auslösen. Wer im Monat 15 Tage oder länger regelmäßig an mehreren Tagen in der Woche diese Medikamente einnimmt, bei dem kann eine spezielle Kopfschmerzform entstehen, der sogenannte Kopfschmerz bei Medikamenten-Übergebrauch (MÜK). Diese Kopfschmerzform zeigt die Symptome einer Migräne oder äußert sich auch als Mischbild von Migräne und Kopfschmerzen vom Spannungstyp.
Das Risiko für die Entstehung von Kopfschmerz bei Medikamenten-Übergebrauch ist wesentlich geringer, wenn auf mehrere Einnahmetage in der Woche eine Periode von mindestens 3 Tagen oder länger folgt, in der keine Mittel eingenommen werden. Experten raten dazu, Schmerzmittel und Migräne-Medikamente gegen Kopfschmerzattacken nicht an mehr als 10 Tagen pro Monat zu nehmen und 20 Tage frei von der Einnahme dieser Medikamenten zu bleiben.
Keine erfolgreiche Prophylaxe zum Kopfschmerz bei Medikamenten-Übergebrauch
Die Diagnose und Behandlung von Kopfschmerz bei Medikamenten-Übergebrauch ist deshalb so wichtig, weil Patienten mit dieser Kopfschmerzform in der Regel nicht auf eine Prophylaxe-Behandlung ansprechen.
Zwei Formen beim MÜK
Der Kopfschmerz bei Medikamenten-Übergebrauch wird in zwei Formen unterteilt. Experten unterscheiden dabei zwischen einer komplizierten und unkomplizierten Form.
Die Kriterien des MÜK sind in der internationalen Kopfschmerzklassifikation ICDHD-3 beta weltweit definiert.
Unkomplizierte Form bei MÜK
Der Patient befindet sich bei der unkomplizierten Form der Kopfschmerzen bei Medikamentenübergebrauch in der Regel in einer stabilen familiären Situation. Es besteht kein weiteres bedeutsames Krankheitsbild psychischer Art oder körperlicher Art. Die unkomplizierte Form von MÜK erfordert eine ambulante Medikamentenpause.
Komplizierte Form bei MÜK
Bei der komplizierten Form war eine vorausgegangene ambulante Pause nicht erfolgreich. Möglicherweise lebt der Patient in einer komplizierten psychosozialen Situation, die z.B. durch Partnerkonflikte belastet ist. Und/oder es bestehen neben MÜK bedeutsame psychische Erkrankungen, die sich in Essstörungen, Angst oder Depressionen äußern. Es können auch bedeutsame körperliche Krankheitsbilder bestehen, wie etwa Rückenschmerzen oder Adipositas. Meist nehmen Patienten, die von der komplizierten Form betroffen sind, nahezu täglich mehrere Wirkstoffe oder Kombipräparate ein. Bei diesen Patienten wird eine stationäre Behandlung erforderlich.
MÜK führt zu Veränderungen im Gehirn
Der Kopfschmerz bei Medikamenten-Übergebrauch führt zu funktionellen und strukturellen Veränderungen im Gehirn, die besonders die innerlichen neuronalen Netzwerke betreffen. Es kommt zur Hypersensitivierung und es werden Mechanismen ausgelöst, die nicht nur die Abhängigkeit beeinflussen, sondern auch das Verhalten, die Wahrnehmung sowie die Schmerzempfindung.
Ausgelöst werden können unter anderem eine Depression, innere Unruhe und auch Schlafstörungen. Außerdem kann es zur Erschöpfung und Angst, aber auch zu Energielosigkeit, erhöhte Reizbarkeit und sozialem Rückzug kommen.
Therapie bei MÜK
Als einzige nachhaltige Therapie des MÜK gilt der Stopp der stetigen Medikamentenzufuhr und eine Medikamentenpause. Bei Substanzen, die nicht weiter verwendet dürfen, gibt es einen Medikamentenentzug.
Die Therapie zielt darauf ab, die Schmerzempfindlichkeit zu normalisieren und das erschöpfte körpereigene Abwehrsystem zu regenerieren.
Wenn der Patient den Medikamenten-Übergebrauch selbst nicht beenden kann, wie es bei vielen Fällen der komplizierten MÜK vorkommt, ist die stationäre Entzugsbehandlung nach Expertenbericht wesentlich erfolgversprechender. Unkomplizierte Fälle werden oft ambulant oder teilstationär in einer Tagesklinik behandelt.
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 12/2019 | aktualisiert 15.01.2023
Bildquelle: © Bild von Ri Butoy auf Pixabay.com
Quellen und weiterführende Informationen:
Schmerzklinik Kiel. Entstehung des Medikamenten-Übergebrauch-Kopfschmerzes
AWMF-Registernummer: 30/131. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln. Entwicklungsstufe: S1. 13.Mai.2018. Gültig bis Mai 2021. (PDF)
Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen