Die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn wird in Deutschland zunehmend häufiger diagnostiziert. Morbus Crohn betrifft pro 100.000 Einwohner etwa zwischen 100 und 200 Bürger. Mindestens 6 von 100.000 Betroffenen erkranken jährlich neu daran.
Die Darmkrankheit tritt bereits vereinzelt bei Säuglingen auf. Kinder sind jedoch seltener betroffen. Im Mittel liegt das Erkrankungsalter bei 33 Jahren, wobei 19 Prozent der Erkrankten unter 20 Jahre alt sind. Bei vielen Betroffenen beginnt die Krankheit Morbus Crohn im Berufsausbildungsalter und begleitet sie durch das gesamte Berufsleben.
Morbus Crohn zählt zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
Bei der Autoimmunkrankheit Morbus Crohn handelt es sich um eine schubweise verlaufende, nicht ansteckende, chronisch-entzündliche Erkrankung von Bereichen des Verdauungstrakts. Morbus Crohn ist bislang nicht vollständig heilbar und betrifft alle Schichten der Darmwand. Oft sind entzündungsbedingte, knotenartige Gewebeneubildungen (Granulomen) nachzuweisen.
Das Befallsmuster und Ausmaß der Darmkrankheit kann stark abweichen.
Alle Bereiche des Verdauungstrakts können betroffen sein
Morbus Crohn kann neben der Mundhöhle und Speiseröhre alle Abschnitte des Magen-Darm-Trakts befallen – anders als die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Colitis ulcerosa, die zwar vergleichbare Symptome hat, sich aber fast nur auf den Dickdarm beschränkt.
Knapp die Hälfte der Betroffenen weist bei Morbus Chron einen Befall im Bereich des Übergangs vom Dünndarm zum Dickdarm auf.
Bei einem Viertel ist dagegen der untere Dünndarmabschnitt betroffen und bei einem weiteren Viertel der Dickdarm und der Analkanal. Nur in weniger als 5 Prozent der Fälle sind andere Darmabschnitte betroffen.
Allerdings können auch gleichzeitig mehrere Darmabschnitte befallen sein, die durch gesunde Abschnitte getrennt sind.
Behandlung von Morbus Crohn bei Kindern
Empfohlen wird Kindern mit Morbus Crohn die Behandlung durch spezialisierte Kinder- und Jugendmediziner sowie spezielle Kinder-Gastroenterologen. Zwar gelten bei Kindern und Jugendlichen die gleichen Therapieempfehlungen wie bei Erwachsenen, dennoch gibt es insbesondere bei Kindern vor und während der Therapie etwa Besonderheiten bei der medikamentösen Therapie in Bezug auf Wirkungen, Nebenwirkungen und Patientenzuverlässigkeit zu berücksichtigen.
Außerdem gilt es, die Auswirkungen von Krankheit und Therapie im Hinblick auf das Wachstum und die psychosoziale Entwicklung zu beachten. Insbesondere bei Kindern mit Morbus Crohn konnte die Wirksamkeit von Ernährungstherapien während eines akuten Schubs nachgewiesen werden.
Symptome bei Morbus Crohn
Die Symptome bei Erwachsenen sind oft individuell unterschiedlich. Die Schübe können bei Morbus Crohn unterschiedlich lang andauern und zeigen sich regelmäßig mit Hauptbeschwerden des Magen-Darm-Trakts, die bei vielen Betroffenen von unterschiedlichen Nebensymptomen begleitet werden.
Typische Nebensymptome treten auch zu Beginn der Krankheit auf. Das Krankheitsbild sowie das Auftreten der genauen Symptome und Nebensymptome außerhalb des Verdauungstrakts kann Aufschluss darüber geben, welcher Bereich des Darms von Morbus Crohn betroffen ist. Langanhaltende Durchfälle führen oft zur ungewollten Gewichtsabnahme.
Mögliche Hauptsymptome von Morbus Crohn
Zu den Hauptsymptomen zählen heftige Bauchschmerzen, die in der Regel im rechten Unterbauch auftreten. Es kann auch zu starken Bauchkrämpfen sowie zu langanhaltenden wässrigen oder schleimigen Durchfällen kommen. Häufig treten Blähungen auf.
