Der Inhaltsstoff Glycyrrhizin, der dem Lakritz seinen charakteristischen Geschmack verleiht, stammt aus der Süßholzwurzel und hat medizinische Wirkung. Nicht nur im fernöstlichen Teil der Welt, sondern auch im Westen gilt die Süßholzwurzel (lat. Liquiritiae radix) als traditionelles Heilmittel.

Neben ihren gesundheitsfördernden Eigenschaften als Heilpflanze verfügt die Lakritze über eine erstaunliche Süßkraft, denn der Wurzelsaft, der ein natürlicher Bestandteil in Lakritz-Produkten ist, besitzt nahezu die 50-fache Süßkraft von Rohrzucker. Beheimatet ist das Gewächs mit dem würzig- süß schmeckenden Inhaltsstoff Glycyrrhizin vorwiegend in Asien und dem Mittelmeerraum.

Süßholzwurzel

Die heilsame Süßholzwurzel ist die Grundzutat von Lakritz.

Therapeutischer Anwendungsbereich der Süßholzwurzel

Traditionell wird die Süßholzwurzel in vielen Kulturen wegen ihrer heilenden Eigenschaften in Lakritze-Produkten und Tees zur Behandlung von verschiedensten Beschwerden eingesetzt.

Therapeutisch kommt der Wirkstoff bei einigen Erkrankungen als Arzneimittel und Arzneimittelzutat zur Anwendung. Durch die starke Wirkung gegen Bakterien, Pilze und verschiedene Viren ist das Einsatzgebiet breit und einige Studien belegen die Wirksamkeit der Süßholzwurzel sogar bei ernsthaften Erkrankungen.

Süßholzsaft schützt die Schleimhäute und fördert den Auswurf. Daneben wirkt er entzündungshemmend, krampflösend und schleimlösend.

In der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) rangiert die Süßholzwurzel unter den zehn meist verwendeten Heilpflanzen.

In Deutschland erhielt die Süßholzwurzel im Jahr 2012 vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde der Universität Würzburg die Auszeichnung „Arzneipflanze des Jahres“.

Als Heilmittel besitzt die Süßholzwurzel einen entsprechenden Wirkstoffgehalt

Doch damit die Süßholzwurzel als Arzneidroge verwendet werden darf, müssen Präparate einen bestimmten Mindestgehalt an Glycyrrhizin aufweisen.

Handelsübliche Gesundheitspräparate aus der aromatischen Lakritzwurzel unterliegen diesen Vorschriften dagegen nicht, sie sind beispielsweise in Form Kräuterlikör, Hustensaft oder Tee erhältlich.

Zum Einsatz kommt ein Süßholzwurzelextrakt oft in Kombination mit anderen Wirkstoffen. Man findet ihn beispielsweise als Bestandteil in Hautsalben, Kautabletten, Tabletten, Tropfen oder Sirup.

Insbesondere Apotheken bieten Lakritzprodukte mit einem besonders hohem Anteil an Süßholzsaft. Sehr beliebt sind die freiverkäuflichen starken Lakritzprodukte aus der Apotheke wegen ihrer schleimhautschützenden und auswurffördernden Eigenschaften in der kalten Jahreszeit, in der es häufiger zu Erkältungen und Grippeerkrankungen kommt.

Die Medizinische Anwendung von Lakritz

Verschiedene Studien zeigen ein breites Wirkungsspektrum. Angewendet wird der Lakritz-Inhaltsstoff häufig, wenn es zu Beschwerden im Bereich von Magen, Milz, Bauchspeicheldrüse oder den Atemwegen kommt. Ein weiterer Anwendungsbereich sind Autoimmunerkrankungen wie etwa die rheumatoide Arthritis oder Morbus Crohn. Außerdem kommt die Süßholzwurzel wegen ihrer stark antibakteriellen Wirkung bei verschiedenen Erkrankungen zum Einsatz, die durch Viren und Bakterien ausgelöst werden.

