Pflanzliche Hormone in natürlichen Lebensmitteln beeinflussen den männlichen und weiblichen Hormonhaushalt. In natürlichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Kräutern und Gewürzen stecken jede Menge pflanzliche Hormone, die den menschlichen Hormonen sehr stark ähneln und deshalb beim Verzehr auch den menschlichen Hormonhaushalt beeinflussen können.
Eine besonders wichtige Gruppe darunter bilden die Phytoöstrogene aus der Familie der sekundären Pflanzenstoffe. Phytoöstrogene ähneln den weiblichen Sexualhormonen, die sowohl im männlichen wie auch im weiblichen Hormonhaushalt eine bedeutende Rolle spielen.
Phytoöstrogene wirken hormonähnlich und antioxidativ
Neben ihrer östrogenen und antiöstrogenen Wirkung verfügen Phytoöstrogene gleichzeitig über antioxidative Eigenschaften und sie hemmen außerdem das Zellwachstum. Besonders beachtlich ist jedoch, dass die Fähigkeiten und Eigenschaften dieser hormonwirksamen Pflanzen auch im menschlichen Organismus Wirkung zeigen und hormonwirksame Lebensmittel, das menschliche Hormonsystem im Gleichgewicht zu halten und bei Ungleichgewichten ins Gleichgewicht zurück bringen können.
Wie es um den den Hormonspiegel bestellt ist, lässt sich durch einen Bluttest oder Speichelhormontest feststellen.
Neben den Sexualhormonen Östrogen und Progesteron lassen sich auch Hormone wie Testosteron, Cortisol und DHEA auswerten.
Verschiedene Ärzte und Heilpraktiker befürworten einen Speichelhormontest, da er aussagekräftigere Werte von biologisch verfügbaren Hormonen liefern soll.
Pflanzliche Hormone aus der Gruppe der Phytoöstrogene ähneln strukturell und wirkungsmäßig dem Östradiol. Das Hormon Östradiol ist eine der wirksamsten natürlichen Östrogenformen beim Menschen.
Phytoöstrogene sind durch ihre hormonähnliche Struktur in der Lage, an die sogenannten Rezeptorstellen der Zellen anzudocken, wo sie entweder hormonelle Wirkungen auslösen oder Blockaden bilden können, die verhindern, dass sich andere Hormone oder Substanzen andocken.
Bei einem bestehenden Hormonungleichgewicht spielen die Eigenschaften dieser pflanzlichen Hormone eine zentrale Rolle im Körper, denn sie beeinflussen auch die Gesunderhaltung der Knochen, des Herzens, der weiblichen Brust sowie der männlichen Prostata.
Diese hormonähnlich wirkenden pflanzlichen Substanzen werden hauptsächlich in drei Klassen unterteilt:
- Isoflavone (Gruppe von Flavonoiden)
- Lignane
- Courmestane
Courmestane haben jedoch nur geringe Bedeutung, weil sie sehr selten vorkommen.
Viele Alternativmediziner empfehlen in den Wechseljahren Flavonoide zu verzehren oder Soja-Präparate zur Vorbeugung gegen Altersbeschwerden und hormonabhängige Krebserkrankungen wie Prostatakrebs und Brustkrebs einzunehmen.
Progesteron ist auch in Pflanzen Gegenspieler von Östrogen
Natürlicher Gegenspieler des Östrogens ist das Progesteron, das oftmals in den gleichen pflanzlichen Lebensmitteln vorkommt wie die östrogenähnlichen Hormone. Zwar üben die gesundheitsfördernden pflanzlichen Hormone gegenüber dem körpereigenen Östrogen und Progesteron eine wesentliche geringere Wirkung aus, die jedoch dadurch ausglichen werden kann, dass Lebensmittel mit diesen pflanzlichen Hormonen regelmäßig in höherer Menge verzehrt werden.
Hormone beeinflussen Wechseljahrbeschwerden
Wenn es um die weiblichen Wechseljahrbeschwerden geht, die mit Östrogenmangel und Progesteronmangel einhergehen, sind hauptsächlich die in Pflanzen vorkommenden Steroidhormone Östrogen und Progesteron für den Körper von Bedeutung.
Hohe Anteile der Östrogen-ähnlich wirkenden Isoflavone finden sich besonders in Lebensmitteln wie Sojabohnen, Leinsamen, Trockenfrüchten, Zwiebeln, Beeren, Kohl oder Rotklee.
Während die nährstoffreichen Sojabohnen in vielen Produkten verarbeitet werden, findet man Rotklee vorwiegend in Form von Tee.
Die Wirkung ist, wie sich beispielsweise aus Studien im Zusammenhang mit dem Verzehr von Sojaprodukten ergibt, allerdings von verschiedenen Faktoren abhängig, etwa davon, wie hoch die Östrogenkonzentration im jeweiligen Körper ist.
