Gleich in zwei Humanstudien überprüften Forscher der Universität Hohenheim und der Christian-Albrechts-Universität in Kiel nun die Wirkung von zuckerhaltigen Getränken. Im Mittelpunkt der Untersuchungen standen Orangensaft und koffeinfreie Cola.
Wird der Orangensaft zu unrecht verbannt?
Trotzdem Fruchtsäfte eigentlich immer als gesund galten, wird ein hoher Konsum von stark zuckerhaltigen Getränken seit Jahren pauschal mit Übergewicht und einem erhöhten Risiko für Gicht und Diabetes mellitus Typ 2 in Verbindung gebracht. Fruchtsäfte wie Orangensaft stehen seitdem bei einigen Ernährungsexperten automatisch mit Cola und gezuckerten Limonaden auf einer Stufe und werden quasi in Sippenhaft genommen.
Grund dafür ist der hohe Gesamtzuckergehalt der Fruchtsäfte. Das Pauschalurteil sorgt seitdem in manchen Kindergärten und Grundschulen sogar für die komplette Verbannung von Orangensaft und anderen Fruchtsäften.
Forscher beobachten diese Entwicklung schon lange mit Sorge und halten die negative Bewertung von Fruchtsäften nicht für gerechtfertigt. Nun räumen gleich zwei Studien mit diesem unberechtigten Vorurteil auf.
Während eine Studie die Wirkung der zuckerhaltigen Getränke auf den Harnsäurespiegel in den Mittelpunkt stellte, befasste sich die andere Studie mit der Wirkung von zuckerhaltigen Getränken auf die Gewichtszunahme.
Orangensaft und Cola stehen auf dem Prüfstand
Im Rahmen der Studien nahmen 26 junge und gesunde Teilnehmer beider Geschlechter 14 Tage lang 20 Prozent des täglichen Energiebedarfs entweder in Form von Cola oder von Orangensaft zu sich. 20 Prozent des Energiebedarfs entsprachen dabei der Menge von 1 Liter Cola oder 1,2 Liter Orangensaft täglich.
Orangensaft wirkt Gicht entgegen
Im Ergebnis erhöhte der Zuckergehalt im Orangensaft das Risiko für Gicht auch in sehr hoher Menge nicht. Wie die Forscher zeigen konnten, senkte O-Saft stattdessen den Harnsäurespiegel deutlich. Harnsäure wird für das vermehrte Auftreten von Gicht verantwortlich gemacht. Die Studienergebnisse weisen sogar darauf hin, dass der regelmäßige Genuss von 1 Glas Orangensaft pro Tag den Harnsäure-Spiegel senken und Gicht entgegenwirken kann.
Diese positive Wirkung der orangen Südfrucht schreiben die Wissenschaftler insbesondere dem enthaltenen Vitamin C und den Flavonoiden zu, denn beide Inhaltsstoffe fördern die Ausscheidung von Harnsäure. Cola hingegen beeinträchtigte bei der Untersuchung den Glukosestoffwechsel.
Das Flavonoid Hesperidin konnte auch zuvor in einem Tierversuch schon mit der Ausscheidung von Harnsäure in Zusammenhang gebracht werden. Flavonoide zählen als bioaktive Substanzen zur Familie der sekundären Pflanzenstoffe.
Keine Gewichtszunahme durch Orangensaft in Verbindung mit Mahlzeiten
Im Rahmen der anderen Untersuchung konsumierten die Studienteilnehmer zuerst über 14 Tage je 400 ml Orangensaft zu den Mahlzeiten, während sie in einem nächsten Durchgang den Saft zwischen dem Mahlzeiten tranken.
Diese Studie ergab, dass ein Glas Orangensaft, das zu den Mahlzeiten getrunken wurde, nicht zur Gewichtszunahme führte. Dagegen führte aber der Verzehr zwischen den Mahlzeiten zu einem leichten Anstieg des Körperfetts.
Während der Mahlzeiten getrunken, verringerte der Saft nach Angaben der Forscher die spontane Energieaufnahme entsprechend und passte sie an.
Forscher empfehlen maßvollen Verzehr von Fruchtsäften
Ein Glas Fruchtsaft pro Tag zu den Mahlzeiten ist nach Mitteilung der Forscher empfehlenswert und liefert neben wertvollen Vitaminen auch sekundäre Pflanzenstoffe mit hoher Bioverfügbarkeit. Besonders Vitamin C, Carotinoide und Polyphenole werden in dem Zusammenhang genannt. Enthalten sind gleichzeitig aber auch wertvolle Mineralstoffe und Ballaststoffe.
Ernährungsexperten weisen darauf hin, dass 1 Glas Fruchtsaft täglich eine Portion Obst ersetzen kann. Nach Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) sollten es pro Tag mindestens 250 Gramm Obst sein. Die empfohlene Menge an Obst entspricht etwa 2 Handgroßen Portionen.
Der gemeinsamen Presseerklärung der Universitäten Hohenheim und Kiel nach, wurden die Studienergebnisse in den Magazinen Nutrition and Diabetes und Clinical Nutrition veröffentlicht.
DGE empfiehlt Fruchtsäfte zu verdünnen
Wie die DGE im Ernährungskreis abbildet, zählen neben Wasser auch Limonade, Tee, Kaffee und Fruchtsäfte wie der Orangensaft zur „Lebensmittelgruppe Flüssigkeit“. Rund 1,5 Liter Flüssigkeit täglich werden empfohlen. Allerdings bewertet die DGE nicht alle Flüssigkeiten gleich. Bevorzugen sollte man dabei in erster Linie energiefreie und energiearme Getränke, zu denen gezuckerte Getränke aber nicht gehören.
Fruchtsäfte stuft die DGE trotz ihres Zuckergehalts als wertvollen Bestandteil der Ernährung ein. Weil Fruchtsaft von Natur aus aber nicht nur wertvolle Vitamine, sondern gleichzeitig auch energiereichen Zucker liefert, sollte man ihn zum Durstlöschen stark mit Wasser verdünnen. Empfohlen werden Fruchtsaftschorlen, die man mit Mineralwasser oder Trinkwasser aus jedem beliebigen Fruchtsaft im Verhältnis von 1:3 im Handumdrehen selbst herstellen kann. Auf 1 Teil Fruchtsaft kommen demnach 3 Teile Wasser.
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 06/2018 | aktualisiert 17.01.2023
Titelbild: © Bild von Luisella Planeta LOVE PEACE auf Pixabay.com
Quellen und weiterführende Informationen:
Zucker im Orangensaft. Neue Studie geben Entwarnung. O-Saft senkt Gicht-Risiko. Gemeinsame Pressemitteilung der Universitäten Hohenheim und Kiel. 21.06.2018
Nährstoffe und Inhaltsstoffe Orangensaft. Prof. Dr. I. Elmadfa et al. Nährwerte. Verlag Gräfe und Unzer. München. 3. Auflage 2010. Erweiterte und aktualisierte Neuausgabe.
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