Im Zentrum der Phytotherapie stehen Arzneipflanzen zur medizinischen Behandlung. Die Phytotherapie hat lange Tradition und ist in Deutschland eine eigenständige Therapierichtung. Diese Therapieform zählt zu den fünf Grundsäulen klassischer Naturheilverfahren und wird auf wissenschaftlich anerkannter Grundlage eingesetzt. Als ganzheitlich geprägtes Verfahren, das neben dem Körper auch Geist und Seele mit einbezieht, gehen Mediziner in der Phytotherapie gegen Krankheiten ohne chemische Medikamente vor.

Nebenwirkungsarme oder nebenwirkungsfreie pflanzliche Heilmittel werden in der Phytotherapie gezielt eingesetzt, um die körpereigenen Ordnungs- und Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Viele Kulturkreise blicken in der Pflanzenheilkunde auf eine lange Tradition zurück. Im Laufe der Geschichte haben sich unterschiedliche Bereiche herausgebildet.

In Deutschland werden die phytotherapeutischen Bereiche unterschiedlich gegliedert.

Der Bereich der rationalen Phytotherapie umfasst die von Verwendung Phytopharmaka auf wissenschaftlich anerkannter Grundlage.

Bei der traditionellen Phytotherapie steht der medizinische Erfahrungsschatz im Focus. Dieser Bereich umfasst die Kräutermedizin, die traditionelle Pflanzenheilkunde sowie die Volksmedizin, die ohne Bedeutung in der ärztlichen Verordnung ist.

Ein anderer Bereich ist die emotionale Phytotherapie. Darunter fallen verschiedene komplementärmedizinische Verfahren wie die Hildegard-von-Bingen-Medizin, die Bachblütentherapie, die Paracelsus-Therapie und andere Therapien, zu deren Wirksamkeit keine wissenschaftlich anerkannten Studien vorliegen.

Zur transkulturellen Phytotherapie zählen dagegen komplementärmedizinische Verfahren aus anderen Kulturkreisen wie zum Beispiel die Traditionell chinesische Medizin oder die indische Heilkunst Ayurveda, zu deren Wirksamkeit in Deutschland keine wissenschaftlich anerkannten Studien vorliegen.

Anwendung der Phytotherapie

Oft ergänzt sie die klassische Therapie. Die Phytotherapie wird von vielen Ärzten (Phytotherapeuten) mit einer entsprechenden Zusatzausbildung ergänzend zu schulmedizinischen Verfahren angewendet oder sie kommt auch durch Heilpraktiker oft bei solchen Patienten zum Einsatz, die sanfte und möglichst natürliche Behandlungsmethoden vorziehen. Anwendung findet die Phytotherapie insbesondere, um Krankheiten vorzubeugen oder chronische Krankheiten zu behandeln. Bei schweren akuten und chronischen Erkrankungen wird sie von Phytotherapeuten oft ergänzend zu schulmedizinischen Therapien angewendet.

LESETIPP

Wirkstoffe in Heilpflanzen

Heilpflanzen – Wirkstoffe und Anwendungsgebiete

Einige nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel zählen zu den phytotherapeutischen Standardmedikamenten und werden etwa bei unterschiedlichen Erkrankungen verordnet.

Zur Verordnung kommen in der Phytotherapie beispielsweise Gingko-biloba-Extrakte zur Behandlung von Demenz und Flohsamenschalen zur unterstützenden Behandlung bei Morbus Chron, dem Kurzdarmsyndrom und HIV-assoziierter Diarrhö.

Verordnet werden auch spezielle Mistelpräparate in der palliativen Therapie von malignen Tumoren zur Verbesserung der Lebensqualität sowie Hypericum-Extrakte bei mittelschweren depressiven Phasen.

Wirkung von Phytopharmaka

Wie wirken phytotherapeutische Arzneipflanzen? Arzneipflanzen haben durch ihr reichhaltiges Gemisch an Stoffen naturgemäß ein breiteres Wirkungsspektrum als synthetisch hergestellte Präparate, die in der Regel nur einen oder wenige Wirkstoffe aufweisen. Somit können Phytotherapeuten eine Arzneipflanze oft gleichzeitig auf mehreren Gebieten einsetzen.

Viele Arzneipflanzen wirken nicht nur antientzündlich, sondern gleichzeitig auch immunmodulierend und schmerzlindernd.

Phytopharmaka sind als pflanzliche Arzneimittel beim Bundesinstitut für Arzneimittel zugelassen und registriert. Ihre Unbedenklichkeit und Wirksamkeit wurde vor der Zulassung durch entsprechende Studien oder bibliographische Quellen nachgewiesen. Außerdem verfügen sie über eine pharmazeutische Qualität, die den gleichbleibenden, kontrollierten Standard der Inhaltsstoffe und damit auch der Wirkung gewährleistet. Meist sind es gesundheitsfördernde sekundäre Pflanzenstoffe, die in der Phytotherapie wirksam werden.