Zu beachten ist im Hinblick auf den Verzehr von Kohl insbesondere, dass trotzdem eine tägliche Portion Kohl wie beispielsweise Brokkoli, Rotkohl, Grünkohl, Rosenkohl oder Weißkohl eine Östrogendominanz durch ihre hemmende Wirkung positiv beeinflussen kann, die regelmäßig verzehrte Kohlmenge aber auch eine Kropfbildung fördern kann, denn sie behindert die Produktion der jodhaltigen Schilddrüsenhormone.
Tabelle unterstützender Lebensmittel bei Östrogenmangel und Progesteronmangel
Pflanzliche Hormone Progesteron und Östrogen in Lebensmitteln:
Lebensmittel | Progesteron-haltige Lebensmittel | Östrogen-haltige Lebensmittel |
---|---|---|
Getreide, Nüsse, Samen | Buchweizen, Erdnüsse, Hafer, Mandeln, Leinsamen, Reis, Sesam, Sonnenblumenkerne, Weizen, Haselnüsse, Pistazien | Buchweizen, Edelkastanien, Erdnüsse, Hafer, Haselnüsse, Leinsamen, Mandeln, Pistazien, Sesam, Sonnenblumenkerne |
Gewürze, Kräuter, Salate | Frauenmantel, Honigklee, Knoblauch, Kopfsalat, Küchenschelle, Meerrettich, Mönchspfeffer, Nachtkerze, Scharfgarbe, Wasserkresse, Weinrebe | Bockshornklee, Brennnesselwurzel, Gartenkresse, Ginseng, Hopfen, Johanniskraut, Knoblauch, Kopfsalat, Löwenzahn, Lorbeerblätter, Nachtkerze, Portulak, Rotklee, Salbei, Schafgarbe, Senf, Traubensilberkerze |
Getränke | Kaffee, Kakao, Schwarztee | Kaffee, Sanddornsaft, Schwarztee |
Obst | Ananas, Bananen, Brombeeren, Datteln, Erdbeeren, Feigen, Kokosnuss, Papaya, Pfirsiche, Sauerkirschen, Wassermelonen, Zitronen, Zwetschgen | Ananas, Apfel, Aprikosen, Avocados, Bananen, Brombeeren, Datteln, Erdbeeren, Feigen, Granatapfel, Himbeeren, Kokosnüsse, Papaya, Pfirsiche, Sauerkirschen, Wassermelonen, Zitronen, Zwetschgen |
Hitzewallungen und andere Wechseljahrbeschwerden gehen Studienergebnissen zufolge zurück, wenn eine Ernährung etwa 40 bis 60 Milligramm Isoflavonoide am Tag enthält. Untersuchungen nach, führen tägliche Verzehrmengen von 45 Milligramm Isoflavonoid zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome.
Besonders reich an phytoöstrogenhaltigen Lignanen ist etwa der Leinsamen. Lignane kommen aber auch in frischem Gemüse und in Getreide vor.
In Asien und Lateinamerika, wo die Ernährung üblicherweise einen hohen Östrogenanteil hat, treten einige Erkrankungen und Beschwerden, die im Westen häufig diagnostiziert werden, eher selten auf. Darunter fallen verschiedene Krebsarten, Osteoporose sowie Wechseljahrbeschwerden und Beschwerden des Herz- Kreislaufsystems.
Obwohl die Wirkung von Isoflavonpräparaten bislang wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist, versprechen sich einige Betroffene durch die Einnahme einen Rückgang der Wechseljahrbeschwerden. Dabei stehen solche Nahrungsergänzungsmittel mit isolierten Isoflavonen in der Kritik, die die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfohlene maximale Tagesdosis und Einnahmedauer überschreiten und bei denen wichtige Warnhinweise fehlen, wonach vor der Einnahme ärztliche Rücksprache erfolgen sollte. Für Präparate mit Soja-Isoflavonen gilt eine maximale Tagesverzehrmenge von 100 Milligramm bei maximaler Einnahmedauer von 10 Monaten als sicher, Rotklee-Isoflavone sind dagegen bei 43,5 Milligramm täglich und 3 Monaten Höchsteinnahmedauer sicher. Diese Werte gelten für gesunde Frauen in den Wechseljahren, für andere Personengruppen liegen keine Werte vor, so dass das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Frauen, bei denen ein östrogenabhängiger Brustkrebs oder Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert wurde, deshalb von der Einnahme abrät.
Gut erforscht ist hingegen die vorbeugende Wirkung von Soja und Sojaprodukten auf die Entstehung von Prostatakrebs und Brustkrebs. Nach einer Studie der Oxford Akademie unter dem Titel „Perspectives on the soy-breast cancer relation“ können Frauen ihr Brustkrebsrisiko senken, wenn sie bereits als Kinder und Jugendliche regelmäßig Lebensmittel mit Soja verzehren.