Mögliche Nebensymptome
Daneben kann es zu Gelenkschmerzen, Rückenbeschwerden und Augenentzündungen oder Hautreizungen kommen. Weitere Symptome sind eine Osteoporose, Thrombosen oder Nierensteine. Auch Beschwerden der Leber oder Galle sowie Schwäche, Fieber und Gewichtsverlust sind möglich.
Weitere typische Nebensymptome sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder der Appetitverlust. Sonst können Depressionen, Müdigkeit oder ein allgemeines Unwohlsein ernst zunehmende Anzeichen sein.
Ursachen von Morbus Chron
Die Entstehung ist bislang weitgehend ungeklärt und es liegen bislang auch keine eindeutigen Erkenntnisse zu den Ursachen vor.
Mediziner gehen jedoch von verschiedenen möglichen Einflüssen aus. Darunter kommen genetische Ursachen und ein beeinträchtigtes Immunsystem genau so in Frage wie ein ungünstiges Ernährungsverhalten und ein ungesunder Lebensstil, der mit viel Alkohol, Stress, Rauchen und ähnlichen Faktoren verbunden ist.
Die Ursache kann aber auch in einem Bakterien- oder Virenbefall liegen.
Bei bestehender Erkrankung können seelische Belastungen das Entstehen eines Schubs oder seine Stärke negativ beeinflussen.
Diagnose bei Morbus Crohn
Der Nachweis ist oft schwierig. Morbus Crohn äußert sich anfangs oft nicht mit klaren Anzeichen und zeigt nur geringe Beschwerden, so dass in vielen Fällen zunächst andere Krankheiten wie Infekte, Reizdarm und andere als Auslöser in Verdacht geraten. Bei einem Verdacht empfiehlt sich zur Abklärung ein entsprechender Facharzt (Gastroenterologe).
Diagnostische Untersuchungen
Neben einem ausführlichen Vorgespräch (Anamnese), das dem Arzt erste Anhaltspunkte für eine Diagnose liefern kann, stehen bei Morbus Crohn mehrere Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung. Neben der eingehenden Befragung und körperlichen Untersuchung, kann eine Abtastung von Unterbauch auf Verhärtungen erfolgen. Auch das Abtasten des Enddarms auf Fisteln oder Fissuren sowie die Stuhluntersuchung auf Blut und Bakterien und die Blutuntersuchung auf Entzündungen und Nährstoffmangel zählen zu den Untersuchungen bei Verdacht auf Morbus Chron.
Weitere diagnostische Untersuchungen sind ein Ultraschall des Unterbauchs, die Darmspiegelung sowie eine Magnetresonanztherapie (MRT).
Hinweise auf Morbus Chron können auch weitere Befunde liefern. Befunde, die unter anderem auf die chronisch-entzündliche Darmerkrankung hindeuten können, sind beispielsweise eine Blutarmut durch Eisenmangel sowie eine Thrombozytose, bei der es zum vermehrten Auftreten von Blutplättchen kommt sowie ein Mangel an Nährstoffen wie etwa Vitamin B12, Vitamin D, Zink oder Eisen.
Therapie von Morbus Crohn
Die Therapie ist vom Schweregrad abhängig.
Ziel einer Langzeittherapie ist es bei Morbus Crohn, den Betroffenen symptomfrei werden zu lassen und mit Hilfe notwendiger Therapien ein beschwerdefreies, normales Leben führen zu können. Neben den körperlichen Beeinträchtigungen werden in der Regel auch die psychosozialen Beeinträchtigungen durch die Krankheitslast mit einbezogen.
Die Therapieansätze sind bei einem akuten Schub abhängig von verschiedenen Faktoren. Darunter spielen Faktoren wie die Krankheitsaktivität, Befallsmuster, ggf. auftretende Nebensymptome, Alter, Ernährungszustand und potentielle Mangelzustände eine Rolle. Außerdem wird berücksichtigt, wie der Patient auf bisherige Behandlungen angesprochen hat und inwiefern Nebenwirkungen vorangegangener Therapien zu berücksichtigen sind.
Das Risiko für den einzelnen Patienten, einen neuen Schub zu erleiden besteht grundsätzlich. Die Verlaufsformen variieren individuell zwischen mild und kompliziert, jedoch ergaben Studiendaten, dass junge Patienten mit ausgedehnter Erkrankung, Befall von Fisteln oder Abszessen im Analbereich und Steroiden bei Erstdiagnose ein erhöhtes Risiko für einen komplizierten Krankheitsverlauf entwickeln können.