Süßholzextrakt hemmt spezielle resistente Bakterien und auch Pilze

Süßholzextrakt im traditionellen Lakritz (Glycyrrhiza glabra L.) wirkte bei Untersuchungen in verschiedenen medizinischen Zubereitungen gegen die hartnäckige Bakterienart Staphylococcus aureus. Schon in geringer Konzentration unterstützte er das Immunsystem und hemmte in den Studien die eiterbildenden Erreger des Bakterienstammes Staphylococcus aureus, die für die gelbe Farbe im Eiter verantwortlich sind. Diese Bakterienart, die Infektionen bei Mensch und Tier verursacht, ist fähig, sich verschiedenen Antibiotika und Behandlungen anzupassen und auf diese Weise zu überleben.

Gleichzeitig zeigt der Süßholzextrakt antimykotische Wirkung, denn er bekämpft auch Pilze wirksam. Außerdem kann er weiteren Studien zufolge die Produktion von gesundheitsschädlichen Bakteriengiften (Exotoxinen) einschränken.

Einsatz der Süßholzwurzel bei Beschwerden in Magen und Atemwegen

Die Verwendung bei Atemwegsbeschwerden und Magenbeschwerden hat eine lange Tradition. Schon Napoleon soll der Überlieferung nach gegen Magenbeschwerden immer kleine Stückchen der entzündungshemmenden Süßholzwurzel mit sich geführt haben.

LESETIPP

Studien: kein Lakritz für Schwangere

Studien: Kein Lakritz für Schwangere

Griechen und Römer verwendeten sie traditionell bei Asthma und Sodbrennen.

In Russland setzte man den Extrakt der Süßholzwurzel bei Nebenniereninsuffizienz ein und der holländische Arzt Revers nutzte sie zur Therapie von Magengeschwüren.

In der westlichen Naturheilkunde wird der Tee aus getrockneten Süßholzwurzeln bei Atemwegsbeschwerden, bei Katarrhen der oberen Luftwege und auch bei chronischer Magenschleimhautentzündung verwendet.

Süßholzwurzel bei Neurodermitis und Hautveränderungen

Süßholzwurzel kommt auch bei Neurodermitis zur Anwendung und wird als Bestandteil von Hautsalben eingesetzt. Süßholzwurzelextrakte finden außerdem Verwendung bei entzündlichen Hautveränderungen und Hautirritationen.

Inhaltsstoff von Lakritz zeigte sich auch wirksam gegen Herpesviren

Glycyrrhizinsäure in Lakritze wirkte in Studien zudem aktiv gegen Herpesviren. Die Glycyrrhizinsäure konnte dabei nicht nur akute Herpesvirusinfektionen bekämpfen, sie schaltete sogar Herpesviren aus, wenn sie sich getarnt in einem Schlummerzustand befanden. Alle Formen der Herpesviren haben nämlich die Fähigkeit, jahrelang getarnt im Körper zu überdauern, bis sie durch ein geschwächtes Immunsystem aktiviert werden und akute Infektionen auslösen.

Lakritz-Zubereitung wirkte in Studien gegen HRSV

Lakritz-Zubereitungen mit chinesischem Süßholz zeigten sich außerdem wirksam gegen die Atemwegserkrankung HRSV. In der Traditionellen Chinesischen Medizin werden verschiedene Lakritzrezepte mit chinesischem Süßholz (Glycyrrhiza uralensis Fisch, Leguminosae) eingesetzt, die das Humane Respiratorische Synzytial-Virus (HRSV) hemmen.

Lakritzextrakte fördern Knochengesundheit

Extrakte aus Lakritze fördern zudem die Knochengesundheit. Forscher haben Hinweise darauf, dass Extrakte aus Lakritze in Verbindung mit Extrakten anderer Pflanzenbestandteile von Granatapfel, Traubenkernextrakt und Quercetin verschiedene Prozesse im Körper hemmen. Die Extrakte aus der Lakritze hemmen nicht nur Prozesse, die für den Knochenabbau verantwortlich sind, sondern fördern auch die Prozesse, die für den Aufbau der Knochen sorgen.