Nach Empfehlungen einiger Institutionen, darunter die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), wird Müttern, die nicht stillen, davon abgeraten, auf Sojamilch oder Sojadrinks zurückzugreifen, da es sich dabei nicht um Säuglingsnahrung handelt. Während der Schwangerschaft und Stillzeit gelten Sojaprodukte jedoch als sicher und bilden einen Teil der ausgewogenen Ernährung.
Lebensmittel mit hohen Anteilen von Estradiol und Estriol
Weitere Östrogenformen, die in verschiedenen pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen und den Hormonspiegel beeinflussen, sind Estradiol und Estriol.
Das vergleichsweise schwache Estriol wird nur in geringen Mengen in Leber, Nebennierenrinde und den weiblichen Eierstöcken gebildet, hauptsächlich produziert es der Körper aber während der Schwangerschaft, weshalb es auch als Schwangerschaftshormon bekannt ist. Estriol ist ein Abbauprodukt des Östrogens Estradiol. Estriol steht in Verbindung mit der Freisetzung der Hitzeschockproteine und beeinflusst auch den Einstrom von Kalzium in die glatte Muskulatur der Arterien.
Produkte mit Einfluss auf Estradiol-Spiegel | Produkte mit Einfluss auf Estriol-Spiegel |
---|---|
Alkohol, Bockshornklee, Eigelb, Hülsenfrüchte, Mandeln und Mandelprodukte, Lakritz bzw. Süßholzwurzel, Leinsamen und Leinsamenprodukte, Schweinsfett | Beinwell, Ei, Leinsamen und Leinsamenprodukte, Milchfetthaltige Produkte |
Einige pflanzliche Hormone wirken testosteronähnlich
Phytoandrogene und andere Nährstoffe nehmen Einfluss auf den Testosteronwert. Verschiedene pflanzliche Lebensmittel enthalten sogenannte Phytoandrogene, die dem stärksten männlichen Sexualhormon Testosteron ähneln.
Zu den phytoandrogenhaltigen pflanzlichen Lebensmitteln, die den Testosteronspiegel fördern können, zählen insbesondere Soja, Ginseng, Hafer und auch Brennnesselwurzeln.
Bestimmte Nährstoffe unterstützen den Testosteronspiegel
Auf den Testosteronspiegel haben aber auch andere Nährstoffe als pflanzliche Hormone einen Einfluss, wenn auch einen indirekten.
Verschiedene Nährstoffe müssen in ausreichender Menge verfügbar sein, damit das männliche Hormon Testosteron überhaupt gebildet werden kann.
Ein Mangel an diesen Nährstoffen kann den Testosteronspiegel senken. Zu den Nährstoffen, die in Verbindung mit der Testosteronproduktion stehen, zählen:
Ein ausgewogener Testosteronspiegel ist am besten im Rahmen einer vollwertigen Ernährung zu erreichen, bei der auch diese Nährstoffe regelmäßiger Bestandteil des Speiseplans sind.
Kontraproduktive pflanzliche Substanzen
Möglicherweise kann der Testosteronspiegel durch hormonähnlich wirkende pflanzliche Lebensmittel beeinflusst werden. Ein Beispiel dafür ist der Hopfen im Bier, er soll den männlichen und weiblichen Hormonhaushalt sogar auf unterschiedliche Weise beeinflussen können. Dem Hopfen wird eine estrogene Wirkung nachgesagt. Demnach soll Hopfen im Bier bei Frauen den Hormonhaushalt ankurbeln und die sexuelle Lust steigern, während er beim Mann gerade anders herum wirkt.
Nach Aussage führender Wissenschaftler ist diese Wirkung noch nicht abschließend geklärt. Sie soll aber auch stark von der Hopfensorte und dem Erntezeitpunkt abhängig sein.
Mehr Infos zum Thema finden Sie in den Berichten:
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 11/2017 | aktualisiert 08.11.2023
Bildquelle: © Bild von Silvia auf Pixabay.com
Quellen und weiterführende Informationen:
- Isoflavone in Nahrungsergänzungsmitteln für Frauen nach der Menopause: kein Hinweis auf schädliche Wirkung. EFSA. 21.Oktober 2015
- Bührer-Lucke, Gisa. Wechseljahre Positiv und entspannt in eine neue Lebensphase. 2008. Verlag Humboldt
- Weitere Quellen im Bericht Wechseljahrbeschwerden, Hormone, Therapie
- G. Schneider, K. Hiller. Arzneidrogen. Spektrum Akademischer Verlag. 4. Auflage. 1999
- Weitere Quellen im Bericht Testosteron, Therapie und Ernährung bei Testosteronmangel
- S.D. Müller-Nothmann. Handbuch der Vitalstoffe. Verlag Pausmedien. 2007
- Tofu und Co.: wie gesund sind Sojaprodukte? AOK 07.07.2022
- Isoflavone. BfR
Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen
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