Zu den möglichen Therapie-Maßnahmen zählt insbesondere die medikamentöse Behandlung des Durchfalls, der Entzündung sowie auftretender Nebensymptome. Weitere Maßnahmen bilden Ernährungstherapien. Es können auch operative Eingriffe und eine vorübergehende künstliche Ernährung angezeigt sein.
Zur Behandlung psychischer Probleme, die mit der Erkrankung einhergehen können, kann eine psychologische Therapie zur Anwendung kommen. Dies ist etwa bei Depressionen möglich.
Mögliche Komplikationen bei der Therapie
Im Verlauf der Erkrankung können Komplikationen auftreten, die teilweise operative Eingriff nötig machen können.
Dazu zählen Komplikationen wie eine Fistelbildung oder eine Abszessbildung. Es kann außerdem zum Darmverschluss, zu schweren Blutungen und zum Darmdurchbruch kommen.
Patienten mit Morbus Crohn unterliegen einem erhöhten Risiko für Dünndarmkrebs.
Bei Morbus Chron wird eine Ernährungstherapie, bzw. eine Ernährungsberatung empfohlen
Nach Empfehlungen der Leitlinien soll ausgehend von der Schwere der Entzündung, der spezifischen Krankheitssituation und des Ernährungszustandes eine Ernährungsberatung und gegebenenfalls eine Ernährungstherapie durch spezialisierte Fachkräfte erfolgen. Ernährungsmediziner kommen im Rahmen der Leitlinien zu dem Schluss, dass die fachgerechte ernährungsmedizinische Diagnostik, Ernährungsberatung und enterale Ernährung eine wichtige Rolle in der Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten (CED) spielt und sie den Krankheitsverlauf und die Lebensqualität verbessern kann.
Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) kann die abgestimmte Ernährung auch bei chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten wie Morbus Crohn positiven Einfluss nehmen. Eine leichte Vollkost, die neuerdings auch als angepasste Vollkost bezeichnet wird, trägt zur Linderung der Symptome von Verdauungsbeschwerden bei und verbessert dementsprechend das Wohlbefinden.
Außerdem haben Betroffene bei ausgedehntem Dünndarmbefall ein erhöhtes Risiko für eine Unterversorgung mit lebensnotwendigen Vitalstoffen, das durch eine angepasste Ernährungstherapie gesenkt werden kann. Auch im Fall von Lebensmittelallergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten profitieren Betroffene von einer geeigneten qualifizierten Ernährungsumstellung.
Nichtraucher haben häufig einen günstigeren Krankheitsverlauf
Tabakkonsum nimmt starken Einfluss auf den Verlauf von Morbus Crohn. Nach Datenlage raten Mediziner zum Einstellen des Rauchens. Nichtraucher können die langfristige Rückfallrate halbieren.
Bildquelle: ©Alex/Fotolia.com ID 92534861 (stock.adobe.com)
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 10/2016 | aktualisiert 16.01.2023
Quellen und weiterführende Informationen:
Gerd Herold et al. Innere Medizin. Verlag Gerd Herold. Köln. 2010
DGVS. Aktualisierte S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn“ 20141 AWMF-Registriernummer. 021–004 Updated German Clinical Practice Guideline on “Diagnosis and treatment of Crohn’s disease” 2014 AWMF registration no.: 021–004 Autoren J. C. Preiß, B. Bokemeyer, H. J. Buhr, A. Dignaß et al. (Stand 2014)
DGEM. S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für klinische Ernährung der Schweiz (GESKES), der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für klinische Ernährung (AKE) und der Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) Klinische Ernährung in der Gastroenterologie (Teil 4) – Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen S3-Guideline of the German Society for Nutritional Medicine (DGEM) in Cooperation with the GESKES, the AKE and the DGVS Clinical Nutrition in Gastroenterology (Part 4) – Inflammatory Bowel Diseases Autoren S. C. Bischoff, B. Koletzko, H. Lochs etal. (Stand 18.10.2013)
DGE-Infothek. Leichte Vollkost. 2. überarbeitete Auflage 2013
Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen