Lecithin (Phosphatidylcholin) gilt als wichtiger Nährstoff für den Menschen. Lecithin zählt zu den fettähnlichen Substanzen (Phospholipiden) und übernimmt als Bestandteil der Zellwände und des Nervengewebes verschiedene wichtige Funktionen im Stoffwechsel. Auch auf die Darmwand übt Phospahtidylcholin bedeutende Wirkung aus. Eine weitere wichtige Rolle spielt der Nährstoff bei der körpereigenen Entgiftung.

Nach wissenschaftlichen Auswertungen verzehren Bürger in westlichen Industrienationen zu geringe Mengen an lecithinhaltigen Lebensmitteln. Dadurch kommt es auch in Deutschland häufiger zur Unterversorgung und Mängeln im Stoffwechsel, die mit mehr oder minder schweren Funktionsstörungen verbunden sein können.

Eine besondere Rolle spielt dabei der wirkungsvolle Lecithin-Baustein Cholin, denn bei einem Lecithinmangel kommt es zu einer Störung im Cholin-Haushalt. Dieser kann sich auf unterschiedliche Körperbereiche und Körperfunktionen auswirken.

Die tägliche Lecithinzufuhr liegt oft unter den Empfehlungen

Obwohl der Nährstoff Lecithin in einigen natürlichen Lebensmitteln in nennenswerter Menge enthalten ist, liegt die tägliche Zufuhr in westlichen Ländern deutlich unter den Empfehlungen von Ernährungswissenschaftlern. Die tägliche Zufuhrempfehlung für Lecithin beträgt zwischen 3 und 4 Gramm, doch nur 0,2 bis 1 Gramm wird Untersuchungen zufolge von zahlreichen Bürgern im Durchschnitt tatsächlich aufgenommen.

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Funktionen

In verschiedenen Bereichen des Gehirns übernimmt Lecithin wichtige Funktionen, denn Lecithin ist der Vorläufer des Botenstoffes (Neurotransmitters) Acetylcholin, zu dem er im Gehirn umgewandelt wird.

Das lecithin-abhängige Acetylcholin zählt zu den wichtigsten Neurotransmittern und ist in dieser Form ein zentraler Baustein bei der Regulation verschiedener Körperfunktionen.

Als Teil eines Netzwerks im Nervensystem wirkt der Botenstoff beispielsweise bei der Regulierung von Schlaf und Gemütsverfassungen mit. Er bestimmt im Gehirn die Emotionen und das Verhalten.

Zudem beeinflusst Acetylcholin die Steuerung von Aufmerksamkeit, die Weiterleitung sensorischer Reize, das Lernen und die motorische Entwicklung im Sport.

Acetylcholin übernimmt außerdem eine entscheidende Funktion im vegetativen Nervensystem, das insbesondere alle nicht willentlich beinflussbaren Körperfunktionen steuert. Daneben übt es eine wichtige Funktion an der Schnittstelle zwischen der Skelettmuskulatur und den motorischen Nerven aus.

Alzheimer-Patienten verfügen nur über geringe Mengen Acetylcholin im Gehirn

Forscher bringen geringe Mengen Acetylcholin im Gehirn mit der Alzheimer-Krankheit in Verbindung, denn im Gehirn von nahezu allen Alzheimer-Patienten finden sich reduzierte Gehalte dieser Substanz. Einige zugelassene Alzheimer-Medikamente beinhalten Wirkstoffe, um den Abbau des Neurotransmitters Acetylcholin zu verlangsamen. Es handelt sich bei diesen Medikamenten um sogenannte Cholinesterasehemmer wie Donepezil oder Galantamin.

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Funktion von Lecithin in der Darmschleimhaut

Phospatidylcholin bildet den Hauptbestandteil des Schleims in der Dickdarmschleimhaut (Mukosa) und trägt damit zur Entstehung und zum Erhalt der schützenden Schleimbarriere bei.

Auch in Verbindung mit der chronischen Darmerkrankung Colitis ulcerosa stellten Forscher bei Betroffenen eine stark verminderte Konzentration an Phosphatidylcholin fest.

Funktion von Cholin bei der Entgiftung und Ausscheidung von Chemikalien

Cholin übernimmt eine wichtige Aufgabe bei der Entgiftung und Ausscheidung von Chemikalien, in dem es das Enzymsystem in der Leber unterstützt. Über das Enzymsystem wird nicht nur das Blut entgiftet, sondern es kommen dadurch auch Medikamente und giftige Umweltchemikalien zur Ausscheidung.