Lakritz-Inhaltsstoff gegen Hepatitis C und Leberzirrhose

Präparate gegen Hepatitis und Leberzirrhose werden mit dem Süßholzwurzel-Wirkstoff zubereitet. Der Süßholzwurzel-Wirkstoff Glycyrrhizin hemmt das Wachstum vieler Virenarten und wird daher erfolgreich in Präparaten zur Behandlung von Hepatitis C und Leberzirrhose eingesetzt.

Die Süßholzwurzel hat auch wasserbindende Eigenschaften

Die Süßholzwurzel besitzt ebenso wasserbindende Eigenschaften, die sich früher schon der Volksstamm der Skythen zunutze machte, um bis zu zwölftägige Wüstendurchquerungen ohne Flüssigkeitszufuhr durchzustehen. Heute noch wird in Arabien ein durststillendes Getränk aus Süßholzwurzel zubereitet.

Hauptinhaltsstoffe von Lakritz

Die Wirkung von Krautlakritze in der Heilkunde steht in Verbindung mit ihren speziellen Inhaltsstoffen. In der traditionellen Medizin werden verschiedene Arten der mehrjährigen Krautlakritze (Glycyrrhiza) eingesetzt. Wurzeln und Rhizome der mehrjährigen Krautlakritze besitzen 400 verschiedene Inhaltsstoffe, deren umfangreiche Wirkungsweisen in modernen Studien belegt wurden.

Die Inhaltsstoffe der Süßholzwurzel können auch den hormonellen Stoffwechsel beeinflussen, denn der Wirkstoff Glycyrrhizinsäure weist chemisch große Ähnlichkeit mit Cortison auf. Cortison ist ein Hormon der Nebennierenrinde. Einer der wichtigsten Bestandteile der Krautlakritze ist das Glycyrrhizin, ein Saponin aus der Familie der sekundären Pflanzenstoffe.

LESETIPP

Sekundäre Pflanzenstoffe

Sekundäre Pflanzenstoffe unterstützen die Gesundheit

Hauptinhaltsstoffe der Süßholzwurzel in Lakritz

  • Triterpene (v.a. Glycyrrhizin)
  • Flavonoide
  • Cumarine
  • Aromastoffe
  • Polysaccharide

Die Bestandteile zeigen folgende Wirkungen:

  • Antioxidativ
  • Antibakteriell
  • Antiviral
  • Antidiabetisch
  • Antikanzerogen
  • Antitumoral
  • Antiasthmatisch
  • Leberschützend
  • Nervenschützend
  • Magenschützend
  • Herzschützend
  • Entzündungshemmend
  • Immunsystemstärkend
  • Zellschützend

Für die Herstellung vieler Lakritz-Spezialitäten ist neben der Süßholzwurzel aber auch der würzige Salmiak einer der geschmacklich unverzichtbaren Inhaltsstoffe.

Ein übermäßiger Verzehr von Lakritz kann gefährliche Nebenwirkungen haben

Zu hohe Dosen vom Lakritz-Inhaltsstoff Glycyrrhizin haben Nebenwirkungen. Zu hohe Mengen Lakritze, die dauerhaft jeden Tag verzehrt werden, können durch die gesteigerte Aufnahmemenge des Inhaltsstoffs Glycyrrhizin zu hormonellen Veränderungen des Mineralstoffhaushalts führen. In der Folge kann es nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zu verschiedenen Symptomen kommen.

Möglicherweise treten eine Erhöhung des Blutdrucks, Wassereinlagerungen oder leichte Schwellungen an Fußgelenken und im Gesicht auf. Es kann auch zu Muskelschwäche kommen.

Keine Lakritze für Schwangere, Herzkranke und Nierenkranke empfohlen

Einige Personengruppen sollten sicherheitshalber auf Lakritz verzichten. Auf Rat des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF) sollten Schwangere vorsorglich auf lakritzhaltige Produkte verzichten. Grund dafür sind Studien der Universität Helsinki, nach denen Lakritz die Gesundheit des Kindes im Mutterleib gefährden kann.

Vorsicht geboten ist nach Expertenangaben auch für Menschen, die an Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Herz -Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall leiden.

Ebenso für Nierenkranke ist ein übermäßiger Verzehr von Salmiaklakritz riskant und kann die Gesundheit beeinträchtigen.

Verzehrempfehlungen für Lakritze

Zuviel Lakritz ist schädlich.

Der Verzehr von etwa 100 g Lakritz pro Tag gilt beim Erwachsenen als unbedenklich. Importierte Lakritz-Erzeugnisse, die mehr als 200 mg Süßholzsaft pro 100 g Lakritz enthalten, können bei dauerhaftem Verzehr von mehr als 50 g täglich Nebenwirkungen auslösen.

Lakritz-Erzeugnisse, die 4 g Glycyrrhizin pro kg/Lakritz enthalten, tragen auf der Verpackung einen Hinweis, dass der übermäßige Genuss bei hohem Blutdruck zu vermeiden ist.

Starke Salmiak-Lakritz sind ungeeignet für Kinder und Nierenkranke

Ein großer Teil der Lakritzprodukte sind Salmiak-Lakritze. Für salmiakhaltige Lakritze besteht in Deutschland eine Kennzeichnungspflicht auf der Produktverpackung. Wenn ein Salmiaklakritz-Erzeugnis 2 bis 4,49 % Salmiak (Ammoniumchlorid) enthält, ist folgender Hinweis auf der Verpackung aufgebracht.

Warnhinweis: „Erwachsenenlakritz. Kein Kinderlakritz“

Doch seit 2021 müssen Lakritz-Produzenten auch für Nierenkranke bei stark erhöhten Salmiakgehalten von mehr als 20 g/kg einen zusätzlichen Warnhinweis auf der Verpackung von Salmiaklakritz anbringen. Der Warnhinweis lautet dann:

Warnhinweis: „Übermäßiger Verzehr kann insbesondere bei Personen mit Nierenerkrankungen die Gesundheit beeinträchtigen“

Bei einem Ammoniumchloridgehalt von 4,5 % bis 7,99 % wird der Hinweis Extra stark. Erwachsenenlakritz. Kein Kinderlakritz auf der Verpackung Pflicht.

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: zuletzt aktualisiert 29.12.2022

Bildquellen:

Bild Lakritz: © Katja Schulte

Bild Süßholzwurzel: © Susanne Hillmer auf Pixabay.com

Quellen und weiterführende Informationen:

Süßholz-Arzneipflanze des Jahres. IDW online News 452179

Kojda Pharmalehrbuch. Apothekenmagazin. Die Süßholzwurzel – Traditionsreiche Heilpflanze im Blickfeld der modernen Medizin. 2001

Bundesinsitut für Risikobewertung: Ammoniumchlorid in Lakritzwaren (PDF)

J. Bielenberg, R,. Krausse. Innovative Wirkstoffe aus dem Pflanzenreich. Glycyrrhizinsäure-ein Inhaltsstoff aus der Süßwurzel mit antiviraler Aktivität. Erster Wirkstoff Wirkstoff gegen den latenten Karposi-Sarkom-assoziierten Herpes-Virus? Ärzteschrift für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin 47,9. 2006. S.606-611

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Lakritz

Apotheker M. Pahlow. Das große Buch der Heilpflanzen. Gesund durch die Heilkräfte der Natur. Verlag Nikol. 2015. Hamburg

Pro. TCM Li Wu, Apotheker Jürgen Klitzner. Heiltees für Körper, Geist und Seele aus China und Europa. Weltbild Verlag. 2014

Dr. Jörg Grunewald, Christof Jänicke. Grüne Apotheke. Das Standardwerk zur Pflanzenheilkunde. Verlag Gräfe u. Unzer. München 2015

Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure Deutschland e.V. Neue Verordnung – BfR warnt vor Lakritze mit einem hohen Salmiakanteil

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

Suche