Wenn ein pflanzliches Arzneimittel als traditionell pflanzliches Arzneimittel registriert ist, wurde anstatt der üblichen Nachweise eine traditionelle Anwendung belegt, die mindestens über die Dauer von 30 Jahren nachweisbar sein muss.

Pflanzliche Arzneimittel (Phytopharmaka)

In der Pflanzenheilkunde werden Phytopharmaka innerlich oder äußerlich als Fertigpräparate eingesetzt. Bei den Phytopharmaka handelt es sich in der Regel um Präparate mit Teilen von Arzneipflanzen. Verwendet werden zum Beispiel Blätter, Wurzeln oder Blüten, aber auch ätherische Öle daraus oder Zubereitungen aus Arzneipflanzen wie Tinkturen, Presssäfte oder Trockenextrakte. Getrocknete Arzneipflanzen bezeichnen Experten als Drogen. Äußerlich kommen Phytopharmaka in Form von Cremes, Salben, Wickeln oder Badezusätzen zur Anwendung.

Nebenwirkungen in der Phytotherapie

Auch in der Phytotherapie sind Nebenwirkungen möglich. Die Phytotherapie ist allerdings nur in seltenen Fällen mit Nebenwirkungen verbunden. Mögliche Nebenwirkungen oder Gegenanzeigen lassen sich aus der Packungsbeilage der verordneten Phytopharmaka entnehmen. Auch freiverkäufliche Naturheilmittel können etwa in hohen Dosierungen oder über eine längere Anwendungsdauer Nebenwirkungen auslösen. Die Einnahme der Phytopharmaka sollte in Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker erfolgen.

Verordnung von Phytopharmaka

Das grüne Rezept spielt in der Pflanzentherapie eine wichtige Rolle. Mit dem grünen Rezept verordnet der Arzt im Rahmen der phytotherapeutischen Behandlung ein rezeptfreies, nicht verschreibungspflichtiges Arzneimittel, das in der Apotheke erhältlich ist. Zwar muss der Patient das Arzneimittel in vielen Fällen selbst bezahlen, aber dafür entfällt für jede Kassenverordnung der Zuzahlungsbetrag in Höhe von 5 bis 10 Euro.

Außerdem kann ein eingelöstes Grünes Rezept zusammen mit dem Kaufbeleg in der Einkommenssteuererklärung als außergewöhnliche Belastung geltend gemacht werden.

Krankenkasse erstattet die Kosten der Phytotherapie nach Maßgabe

Die Kostenübernahme beim ärztlichen Beratungsgespräch ist in der Regel unproblematisch, denn im Rahmen der Phytotherapie übernehmen es alle Krankenkassen. Krankenkassen sind hingegen nicht verpflichtet die Leistung von Heilpraktikern zu erstatten. Bei der Phytotherapie liegen Erstattungen oder Teilerstattungen ansonsten im Ermessen der zuständigen Krankenkasse.

Kostenübernahme für nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel ist freiwillig

Seit der Gesundheitsreform 2004 dürfen Krankenkassen nicht verschreibungspflichtige Medikamente grundsätzlich nicht mehr erstatten. Allerdings können seit 2012 alle gesetzlichen Krankenkassen selbst entscheiden, ob sie Patienten nicht verschreibungspflichtige, apothekenpflichtige Arzneimittel erstatten wollen. Diese Regelung betrifft phytotherapeutische, homöopathische und anthroposophische Arzneimittel.

Erstattung beim Grünen Rezept

Einige gesetzliche Krankenkassen übernehmen seit der Gesundheitsreform die Erstattung für bestimmte Arzneien dieser Art im Rahmen einer Phytotherapie nach Maßgabe. Häufig werden die Kosten aber von den Krankenkassen nur dann erstattet, wenn die Arzneimittel auf dem Grünen Rezept verordnet wurden und ein entsprechender Kaufbeleg beigefügt ist, der dann ebenfalls zur Krankenkasse eingesendet werden muss.

Auskunft zur Kostenübernahme kann der behandelnde Arzt und die zuständige Krankenkasse geben. Allgemeine Informationen zur Kostenübernahme bei Alternativen Heilbehandlungen finden Sie in unserem Artikel: Kostenübernahme und Eigenteil bei Reha und Naturheilverfahren.

Text: Katja Schulte Redaktion
Datum: 11/2016 | aktualisiert 17.01.2023
Bildquelle: © Bild von FinjaM auf Pixabay.com

Karin Kraft, Rainer Stange: Lehrbuch Naturheilverfahren. Hippokrates Verlag. 2010

Heinz Schilcher, Susanne Kammerer, Tankred Wegener. Leitfaden Phytotherapie. Verlag Elsevier. 4.Auflage. 2010

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Zukunft Phytotherapie

Arzneipflanzenlexikon

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