Die Pfefferminze (Mentha piperita L.) ist eine traditionelle Heilpflanze mit belegter Wirksamkeit auf verschiedenen Gebieten. Therapeutisch finden Pfefferminzblätter in Arzneimittelqualität (Folia menthae piperitae) und das ätherische Öl der Pfefferminze (Menthae piperitae aetheroleum) Anwendung. Insbesondere das ätherische Öl enthält die stark wirkenden Inhaltsstoffe in äußerst hoher Konzentration.

Ursprünglich stammt die Pfefferminze aus Großbritannien, wo sie aus einer Kreuzung von Wasserminze (Mentha aquatica) und Grüner Minze (Mentha spicata) entstand. Britische Ärzte machten die stark wuchernde Kulturpflanze aus der Familie der Lippenblütler mit den rötlichen Stengeln später auch in Deutschland bekannt. Innerhalb der artenreichen Gattung Minze (Mentha), die neben ihren Bastarden mehr als 200 unterschiedliche Minzearten umfasst, ist bislang nur für die Pfefferminze eine Wirksamkeit in den folgenden Bereichen belegt.

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Pfefferminzöl bei Spannungskopfschmerzen

Pfefferminzöl bei Kopfschmerz vom Spannungstyp

Wirkung der Pfefferminze

Die Heilpflanze ist wirksam bei Schmerzen und Entzündungen. Neben dem Teeaufguss aus getrockneten Pfefferminzblättern kommt traditionell auch das kühlende Pfefferminzöl erfolgreich bei unterschiedlichen Schmerzzuständen und Entzündungen zur Anwendung. Das ätherische Öl der Pfefferminze wirkt ebenso bei Schmerzen, die durch Druck, Verletzung oder Hitze entstehen.

Allerdings ist die Wirkung von Pfefferminztee aus dem Lebensmittelhandel nicht vergleichbar mit der Wirkung der Pfefferminze, die als Arzneidroge im Pfefferminztee verwendet wird. Ihr Gehalt an therapeutisch wirksamen Bestandteilen ist in einem Pfefferminztee in Arzneimittelqualität vergleichsweise viel höher.

Wirkung der Pfefferminzblätter

Pfefferminzblätter wirken nicht nur antimikrobiell und entkrampfend, sondern fördern auch den Gallenfluss und wirken Blähungen entgegen.

Wirkung von Pfefferminzöl

Pfefferminzöl wirkt wie die Blätter ebenfalls sowohl krampflösend wie auch blähungswidrig und galletreibend. Zudem zeigt es unter anderem auch antibakterielle, schleimlösende, kühlende und lokal betäubende Wirkung.

Pfefferminzöl wirkt vielseitiger

Schon kleine Mengen vom ätherischen Öl der Pfefferminze, das lokal auf die Haut aufgetragen wird, erregen durch den Hauptwirkstoff Menthol die Kälterezeptoren und Druckrezeptoren.

Größere Konzentrationen des Öls sind dagegen fähig, Wärmerezeptoren und Schmerzrezeptoren in der Haut anzuregen. Sie entfalten gleichzeitig eine örtlich betäubende Wirkung und führen in der Zellwand zu einer erhöhten Aktivität.

Außerdem kann Pfefferminzöl die Wirkungen der Botenstoffe hemmen, die an der Entstehung von Spannungskopfschmerzen maßgeblich beteiligt sind.

Wirkmechanismen und Wirkweisen von Pfefferminzöl

Die ausgeprägten schmerzstillenden Wirkungen des Pfefferminzöls lassen sich nach Angaben des Forschers Prof. Dr. Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel nicht nur auf klinischer Ebene nachweisen, sondern auch neurophysiologisch und molekular. Insgesamt sind es vier Wirkmechanismen, die beim Pfefferminzöl bislang festgestellt werden konnten.

Aktivierung der Kältesensoren

Einer der Wirkmechanismen betrifft die Aktivierung der Kältesensoren. Neben einem Frischegefühl kommt es zur Aktivierung der körpereigenen Schmerzhemmung und zur Blockierung der sensorischen Nervenzellen für das Schmerzempfinden. Der Kalziumausstrom wird gehemmt und die schmerzleitenden Nervenfasern (C-Fasern) blockiert.

Muskelentspannung

Das Pfefferminzöl nimmt auch Einfluss auf die Muskeln, indem es die schmerzhafte Muskelanspannung hemmt. Die Substanz P, die unter anderem eine Rolle bei der Schmerzentwicklung spielt, wird in ihrer Aktivität gehemmt, es erfolgt eine Hemmung der Reflexe schmerzleitender Nervenbahnen.

Aktivierung der Hämodynamik

Pfefferminzöl beeinflusst zudem die Eigenschaften des Blutflusses in den Blutgefäßen. Es kommt zur Aktivierung des Stoffwechsels im Gewebe sowie zum Abbau von sensibilisierenden und entzündungsfördernden Schmerzmediatoren. Der Blutfluss in den Hauptkapillaren wir gesteigert, so dass Pfefferminzöl auch in den Blutgefäßen als Gegenspieler von Kalzium wirkt.

Hemmung von Schmerz und Sensitivierung

Pfefferminzöl übt ebenfalls eine Wirkung auf die Schmerzhemmung und Sensitivierung aus, in dem es die Nervenerregung stabilisiert. Es verbessert zudem die emotionale Empfindlichkeit. Pfefferminzöl führt zu einer Blockade der synaptischen Übertragung schmerzleitender Nervenbahnen.

Nebenwirkungen der Pfefferminze

Bei Verwendung der getrockneten Pfefferminzblätter sind Nebenwirkungen bislang nicht beobachtet worden.

Auch das ätherische Öl der Pfefferminze zeigt nur wenige Nebenwirkungen. Jedoch wird vor dem Einsatz von Pfefferminzöl bei Säuglingen und Kleinkindern gewarnt, weil der Hauptbestandteil Menthol bei Kindern schwere gesundheitliche Reaktionen auslösen kann.

Bei empfindlichen Personen können bei oraler Einnahme Magenbeschwerden auftreten und bei örtlicher Anwendung auf der Haut kann es durch das ätherische Öl der Pfefferminze kurzzeitig zu Juckreiz und Brennen kommen.

Bei der innerlichen Anwendung von Pfefferminzöl, wie es etwa beim Reizdarmsyndrom zum Einsatz kommt, wird Pfefferminzöl in der üblichen Dosis als sicher bewertet. Zu hohe Dosen von oral eingenommenen Pfefferminzöl können jedoch toxisch wirken.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind weder bei den Pfefferminzblättern noch beim ätherischen Öl der Pfefferminze bislang bekannt.

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Sekundäre Pflanzenstoffe

Sekundäre Pflanzenstoffe

Inhaltsstoffe der Pfefferminze

Die bedeutendsten Inhaltsstoffe kommen im Öl der Pfefferminze vor, das sich vorwiegend in den Blättern anreichert. Zur Gewinnung von 1 Kilogramm Essenz durch Wasserdampfdestillation, benötigt man 50 Kilogramm getrocknete Pfefferminzblätter.

Der Ölgehalt im Blatt beträgt 2 Prozent. Zu den wichtigsten flüchtigen Inhaltsstoffen des ätherischen Pfefferminzöls, die therapeutisch am wirksamsten sind, zählt neben Menthol, Mentholester und Menthon auch Menthofuran.

Pfefferminzblätter enthalten neben dem ätherischen Öl auch Vitamine und Spurenelemente sowie verschiedene Phenole aus der Familie der gesundheitsfördernden sekundären Pflanzenstoffe. Zu den phenolischen Inhaltsstoffen zählen Rosmarinsäure und verschiedene Flavonoide, hauptsächlich Eriocitrin, Luteolin und Hesperidin. Daneben sind Gerbstoffe und Triterpene enthalten.

Therapeutische Anwendung von Pfefferminze

Die medizinischen Anwendungsgebiete sind breit. Als Arzneidroge finden getrocknete Pfefferminzblätter und das ätherische Öl der Pfefferminze innerlich und äußerlich Anwendung. Eine dauerhafte Verwendung wird dann nicht empfohlen, wenn man unter chronischen Magenbeschwerden leidet. Bei Gallensteinleiden soll das ätherische Öl der Pfefferminze nur nach ärztlicher Rücksprache Verwendung finden.

Innerliche Anwendung von Pfefferminzöl

Innerlich angewendet wird das Öl der Pfefferminze bei Katarrhen der oberen Luftwege sowie beim Reizdarmsyndrom (IBS) und bei Krämpfen im Magen-Darmbereich.

Wirksam ist es auch beim Krämpfen in der Gallenblase und den Gallenwegen.

Als mittlere Tagesdosis gelten für die innerliche Anwendung 6 bis 12 Tropfen vom ätherischen Öl der Pfefferminze. Zur Inhalation bei Katarrhen gibt man in der Regel 3 bis 4 Tropfen ätherisches Öl der Pfefferminze auf heißes Wasser.

Eingesetzt wird die Pfefferminze innerlich als Nahrungsergänzungsmittel oder zur Inhalation. Erhältlich ist die Heilpflanze in Form von Arzneimittel-Tees, Kapseln oder als flüssige Lösung. Beim Reizdarmsyndrom kommen magensaftresistente Kapseln zum Einsatz, die nach Studienergebnissen die Symptome beim Reizdarmsyndrom verbessern können.

Die Verwendung von Pfefferminzblättern erfolgt in der Regel bei allen krampfartigen Beschwerden im Magen-Darmbereich, die mit Blähungen verbunden sind sowie bei krampfartigen Beschwerden der Gallenblase und der Gallenwege als Teeaufguss. Dazu wird ein Esslöffel getrocknete Pfefferminzblätter am besten in Arzneimittel-Qualität mit 150 ml kochendem Wasser übergossen und 10 bis 15 Minuten ziehen gelassen. Anschließend gibt man den Pfefferminztee durch ein Teesieb. 3 bis 4 mal täglich eine Tasse Pfefferminztee frisch zubereiten und warm zwischen den Mahlzeiten nehmen.

WICHTIG bei innerlicher Anwendung: Bei Säuglingen und Kleinkindern darf das ätherische Öl der Pfefferminze nicht zur Inhalation verwendet werden. Es kann bei Säuglingen und Kleinkindern beim Einatmen zu Asthmaanfällen, zum Glottiskrampf, zum Bronchialspasmus bis hin zum Atemstillstand kommen.

Äußerliche Anwendung

Äußerlich angewendet wird Pfefferminzöl neben Muskelschmerzen, Nervenschmerzen auch bei leichten bis mittlere Kopfschmerzen (Spannungskopfschmerzen). Auch bei Schnupfen, Husten, Juckreiz und einer Nesselsucht sowie schmerzhaften Hautirritationen kommt es zum Einsatz.

Bei der äußerlichen Anwendung werden einige Tropfen vom ätherischen Öl der Pfefferminze in die betreffende Hautpartie eingerieben. Bei älteren Kindern wird empfohlen, 5 is 15 Tropfen auf dem Rücken/Brust zu verreiben.

Pfefferminzöl in 10 Prozent ethanolischer Lösung gilt bei Spannungskopfschmerzen als Mittel der ersten Wahl in der Akuttherapie. Empfohlen wird es auch während der Schwangerschaft und für den Einsatz bei Kindern alternativ zu herkömmlichen Schmerzmitteln. Eine medizinische Zulassung als Mittel zur äußerlichen Behandlung von Spannungskopfschmerzen besteht für Erwachsene und Kinder ab dem 6. Lebensjahr.

Verwendung findet ätherisches Öl der Pfefferminze in Nasensalben mit 1 bis 5 Prozent Konzentration, in halbfesten und öligen Zubereitungen mit Konzentrationen von 5 bis 20 Prozent sowie in wässrig-alkoholischen Lösungen mit Konzentrationen von 5 bis 10 Prozent.

WICHTIG bei äußerlicher Anwendung: Bei Säuglingen und Kleinkindern darf das ätherische Öl der Pfefferminze nicht verwendet werden. Es kann bei Säuglingen und Kleinkindern durch das Einatmen zu Asthmaanfällen, zum Glottiskrampf, zum Bronchialspasmus bis hin zum Atemstillstand kommen.

Gegenanzeigen bei Pfefferminzöl

Bei verschiedenen Erkrankungen ist Pfefferminzöl nicht angezeigt. Eine Anwendung von ätherischem Pfefferminzöl wird bei einigen Gesundheitszuständen nicht empfohlen. Bei Gallenblasenentzündungen und dem Verschluss der Gallenwege sowie auch bei schweren Leberschäden ist Pfefferminzöl ungeeignet.

Pfefferminzöl in der Homöopathie

Das Öl der Pfefferminze macht homöopathische Mittel unwirksam. Pfefferminzöl in Verbindung mit der Einnahme von homöopathischen Mitteln empfehlen Homöopathen nicht, denn das stark wirkende Öl kann die Wirkung der Homöopathika aufheben. Das Öl kann sich auch in Produkten wie Zahnpasta und Mundwasser verbergen.

Ob eine zeitlich versetzte Einnahme therapeutisch möglich ist, kann man mit dem behandelnden Homöopathen besprechen.

Pfefferminzöl in der Aromatherapie

Das Öl der Pfefferminze findet in der Aromatherapie Verwendung bei verschiedenen Beschwerden. In erster Linie wird es in Form einer Massage bei schlechter Durchblutung und bei einer Bauchdeckenverspannung eingesetzt.

Pfefferminze in der Körperpflege

Die Pfefferminze wird auch in zahlreichen Produkten im Bereich Kosmetik und Körperpflege eingesetzt. Sie findet sich in Mundwässern, Zahnpasten, erfrischenden Duschgelen, Parfums und erfrischenden Gesichtswässern.

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Kräutertee und Arzneitee

Kräutertee und Arzneitee

Pfefferminze in der Forschung

Trotzdem Pfefferminze lange schon medizinisch, volksheilkundlich und in der Ernährung verwendet wird, gibt es bislang nur wenige Studien am Menschen, die ihre Wirksamkeit wissenschaftlich belegen können.

Klinische Studien zum Pfefferminztee fehlen gänzlich und auch Studien am Menschen, die die Wirkung von Pfefferminzblättern erforschen, sind bislang noch sehr begrenzt. Dagegen zeigten schon verschiedene Tiermodellstudien noch weitere Potentiale von Pfefferminz.

Auch in vitro ergaben sich weitere Wirkungen und Aktivitäten, mit denen die Pfefferminze in Zusammenhang gebracht wird und die nach Ansicht der Wissenschaftler zusätzlichen Forschungsbedarf erforderlich machen.

Weitere mögliche Wirkungen der Pfefferminze, auf die sich bereits Hinweise ergeben haben, sind deutliche antimikrobielle und antivirale Aktivitäten sowie starke Antitumorwirkungen und ein chemopräventives Potential. Es ergab sich außerdem ein Potential zur Hemmung von entzündungsfördernden oder tumorfördernden Stoffen.

Darüber hinaus zeigten sich starke antioxidative Wirkungen sowie ein antiallergenes Potenzial. Im zentralen und peripheren Nervensystem zeigte sich die Pfefferminze dagegen schmerzlindernd und betäubend.

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 12/2018 | aktualisiert 04.03.2024
Bildquelle: © Bild von Photosforyou bei Pixabay.com

Quellen und weiterführende Informationen:

Beatrice Gehrmann et al. Arzneidrogenprofile. Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart. 2000

Jenny Harding. Die Welt der Kräuter. Heilkräuter, Rezepte, Pflanzentipps. Parragon Books Ltd

Prof. Dr. Hartmut Göbel et al. Schmerzklinik Kiel. Pfefferminzöl bei Spannungskopfschmerzen

National Center for Complementary and Integrative Health (NIH). Peppermint Oil/Stand September 2016

Dr. med. M.Augustin, Dr. med. V. Schmiedel. Praxisleitfaden Naturheilkunde. 2. neu bearbeitete Auflage. Jungjohann Verlagsgesellschaft. Neckarsulm -Stuttgart. 1994

McKay DL, Blumberg JB. A review of bioactivity and potential health benefits of peppermint tea. Phytother Res. 2006 Aug; 20 (8): S.619-633

Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. 267. Auflage. Verlag de Gruyter. Berlin/Boston. 2017

Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. Therapie des episodischen und chronischen Kopfschmerzes vom Spannungstyp und anderer chronischer täglicher Kopfschmerzen. Leitlinien Deutsche Gesellschaft für Neurologie. AWMF-Registernummer: 30/077. Stand 28.Oktober 2014. Gültig bis 27.Oktober 2019

Internationale Kopfschmerzklassifikation IHS

Dr. Ute Künkele, Till R. Lohmeyer. Heilpflanzen und Kräuter. Parragon im Delphin Verlag.

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

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