Funktion von Cholin im Fettstoffwechsel

Im Fettstoffwechsel der Leber sorgt Cholin dafür, dass Triglyceride und andere Fette aus der Leber ins Gewebe transportiert werden. Wenn der Status von Cholin niedrig ist, häuft sich Fett in den Leberzellen an, was zu einer gestörten Leberfunktion führen kann.

Funktion von Cholin bei der Zellwandstruktur

Cholin ist erforderlich, um körperweit die Zellwände aufzubauen. Außerdem wird es benötigt, um die Markscheide der Nervenbahnen herzustellen (Myelin).

Gesundheitliche Wirkungen von Lecithin

Für Sojalecithin (Lecithinum vegetabile) besteht eine Positivmonographie der Kommission E und es wird somit therapeutisch eingesetzt. Sojalecithin zeigt eine therapeutische Wirkung bei leichteren Fettstoffwechselstörungen, besonders bei der Hypercholesterolämie. Die mittlere Tagesdosis entspricht einer Menge von 3,5 Gramm Phosphatidylcholin.

Auch der Lecithinbestandteil Cholin wird in der Liste der zulässigen gesundheitsbezogenen Angaben (Health Claims) mit verschiedenen gesundheitlichen Wirkungen verbunden. Cholin findet sich deshalb oft in verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln. Ab einer täglichen Menge von mindestens 8,25 Milligramm Cholin je 100 Gramm oder 100 Milliliter Lebensmittel, trägt Cholin in Nahrungsergänzungsmitteln und Lebensmitteln zu einem normalen Homocysteinspiegel und Fettstoffwechsel bei. Cholin unterstützt in der enthaltenen Mindestmenge außerdem eine normale Leberfunktion.

Die beiden Inhaltsstoffe Soja-Phosphatidylserin und Soja-Phosphatidsäure zählen im Rahmen der Novel-Food-Verordnung zu den neuartigen Pflanzenzubereitungen, die in die Unionsliste des EU-Raums aufgenommen wurden. Sie sind bis zu einer täglichen Aufnahmemenge von 800 Milligramm erlaubt, für Schwangere und Stillende sind diese Substanzen allerdings nicht geeignet.

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Lecithinmangel

Chronische Erkrankungen wie AIDS, Arthritis oder entzündliche Darmerkrankungen erhöhen das Risiko für einen Cholinmangel. Ein Mangel an Cholin entsteht durch einen Lecithinmangel.

Auch Verdauungsstörungen in Verbindung mit Bauchspeicheldrüse und der Fettverdauung erhöhen das Risiko für einen Cholinmangel, weil sich wegen der schlechten Aufnahmefähigkeit Mangelerscheinungen entwickeln können.

Sinken kann der Cholinspiegel ebenfalls durch regelmäßigen hohen Alkoholkonsum. Weitere Ursachen für einen niedrigen Cholinspiegel sind niedrige Zufuhren von Vitamin B12 und Folsäure, denn auch geringe Bestände davon erhöhen den Cholinbedarf des Körpers stark. Ein erhöhter Cholinbedarf besteht außerdem während Schwangerschaft und Stillzeit.

Folgen von Cholinmangel

Zu wenig Lecithin kann schwere Folgen haben. Die Folgen einer zu geringen Aufnahme von Lecithin können sich auf viele Körperbereiche auswirken. Betroffen sein können alle Bereiche, in denen die Lecithin-Substanz Cholin nicht ausreichend vorhanden ist.

Mögliche Auswirkungen von Cholinmangel

Ein Cholinmangel kann neben einem hohem Blutdruck und Unfruchtbarkeit auch mit einer gestörten Nierenfunktion, einer Fetteinlagerung in der Leber und einem erhöhten Risiko für Leberkrebs einhergehen. Es kann außerdem zur eingeschränkten Produktion roter Blutkörperchen kommen, aber auch zu Störungen im Carnitin-Stoffwechsel.

Zu den weiteren möglichen Auswirkungen, die mit einer zu geringen Lecithin-, beziehungsweise Cholinversorgung verbunden sein können, zählen Lernstörungen und Gedächtnisstörungen sowie ein gestörtes Wachstum.

Anwendungsgebiete für Lecithin und Cholin

Ein Anwendungsgebiet ist die Alzheimer-Krankheit und Demenz. Lecithin und Cholin können aber nicht nur die Alzheimer Krankheit, sondern auch andere Formen der Demenz günstig beeinflussen, indem sie den Acetylcholin-Spiegel im Gehirn anheben.

Bewegungsstörungen

Bewegungsstörungen können im Gehirn durch Störungen im Acetylcholin-Haushalt ausgelöst werden. Bei der Huntington-Krankheit und anderen Nervenstörungen, bei denen abnormale Bewegungen typisch sind, können verabreichte Nahrungsergänzungsmittel mit Lecithin oder Cholin positiven Einfluss nehmen.

Gehirnfunktion

Acetylcholin ist beteiligt, wenn es um die Speicherung von Erinnerungen geht. Nahrungsergänzungsmittel mit Lecithin und Cholin können besonders bei älteren Menschen die Gedächtnisleistungen steigern.

Herz-Kreislauferkrankungen

Durch Nahrungsergänzungsmittel mit entsprechender Menge an Lecithin lassen sich nicht nur die guten HDL-Cholesterinwerte erhöhen, sondern gleichzeitig auch die negativ beeinflussenden Triglyceridwerte und das LDL-Cholesterin senken. Dadurch sinkt auch das Risiko für Arteriosklerose, die zu verschiedenen ernsthaften Herz- Kreislauferkrankungen führen kann.

Leberentzündung (Hepatitis)

Bei Leberentzündungen, die wie Hepatitis durch Viren verursacht werden, können sich durch unterstützende Gaben von Cholin und Lecithin die Symptome abschwächen. Außerdem lässt sich durch die Substanzen die Dauer der Erkrankung reduzieren und Rückfällen vorbeugen.

Entgiftung der Leber

Cholin regt Enzyme in der Leber zur Entgiftung an und nimmt auch positiven Einfluss auf die Entgiftung des Blutes. Die Ausscheidung belastender Substanzen wie zum Beispiel Alkohol, Medikamentenrückstände, belastende Umweltgifte, Schwermetalle, Lebensmittelzusätze und Pflanzenschutzmittel, wird durch Cholin unterstützt.

Gallensteine

Gallensteine, die durch Ablagerung von Cholesterin entstehen, lassen sich durch Lecithin verhindern. Durch Nahrungsergänzungsmittel mit Lecithin oder Cholin kann das Risiko für die Entstehung von Cholesterinsteinen gesenkt werden.

Hoher Alkoholkonsum

Weil Alkoholkonsum den Cholinspiegel im Blut und in der Leber senkt, kann es bei schwerem Alkoholmissbrauch zu einer Fettleber und Leberstörungen kommen. Nahrungsergänzungsmittel mit Cholin können in Verbindung mit Methionin und Inositol den Heilungsprozess beschleunigen und die Schäden reduzieren, die durch den Alkohol entstanden sind.

Schwangerschaft und Entwicklung des Fötus

Lecithin beeinflusst die Gehirnentwicklung positiv und senkt das Risiko für Neuralrohrdefekte. Schwangere haben einen stark erhöhten Cholinbedarf und können in den letzten Phasen der Schwangerschaft im Blut einen niedrigen Cholinspiegel entwickeln. In der Folge erhöhen sich die Fettablagerungen in der Leber. Nahrungsergänzungsmittel mit Lecithin oder Cholin können die Leber schützen, in dem sie die leeren Cholinspeicher auffüllen.

Tagesbedarf Lecithin

Bis zu 4 Gramm Lecithin sollen es Experten zufolge täglich sein. Zwar wird Lecithin auch in der Leber gebildet, doch diese Mengen reichen allein nicht aus, um den empfohlenen Tagesbedarf an Cholin zu decken. Zur Deckung des Tagesbedarfs von Cholin wird eine tägliche Menge von 3 bis 4 Gramm Lecithin empfohlen.

Referenzwerte für Cholin

Die empfohlenen täglichen Aufnahmemengen hängen vom Alter ab. Das Gremium für Diätische Produkte, Ernährung und Allergien (NDA) ermittelte 2016 Werte für eine angemessene tägliche Aufnahme von Cholin. Empfohlen werden seitdem tägliche Aufnahmemengen, die vom Alter abhängen.

400 Milligramm Cholin täglich empfiehlt das Gremium für Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren und auch für Erwachsene. Für Kinder zwischen 1 bis 14 Jahre wird eine Menge von 140 bis 340 Mlligram empfohlen, während es bei Kleinkindern im Alter von 7 bis 11 Monaten 160 Milligramm Choin pro Tag sein sollen.

Während der Schwangerschaft und Stillzeit steigt der Cholinbedarf deutlich, so dass Schwangere täglich eine Menge von 480 Milligramm aufnehmen sollten, während der Stillzeit wird eine Anpassung auf 520 Milligramm empfohlen.

Überdosierungen von Cholin

Niedrige Dosierungen von Cholin, die sich zwischen 1 und 10 Gramm  pro Tag bewegen, stufen Experten bei Erwachsenen als unbedenklich ein und es konnten bislang auch bei erhöhter Aufnahme keine Nebenwirkungen verzeichnet werden.

Bei der Zufuhr von mehr als 20 Gramm Cholin pro Tag über den Zeitraum von mehreren Wochen kam es bei Betroffenen hingegen zu Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, außerdem reagieren einige Anwender auf hohe Cholindosen mit Depressionen. Die Körperausdünstung kann einen Fischgeruch annehmen.

Lebensmittel mit Lecithin

Lecithin kommt in tierischen und pflanzlichen Zellen vor, wobei Rinderleber den höchsten Cholingehalt aufweist. Während in 100 Gramm Rinderleber 520 Milligramm Cholin enthalten sind, befinden sich in 100 Gramm Rinderfilet jedoch nur 66 Milligramm an Cholin. Ernährungsexperten gehen davon aus, dass Menschen, die regelmäßig Lebensmittel mit hohem Lecithingehalt verzehren, ausreichend mit Lecithin versorgt sind. Hohe Mengen enthalten neben Lebensmitteln auch Eier und Erdnüsse. Ein mittelgroßes Hühnerei besitzt immerhin noch 270 Milligramm, während Erdnüsse 95 Milligramm Cholin pro 100 Gramm aufweisen. Auch Sojabohnen haben einen überaus hohen Lecithin-Gehalt, der bei 2 Prozent liegt.  In der Menge von 100 Gramm Kartoffeln finden sich vergleichsweise nur 8 Milligramm Cholin. 100 g Blumenkohl enthalten 43 mg in 100 g Vollkornbrot sind es nur 13 Milligramm.

In der Lebensmittelindustrie wird Lecithin zur Stabilisierung von Gemischen aus Fett und Wasser zugesetzt. Auf der Zutatenliste erscheint es unter den Namen Lecithin, Sonnenblumenlecithin, Sojalecithin oder als auch Lebensmittelzusatzstoff E 322. Reines Sojalecithin besteht zu 95 Prozent aus Phospahtidylcholin und bildet damit eine reichhaltige Lecithnquelle.

Lecithin in der Säuglingsnahrung

Lecithin ist bei Säuglingen nur bis zu einer bestimmten Menge zugelassen. Innerhalb der EU besteht die Zulassung als Lebensmittelzusatzstoff  E322 in der Säuglingsnahrung für Säuglinge unter 16 Wochen. Die minimale und maximale Menge ist bei Säuglingen allerdings auf 25 bis 50 Milligramm pro 100 Kalorien beschränkt. Zugelassen ist E322 außerdem in Diät-Lebensmitteln für bestimmte medizinische Zwecke.

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 12.02.2022 | aktualisiert 12.03.2024

Titelbild: © Bild von Majaranda auf Pixabay.com

Quellen und weiterführende Informationen:

H.K. Biesalski et al. Ernährungsmedizin. 4. Auflage. 2010. Verlag Thieme

EFSA Verordnung (EU) Nr. 609/2013

Unionsliste der neuartigen Lebensmittel gemäß der Verordnung (EU) 2015/2283 des Europäischen Parlaments und des Rates über neuartige Lebensmittel

EFSA Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr: EFSA veröffentlicht Empfehlungen zu Cholin. Website EFSA abgerufen 12.02.2021

Verordnung EG Nr. 1333/20082 Anhang II Teil E

Amtsblatt der EU L 136/4 Health Claims

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Positivmonographie der Kommission E für Sojalecithin

Deutsche Morbus Cron/Colitis ulcerosa Vereinigung DCCV e.V.

Burgersteins Handbuch Nährstoffe. 11. Auflage vollständig neu bearbeitet und erweitert. Verlag Haug. 2007

G. Schneider, K. Hiller. Arzneidrogen. 4. Auflage. Verlag Spektrum Akademischer Verlag. Heidelberg. Berlin 1998.

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